Dr. Norden Bestseller Staffel 20 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Dr. Norden Bestseller Staffel 20 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 32
»Und was erwartet er? Weißt du das auch?«
»Profit und eine Frau, die ihm nützlich ist, nicht nur ein Hausmütterchen. Aber eine gescheite Frau, die dazu auch noch Geld hat, stellt eben doch andere Ansprüche.«
»Du wirst sicher herausbekommen, ob er seinen Blick jetzt auf eine Bestimmte gerichtet hat«, meinte Jens schmunzelnd.
»Und was soll ich noch herausbekommen?«
»Darüber reden wir noch.«
*
Im Hause Marl sah es recht trostlos aus. Burgl hatte alle Gardinen abgenommen, damit sie gewaschen werden konnten. Der Brandgeruch hing immer noch im Haus, obgleich alle Fenster trotz der kühlen Luft geöffnet waren. Und man schwieg sich an. Niemand wusste so recht, was er sagen sollte.
Eine leichte Besserung war in Annemarie Marls Befinden eingetreten, wenigstens das hatten die beiden Mädchen als Trost mit heimnehmen können. Sie hatten der Mutter gesagt, dass Papa und Bobby stark erkältet wären und dass man sie vor Ansteckung schützen wolle.
Das hätte ihr auch gerade noch gefehlt, hatte sie darauf gesagt und ihre beiden Töchter dann eindringlich gebeten, für das Wohl der beiden zu sorgen.
Nur kurz waren sie dann beim Vater gewesen, der starke Schmerzen gehabt hatte und dann nach einer Injektion bald wieder eingeschlafen war.
Marilli hatte sich kurz mit ihrem Freund Ulli getroffen, der sie aber anscheinend nicht aufgemuntert hatte.
Gegen sieben Uhr kam Jörg. Annelore eilte schnell hinaus, als sie seinen Wagen sah. Bobby folgte ihr. Freundschaftlich begrüßte er Jörg.
»Bei uns ist es ungemütlich«, sagte er.
»Darf ist dich zum Essen einladen, Lori?«, fragte Jörg.
»Gegessen haben wir schon, aber gegen ein Glas Wein habe ich nichts einzuwenden«, erwiderte sie.
»Ich schaue mal nach Seppi. Er hat sich den ganzen Tag nicht blicken lassen«, erklärte Jörg. »Vielleicht hat er doch was abbekommen.«
Jörg blickte sich um. »Die Aufräumungsarbeiten schreiten ja rasch voran«, stellte er fest. »Hat man schon etwas gefunden?«
»Gesagt wurde uns noch nichts«, erwiderte Bobby.
»Eine Frage, Bobby. Würdet ihr jetzt verkaufen?«
»Ich weiß nicht. Das ist Papas Entscheidung, aber es fragt sich, was nun geboten wird.«
»Entscheidet nicht zu schnell«, sagte Jörg warnend. »Es gibt Leute, die eine Notsituation skrupellos ausnutzen. Ich bin schon dabei, mir ein paar Informationen zu besorgen.«
»Geredet wird sehr viel, man weiß ja nicht mehr, wem man trauen darf.«
»Ich hoffe, dass ihr mir traut«, sagte Jörg.
Annelore hatte indessen ihre Jacke geholt. Jörg fuhr mit ihr zu einem kleinen Restaurant, in dem es recht ruhig zuging. Annelore ließ sich überreden, einen Krabbencocktail zu essen. Jörg wusste, dass sie den gern mochte. Nach ein paar Schluck Wein bekam ihr Gesicht auch wieder Farbe.
»Ich möchte es dir auch noch einmal ganz eindringlich sagen, dass ihr euren Vater davon abbringt, jetzt schnell zu verkaufen«, begann er.
»Aber wie, Jörg?«
»Es wird euch schon etwas einfallen. Besprich das mit Bobby. Er hat schon einen Überblick. Ich denke, dass jemand diese Notsituation ausnutzen will.«
»Kienbaum?«
»Vielleicht. Ich habe keine Beweise.«
»Ihm traue ich überhaupt nicht. Aber Papa hat Schulden bei ihm.« Ihr Gesicht verschloss sich. »Ich sollte es für mich behalten.«
»Ich werde darüber bestimmt nicht reden, Lori, aber es ist gut, das zu wissen. Ich habe schon mit meinem Chef gesprochen. Er war sehr nett, und er hat bessere Möglichkeiten, sich Informationen zu verschaffen als ich. Aber ich tue auch, was ich kann, um euch zu helfen. Marilli ist doch mit Ulli Burkhardt befreundet. Dessen Vater müsste doch auch gut über Kienbaum Bescheid wissen.«
»Marilli sieht das alles anders, als ich. Sie meint, dass Kienbaum doch eine gute Partie wäre.«
»Für dich?«, fragte Jörg entsetzt.
»Sie ist den Kinderschuhen noch nicht entwachsen, Jörg. Es fehlt ihr an Erfahrung und Menschenkenntnis.«
»Sie ist aber doch ein kluges Mädchen.«
»Aber auch naiv, anfällig für materielle Vorteile. Allerdings hat sie sich auch bereit erklärt, die Schule zu verlassen und eine Stellung anzunehmen. Das kommt aber nicht infrage.«
»Ich bin ganz deiner Meinung, Lori. Und ich sage es noch mal, seht nicht zu schwarz.«
»Schön wäre es aber schon, einen Lichtblick zu sehen.«
»Es kommt, Lori, hab’ Vertrauen. Verlass dich doch ein bisschen auf mich«, sagte er beschwörend, und dann griff er nach ihren Händen. Ihr wurde es warm ums Herz, und als sie ihn anblickte, wurde sie sich zum ersten Mal genau bewusst, dass sie ihn liebte. Es musste wohl aus ihrem Blick zu lesen sein. Ein zärtliches Lächeln legte sich um Jörgs Mund. »Wir schaffen es, Lori, vertrau mir.«
Sie wollte ihm ja vertrauen, sie wollte hoffen. Sie klammerte sich an ihm, an ihren einzigen Halt, den sie jetzt hatte in dieser Not, mit all den Zweifeln, die sie quälten.
Sie küssten sich so innig wie nie zuvor, als sie sich trennten an diesem Abend, und als Jörg allein durch die Nacht fuhr, waren seine Gedanken noch bei Lori, seiner ersten und einzigen Liebe. Doch jäh schrak er zusammen. Ohne daran zu denken, war er in die Nähe von Fritz Kienbaums Haus gekommen, und da sah er etwas, was ihn sofort hellwach werden ließ. Seppi, das Dammerl, schlurfte die Straße entlang, nicht zu Kienbaums Haus hin, sondern von diesem fort. Er fuhr langsam und er hatte den Gedanken, Seppi anzusprechen, aber diesen ließ er schnell fallen, als er bemerkte, dass Kienbaum sein Haus verließ und zu seinem Wagen ging. Rasch fuhr Jörg in eine Seitenstraße, und als Kienbaum dann in der gleichen Richtung fuhr, wie Seppi ging, folgte er dem Wagen wie unter einem Zwang.
Dann aber begann sein Herz schneller zu schlagen, denn der alte Volkswagen, der jetzt beim Seppi an der Kreuzung hielt, gehörte Bobby. Jörg kannte ihn genau.
Seltsam mutete es ihn an, dass Kienbaum nun Gas gab und schnell vorbeifuhr, obgleich er doch offensichtlich Seppi im Auge behalten hatte. Er selbst hielt an. Ihm war es egal, ob Bobby seinen Wagen erkennen würde. Aber der war ausgestiegen und redete auf Seppi ein, der darauf mit den Armen fuchtelte und abwehrende Bewegungen machte.
Dann aber stieß Seppi Bobby zurück, als dieser seinen Arm ergriff, schlug einen Haken und lief torkelnd von dannen. Bobby stieg in seinen Wagen, doch bevor er losfahren konnte, hatte Jörg ihn schon erreicht.
»Was machst du hier?«, fragte Bobby betroffen, als Jörg auf ihn zukam.
»Eigentlich nichts. Ich habe nur zufällig Seppi gesehen und dann Kienbaum, der in seinen Wagen stieg und Seppi folgte. Ich bin ihm nachgefahren.«