Die berühmtesten Frauen der Weltgeschichte. Martha Schad
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Galla Placidia ist auf einer von ihrem Sohn Valentinian III. geprägten Münze abgebildet. Auf der Rückseite steht ein Kreuz (typisch für alle Münzen mit Bezug zu Galla Placidia), das ihren christlichen Glauben verdeutlichen soll.
Dieser Lebenslauf zeigt die Rolle der spätantiken Herrscherinnen. Im Vordergrund stand ihre Funktion, dynastische Legitimität zu schaffen. Galla Placidia war als junge Prinzessin ein Spielball der politischen Kräfte. Sie wurde das Bindeglied zwischen der alten valentinianischen und neuen theodosianischen Dynastie. Es gelang ihr letztlich doch, das westgotische Königtum mit der römischen Welt zu verbinden: Zum einen, indem sie ihren Sohn von Athaulf auch Theodosius nannte, und schließlich indem sie zur Legitimierung ihres widerwillig geheirateten zweiten Mannes, des Emporkömmlings Constantius, beitragen musste.
KAISERIN THEODORA
* um 500 in Syrien
† 548 in Konstantinopel
Byzantinische Kaiserin
»...ich halte mich an die alte Maxime, dass der Thron das schönste aller Leichentücher ist.«
(THEODORA)
Die Beurteilung der Kaiserin Theodora schwankt bis heute zwischen Hass beziehungsweise Abscheu einerseits und hoher Bewunderung für ihre Zielstrebigkeit, Intelligenz und Willenskraft andererseits. Der am Hof der Kaiserin lebende Historiker Prokopios von Caesarea zeigt in seinem Werk »Anekdota«, der »Geheimgeschichte«, das erst 1623 wieder gefunden wurde, ihren Lebensweg auf, allerdings ausgesprochen negativ. In diesem sonderbaren Werk, das den Genreregeln der antiken Schmähschrift zu folgen scheint, berichtet Prokop jedenfalls, dass ihr Vater Akakios Bärenwärter bei den Grünen (einer der beiden großen Zirkusparteien) beim Hippodrom in Konstantinopel gewesen sei. Er starb sehr früh und ließ seine Frau, eine junge Schauspielerin, in großer Not zurück. Sie musste in der Arena das Mitleid der Zuhörer erflehen, um ihren drei Kindern das Überleben zu sichern. Schon früh musste Theodora im Theater auftreten, um Geld zu verdienen. Mit Witz und Charme feierte sie bald erste Erfolge. Mit ihrer älteren Schwester Komito begann sie ein ausschweifendes Leben zu führen. Sie trat als Schauspielerin und Nackttänzerin auf. Hekebolos, der Gouverneur von Pentapolis in Lydien, nahm sie einige Zeit als Gespielin zu sich, setzte sie eines Tages allerdings völlig mittellos vor die Tür. Sie irrte durch den Orient und gelangte völlig mittellos in die Hafenstadt Alexandria. Dort fand sie Hilfe bei einer Christengemeinde. Möglicherweise hatte dieses Erlebnis und das Zusammentreffen mit dem monophysitischen Patriarchen Timotheos in Alexandria die radikale Umkehr in ihr bewirkt. Sie beschloss ihr Leben zu ändern und kehrte nach Konstantinopel zurück. Theodora setzte sich zeitlebens für den Monophysitismus ein. Es ist jedenfalls bezeugt, dass sie mehrmals zu Gunsten des Monophysitismus (nach dem Christus nur eine Natur hatte, nämlich eine göttliche) intervenierte und die Glaubensrichtung aktiv förderte.
Zurückgekehrt nach Konstantinopel bezog sie ein einfaches Häuschen und lebte dort »sittenrein«. In Byzanz lernte sie, unter welchen Umständen auch immer, den zukünftigen Kaiser Justinian kennen. Prokopios meinte, dass Theodora »durch magischen Zauber« den 40–jährigen Kronprinzen verführt habe. Trotz des erbitterten Widerstands seiner Mutter, der Kaiserin Euphemia, entschloss sich Justinian, Theodora zu heiraten.
Der Kaiser ließ 522 ein Gesetz ändern, das die Eheschließung von höher gestellten Personen mit Schauspielerinnen verbot. Theodora wurde nun in den Patrizierstand erhoben, so dass die Heirat 525 stattfinden konnte. Zwei Jahre später fand in der Hagia Sophia die Kaiserkrönung statt, bei der Theodora zur Augusta erhoben wurde. In der Arena, in der sie ihre Jugend verbracht hatte, ließ sich Theodora nun als neue oströmische Kaiserin feiern. Sie galt offiziell als Inhaberin der Kaiserwürde, vor ihr musste die Proskynese (kniefällige Verehrung) vollzogen werden, ihre Mitarbeit bei der Gesetzgebung wurde ausdrücklich hervorgehoben und die Beamten wurden auf sie vereidigt. Ihre Mitwirkung bei der Regierung des Reiches war so selbstverständlich, dass jeder, der etwas erreichen wollte, außer mit dem Kaiser auch mit ihr zu verhandeln hatte. Justinian teilte in Gesetzestexten gelegentlich mit, dass er das Gesetz aufgrund der Beratung mit »der allerfrömmsten, von Gott verliehenen Gattin« erlassen habe.
Theodora pflegte dem Stadtrat Vorschläge zu machen und vergaß dabei nie, »sich für die Kühnheit, frei zu reden, zu entschuldigen, da sie ja nur eine Frau sei.« Aber hinter dieser Fassade setzte sie ein frauenfreundliches Eigentums-, Erb- und Scheidungsrecht durch. Aus ihrer eigenen Geldschatulle kaufte sie Prostituierte frei und verbannte Zuhälter und Bordellbesitzer. Theodora engagierte sich aber auch für die von ihren Ehemännern Verstoßenen und errichtete ein Asyl für Hunderte von Prostituierten und für junge ledige Mütter.
»Wir haben Behörden geschaffen, um Räuber und Diebe zu bestrafen. Müssten wir nicht mit viel größerem Recht die Ehrabschneider und Schurken verfolgen, die sich gegen die Unschuld vergehen?« ließ die Kaiserin verlauten – und handelte auch danach. Wenn direkte Personalpolitik nicht möglich war, intrigierte sie zusammen mit ihrer Freundin Antonina, der Gattin des Feldherrn Belisar – so etwa erfolgreich gegen Johannes den Kappadokier, den bedeutendsten Staatsmann des Kaisers, den sie mit einer atemberaubenden Intrige stürzte und damit auch Papst Silverius in den Tod trieb. An seine Stelle setzte sie ihren Günstling Vigilius (537–555).
Als Monophysitin betrieb sie sogar eine Kirchenpolitik, die gegen die ihres Mannes gerichtet war. Ohne jeden Skrupel setzte sie die von ihr favorisierten Staatsmänner Barsymes und Narses in Schlüsselpositionen des Reiches ein. Doch Justinian setzte den monophysitischen Patriarchen von Konstantinopel, Anthemius, ab. Der Patriarch verschwand spurlos und wurde erst gefunden, als Theodora zwölf Jahre später starb. Die Kaiserin hatte Anthemius die ganz Zeit im Gynäkeion unter den Frauen versteckt gehalten, ohne dass ihr Gatte Verdacht schöpfte. Diese Geschichte ist umso erstaunlicher, als die Kaiserin sonst außer mit ihren Frauen nur mit Priestern und Palasteunuchen zusammentraf.
Theodora wird bis heute wegen ihrer Tapferkeit, die sie anlässlich des Nika-Aufstandes im Jahre 532 zeigte, bewundert. Es gab eine Revolution in Konstantinopel gegen die Zentralgewalt des Kaisers. Die Zirkusparteien verbündeten sich gegen Justinian und riefen gemeinsam mit einigen Senatoren Flavius Hypatius zum Gegenkaiser aus. Justinian soll bereits dazu entschlossen gewesen sein, die Stadt zu verlassen, als Theodora angeblich im Kriegsrat in einer flammenden Rede seinen Widerstandswillen entfachte: »Das Kaisertum (basileia) ist das schönste Leichentuch.« Obwohl der Pöbel bereits »Sieg« (»nika«) schrie, ließ Theodora den Aufstand mit Hilfe der Feldherren Belisar und Narses blutig niederschlagen und rettete somit den oströmischen Kaiserthron. Theodora lebte im Palast von Heraion am Ufer des Bosporus und führte mit Justinian eine vorbildliche, aber leider kinderlos gebliebene Ehe. Von Rom als »Dämonodora« gehasst, von ihren Untertanen als »Erdgeist des Volkes« verehrt, starb die knapp 50–jährige Kaiserin am 28. Juni 548 und wurde in der Apostelkirche beigesetzt.
In der Zentralkirche San Vitale in Ravenna, einem großartigen Beispiel byzantinischer Baukunst im Abendland, finden sich tief in der Chorpartie die beiden Monumentalkompositionen, die der Chronist Agnellus von allen Mosaiken der Kirche allein der Beschreibung für würdig gehalten hat: die Porträts von Justinian und Theodora nebst