Zu den Klippen von Vanikoro. Jean-Francois de Lapérouse

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Zu den Klippen von Vanikoro - Jean-Francois de Lapérouse Edition Erdmann

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den Berichten anderer Seefahrer sattsam bekannt, dass man diese Indianer als große Kinder ansehen muss, in denen beim Anblick europäischer Gerätschaften so heftige Begierden entstehen, dass sie sich alles Mögliche einfallen lassen, um ihrer habhaft zu werden. Ich hielt es daher für ratsam, mir rechtzeitig bei ihnen Respekt zu verschaffen, und traf deshalb die Anordnung, unsere Landung mit kriegerischem Pomp zu inszenieren. Diese Wirkung erreichten wir dadurch, dass wir mit vier Booten unter einer Bedeckung von zwölf bewaffneten Soldaten an Land gingen. Herr de Langle und ich hatten ein Gefolge von ungefähr siebzig Personen: Es begleiteten uns alle an Bord befindlichen Wissenschaftler, alle Offiziere außer den diensttuenden sowie die Mannschaften unserer Ruderboote. Am Ufer erwarteten uns vierhundert oder fünfhundert Indianer; sie waren unbewaffnet, einige hatten sich mit einzelnen Stücken gelben oder weißen Stoffs geschmückt, die meisten aber waren vollständig nackt. Mehrere dieser Leute trugen Tätowierungen und hatten ihre Gesichter mit roter Farbe bemalt. Ihr Geschrei und ihr Mienenspiel bekundeten Freude. Sie kamen uns bis ins Wasser entgegen und reichten uns die Hand, um uns beim Aussteigen aus den Booten zu helfen.

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       Karte und Ansichten der Osterinsel – aufgenommen im April 1786 an Bord der französischen Fregatten La Boussole und L’Astrolabe

      Nachdem wir uns ausgeschifft hatten, stellten sich die mich begleitenden bewaffneten Soldaten auf mein Geheiß in einem weiten Kreis auf. Wir gaben den Inselbewohnern zu verstehen, dass sie die Kreisfläche nicht betreten dürften. Hier schlugen wir ein Zelt auf. Als dies geschehen war, ließ ich die für sie bestimmten Geschenke an Land schaffen. Da ich ausdrücklich befohlen hatte, dass keiner von unseren Leuten Schüsse abgeben, ja selbst die zudringlichsten Indianer nicht mit dem Flintenkolben zurückstoßen solle, kamen wir rasch in arge Verlegenheit. Das Gedränge wuchs, es kam zu Rangeleien, denn die Begierde der Insulaner ließ sich kaum mehr eindämmen. Zuletzt umringten uns mindestens achthundert Personen, darunter bestimmt hundertfünfzig Weiber. Viele von ihnen waren hübsch und äußerst entgegenkommend, sie boten ihre Gunst jedem an, der ihnen etwas dafür geben wollte. Die Indianer bedeuteten uns, dass wir uns dieser Frauen und Mädchen bedienen sollten. Einige von ihnen boten uns sogar eine Demonstration der Vergnügen, die uns erwarteten; von den Gaffern, die uns bedrängten, waren diese Paare nur durch eine einfache Decke aus einheimischem Stoff getrennt. Während uns die Weiber mit ihren Liebkosungen heimsuchten, wurden uns die Hüte von den Köpfen und die Schnupftücher aus den Taschen gestohlen. Dass diese Diebstähle verabredet und alle Komplizen waren, konnte man daraus ersehen, dass alle nach vollbrachter Tat im selben Augenblick die Flucht ergriffen und wie ein Vogelschwarm aufflogen. Als sie sahen, dass wir von unseren Gewehren keinen Gebrauch machten, kamen sie nach einigen Minuten wieder zurück. Die Weiber fingen erneut an, mit uns zu schmusen, die Männer passten einen günstigen Augenblick ab, um wieder etwas zu stibitzen. Dieses Spiel wiederholte sich den ganzen Vormittag über.

      Da wir uns vorgenommen hatten, in der Nacht wieder abzureisen und folglich die Zeit viel zu kurz war, als dass wir uns hätten darauf einlassen können, den Insulanern ihre Unarten abzugewöhnen, hielten wir es für das Beste, uns an ihren Diebereien zu belustigen. Um aber jedem Akt der Gewalttätigkeit vorzubeugen, der schlimme Folgen hätte haben können, ließ ich den Soldaten und Matrosen mitteilen, dass ich ihnen die gestohlenen Hüte und Mützen ersetzen würde. Fast alle Indianer waren unbewaffnet; drei oder vier von ihnen trugen eine Art Streitkolben, die aber einen nicht eben sehr gefährlichen Eindruck machten. Einige Inselbewohner schienen über die anderen eine gewisse, wiewohl wenig ins Gewicht fallende, Autorität auszuüben. Ich hielt sie für die Häuptlinge und verteilte unter sie Medaillen, die ich ihnen mit einer Kette um den Hals hängte. Bald allerdings merkte ich, dass just sie die abgefeimtesten Spitzbuben waren. Sie stellten sich zwar, als ob sie denen, die uns die Schnupftücher entwendet hatten, nachjagen wollten, doch konnte man ihnen leicht ansehen, dass sie dies mit dem festen Vorsatz taten, die Übeltäter nicht einzuholen.

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