Der Televisionär. Группа авторов
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»Zadek benutzte meine Dialoge zu 100 Prozent. Aber mit anderen Leuten. Was für eine Lehrerin gewesen war, mussten Männer hersagen. Das war ihm ganz egal. Er hat sich nicht für die Figuren interessiert [...] Aber es war lustig.«115
Der Film, »ein komödiantischer Pop-Essay und ein wahrhaft anarchistisches Feuerwerk über das verkrustete deutsche Schulsystem«,116 wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Silbernen Bären der Berlinale und dem Bundesfilmpreis.
Doch dem Drehbuchautor, im Schnitt ein Jahrzehnt älter als die nun tonangebenden jungen Filmemacher, blieb deren Welt prinzipiell fremd. Weder lag ihm ihre elitäre Publikumsferne noch ihre Regie-Zentrierung, die sie unter dem Banner des Autorenfilms propagierten. Ende der sechziger Jahre nahm er vom Kinofilm Abschied – nach einer Reihe von Kassenschlagern und Kinoexperimenten, mit denen er das bundesdeutsche Kino ein Jahrzehnt lang mitgeprägt hatte: »Der Film war nicht mehr interessant. Es war jedenfalls nichts mehr dabei, das mich interessiert hätte.«117
Erheblich verlockender war das öffentlich-rechtliche Fernsehen. Es erlaubte, was im Kino nicht mehr möglich war: populäres Geschichtenerzählen, die typische Menge-Mischung aus Fakten und Fiktionen, Kritik und Witz, Erkenntnis und Spannung, Realismus und Satire, Authentizität und Aufklärung. Menges ebenso steile wie kurze Kinokarriere – von den Anfängen um 1960 bis zur Abkehr vom Film um 1970 – dokumentiert so auch eine medienhistorische Wende: den Niedergang des bundesdeutschen Nachkriegskinos. Der Verlust des Films war dabei des Fernsehens Gewinn.
1 Vgl. Webb, Richard C.: Tele-Visionaries: The People Behind the Invention of Television, Hoboken, N.J.: Wiley-Interscience 2005, S. 1-46.
2 Constantin Perskyi verwendete den Ausdruck in einem Forschungspapier, das er bei einem Kongress zur Elektrizität in Paris präsentierte. Vgl. dazu auch: »Before it became known as television, it was called telephotography, telescopy or teleautography.« Winston, Brian: Media Technology and Society: A History From the Telegraph to the Internet, London; New York: Routledge 1998, S. 94.
3 Magoun, Alexander B.: Television: The Life Story of a Technology, Baltimore: Johns Hopkins University Press 2009, loc. 69. Vgl. ebenso: »By one count, inventors made eighteen new proposals for television systems in the first decade of the twentieth century.« Ebd., loc 253.
4 Ebd., loc. 149ff.
5 Ebd., loc. 178ff.
6 Ebd., loc. 651.
7 Diese Sichtweise verdanke ich Barbara Naumanns Vortrag »Überdachte Literaturwissenschaft und institutionelle Phantasie. Gedenkrede auf Eberhard Lämmert«, gehalten am 3. Mai 2016 in der Freien Universität Berlin.
8 A. B. Magoun: Television, loc. 564. Realiter sollten freilich noch über zwei Jahrzehnte vergehen, bis das Fernsehen vom technischen und sozialen Experiment zum Massenmedium werden konnte.
9 Alle biografischen Angaben stützen sich, wenn nicht anders nachgewiesen, auf persönliche Gespräche, die ich zwischen 1987 und 2012 mit Wolfgang Menge geführt habe, sowie auf Angaben von Menges Ehefrau Marlies Menge.
10 In Hamburg wurden Wolfgang Menges jüngere Geschwister geboren, Marianne und Werner. Beide starben früh an den Folgen von Krankheiten.
11 Menge, Marlies: E-Mail an den Vf., 29. Februar 2016.
12 Menge, Wolfgang: interviewt von Gundolf S. Freyermuth, Sylt, 21. Juni 1987. Vgl. auch: »Ich bin nie auf die Idee gekommen, dass es nicht allein mit mir was zu tun hat, sondern dass, wenn Sie so wollen, mit eine höhere Gewalt zuständig war dafür. Ich habe das immer ganz persönlich genommen.« (Ebd.)
13 Ebd.
14 Freyermuth, Gundolf S.: »Im Dritten Reich der Erinnerungen (Über den Fernsehfilm Reichshauptstadt privat)«, in: Stern TV-Magazin 44/1987, S. 4-9, hier S. 7.
15 Hering, Sabine: »›Nun steigen Sie doch endlich ein!‹ Erinnerungen an Wolfgang Menge und die Wirren des Kriegsendes und der Nachkriegszeit«, in diesem Band S. 412-421.
16 W. Menge: Sylt, 21. Juni 1987. – Stefan Zweigs Erinnerungen erschienen 1942 in dem Exilverlag Bermann-Fischer in Stockholm. – Vgl. auch Naumann, Barbara: »Wolfgang Menge - in seinen Büchern«, in diesem Band S. 219-242, hier S. 226.
17 W. Menge: Sylt, 21. Juni 1987.
18 Gaus, Günther: »›Hauptsache, ich bin nicht zu Hause‹ (2004) Gespräch mit Wolfgang Menge«, in diesem Band S. 660-681, hier S. 664.
19 S. Hering: »›Nun steigen Sie doch endlich ein!‹«, S. 414.
20 W. Menge: Sylt, 21. Juni 1987.
21 G. Gaus: »›Hauptsache, ich bin nicht zu Hause‹«, S. 664.
22 S. Hering: »›Nun steigen Sie doch endlich ein!‹«, S. 414.
23 G. Gaus: »›Hauptsache, ich bin nicht zu Hause‹«, S. 665.
24 S. Hering: »›Nun steigen Sie doch endlich ein!‹«, S. 415.
25 Vgl. ebd.