Die berühmtesten Frauen der Weltgeschichte. Martha Schad
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Im 10. Jahrhundert regierten Adelheid und ihre Schwiegertochter Theophano als Kaiserinnen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation zusammen mit ihren Söhnen und behaupteten deren Machtansprüche. Kaiserin Adelheid ging zudem als große Förderin des Kirchenwesens in die Geschichte ein.
Am Beginn ihres ereignisvollen und politisch einflussreichen Lebens, durch das Adelheid zu den bedeutendsten Frauen des 10. Jahrhunderts zählt, standen die Ambitionen Hugos von Italien auf das Königreich Burgund. Adelheid, einzige Tochter von König Rudolf II. von Hochburg und der Bertha von Schwaben, war schon im Alter von sechs Jahren mit Lothar von Italien, dem Sohn Hugos von Arles, verlobt und mit sechzehn Jahren verheiratet worden. Das Eheglück dauerte nur drei Jahre. Der König wurde vergiftet und hinterließ eine Tochter mit Namen Emma. Nach dem Tod ihres Vaters fiel Adelheid ein großes Erbe zu: die Provence und Burgund sowie das Königreich Arles. Lothars Nachfolger auf dem Thron, Berengar II. von Ivrea, nahm der jungen Witwe Reich und Krone und forderte von ihr, seinen Sohn Albert zu heiraten. Da sie sich weigerte, ließ Berengar sie in Como in den Kerker werfen. Mit Hilfe ihres Kaplans konnten sie und ihr Töchterchen fliehen, und zwar auf die Feste Canossa. Heimlich sandte sie eine Nachricht an den mächtigen deutschen Herrscher König Otto I. Als er von ihrem Schicksal erfuhr, kam er ihr zu Hilfe. Nach seinem Sieg über Berengar bei Pavia erhielt die junge Königin von ihm ihre Krone zurück.
Zwischen dem verwitweten König und der 20jährigen Witwe begann eine zauberhafte Liebesromanze. Schon kurz nach seiner Krönung zum König von Italien in Pavia heiratete er Adelheid unter großem Gepränge am Weihnachtstag 951. Adelheid und Otto hatten vier gemeinsame Kinder: Mathilde, spätere Äbtissin von Quedlinburg, Heinrich, Bruno und Otto.
Erst zehn ereignisvolle Jahre nach ihrer Hochzeit betrat Adelheid an der Seite ihres königlichen Gemahls, des Siegers vom Lechfeld, wieder italienischen Boden. Am 2. Februar 962 empfingen Otto I. und Adelheid aus der Hand des Papstes die Kaiserkrone. Adelheid gelangte auf den Gipfel ihrer Macht. Zu diesem Zeitpunkt war sie 31 Jahre alt. Sie wurde an der Seite ihres Mannes die bedeutende »consors regni«. Somit war sie eine Herrscherin, welche die königlichen Güter sowie das königliche Finanzwesen leiten durfte sowie den König bei Regierungs- und Staatsgeschäften vertreten konnte. Diese besondere Stellung einer Kaiserin blieb bis in die Salierzeit bestehen.
Nachdem Otto I. 973 gestorben war, beriet Adelheid ihren gerade 18 Jahre alten Sohn Otto II. Er bezog sie in seine königlichen Erlasse mit ein und formulierte, er sei »mit dem Rat meiner frommen Herrin und liebsten Mutter« zu seinen Entschlüssen gekommen. Als letzte ehrgeizige Tat hatte König Otto der Große, der mächtigste Herrscher der Christenheit, seinen Sohn mit einer byzantinischen Prinzessin, der Tochter des Kaisers Romanos II., Theophano, verheiratet, die sich, obwohl erst 16 Jahr alt, als sehr machtgierig, aber auch als besonders klug erwies.
Adelheid allerdings entzweite sich immer wieder mit ihrem Sohn und der Schwiegertochter. So verließ sie 978 den Hof und hielt sich vor allem in Oberitalien und Burgund auf. Sie ließ zahlreiche Klöster gründen und förderte in der Folgezeit die Klosterreform von Cluny. Sie stand in Kontakt mit den Äbten Maiolus und Odilo.
Als Otto II. bereits 983 starb, nahm seine Witwe den Titel eines »Imperator Augustus« (erhabener Kaiser) an und verteidigte den Titel ihres Sohnes Otto vor Herzögen und Fürsten, die einen anderen Anwärter auf den Kaiserthron unterstützen wollten, sowie vor Angriffen der Slawen und Dänen. Der Chronist Thietmar von Merseburg bestätigte Adelheids Erfolge mit den Worten: »Sie war eine Frau von umsichtigen und standhaftem Charakter. … mit wahrhaft männlicher Stärke bewahrte sie das Kaiserreich für ihren Sohn.«
So befreiten Adelheid, ihre Schwiegertochter Theophano und Mathilde, Adelheids Tochter, die spätere Äbtissin von Quedlinburg, durch ihr entschlossenes Auftreten Otto III. aus der Hand seines Widersachers Heinrich und führten gemeinsam die Regierung. Als 991 Theophano, erst 35 Jahre alt, völlig unerwartet starb, übernahm Adelheid, die »Mutter der Könige«, noch einmal die Regentschaft. Zusammen mit Erzbischof Willigis von Mainz führte sie von 991 bis 994 die Regentschaft für den unmündigen Enkel, den späteren König Otto III. Doch zog sie sich nach der Mündigkeit Ottos III. 994 bald endgültig zurück.
Als Otto III. nach Italien zog, übertrug man seiner Tante Mathilde, der Äbtissin des Klosters Quedlinburg, die Reichsregierung. Adelheid musste den frühen Tod dieser Tochter am 7. Februar 999 noch miterleben; sie selbst verschied nur zehn Monate später, am 16. Dezember, in einem für die damalige Zeit ungewöhnlich hohen Alter von 68 Jahren.
Zum Grab der Kaiserin entwickelte sich eine rege Wallfahrt, die in der Reformationszeit erlosch. Die Adelheid-Reliquien sind seit dieser Zeit verschollen. Große Verehrung wird der Kaiserin und Heiligen im Elsass, in Einsiedeln in der Schweiz und im gesamten Frankreich zuteil. Adelheid wurde wegen ihrer Mildtätigkeit vom Volk auch über ihren Tod hinaus verehrt. Papst Urban II. sprach sie im Jahr 1097 heilig.
Der Gedenktag der heiligen Adelheid ist der 16. Dezember. Die Heilige Adelheid wird in der Regel in fürstlichem Gewand mit Zepter und Krone dargestellt. Beachtenswert sind Sandsteinfiguren im Chor des Meißner Doms, die um 1260 entstanden. Die Kaiserin ist hier gemeinsam mit ihrem nicht heilig gesprochenen Gemahl abgebildet, da er gleichfalls zu den Gründern des Bistums zählt. Mit der Krone auf dem Haupt ist sie auf einem Sgrafitto (um 1235 entstanden) im Magdeburger Dom zu sehen. Mit einem Kirchenmodell in der Hand zeigt eine Statue (1343) die Kaiserin am Dom zu Augsburg.
Der gelehrte Gerbert von Aurillac, der spätere Papst Silvester, mit dem sie in Briefwechsel stand, pries ihre Klugheit, Sittenstrenge und Gerechtigkeit sowie die hohe Tugend der mater regnorum. Sie beherrschte vier Sprachen, und ihr Harfenspiel war berühmt. »Allzeit«, so schreibt ihr Zeitgenosse und Biograph Odilo von Cluny, »war sie beherrscht von der Mutter aller Tugenden – von der Mäßigung.«
ROSWITHA (HROTSVITHA) VON GANDERSHEIM
* um 935 in Sachsen
† 975 in Sachsen
Erste deutsche Dichterin
»Wenn Sappho wegen ihres süßen Gesangs die zehnte der Musen ist, so ist Hrotsvitha die elfte.«
(WILLIBALD PIRCKHEIMER)
Das literarische Werk der Hrotsvitha (Roswitha) von Gandersheim stellt das umfangreichste erhaltene Oeuvre des 10. Jahrhunderts dar. Dabei weiß man über diese Frau recht wenig. Man vermutet, dass sie aus einem sächsischen Adelsgeschlecht stammt. Als sehr junges Mädchen wurde sie zur Erziehung in das braunschweigsche Kanonissenstift Gandersheim gebracht. Gerberga, eine Nichte Kaiser Ottos I. und spätere Äbtissin, nahm sich des Mädchens liebevoll an, und sie wurde deren gelehrige Schülerin. Das große Damenstift war eine reiche geistliche Anstalt, deren Äbtissin über ausreichende Mittel verfügte, um Baumaßnahmen durchzuführen und die Herstellung von Kunstwerken oder kostbaren Handschriften für die Bibliothek in Auftrag zu geben.
Im Gandersheimer Stift hielt sich auch Theophano gerne auf, jene gebildete byzantinische Prinzessin, die Otto II. im Jahr 972 geheiratet hatte, ein Jahr bevor er seinem Vater als Kaiser auf den Thron nachfolgte. In Gandersheim wurden auch Theophanos beide Töchter Adelheid und Mathilde erzogen, die 977 und 979 geborenen Schwestern des jungen und unglücklichen Kaisers Otto III. Adelheid war von 1039 bis 1043 sogar Äbtissin von Gandersheim. Zu Hrotsvithas Zeiten war der angesehenste Mittler zwischen dem Stift Gandersheim und dem Hof jedoch zweifellos der Bruder des Königs, Brun Herzog von Lothringen, Erzbischof von Köln und damit auch Kanzler des Reichs.