Insel der Ponygirls. Tomàs de Torres

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Insel der Ponygirls - Tomàs de Torres

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Haus, in dem Sariyah und auch ihr Mann Jeff wohnten, wenn er auf der Insel weilte, schmiegte sich weniger als hundert Meter entfernt an die Kraterinnenwand. Es wies den gleichen einfachen Grundriss auf wie fast alle anderen Privathäuser, mit einem gepflegten, von üppigen roten und violetten Bougainvilleen umgebenen Vorgarten.

      Auch hier herrschte Betriebsamkeit: Sariyah und Ayala waren dabei, dicke Kerzen aus Bienenwachs zu rollen. Ayala trug immer noch Toms Riemengeschirr, und Sariyah – wie fast immer, wenn sie zu Hause war – ein sehr eng geschnürtes Taillenkorsett aus schwarzem Leder, das Brüste und Schamgegend freiließ. Der Lohn für diese Selbstdisziplin bestand in einer Figur, die die Bewunderung aller Dorfbewohner erregte. Andere junge Frauen eiferten Sariyah nach, doch wenige konnten sich einer auch nur annähernd so schmalen Taille rühmen.

      Gamaleh setzte die Kiste auf einer freien Ecke des Tischs ab, an dem die beiden Frauen arbeiteten. Wie stets fiel ihr Blick auf den geschnitzten Wandhalter, von dem verschiedene Züchtigungsinstrumente herabhingen: Paddles aus Leder und Hartholz, mit und ohne Löcher; lederne Reit- und Dressurgerten; eine Birkengerte; geschälte und ungeschälte Rohrstöcke aus Manilarohr; schließlich ein gedrechseltes Sulgenholz, dessen durchschlagende Wirkung Gamaleh aus eigener schmerzhafter Erfahrung kannte.

      Sariyah bemerkte Gamalehs Interesse. »Jeff kommt auch«, sagte sie und nahm eine neue Wachswabe von einer mit Kerzen warm gehaltenen Eisenplatte. »Für eine ganze Woche!«

      Gamaleh lachte. »Da wirst du aber lange nicht mehr sitzen können!«

      Sariyah zwinkerte ihr zu. »Es reicht, wenn ich liegen kann – auf dem Rücken, auf der Seite, auf dem Bauch – oder stehen, nach vorn gebeugt …«

      »Oder knien, mit gespreizten Beinen«, fügte Ayala hinzu.

      »… und den Mund öffnen.«

      Alle drei kicherten.

      »Hast du schon gehört?«, fragte Ayala Gamaleh. »Es kommen über ein Dutzend Männer zur Hochzeit, in drei Booten!« Sie nahm Sariyah die Wabe aus der Hand und schnitt deren Kanten an einem Holzstab gerade.

      Gamaleh dachte an Luke und fühlte einen Stich im Herzen. »Dann wirst du ja nicht die Einzige sein, die in der Hochzeitsnacht vollauf beschäftigt ist.«

      »Wir brauchen neue Waben«, stellte Sariyah fest.

      »Ich hole welche«, erbot sich Gamaleh.

      »Lass nur«, sagte ihre Schwester und betrachtete ihre feuerroten Finger. »Ich hole welche, ich brauche sowieso mal eine Pause. Übernimmst du eine Weile?«

      Gamaleh nickte. »Klar.«

      Sie nahm einen der vorbereiteten Dochte – aus Baumwolle geflochtene Schnüre, die mit heißem Kerzenwachs getränkt worden waren – und presste ihn in das warme Wachs.

      »Sag mal …«, begann sie, nachdem Ayala gegangen war.

      »Ja?«

      »Wie ist das, wenn man verliebt ist? Ich meine, so richtig verliebt, nicht nur ein bisschen schwärmen.«

      Sariyahs Kopf fuhr so schnell herum, dass ihre langen blonden Haare um ihn herumwirbelten. »Gamaleh!«

      Die Angesprochene senkte den Blick und begann, die Wabe zu rollen. »War nur so eine Frage, rein theoretisch.«

      »Ach so. Tja, wie soll ich das beschreiben? Es ist, als ob etwas in dir erwacht und beginnt, mit den Flügeln zu schlagen.«

      Gamalehs Herzschlag beschleunigte sich. Das war exakt das, was sie beim ersten Anblick von Luke gefühlt hatte, wenn sie es auch nie hätte so schön beschreiben können.

      Sie spähte zu Sariyahs Keuschheitspiercing. »Tut das weh?« Die Frage war heraus, noch ehe sie überlegen konnte, ob sie den Mut dazu aufbrachte.

      Unter Sariyahs Blick schoss ihr das Blut ins Gesicht, doch ihre Freundin lächelte beruhigend.

      »Nur am Anfang, bis die Löcher verheilt sind. Danach ist es einfach nur wie ein großes Schmuckstück, natürlich an einer sehr besonderen Stelle.«

      Mit schwankender Stimme wagte Gamaleh eine weitere Frage. »Was, denkst du, ist besser: ein Keuschheitsgürtel oder so ein Piercing-Schild?«

      Sariyah schnitt das untere Ende einer fertig gerollten Kerze ab und stellte sie neben eine Reihe anderer. Sie sah Gamaleh an und holte so tief Atem, dass sich das Korsett spannte. Dann verschränkte sie die Arme unter den beinahe halbkugelförmigen Brüsten. »Das kommt darauf an.«

      »Worauf?«

      Sariyah spreizte die Beine ein wenig. »Das Schild kann man permanent tragen, ohne größere Probleme«, sagte sie, sachlich wie eine Verkäuferin. »Natürlich ist Sauberkeit immer wichtig. Ein Keuschheitsgürtel dagegen muss alle paar Tage zur Reinigung abgenommen werden. Ah, da kommt Yangshi, die kann dir bestimmt mehr erzählen!«

      Yangshi half Ayala, eine große Kiste mit Waben zu tragen. Ihr weißblondes Haar passte zu ihrer unnatürlich hellen, fast weißen Haut, die im Gesicht, an den Armen und im Schulterbereich großflächig von Sommersprossen überzogen wurde. In die rosafarbenen Warzen ihrer festen Brüste waren anderthalb Zentimeter durchmessende Stahlringe eingelassen. Ihr Halsreif wies sie als verheiratete Frau aus, auf der daran baumelnden Metallplakette stand der Name »Sam«.

      »Gamaleh interessiert sich für deinen Keuschheitsgürtel«, sagte Sariyah.

      Gamalehs Stirn und Ohren begannen zu glühen, und sie wünschte sich weit weg. Keuschheitsvorrichtungen waren auf Hiva ein alltäglicher Anblick, aber jemanden so offen darauf anzusprechen war ungewöhnlich.

      Doch Yangshi, die stets gut gelaunt war, lachte nur. »Trägst du dich etwa mit Heiratsplänen und suchst schon mal das sicherste Modell?«

      Ayala und Sariyah fielen in das Gelächter ein, und Gamaleh schrumpfte in sich zusammen. Ein Schweißtropfen lief über ihre Stirn und verfing sich in einer Augenbraue.

      »Natürlich nicht! Wie auch? War nur so eine Frage.«

      Yangshi stellte sich breitbeinig vor Gamaleh hin. »Jedenfalls wirst du auf der ganzen Insel keinen sichereren finden, das kann ich dir versprechen! Mit den Schenkelbändern geht nun wirklich gar nichts mehr in puncto Selbstbefriedigung.«

      Gamaleh betrachtete die chromblitzende Vorrichtung. Ein mit einem Schloss gesichertes, zollbreites Taillenband, von dem ein weiteres Stahlband nach unten abzweigte. Im Schritt verbreiterte es sich und wies auf einer Länge von etwa acht Zentimetern eine Dreierreihe kleiner Löcher auf.

      Insofern war es ein ganz normaler Keuschheitsgürtel von der gleichen Art, wie ihn auch Gamalehs Mutter trug. Doch Yangshis Gürtel besaß eine Besonderheit: Zwei zusätzliche Stahlbänder umschlossen Yangshis Oberschenkel auf halber Höhe. Sie waren an der Außenseite des Körpers durch Ketten mit dem Taillenband gekoppelt, so dass sie nicht nach unten rutschen konnten. Und zwischen diesen eng sitzenden Schenkelbändern saß eine kurze Kette, die verhinderte, dass die Trägerin große Schritte machte – oder die Beine weit genug spreizte, um beispielsweise einen Finger zwischen Gürtel und Körper schieben zu können.

      »Er sieht wunderschön aus«, sagte Gamaleh versonnen.

      Yangshi verzog das sommersprossige Gesicht zu einer

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