Zu den Klippen von Vanikoro. Jean-Francois de Lapérouse
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Читать онлайн книгу Zu den Klippen von Vanikoro - Jean-Francois de Lapérouse страница 13
[Es folgen einige Bemerkungen über die von Herrn Dagelet täglich vorgenommenen Standortmessungen und die auf alten spanischen Seekarten verzeichneten Insel La Mesa, Los Majos und La Disgraciada, die von dem französischen Geschwader an der Stelle, an der sie liegen sollen, nicht aufgefunden werden.]
Am 7. Mai, als wir unter dem 8. Grad nördlicher Breite segelten, sahen wir eine große Anzahl von Vögeln, hauptsächlich Sturm-, aber auch Fregatt- und Tropikvögel. Die beiden letzteren Gattungen sollen sich, sagt man, nie weit vom Land entfernen. Auch schwammen sehr viele Schildkröten um und neben unseren Schiffen. Zwei derselben wurden von den Matrosen der Astrolabe gefangen. Die Vögel und die Schildkröten zeigten sich noch, als wir schon 14 Grad zurückgelegt hatten. Ich war daher ganz sicher, dass irgendeine unbewohnte Insel ganz in der Nähe lag, denn diese Tiere suchen sich lieber eine Klippe mitten im Meer zum Aufenthalt aus als eine Gegend, wo Menschen wohnen. Am 18. Mai befand ich mich unter dem 20. Grad nördlicher Breite und unter dem 139. Grad westlicher Länge gerade an der Stelle, an der, den Spaniern zufolge, die Insel La Disgraciada liegen sollte, ohne dass wir sie sahen. Am 20. hatte ich das ganze Gebiet von Los Majos durchschnitten, ohne dass uns auch nur die Spur von einer Insel zu Gesicht gekommen wäre. Ich fuhr fort, auf diesem Parallelkreis gen Westen zu steuern. Im Morgengrauen des 28. erblickte ich die schneebedeckten Berge der Insel Owyhee11 und bald darauf die weniger hohen der Insel Mowée12. Ich ließ noch weitere Segel setzen, um schneller an Land zu kommen, war aber dennoch bei Einbruch der Nacht noch sieben bis acht Meilen von der Küste entfernt. Ich brachte die Nacht mit Lavieren zu und wartete, bis der Tag anbrechen würde, weil ich mir vorgenommen hatte, in den zwischen den beiden Inseln liegenden Kanal einzulaufen, um bei der Insel Morokinne13 zu ankern. Unsere Längenmessungen stimmten ganz mit denen des Kapitäns Cook überein. Die sorgfältigsten Vergleiche ergaben nur eine Differenz von 10 Minuten, die wir uns weiter gegen Osten befanden.
Um neun Uhr des Morgens umsegelte ich die Westspitze von Mowée, und zwar 15 Grad nördlich. Im Westen, 22 Grad nördlich, nahm ich ein kleines Eiland wahr, das von den Engländern nicht bemerkt wurde und auf ihrer Karte nicht zu finden ist. Der Anblick von Mowée war zum Entzücken schön. Wir segelten in einer Entfernung von einer Meile die Küste entlang. Da sahen wir denn, wie das Wasser in Kaskaden von den Gipfeln der Berge herabschoss, sich zwischen den Niederlassungen der Indianer hindurchschlängelte und dann dem Meer zuströmte. Die Dörfer lagen so nahe beieinander, dass man sie für eine einzige Ansiedlung von drei oder vier Meilen Länge halten konnte. Alle diese Hütten stehen dicht am Ufer, und die hinter ihnen liegenden Berge sind so nahe, dass der Umfang der bewohnten Uferzone eine halbe Meile nicht übersteigen dürfte. Nur ein Seemann, der sich an einem glühendheißen Tag mit einer einzigen Flasche Wasser begnügen muss, um seinen Durst zu stillen, ermisst, was wir beim Anblick der Küste von Mowée empfanden. Die Baumgruppen auf den vor uns liegenden Bergen, das frische Grün, die Bananenbäume, die die Indianer um ihre Hütten gepflanzt hatten, dies alles wirkte mit unbeschreiblichem Zauber auf unsere Sinne. Leider brandete das Meer an der Küste so heftig, dass wir, neue Tantalusse, zunächst nur das, was sich uns entzog, mit gierigen Blicken verschlangen.
Mittlerweile nahm der Wind zu, und wir legten in einer Stunde zwei Meilen zurück. Ich bestand darauf, noch vor Einbruch der Dunkelheit die ganze Küste bis hin zur Insel Morokinne abzufahren; vor Morokinne hoffte ich einen Ankerplatz zu finden, der unsere Schiffe vor den Landwinden schützte. Diesem Plan zufolge war es mir nicht möglich, einige Segel zu reffen und auf die ungefähr hundertfünfzig Pirogen zu warten, die sich uns von Mowée aus näherten. Sie waren sämtlich mit Obst und Schweinen beladen. Die Indianer führten uns die Waren zu, um sie gegen Eisen einzutauschen.
Fast alle Pirogen kamen uns so nahe, dass sie an eine der beiden Fregatten anlegten. Da wir aber auf der Suche nach einem sicheren Ankerplatz rasch davonsegelten, gerieten sie in hohen Wellenschlag und füllten sich mit Wasser. Die paddelnden Indianer sahen sich genötigt, das Schiffsseil, das wir ihnen zugeworfen hatten, wieder fahren zu lassen. Sie schwammen ans Ufer zurück, liefen ihren jungen Schweinen nach, brachten sie zurück, drehten mit den Schultern die gekenterten Pirogen wieder um, schöpften das Wasser aus den Booten, sprangen vergnügt und munter wieder hinein und paddelten aus Leibeskräften auf uns zu, um den Platz wieder einzunehmen, an dem anderen Händlern just das gleiche Schicksal widerfuhr. Auf diese Art sahen wir hintereinander mehr als vierzig Pirogen umschlagen. Wiewohl nun der Handel mit diesen gutmütigen Indianern sie und uns ganz ausnehmend zufriedenstellte, kam dabei doch nicht allzu viel heraus; es gelang uns nicht, mehr als fünfzehn Schweine und einige Früchte einzutauschen.
Die soeben erwähnten Pirogen besitzen einen Ausleger und fassen dabei bis fünf Mann. Die von mittlerer Größe sind zwar vierundzwanzig Fuß lang, aber nur einen Fuß breit und tief. Wir wogen eine Piroge, die diese Maße hatte, und fanden, dass sie nicht über fünfzig Pfund schwer war. Dessen ungeachtet wagen sich die Bewohner dieser Inseln mit so schwachen Fahrzeugen bis zu sechzig Meilen in die offene See und setzen damit über Wasserstraßen, die, wie der Kanal zwischen Atooi und Wohaoo14, zwanzig Meilen breit sind und wo es überdies noch heftig stürmt. Sie sind allerdings so gute Schwimmer, dass sie es in dieser Hinsicht mit Robben und Meerwölfen aufnehmen.
Je weiter wir vorankamen, desto mehr hatten wir den Eindruck, dass sich die Berge immer tiefer ins Innere der Insel zurückzögen, die nun in der Gestalt eines ziemlich ausgedehnten, gelbgrün schimmernden Halbrunds vor uns lag. Die Wasserfälle verschwanden; die Bäume in der Ebene schienen nicht mehr so dicht beieinanderzustehen wie bisher; die Dörfer bestanden nur noch aus zehn bis zwölf elenden Hütten, die ziemlich weit auseinanderlagen. Nachdem ich Kurs gegen Südwest genommen hatte und bis zur Südwestspitze von Mowée gekommen war, wendete ich mich nach West, dann allmählich nach Nordwest und kam an den Ort, wo die Astrolabe in dreiundzwanzig Klaftern Tiefe, ungefähr eine Drittelmeile vom Land, vor Anker lag. Hier waren wir gegen die Winde, die von der offenen See kamen, durch eine himmelhohe, von Wolken umgebene Felswand gedeckt, aus der von Zeit zu Zeit heftige Windstöße herabfuhren. Mit jedem Augenblick nahm der Wind eine andere Richtung an, sodass wir unaufhörlich an unseren Ankern hin und her trieben. Wir waren an dieser Stelle übel dran, weil wir uns, der heftigen Strömung wegen, nicht eher gegen den Wind legen konnten, als bis uns die oben erwähnten Windstöße dazu Gelegenheit boten. Sie wühlten das Meer dermaßen auf, dass man es mit unseren Booten fast nicht befahren konnte. Dem ungeachtet ließ ich eins derselben sofort aussetzen und in der Bucht das Senkblei auswerfen. Der Offizier, dem ich dies aufgetragen hatte, berichtete mir, dass der Ankergrund bis nahe ans Ufer überall von gleicher Beschaffenheit sei, dass er zwar allmählich seichter werde, jedoch zwei Kabeltaue vom Gestade noch immer eine Tiefe von sieben Klaftern habe. Als ich die Anker lichten ließ, sah ich, dass die Ankertaue stark zerscheuert und zerrieben waren. Folglich gab es um uns herum viele verborgene Klippen, die nur mit einer ganz dünnen Schicht Sand bedeckt waren.
Mittlerweile