Sophienlust Bestseller Staffel 1 – Familienroman. Marietta Brem
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Читать онлайн книгу Sophienlust Bestseller Staffel 1 – Familienroman - Marietta Brem страница 37
»Es gibt für sie auch keinen Grund, hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken. Ich habe noch immer keine Haushälterin gefunden. Meine Schwiegermutter macht mir inzwischen die Hölle heiß. Sie hatte mir angedroht, sich ans Jugendamt zu wenden und hat es auch tatsächlich getan.« Wolfgang stieß heftig den Atem aus. »Ich begreife einfach nicht, warum es so schwer ist, eine kinderliebe Haushälterin zu bekommen.«
»Nicht jedem ist es gegeben, mit Kindern umzugehen. Mir ist es eigentlich immer leichtgefallen, den richtigen Ton ihnen gegenüber zu finden.« Die Verkäuferin legte ihr Besteck an den Tellerrand. »Eigentlich hatte ich Kindergärtnerin werden wollen, aber dadurch, daß ich dann meinen Mann kennenlernte, ist alles anders gekommen. Ich…«
»Könnten Sie es nicht einmal mit Adina versuchen?« fiel ihr Wolfgang spontan ins Wort.
»Ich?«
»Ja.« Auch Wolfgang legte sein Besteck beiseite. »Bitte, schauen Sie mich nicht so entgeistert an, Frau Keller, es ist mir völlig ernst damit. Ich mache keine Witze. Sophienlust mag ein ausgezeichnetes Kinderheim sein, aber es ist nichts für Adina. Anfangs glaubte ich auch, es würde ihr ganz guttun, nicht immer im Mittelpunkt zu stehen, aber sie fühlt sich dort todunglücklich. Immer wenn ich sie besuche oder anrufe, fragt sie mich, wie lange sie denn noch bleiben muß.«
Hat er nun von Anfang an vorgehabt, mich zu fragen, ob ich als Haushälterin zu ihm kommen will? überlegte Birgit. Sie hob den Kopf. Ihr Blick begegnete dem von Wolfgang. Nein, das traute sie ihm nicht zu. Wahrscheinlich hatte er tatsächlich eben erst den Einfall.
»Aber ich bin doch Verkäuferin«, sagte sie wie benommen. »Und ich dachte bisher, eine recht gute Verkäuferin.«
»Die beste Kraft, die ich jemals hatte«, bestätigte Wolfgang. »Aber das heißt nicht, daß Sie meiner Tochter nicht ein bißchen die Mutter ersetzen könnten. Ich möchte, daß Adina in geordneten Verhältnissen aufwächst. Sie braucht einen Menschen, der zu ihr steht, mit dem sie auch über Dinge reden kann, mit denen sie niemals zu mir kommen würde.« Er streckte ganz abwehrend eine Hand vor. »Sagen Sie jetzt bitte nicht, dazu hätte sie ja meine Schwiegermutter. Sie wissen, ich möchte Adina wirklich soweit wie möglich dem Einfluß dieser Dame entziehen.«
»Muß ich mich sofort entscheiden?« fragte Birgit. Im Grunde wollte sie ihre Arbeit im Antiquitätengeschäft nicht gegen den Posten einer Haushälterin eintauschen. Zudem ahnte sie, daß es mit Adina Schwierigkeiten geben würde. Bisher hatte es ja das Mädchen geschafft, jede Haushälterin zu vergraulen. Warum sollte es ausgerechnet bei ihr anders sein?
»Nein, selbstverständlich brauchen Sie sich nicht sofort entscheiden«, sagte Wolfgang. »Mit der Hausarbeit werden Sie nicht allzuviel zu tun haben«, fuhr er fort. »Jeden Tag kommt eine Aufwartefrau, und die Wäsche geben wir außer Haus. Mit dem Garten hätten Sie ebenfalls keine Arbeit. Und was das Gehalt betrifft, wäre ich bereit, Ihnen noch etwas zuzulegen.«
Ein flüchtiges Lächeln glitt über Birgits Gesicht. »Eigentlich hätte ich es überhaupt nicht nötig, arbeiten zu gehen«, sagte sie. »Mein Mann hat mir genug Vermögen hinterlassen, um ein ruhiges, beschauliches Leben führen zu können. Aber jeder Mensch braucht eine Aufgabe. Ich hielt es zu Hause in den eigenen vier Wänden einfach nicht mehr aus. Deshalb habe ich die Stelle bei Ihnen angenommen.«
»Ich möchte Sie keineswegs drängen, Frau Keller«, versicherte der Geschäftsmann. »Und zu beschönigen gibt es auch nichts. Die Aufgabe, die ich Ihnen zugedacht habe, wird bestimmt nicht leicht sein. Es war auch nur so eine Idee, als Sie erwähnten, wie gut Sie mit Kindern zurechtkommen.«
Birgit berührte kurz seine Hand. »Ich werde darüber nachdenken, Herr Kayser«, versprach sie. »Aber jetzt gehe ich erst einmal in die Küche und brühe uns noch eine Tasse Kaffee auf.«
»Dann werde ich inzwischen den Tisch abräumen.« Wolfgang stand auf. Er griff nach dem Tablett, das Birgit vor dem Essen auf ein Beistelltischchen gelegt hatte, und begann, die Tassen und Teller zusammenzustellen.
Es wurde noch ein gemütlicher Abend. Gemeinsam wuschen sie ab, dann setzten sie sich mit Kaffee und Gebäck auf die Couch. Birgit hatte eine Kerze angezündet, auf dem Plattenteller drehte sich das Klavierkonzert Nummer eins von Sergei Rachmaninoff. Über den Vorschlag, den Wolfgang ihr beim Essen gemacht hatte, sprachen sie nicht mehr.
*
»Adina ist ein Naturtalent«, meinte Pünktchen zu Nick. Sie waren zu dritt ausgeritten. Adina saß auf einem braunen Wallach, der zum Gestüt der von Schoeneckers gehörte.
»Das kann man wohl sagen«, bestätigte Dominik von Wellentin-Schoenecker. »Ich habe noch niemanden kennengelernt, der nach relativ wenigen Reitstunden schon so gut auf einem Pferd gesessen hätte wie Adina.«
»Dabei war ich auch nicht gerade untalentiert«, bemerkte Pünktchen und knuffte ihn in die Seite.
»Anwesende sind immer ausgeschlossen«, erklärte Nick lachend. »Zudem ist Adina gewöhnlich nur auf dem Pferd zu ertragen.«
»Also in letzter Zeit hat sie sich ziemlich zusammengenommen«, verteidigte Pünktchen sofort die Zimmerkameradin.
»Sieh an, gerade sah es noch so aus, als wärst du eifersüchtig«, meinte Nick. Er saß mit Pünktchen am Waldrand, während Adina wieder einmal nicht aus dem Sattel zu bekommen war. Sie wollte noch einige Minuten reiten, bevor sie sich ausruhte und zu ihnen setzte.
»Doch nicht auf Adina.« Pünktchen griff in die Keksdose, die ihnen Magda vorsorglich mitgegeben hatte. »Anfangs war sie ja wirklich eklig, aber inzwischen ist sie gar nicht mehr so übel.«
»Ich glaube, sie vermißt eine Mutter«, vermutete Nick.
»Sie spricht doch so gut wie nie von ihrer Mutter.«
»Das könnte ein Grund sein«, meinte Nick. »Übrigens ist meine Mutter auch dieser Meinung. Adina hat einen netten Vater, aber der hat kaum Zeit für sie. Ihre Großmutter ist alles andere als mein Fall. Weißt du noch, wie sie meine Mutter gefragt hat, ob sie es wirklich nötig hätte, sich mit fremden Gören abzugeben?«
»Ihrer Meinung nach gehörten wir alle in ein strenges Heim à la anno neunzehnhundert. Das heißt, nicht alle. Du und Henrik natürlich nicht. Ihr gehört ja zu einer Familie.«
»So ähnlich hat sie sich ausgedrückt.« Nick kicherte. »Ich bin nur froh, daß sie ihre Enkelin nicht jeden Tag besucht. Zweimal die Woche ist mehr als genug.«
»Und nach jedem Besuch ist es besonders schwer, mit Adina auszukommen«, sagte Pünktchen. Sie beschattete die Augen mit der Hand und blickte angestrengt in die Richtung, in der Sophienlust lag. »Sag mal, kommt da nicht Henrik?«
Nick blickte in die angegebene Richtung. »Tatsächlich!« Er sprang auf. »Er wollte doch mit Fabian ein Baumhaus bauen.«
Es dauerte noch zwei Minuten, bis Henrik von Schoenecker sie erreicht hatte. Er sprang von seinem Fahrrad. »Adina soll nach Hause kommen«, rief er ihnen zu. »Ihr Vater und eine fremde Frau sind da.«
»Was für eine Frau denn?« erkundigte sich Pünktchen.
Henrik hob die Schultern. »Ich weiß nicht. Sie sieht jedenfalls nett aus.«
»Ob Herr Kayser eine Freundin hat«, überlegte Pünktchen laut.
»Laß