Der Televisionär. Группа авторов

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Televisionär - Группа авторов страница 34

Der Televisionär - Группа авторов

Скачать книгу

operierte mit einer regelhaft festgelegten Gruppe von Charakteren, die jeweils auf eine klar definierte Spielsituation – »Silberne Hochzeit«, »Die Beerdigung« – mehr oder weniger überraschend reagierten. Die Serie wies damit auf die Muster des Kabaretts zurück. Zudem wurde sie erst am Tag der Sendung selbst vor Publikum live aufgezeichnet. Bis zum letzten Augenblick konnte Menge so Bezüge zu Tagesereignissen einarbeiten. Damit operierte Ein Herz und eine Seele – höchst ungewöhnlich für Serienunterhaltung – mit der Aktualität einer abendlichen Kabarettvorstellung:

      Anders jedoch als die isolierten Sketche und Nummern eines Kabaretts oder auch journalistische Beiträge bot Menges Serie zum einen über das Genre der Sitcom eine kohärente Narration, zum anderen über das Moment der liveness simulierte Einblicke in den wie immer stilisierten Alltag einer bundesdeutschen Familie:

      Damit antizipierte Ein Herz und eine Seele die fotorealistisch-panoptische Beobachtung von Menschen in familiär-intimen Verhältnissen, wie sie in Deutschland erst in den neunziger Jahren und unter den Bedingungen des Privatfernsehens als Doku-Soap, Reality-Show oder Biovision populär werden sollten. Zeitgenössisch erwies sich diese einzigartige Kombination von Zeitbezug, Satire und Charakterzeichnung als ein geradezu explosives Erfolgsrezept.

      Ebenfalls im Frühjahr 1974 erklärte im an- und vielgesehenen ZDF-Kultur­magazin Aspekte der zuständige WDR-Redakteur Peter Märthesheimer:

      Zumindest der vereinfachenden autobiographischen Zuordnung widersprach Menge über die Jahre hinweg unermüdlich:

      Die mit nur zwei Staffeln und 25 Folgen vergleichsweise kurzlebige Serie wurde Menges dauerhaftester und auch finanziell lukrativster Fernseherfolg. Über vier Jahrzehnte hinweg lief Ein Herz und eine Seele nahezu ohne Unterbrechung in den verschiedenen Kanälen der ARD – und Menges Verträge sahen, wie in den siebziger Jahren üblich, Wiederholungshonorare vor. Einzelne Folgen wie »Silvesterpunsch« oder »Rosenmontagszug« erreichten zudem besonderen Kultstatus. Sie wurden und werden zu den einschlägigen Terminen rituell wiederholt.

      Publikum wie Presse reagierten auf die ersten Folgen gespaltener noch als in den siebziger Jahren auf Ein Herz und eine Seele. Empörung überwog. Der Spiegel schrieb:

Скачать книгу