Zu den Klippen von Vanikoro. Jean-Francois de Lapérouse

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Читать онлайн книгу Zu den Klippen von Vanikoro - Jean-Francois de Lapérouse страница 11

Zu den Klippen von Vanikoro - Jean-Francois de Lapérouse Edition Erdmann

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Generation verfertigt worden sein, die sich ohne Übertreibung auf zweitausend Seelen beläuft. Die Zahl der Frauen auf der Insel scheint mit der der Mannsleute so ziemlich gleich zu sein; auch sah ich nirgendwo mehr Kinder herumstrolchen. Und wiewohl ich unter den beinahe zwölftausend Inselbewohnern, die unsere Landung an der Bay angelockt hatte, nicht mehr als höchstens dreihundert Weiber wahrnahm, so konnte ich daraus doch nichts anderes folgern, als dass die übrigen Weiber zu Hause geblieben waren – weil sie mehr Zurückhaltung übten oder weil sie mit ihrem Haushalt und ihren Kindern beschäftigt waren –, sodass wir nur diejenigen sahen, die unweit der Bucht wohnten. Diese Vermutung konnte Herr de Langle bestätigten, er berichtete, dass er im Inneren der Insel eine große Anzahl Frauen und Kinder angetroffen habe. Auch begaben wir uns allesamt zu den Höhlen, wo sich die Weibspersonen, wie Herr Förster und einige von Cooks Offizieren anfänglich glaubten, vor ihnen versteckt hatten. Diese Höhlen sind unterirdische Wohnungen; sie sind nicht anders geformt als diejenigen, die ich sogleich beschreiben werde und in denen wir kleine Bündel Reisigholz fanden. Der größte Wohnplatz war nur fünf Fuß lang und hatte einen Durchmesser von knapp sechs Zoll. Warum die Inselbewohner ihre Frauen und Kinder hier verbargen, als Kapitän Cook sie im Jahre 1772 besuchte, kann ich nicht erklären. Ich habe alle Ursache zu vermuten, dass das Vertrauen, das uns die Inselbewohner entgegenbrachten und das uns gestattete, sie gründlicher zu studieren, das Resultat von Cooks Diplomatie und Großzügigkeit war.

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       Die Osterinsel: Bewohner und Denkmäler

      Man nimmt an, dass alle Denkmäler auf der Insel aus uralten Zeiten stammen. Herr Duché de Vancy hat sie sehr genau gezeichnet. Sie stehen im Freien, und man findet in ihrer Nähe eine große Menge Knochen, was darauf hindeutet, dass sie Begräbnisstätten waren. Heutigentags errichtet man statt dieser Kolosse kleine, pyramidenförmige Steinhaufen, deren Spitze mit Kalkwasser angestrichen wird. Diese Mausoleen, die ein einzelner Mann in einer Stunde auftürmen kann, trifft man besonders häufig in Ufernähe an. Ein Indianer legte sich auf den Boden, um uns dadurch zu verstehen zu geben, dass diese Steine ein Grab seien; dann hob er beide Hände gen Himmel, um anzuzeigen, dass er an ein künftiges Leben glaube. Anfangs wollte mir diese Deutung nicht einleuchten, und ich muss zugeben, dass ich den Inselbewohnern eine Vorstellung dieser Art nicht zutraute. Als ich aber nachher mehrere von ihnen dieses Zeichen wiederholen sah, und als mir Herr de Langle erzählte, dass er auf seinem Streifzug durch das Innere der Insel dieselbe Beobachtung gemacht habe, blieb mir diesbezüglich kein Zweifel mehr übrig. Im Übrigen nahmen wir auf der Insel keine Spur von Gottesdienst wahr; ich glaube, niemand wird die bereits erwähnten Statuen für Götzenbilder halten, obschon die Indianer für sie eine gewisse Ehrerbietung zeigen. Die kolossalen Bildsäulen, deren Dimensionen ich bereits angegeben habe, bestehen aus eisenhaltigem Tuff, einer vulkanischen Steinart, die den Naturforschern unter der Benennung Lapillo bekannt ist. Der Stein ist so fein und leicht, dass einige von Cooks Offiziere auf den Einfall kamen, ihn für ein Kunstprodukt zu halten, das aus einer Art von Mörtel hergestellt und dann unter der Einwirkung der Luft hart wird. Noch hat man keine Erklärung dafür, wie eine so schwere Last ohne die dazu erforderlichen Richtkeile aufgerichtet werden konnte. Wir sind aber, wie gesagt, davon überzeugt, dass die Bildsäulen aus sehr leichtem Vulkanstein bestehen. Schon Kapitän Cook hat sehr gut erklärt, dass man mit fünf bis sechs Ruten langen Hebeln, wenn man nur Steine unter sie schiebt, noch weit schwerere Lasten stemmen kann; eine Arbeit, die hundert Männer bequem verrichten können. Bei einer größeren Anzahl würde nur einer dem anderen im Weg stehen. Demzufolge fällt alles Wunderbare gänzlich weg, erklärt man den Lapillo nur für ein Naturprodukt. Auch hat man allen Grund anzunehmen, dass es auf dieser Insel nur darum keine neuen Denkmäler gibt, weil hier alle Stände einander gleich sind und weil es niemandem einfällt, sich zum König eines Volkes aufzuwerfen, das beinahe ganz nackt einhergeht und sich von nichts als Süßkartoffeln und Jamswurzeln nährt. In Ermangelung benachbarter Volksstämme, die sie in Kriege verwickeln könnten, haben die Bewohner der Osterinsel es nicht nötig, sich einem Anführer mit beträchtlicher Autorität zu unterwerfen.

      Über die Sitten und Bräuche dieses Volkes, dessen Sprache mir ganz unbekannt war und das ich nur einen einzigen Tag vor Augen hatte, darf ich weiter nichts als bloße Vermutungen wagen; doch konnte ich die Erfahrungen anderer Reisender verwerten, die schon früher dagewesen waren und deren Berichte ich genau studiert hatte. Ich bin also in der Lage, ihre Beobachtungen durch eigene Überlegungen zu ergänzen.

      Auf der Insel wird kaum der zehnte Teil des Bodens bearbeitet. Ich bin fest davon überzeugt, dass jeder Indianer nur drei Tage zu arbeiten braucht, um sich alles das zu verschaffen, was er das ganze Jahr hindurch für seinen Lebensunterhalt nötig hat. Die Leichtigkeit, mit der hier jeder seine Bedürfnisse befriedigen kann, lässt mich vermuten, dass die Insulaner die Produkte der Erde unter sich aufteilen, wie ich auch fast mit Gewissheit annehme, dass sie – mindestens in ihrem Dorf oder ihrem Distrikt – in Gemeinschaftshäusern leben. Ich maß eins dieser Häuser aus. Es stand nicht weit von der Stelle entfernt, an der wir Posten gefasst hatten, war dreihundertzehn Fuß lang, zehn Fuß breit und in der Mitte zehn Fuß hoch. Im Aussehen glich es einer umgestülpten Piroge. Es besaß nur zwei Türen, die gerade zwei Fuß hoch waren, sodass man auf Händen und Füßen hineinkriechen musste, aber das Ganze konnte mehr als zweihundert Personen fassen. Dem Oberhaupt dieses Volks konnte das Haus nicht als Aufenthaltsort dienen, denn es enthielt keinerlei Gerätschaften, auch hätte ihm seine riesige Ausdehnung keinen Vorteil gebracht. Es bildete vielmehr mit zwei benachbarten kleineren Hütten ein eigenes Dorf.

      Wahrscheinlich verfügt jeder Distrikt auf der Osterinsel über einen eigenen Häuptling, dem die Aufsicht über die Pflanzungen anvertraut ist. Kapitän Cook glaubte, dieser Häuptling sei der Eigentümer. Wenn es aber den berühmten Seefahrer einige Mühe kostete, sich mit einer hinlänglichen Menge Süßkartoffeln und Jamswurzeln zu versorgen, so war dieser Umstand durchaus nicht auf Lebensmittelmangel zurückzuführen, sondern er rührte daher, dass diese Naturprodukte nur mit Zustimmung nahezu aller an Fremde verkauft werden dürfen.

      Was die Frauen angeht, so getraue ich mich nicht zu entscheiden, ob sich die Einwohner eines Bezirks derselben gemeinschaftlich bedienen und ob ihre Kinder der Gemeinschaft gehören. So viel ist richtig, dass es ganz so aussah, als ob kein einziger Indianer über irgendeine Frau die Autorität des Ehemanns ausüben dürfe. Sollten die Inselbewohner aber ihre Ehehälften als ihr Privateigentum betrachten, dann gehen sie auf jeden Fall sehr verschwenderisch mit ihm um.

      Man findet auf der Insel, wie ich schon gesagt habe, einige unterirdische Wohnungen; andere sind aus Binsen verfertigt, was beweist, dass es im Inneren der Insel sumpfige Gegenden gibt. Diese Binsen sind auf eine sehr künstlerische Art ineinandergeflochten und bieten einen vollkommenen Schutz gegen Regen. Die Binsenhütten ruhen auf einem Sockel von Hausteinen von achtzehn Fuß Dicke, in den man in regelmäßigen Abständen Löcher gebohrt hat. In den Löchern stecken Stangen, die, bogenförmig gekrümmt, das Dach tragen. Es besteht, wie die Seitenwände, aus Binsenmatten.

      An der Verwandtschaft der Bewohner der Osterinsel mit den Bewohnern anderer Südseeinseln kann man, wie schon Kapitän Cook festgestellt hat, nicht zweifeln. Sie sprechen dieselbe Sprache und gleichen einander im Aussehen. Ihre Stoffe verfertigen sie aus der Rinde des Maulbeerbaums. Auf der Osterinsel sind diese Bäume sehr selten, weil sie zumeist der Dürre zum Opfer gefallen sind. Diejenigen, die man noch antrifft, sind nie über drei Fuß hoch, und man muss Mauern aufführen, um sie gegen den Wind zu schützen. Merkwürdig ist es, dass die Maulbeerbäume nie höher werden als die Mauern, die ihnen als Schutzwehr dienen.

      In älteren Zeiten dürften sich die Insulaner derselben Landesprodukte erfreut haben wie die Bewohner der Gesellschaftsinseln. Die Obstbäume sind infolge der Trockenheit zugrunde gegangen, der auch die Schweine und die Hunde erlagen; diese Tiere können sich ohne viel Wasser schlechterdings nicht behelfen. Der Mensch aber, der in der Hudson Bay Waltran zu sich nimmt, gewöhnt sich an alles. Ich habe auf der

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