Flieg Gedanke. Sybille und Manfred Specht

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Flieg Gedanke - Sybille und Manfred Specht страница 2

Flieg Gedanke - Sybille und Manfred Specht

Скачать книгу

Kampf gegen die Zwangsgewalt der seinerzeitigen politischen Macht bis zur dankbaren, freien Gestaltung unserer Familie berichteten, wurden wir stets gedrängt: „Das müsst ihr unbedingt alles aufschreiben, für uns, für unsere Nachkommen. Schließlich ist es auch ein erinnerungswerter Teil der deutschen Geschichte.“

      Viele Entscheidungen im späteren Leben erhalten ihren prägenden Ursprung bereits in der Vergangenheit. Das Unterbewusstsein, die Intuition, das zweite Gehirn, auch Bauchgefühl genannt, entwickelt sich schon in frühen Jahren durch schicksalhafte Erlebnisse. Als wir mit unserem Bericht begannen, erkannten wir schon am Anfang, dass an bedeutsamen Weggabelungen viele unserer gemeinsam getroffenen Entscheidungen ihre Prägung bereits in frühen Zeiten erhalten hatten. Jeder Gegenwind wollte uns vor allem auf die Probe stellen. Und so entstand dann doch ein Lebensbericht, selbstverständlich und ausführlich mit dem besonders gewünschten fesselnden Teil: ein Buch unseres Lebens.

      Dabei beginnt jeder von uns mit der eigenständigen Schilderung seiner familiären Herkunft, seiner Entwicklung, dem Wagnis der Flucht aus der DDR und seiner weltanschaulichen Urteilskraft. Nach unserem voller Zuversicht geschlossenen Bund fürs Leben schildere ich, Manfred, in unser beider Namen den weiteren Weg in unsere gemeinsame Zukunft.

      Es möge Euch gefallen.

      Übrigens: Unser Lebensbericht ist nicht gendergerecht geschrieben, schon weil wir den Eindruck haben, dass es bei unseren Lesern mit der Sprachbeherrschung gut bestellt ist.

       Boppard-Buchholz, im Oktober 2020

       Sybille und Manfred Specht

       Wir widmen dieses Buch unseren geliebten Kindern

       Robert und Andrea,

       und den uns ebenso ans Herz gewachsenen Enkeln

       Clara, Nicolas und Cristian,

       Maximilian und Konstantin

       und in herzlicher Zuneigung auch unserer Schwiegertochter

       Cristina

       und allen mit uns verbundenen

       Freunden.

       Manfred:

       Mein Geburtsort

      Dort, wo die Mulde in die Elbe fließt, liegt die Stadt Dessau-Roßlau. Ein urbanes Zentrum im heutigen Bundesland Sachsen-Anhalt. Erst im Jahr 2007 vereinigten sich die beiden Städte Dessau und Roßlau, Dessau am Ostufer und Roßlau am Westufer der Elbe gelegen.

      In Dessau, in dieser einst als Ackerbürgerstadt wahrgenommenen Ansiedlung, erblickte ich am 13. November 1937 das Licht der Welt. Bis dahin hatte sich Dessau sehr respektabel entwickelt, von ersten Anfängen als Handelsplatz, man kannte ihn unter dem Namen „Ein-Straßen-Stadt“, bis zum weltbekannten Industriestandort, allen voran die Junkers-Flugzeugwerke mit bis zu 40.000 Mitarbeitern.

      Viele haben sicher schon einmal vom „Alten Dessauer“ gehört. Gemeint ist Leopold I., seit 1693 Fürst von Anhalt-Dessau. Er ist beachtliche 71 Jahre alt geworden. Für damalige Verhältnisse und bei seinem militärischen Lebenswandel als Feldmarschall in preußischen Diensten sicher nicht alltäglich. Er kämpfte erfolgreich in drei geschichtlich bedeutsamen Kriegen, wofür ihm der Preußenkönig in der Berliner Mohrenstraße ein Denkmal errichten ließ. Dort kann jeder von Euch ihn noch heute jederzeit besuchen.

      Im Januar 1871 trat das anhaltinische Gebiet als Herzogtum Anhalt mit der Hauptstadt Dessau dem seinerzeit proklamierten Deutschen Reich als Bundesstaat bei.

      Die kulturelle und politische Offenheit und Fortschrittlichkeit der Stadt zog immer wieder Persönlichkeiten mit neuen Ideen und Weitblick an. Einer der sicher bekannten Zuwanderer in jüngerer Zeit war Walter Gropius, der 1925 das Bauhaus nach Dessau verlegte.

       Das Besondere meines Geburtsdatums

      Anfang der neunziger Jahre überraschte Peter Plichta die Wissenschaftsgemeinde mit der Aussage, dass dieser Welt ein bisher verborgener, göttlicher Zahlenbauplan zugrunde läge, der durch einen ewigen Primzahlencode verschlüsselt ist. In mehreren Buchveröffentlichungen führt er seine Beweise an, unter anderem seien genannt: „Gottes geheime Formel“ (1) und „Das Primzahlkreuz“ Bd. I – III (2). Dort steht zu lesen: „Hinter den verdrängten Rätseln unserer materiellen Welt steckt ein geheimer Bauplan: ein Zahlencode, bei dem die Primzahlen eine herausragende Rolle spielen.“

      So muss es erstaunen und regt zu vielerlei Gedankenspielen an, dass mein Geburtsdatum

       13-11-19-37

      ausschließlich aus Primzahlen besteht. Was kann das bedeuten? Ist mein Leben göttlich vorbestimmt oder dem Zahlencode eine real existierende Bedeutung zuzuweisen? Eine Antwort kann nur eine wertende Inventur meines Lebens geben, das ich hier nach bester Erinnerung niederschreiben will. Jeder Leser möge sich dann sein eigenes Urteil bilden.

      Ich habe einen jüngeren Bruder. Etwa dreieinhalb Jahre nach mir kam Siegfried zur Welt, auch in Dessau, und man lese und staune, auch sein Geburtsdatum besteht ausschließlich aus Primzahlen:

       13-3-19-41.

      Um diese exzeptionelle Wiederholung gebührend einordnen zu können, muss bedacht werden, dass diese beiden Jahrgänge 1937 und 1941 die einzigen von 1931 bis 1943 sind, demnach über eine Zeitspanne von zwölf Jahren, die überhaupt durchgängige Primzahlen als Geburtsdaten, wie hier vorgestellt, enthalten können. Das klingt vielleicht höchst esoterisch, mysteriös, vielleicht aber auch substanziiert. Jedenfalls verheißungsvoll.

      Ein wacher Blick in die Natur lehrt uns Demut und Zurückhaltung, was unser beschränktes menschliches Wissen anbelangt. Dinge, die wir nicht verstehen oder wahrnehmen, müssen noch lange nicht falsch sein oder nicht existieren. Belassen wir es daher einfach bei der dargelegten Feststellung und überlassen es des Schicksals Mächten.

      Kurz vor Jahresende 1936, zwischen Weihnachten und Sylvester, gaben sich meine Eltern das Ja-Wort. Schaue ich meinen Bruder an und mich, kann ich sagen: Das habt ihr gut gemacht. Die schicksalhaften Stürme der Zeit aber haben diese Ehe zerzaust. Sie wurde 1955 geschieden. Fortan schuf meine geliebte Mutter in heldenmütiger Anstrengung das familiäre Fundament, auf dem mein Bruder und ich unsere Zukunft bauten. Von vielem davon wird noch die Rede sein. Alle in unserer Familie nannten sie nur Mutsch, und so will ich auch hin und wieder diesen Ehrennamen benutzen.

      Die Mutsch, Hedwig Prager, wuchs als viertes von fünf Kindern auf einem kleinen Bauernhof in Bad Köstritz im Thüringer Land heran. Sie war gerade fünf Jahre alt geworden und ihr ältester Bruder Walter zehn Jahre alt, als der von langer Hand vorbereitete Erste Weltkrieg ausbrach und ihr Vater, mein Großvater Franz Prager, zur kaiserlichen Marine eingezogen wurde. Hof, Haus, Acker und Stall lasteten nun auf den Schultern der Mutter, meiner Oma, geborene Henriette Nagler. Zum Hof gehörten Hühner und stets war ein

Скачать книгу