Flieg Gedanke. Sybille und Manfred Specht
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Читать онлайн книгу Flieg Gedanke - Sybille und Manfred Specht страница 10
Am Ort der Handlung angekommen,
ist Flasche etwas arg beklommen.
Er wünscht da drinnen den zur Hölle
und sich selbst an dessen Stelle.
Doch nichts ist jetzt mehr aufzuhalten,
die Tür geht auf, er steht vorm Alten.
„Sie sind Herr Flasche? Sehr erfreut!“
So heuchelt man voll Freundlichkeit.
Drauf setzt man allerseits sich hin,
auf dass die Folterung beginn.
Und auf Herrn Flasche treu und bieder,
senkt drohend sich ein Schatten nieder.
Und salbungsvoll und voller Tücke
ertönt‘s: „Was ist denn eine Brücke?“
Die Frage trifft ihn wie ein Hieb,
er duckt sich und glotzt merklich trüb.
„`Ne Brücke? Das ist sozusagen“,
warum so Schweres immer fragen?
„Nun ja, man spricht von einer Brücke,
wenn im Gelände eine Lücke
– man nennt dies Tal – vorhanden ist,
welch Selbes man dann kunstvoll schließt.
Wobei man darauf achten muss,
dass, wenn im Talesgrund ein Fluss
sich tummelt, vielerorts derselbe,
als Beispiel denk ich an die Elbe,
naturgemäß sehr dankbar ist,
wenn man beim Bauen nicht vergisst,
die Brücke also anzulegen,
dass er sich drunter kann bewegen.
Zu welchem Zweck man oft bei Brücken
gar große Löcher kann erblicken.
Wobei man noch auf diese Art
sehr viel des Materials erspart.“
„Das reicht, Herr Flasche! Denn fürwahr,
die Antwort scheint mir ziemlich klar.“
Bejahend nickt der Assistent,
der nebenan am Tische pennt.
Und bloß damit er auch was spricht,
sagt er: „Mehr weiß ich selber nicht!“
So naht der große Augenblick,
der Delinquent wird rausgeschickt,
denn Ordnung muss ja schließlich sein.
Gleich drauf, da muss er wieder rein.
Was falsch war, wird ihm offeriert,
– man hat im Buch sich informiert –,
dann reicht man ihm mit Gönnermiene
`ne Vier, weil mehr er nicht verdiene.
Worauf er froh verlässt den Saal
Und denkt – ihr alle könnt mich mal.
Ein Wunsch, wie später er versteht,
der doch nicht in Erfüllung geht.
Finale
Dies jedoch war nicht der Schluss,
denn jetzt kommt nun, was kommen muss.
Flasche spricht zu Schulz und Staufen:
„Los, jetzt geh´n wir einen saufen.
nach der alten Väter Weise,
wandert man, nicht grade leise,
eben zu besagtem Zwecke
zur Kaschemme an der Ecke,
auf dass man nach bestand´nem Werke,
mit Korn und Bier sich gütlich stärke …
Flasche brüllt: „Ich geb `ne Runde!“
Freude herrscht ob dieser Kunde,
und mit einem Liter Bier,
feiert man die neue Vier …
Leicht verworren, die Gedanken,
sieht man sie nun heimwärts schwanken.
In der Tür vor lauter Lust
Singt Flasche noch aus voller Brust:
(– alle singen ein Studentenlied –)
Sybille:
Geboren in Sachsen, aufgewachsen in Berlin
Ich, Angela Sybille Tischer, wurde am 14. Mai 1944 in Riesa an der Elbe geboren. Meine Eltern Helmut und Ursula Tischer hatten im Februar 1943, noch während des Krieges, geheiratet und lebten in Leipzig.
Da mein Vater zu dieser Zeit als Soldat in Großenhain stationiert war, hielt sich meine Mutter zur Zeit meiner Geburt bei ihren Eltern Margarethe und Paul Marx in Riesa auf. Auch die Eltern meines Vaters, Camilla und Paul Tischer, lebten in Riesa an der Elbe. Ihr Wohnhaus befand sich tatsächlich in unmittelbarer Nähe zum Elbufer, das nur durch das Eisenbahngleis einer Werksbahn zur Mühle nebenan getrennt war.
Während meine Mutter als Einzelkind aufwuchs, war mein Vater jüngstes Kind von acht Geschwistern. Von allen neun Kindern erreichten aber nur sechs das Erwachsenenalter.
Mein Vater selbst konnte zum Zeitpunkt meiner Geburt leider nicht in Riesa sein, deshalb war die Unterstützung meiner Großeltern von großem Wert. Nach Überlieferung waren sie sehr stolz über die Geburt ihrer ersten Enkelin, und das blieben sie auch bis an ihr Lebensende. Die Liebe zu mir begann allerdings mit einem Schock. Am Tag nach meiner Geburt besuchten sie meine Mutter im Krankenhaus und wollten auch das kleine Würmchen Sybille begrüßen. Man fand mich aber nicht! Es war Krieg und alles ging einfach drunter