Phantastica. Lewin

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Phantastica - Lewin

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einfrieren, ohne an Lebensenergie einzubüßen, was im Flachlande auch der Schneefloh, Degeeria, kann. Und dabei bestehen sie doch aus Eiweiß! Andererseits vertragen die gewöhnlichen Flöhe nicht das Klima von Feuerland und gehen, dorthin eingeführt, zugrunde. Welche Annehmlichkeit für die Feuerländerinnen!

      [39] Allenthalben auf diesem großen Gebiete, der Reaktivität, der Nichtreaktivität und der Andersreaktivität von Lebendem auf körperfremden oder körperheimischen Einfluss starren uns unlösbare Lebensrätsel entgegen. Sie zu lösen ist unmöglich, sie in ihren wechselvollen Äußerungsformen kennen zu lernen notwendig. Die auf die betäubenden und erregenden Genussmittel sich beziehenden gehen alle Menschen, auch diejenigen von selbstzufriedener Gleichgültigkeit, an. Sie gehören zu den Weltfragen, an deren Beantwortung ein jeder der Beteiligten – und wohl alle Menschen sind daran beteiligt – automatisch oder bewusst teilnehmen muss.

      [41]

      Die Betäubungsmittel.

      [43]

      Die Stoffe, denen Wirkungen zukommen, wie ich sie zuvor allgemein geschildert habe, lassen sich in verschiedene Gruppen einteilen, die zwar nicht scharf voneinander trennbar sind, aber doch Unterschiede in der Wesenheit ihrer energetischen Fähigkeiten bzw. deren Äußerungs- und Verlaufsart aufweisen. Es ist ohne weiteres verständlich, dass bei einer Beeinflussung des Gehirns, mit einer verschiedenen reaktiven Wertigkeit einzelner seiner Teile auch in Bezug auf scheinbar gleichartig wirkende Stoffe gerechnet werden muss. Selbst wenn man willig zugibt, dass die scheinbare Gleichartigkeit der letzteren in Wirklichkeit nicht besteht und nur aus Mangel an Erkennungsmöglichkeit den Eindruck der Wirkungsgleichartigkeit macht, so bleiben noch genug toxikologische Erfahrungstatsachen übrig, die dafür sprechen, dass der feinere chemische Bau einzelner Gehirnteile nicht summarisch als überall übereinstimmend gleich aufgefasst werden darf. Es müssen in ihnen neben quantitativen auch qualitative chemische Unterschiede sowohl in der weißen als auch der grauen Gehirnsubstanz bestehen. Die bisherigen chemischen Untersuchungen sagen darüber herzlich wenig aus. Sie stellten z. B. fest, dass in der grauen Substanz die Menge des Eiweißes und der Leimbildner mehr als die Hälfte und in der weißen etwa ein Viertel der organischen Stoffe beträgt, die Menge des Cholesterins und der Fette in der grauen nur den dritten Teil und das Cerebrin etwa den zwanzigsten Teil so groß wie in der weißen Substanz ist usw. [44] Selbst wenn die genannten und andere Stoffe wirkliche Bestandteile und nicht Zersetzungsprodukte wären, so gäben sie nur über den chemischen Bau des toten Gehirns, aber nicht über denjenigen seiner Teile und gar nicht über die funktionierenden Stoffe des lebenden Auskunft. Bestehen, wie ich annehme, Unterschiede, dann ließe sich verstehen, warum an das Gehirn gelangende chemische Stoffe in dessen einzelnen Gebieten verschiedenartige oder verschieden starke Wirkungen auslösen. Cholesterin, Phosphartide, Kephalin, Cerebroside sind nur Namensbezeichnungen für Stoffe, deren kausale Beteiligung weder an normalen noch krankhaften Betriebsvorgängen im Gehirn zu verstehen ist.

      Unterschiede auch in den Lebensbedürfnissen verschiedener Gehirngebiete erschließe ich aus manchem Vergiftungsvorgange. So ist es z. B. bisher ganz unmöglich gewesen auch nur näherungsweise zu verstehen, weshalb als Folge der Kohlenoxidvergiftung mit Vorliebe die

      basalen Ganglien, vor allem der Streifenhügel aber auch der Linsenkernen, der Seehügel und die Vierhügel betroffen werden. Die nächstliegende Annahme würde dahin gehen, bei diesen Gehirnteilen ein erhöhtes Bedürfnis nach sauerstoffhaltigem, unverändertem Blut vorauszusetzen, dem durch kohlenoxidhaltiges nicht genügt werden kann – nebenher vielleicht aber auch eine erhöhte chemische Reaktionsfähigkeit auf Stoffe, die aus Zersetzungsvorgängen in den genannten, in ihrer Ernährung gestörten Teilen selbst stammen.

      Unterschiede in der Reaktionsfähigkeit einzelner Gehirnteile oder Punkte gegenüber gewissen chemischen Stoffen ergeben sich auch bei der Betrachtung des Verhaltens, z. B. des verlängerten Markes zu narkotischen Stoffen. Während die Zentren der Großhirnrinde auf solche schnell mit Ausfall von Funktionsstückchen reagieren, verlangt das Atmungszentrum für Funktionsänderungen viel mehr Zeit und wirkende Masse. Als Ursache eines so verschiedenen Verhaltens [45]ist nicht allein die Höhe der der wirkenden Dosis anzusprechen, denn wenn auch das Massenwirkungsgesetz in Bezug auf Wirkungen von Arzneistoffen und Giften in einer gewissen Breite fraglos Geltung hat, so ist diese doch nicht mit derjenigen in Vergleich zu stellen, die sie in der Chemie besitzt.

      Zu den konstanten reaktiven Äußerungen des Gehirns auf narkotische Stoffe gehört eine primäre Erregung. Ich betrachte es als eine allgemeine biologische Regel, dass eine Funktionsminderung irgendeines körperlichen Organs voraufgegangen wird von einer Funktionserhöhung, die der Ausdruck einer primären Reizung ist. Die Stärke einer solchen Reizwirkung und ihre Dauer hängt von der individuellen Leistungsbeschaffenheit des Gehirns und der Art der wirkenden Substanz ab. Sie ist immer vorhanden, wenn sie auch nicht immer grob sinnlich wahrnehmbar ist und sie kann so groß sein, dass sie für eine gewisse Zeit die einzig erkennbare Reaktion darstellt.

      Neben solchen durch die betreffenden Stoffe direkt hervorrufbaren Wirkungen am Zentralnervensystem kommen solche bei anderen Organfunktionen zustande, die, wie ich schon ausführte, als Abhängigkeitswirkungen zu bezeichnen sind. Wenn man an die überaus große, stetige Beeinflussung des körperlichen Lebens durch Gehirn und Rückenmark denkt, wie Herz und Atmung, Drüsen, Muskeln, Sinnesorgane usw., ja, meiner Überzeugung nach, auch die Nahrungs- assimilationsvorgänge Arbeitsimpulse von den Nervenzentren aus erhalten, so wird ohne weiteres die Notwendigkeit klar, dass als Wirkungsfolge von narkotisch wirkenden Stoffen auch die in wesentlicher Abhängigkeit vom Nervensystem lebenden Organe beeinflusst werden. Was dadurch an Symptomen bewirkt wird, stellt, zusammen mit den primären Einflüssen auf Gehirn bzw. Rückenmark, das Wirkungsbild dieser Substanzen dar.

      In welcher Weise die Gehirnbeeinflussung durch betäubende Stoffe sich letzten Endes vollzieht, dies zu erkennen, [46] ist bisher niemand vergönnt gewesen. Weniger noch als dies! Selbst ein Ahnen der bei der künstlichen Erzeugung von Schlaf oder der Stillung von Schmerz sich abspielenden Vorgänge ist unmöglich. Keiner der vielen Deutungsversuche verdient Erwähnung. Sie sind kaum etwas anderes als Umschreibungen der Vorgänge selbst und fordern den Spott heraus.

      Sind es chemische Wirkungen, die sich in der Nervenmasse, z. B. der Großhirnrinde, abspielen? Ich nehme es an und halte den Zweifel, der sich hiergegen erhebt und der durch die Kleinheit der Mengen begründet wird, die von manchen solcher Stoffe für die Herbeiführung einer Wirkung erforderlich sind, für nicht genügend begründet, um diese Anschauung umzustoßen. Denn wenn auch eine Menge von 0,0005 g Scopolaminsalz im Verhältnis zu der Gehirnmasse scheinbar so klein ist, dass Gehirnwirkungen, wie sie tatsächlich in Gestalt des Dämmerschlafes dadurch erzeugbar sind, überraschen, so ist doch zu bedenken, dass es sich hier wahrscheinlich nur um Einwirkungen auf bestimmte Zentren, d. h. Punkte der Gehirnmasse, handelt. Auf solche könnte das Narkoticum z. B. auch katalytisch wirken, also eine Zeitlang selbst chemisch unverändert bleiben und doch im lähmenden oder erregenden Sinn eine Wirkung auslösen, solange die Berührung an den beeinflussbaren Stellen dauert. Die Annahme bedarf keines Zwanges, dass das Scopolamin oder das Morphin auf diese Weise Funktionsvorgänge, deren das Gehirn fähig ist und die z. B. zum Schlaf führen, hemmen oder beschleunigen kann.

      Für eine Gruppe solcher Stoffe, die Inhalationsanästhetika, wird ihre chemische Wirkung nähergerückt, weil sie die erkennbare Fähigkeit besitzen, lösend auf die fettartigen Stoffe des Gehirns zu wirken, also dadurch ohne weiteres als befähigt angesehen werden müssen, auch funktionell ändernd einwirken zu können. Was ich in dieser Weise vor Jahrzehnten als Wirkungsursache derartiger [47] Substanzen begründete18 und was literarische Wegelagerer aufgegriffen und unter ihrem Namen verbreitet haben, hat ein großes Maß von Wahrscheinlichkeit für sich. Das was dabei unverständlich ist, nämlich die Schnelligkeit der Wiederherstellung

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