Die berühmtesten Frauen der Weltgeschichte. Martha Schad

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Die berühmtesten Frauen der Weltgeschichte - Martha Schad marixwissen

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gab es die so genannten »ancillae dei canonicae« oder »sanctimoniales«, das heißt Kanonissen, die zu einer weniger strikten Befolgung der Regel verpflichtet waren. Mit einiger Sicherheit gehörte auch Hrotsvitha zu ihnen. Hrotsvitha begann alsbald, die Legenden der Heiligen als Tischlektüre für ihr Kloster in Verse zu setzen. Hrotsvitha hat ihr Werk selbst in drei Bücher eingeteilt. Das Legendenbuch, entstanden in den 50er und 60er Jahren des 10. Jahrhunderts und an ihre Äbtissin Gerberga gewidmet, enthält acht Heiligenlegenden – mit Ausnahme von Gongolf – in leoninischen Hexametern: Maria, Ascensio, Gongolf (Hl. Gangolf), Pelagius, Theophilus (eine Teufelspakt-Legende), Basilius, Dionysius und Agnes. Das Dramenbuch, entstanden um 965, wollte eine christliche Alternative zu Terenz bieten. An die Stelle schlüpfriger Liebesgeschichten sollte die Darstellung der Keuschheit frommer Jungfrauen treten. Es sind dies sechs Dramen in Reimprosa, zum Beispiel »Dulcitus« und »Abraham« – Stücke, die allerdings weniger Dramen als »Dialoglegenden« sind. Dazu kommt noch eine mittelalterliche Fassung des Fauststoffes mit 455 Hexametern.

      Die Kanonisse interessierte sich auch für Politik und Geschichte, besonders für die Geschichte der Päpste. Es entstand eine historische Dichtung in leoninischen Hexametern mit dem Titel »Carmen de gestis Oddonis I. imperatoris« (»Die Taten Ottos des Großen«) in 1500 Versen. Darin schilderte sie ausführlich auch Leben und Charakter der ottonischen Königinnen.

      Des Weiteren verfasste sie eine Geschichte der Gründung und Anfangszeiten des ottonischen Stifts Gandersheim von 846 bis 919. In ihren Legenden und Dramen steht das Lob der Keuschheit im Mittelpunkt einer Welt der göttlichen Wunder, die an Märtyrern und Heiligen offenbar werden. Die Dramen sind die ältesten dramatischen Versuche des Mittelalters.

      Die »Ottonische Renaissance« kannte die heiteren Komödien des römischen Lustspieldichters Terenz. Hrotsvitha orientierte sich an diesem Dichter, verfolgte aber ausdrücklich das Ziel, den oft heidnischen und frivolen Geist durch tugendreiche Darstellung in ihren Arbeiten zu ersetzen. Ihr dichterisches Schaffen lässt sich für den Zeitraum von 960 bis 973 datieren.

      Die wichtigste Handschrift ihrer Werke, die alle Texte außer den Primordia enthält, ist der Codex Bayerische Staatsbibliothek Clm 14485, ein von mehreren Händen in Gandersheim, Ende des 10. oder Anfang des 11. Jahrhunderts geschriebenes Werk. Es wurde von dem Humanisten Conrad Celtis 1491 im Regensburger Kloster St. Emmeram entdeckt und der editio princeps in Nürnberg 1501 (illustriert von Albrecht Dürer) zugrunde gelegt. Hrotsvithas Wahrnehmung war seit der Wiederentdeckung ihres Werks durch Conrad Celtis vom Geschichts- und Frauenverständnis der Zeit abhängig. Dies begann bereits mit Celtis selbst, der auf Hrotsvitha seine Vorstellung einer zeitgemäßen Frauenbildung projektierte: Hrotsvitha wurde zur Verkörperung humanistischer Bildungsideale. Celtis schrieb ihr daher Griechischkenntnisse zu, die nicht belegt sind, aber zum humanistischen Ideal klassischer Zweisprachigkeit gehörten, und übertrieb ihre Kenntnisse in den Fächern des Quadriviums und in der Philosophie. Die einzige kritische Anmerkung zu seiner Darstellung kam von der gebildeten Äbtissin des Klarissenkloster St. Klara Nürnberg, Caritas Pirckheimer. Diese sah in Hrotsvitha einen Beweis für die von Gott gegebene gleiche Begabung von Mann und Frau und nahm Hrotsvithas Motivation zu schreiben nicht als eine humanistische Selbstbetrachtung wahr, sondern sah darin ihren Wunsch, ihre Frauengemeinschaft zu unterrichten und zu erziehen.

      Im Jahr 1930 veranstaltete die Stadt Gandersheim einen Rundfunktag kulturschaffender Frauen. Bereits vier Jahre zuvor hatte die Stadt Hrotsvitha zum Mittelpunkt eines historischen Festumzugs gemacht. Dabei wurde Hrotsvitha auf die Gestae Ottonis reduziert. 1952 feierte Gandersheim sein 1100–jähriges Bestehen, unter anderem mit einem Hrotsvitha gewidmeten Dichterinnentreffen, zu dem etwa Luise Rinser geladen wurde. Im Andenken an das Werk Hrotsvithas finden seit 1959 vor der romanischen Stiftskirche die Gandersheimer Domfestspiele statt. Das angenommene tausendste Todesjahr 1973 brachte eine neue breite Wahrnehmung: Bundespräsident Dr. Gustav Heinemann besuchte Gandersheim anlässlich der Vorstellung einer Briefmarke mit einem Motiv zu Hrotsvitha. Die Stadt Bad Gandersheim verlieh zudem erstmals den nach Hrotsvitha benannten Roswitha-Preis an Schriftstellerinnen. 1975 verlieh die Stadt als weitere nach der Dichterin benannte Ehrung den Roswitha-Ring an die beste Künstlerin aus dem jeweiligen Ensemble der Domfestspiele.

      MATHILDE VON TUSZIEN

      * 1046 unbekannt

      † 1115 in Bondeno di Roncole bei Ferrara

      Markgräfin

      Als erste Frau in der Grabeskirche St. Peter in Rom beigesetzt

       »Mächtige Kusine, geh, erwirke mir den Segen.«

      (KAISER HEINRICH IV.)

      Im 12. Jahrhundert bestimmten zwei Frauen maßgeblich die italienische Politik und die Reformbewegung der Kirche: Beatrix und ihre Tochter Mathilde. Beide waren nacheinander Markgräfinnen von Tuszien. Mathilde beherrschte von ihrem Schloss Canossa aus ganz Norditalien und damit den Weg nach Rom. Mathilde war im Verlauf ihrer langen Herrschaft die verlässlichste Bundesgenossin der Päpste, die sie finanziell, militärisch und diplomatisch unterstützte. Mathildes Vater, Markgraf Bonifaz (985–1052), hatte als 50–jähriger in zweiter Ehe die knapp 15–jährige Beatrix von Lothringen (1015–1076) geheiratet. Unter Bonifaz stiegen die Canusier, wie die Familie nach ihrem Stammsitz Canossa hieß, zur stärksten Feudalmacht Oberitaliens auf. Die 11–jährige Mathilde wurde mit ihrem Stiefbruder Gottfried von Niederlothringen verlobt, der wenig ansehnlich war und den Beinamen der »Bucklige« trug und den sie verabscheute.

      In dieser ersten Ehe war Mathilde sieben Jahre verheiratet. Sie wurde Mutter eines Sohnes, der aber nur wenige Tage lebte. Die Geburt dürfte im Jahr 1071 gewesen sein. Nach der Entbindung verließ Mathilde Niederlothringen und kehrte ohne ihren Mann nach Italien zurück. Die Ehe bestand auf dem Papier bis zum Jahr 1076, der Ermordung ihres Mannes. Als Mathilde damals den Klostereintritt erwog, ließ der Papst das nicht zu. Sie werde in der Welt gebraucht. Kurz darauf starb auch ihre Mutter. Nun war Mathilde zur mächtigen Alleinerbin eines umfassenden Besitzes geworden, der ihr großen politischen Einfluss und Macht einbrachte.

      Als der schon lange schwelende Streit zwischen dem Reformpapst einerseits, dem deutschen König und der Mehrheit des deutschen Episkopats andererseits auf der Reichsversammlung in Worms im Dezember 1075 eskalierte, stand Mathilde auf der Seite des Papstes. Die Synode in Worms erklärte den Papst für abgesetzt. Es wurde ihm vorgeworfen, dass er »die ganze Christenheit mit einem Weibersenat regieren wolle«; er halte mit einer fremden Frau Tischgemeinschaft und erfülle die Kirche mit dem »Gestank bösen Ärgernisses.« Die Anspielung auf Mathilde war unmissverständlich. Das Vertrauen zwischen Papst und Markgräfin wurde dadurch nicht gestört, der Briefwechsel aber spärlicher und in der Diktion amtlicher. Die politische Zusammenarbeit intensivierte sich.

      Alles trieb auf den Investiturstreit und den Gang nach Canossa zu. Canossa war eine von Mathildes wichtigsten Burgen, der Stammsitz ihrer Vorfahren. Dorthin zog Heinrich IV. von Speyer aus, mit seiner Gemahlin Bertha von Turin, als Büßer, wo er auf den Papst traf. Vom 25. bis zum 27. Januar 1077 harrte er vor den Toren der Burg barfuss im Schnee aus. Als die Verhandlungen zu scheitern drohten und der König schon an Abreise dachte, soll er durch einen Fußfall vor Mathilde deren Fürsprache erreicht haben. »Mächtige Kusine, geh, erwirke mir den Segen.«

      Mathildes Biograph Donizo illustrierte ihre Vita, die erst nach dem Tod der Gräfin fertig wurde, mit Miniaturen. Mathilde thront in einem prächtigen Gewand, die Stirn mit einem Goldband geschmückt unter einem von Säulen getragenen Arkadenbogen; der König wird in königlicher Tracht mit Krone und Reichsapfel dargestellt. Mathilde bittet den auf sein rechtes Knie niedergelassenen König mit ihrer geöffneten rechten Hand aufzustehen. Am 28. Januar hob Gregor VII., hauptsächlich auf Vermittlung der Mathilde von Tuszien, den Kirchenbann auf. Die Absetzung allerdings nahm

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