Phantastica. Lewin

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Phantastica - Lewin

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Verdunstung das in einem offenen Gefäß stehende Meerwasser selbst einen Gehalt von 10 Proz. an Salz erreicht hat.

      Das Wachstum der Bierhefe wird schon durch 0,17 g Fluorwasserstoff im Liter aufgehoben, während die an das Mittel gewöhnte noch in einer Lösung von 1 g im Liter wächst. Der Pneumobazillus geht durch eine Sublimatlösung von 1:15000 zugrunde, wächst aber nach der Akkommodation in einer Lösung von 1:2000 Wasser.

      Die Plasmodien von Aethalium septicum können sich an Zuckerlösungen gewöhnen. Der Schimmelpilz, Aspergillus niger, gewöhnt sich an Nährböden mit steigendem Kochsalzgehalt und durch langsame Konzentrationssteigerung an 28 Proz. Natronsalpeter- oder auch an 52 Proz. Glyzerinlösung. Ein anderer Schimmelpilz, Penicillium glaucum, kann nach längerer Entwicklung auf Nickelsulfat enthaltendem Nährboden dahin gebracht werden, die zehnfache, anfangs entwicklungshemmende Menge davon zu vertragen. In ähnlicher Weise konnte dieser Pilz an Kobalt-, Cadmium-, Quecksilber- und Thalliumsalze gewöhnt werden. Schimmelpilze kann man ferner durch geeignetes Einwirkenlassen steigender Konzentrationsgrade an Äthylalkohol von 2-8 Proz. gewöhnen, ja, sogar an Amylalkohol, an Fusel. Während bei dem Schimmelpilz 0,1 Proz. davon jede Fruktifikation verhindert, kann daran gewöhntes Penicillium noch auf einem Nährboden mit 0,4 Proz. Amylalkohol fruktifizieren.

      [25] Rhizopus nigricans wächst gut in einer Morphinlösung von 0,005 Proz. Höhere Konzentrationen beeinträchtigen sein Wachstum. Indessen schon nach einer fünftägigen Vorbehandlung gedieh er am besten in einer 0,5 proz. Lösung.

      Plasmodien von Physarum gewöhnen sich an arsenige Säure, die ihnen anfänglich feindlich ist und Penicillium brevicaule sowie andere Schimmelpilze besitzen sogar die, für die gerichtliche Chemie so wertvoll gewordene Fähigkeit, sie in riechende gasige Produkte überzuführen.

      Auch höher organisierte Lebewesen weisen durch Gewöhnung Toleranz gegen Gifte der verschiedensten Art auf. So können sich Kaninchen an Jequirity (Abrin) derart gewöhnen, dass selbst die vierfache Menge eines Aufgusses davon, die sonst den Tod herbeiführt, ohne Störungen des Allgemeinbefindens vertragen wird. Selbst an Curare kann bei Hunden und Kaninchen durch allmähliche Steigerung der Dosen eine gewisse Anpassung an das Gift herbeigeführt werden. Man mussdie Menge bald erhöhen, um die nach den ersten Gaben beobachteten Vergiftungssymptome hervorzurufen. So werden Pferde, die Galeopsis tetrahit im Futter aufnahmen, anfangs dadurch stark vergiftet, gewöhnen sich aber schließlich daran.

      Ähnliche Beispiele ließen sich viele anführen, z. B. entsprechende Vorkommnisse bei Tieren, die man mit Atropin, einem der Wirkungsstoffe der Tollkirsche, behandelt hat. Mag man Hunde mit kleinen oder großen Mengen dieser Substanz längere Zeit hindurch vergiften, stets findet man nach wenigen Tagen, dass eine Reihe allgemeiner Vergiftungssymptome nicht mehr auftritt, z. B. die Hyperaesthesie der Haut, das Zittern des ganzen Körpers, die Unruhe usw. Schon nach 5-10 Atropineinspritzungen kann man sie nicht mehr von ganz normalen unvergifteten Tieren unterscheiden. Ja, selbst ein örtlich so brutal ätzender Stoff, wie Dimethylsulfat, ließ bei einigen Kaninchen, die damit in allmählich steigenden Dosen gefüttert wurden, an einem Tage bis 0,15 [26] bzw. 0,2 g ohne plötzliche Vergiftung geben, während 0,075 g andere nach 24 Stunden wohl stets töten.

      Tiere, die zum ersten Male der Einwirkung des Kohlenoxydgases ausgesetzt werden, zeigen eine stärkere Beeinflussung, z. B. in Bezug auf ihre Körperwärme, als diejenigen, die schon daran gewöhnt sind.

      In gleicher Weise findet Gewöhnung an physikalische Faktoren, z. B. an verdünnte Luft auf hohen Bergen statt. An Orten Boliviens, wie Bogota, Potosi, La Paz und anderen, die sich bis 2600-4000m erheben, findet man die körperliche Leistungsfähigkeit der Einwohner in nichts unterschiedlich von derjenigen der Bewohner des Flachlandes. Es handelt sich hierbei um Höhen, die der des Montblanc gleichkommen, wo Saussure kaum noch Kraft besaß, seine Instrumente abzulesen, während seine Führer, abgehärtete Bergbewohner, ohnmächtig wurden. Während der Nichtgewöhnte in großen Höhen anfangs eine auch bei absoluter Ruhe nachweisbare und bei Bewegung viel stärker auftretende Pulsbeschleunigung bekommt, wozu sich meistens Herzklopfen, Oppression und allgemeines Unbehagen gesellt, wird der Puls bei Gewöhnten nach 8-10 Tagen normal und nur seine Spannung bleibt erhöht. Ebenso verhält sich die Atmung, die anfangs häufiger, später normal wird.

      Eine solche Höhenanpassung trat in besonders deutlicher Weise bei den an dem Besteigungsversuch des Mount Everest im Jahre 1922 Beteiligten zutage. Anfänglich stellten sich Atemnot und Kopfweh und bei 5000 m Cheyne-Stokessche Atmung ein. Auf etwa zehn oberflächliche Atemzüge folgten einige, die allmählich tiefer wurden und in drei oder vier tiefen Zügen gipfelten, die sich dann wieder verflachten, bis die Runde von neuem begann. Nach mehrwöchentlichem Aufenthalt schwanden alle unangenehmen Erscheinungen. Die Schnelligkeit der Angewöhnung zeigte sich auch bei schwieriger Bergarbeit. Die Anpassungsfähigkeit dauerte schon nach wenigen Tagen in einer Höhe von 6400 m an.

      [27] Was im Anfange in Überwindung von Schwierigkeiten Kampf gekostet hatte, wurde dann zu leichter Verrichtung. So wurde es möglich, ohne Sauerstoff bis 8200 m vorzudringen. In dieser großen Höhe vollzog sich gleichfalls die Anpassung sehr schnell.

      Noch eine andere Erfahrung: In der Südbretagne ist die Luft so stark mit Salz getränkt, dass manche nach den ersten Tagen des Aufenthalts einen schmerzhaften, kolikartigen Zustand bekommen, der drei bis acht Tage andauert. Hat man ihn überstanden, so kehrt er nicht wieder.

      Es gibt kaum ein Gewebe des Körpers, das durch eine geeignete Behandlung nicht zu einer Toleranz gegenüber einem sonst schädlichen Einfluss gezwungen werden und kaum einen funktionsverändernden Stoff im weitesten Sinn des Begriffes, der durch Gewöhnung an ihn nicht teilweis oder ganz seine Wirkung an bestimmten Geweben verlieren kann.

      Nach meinen Versuchen scheint nur die Gruppe der den Blutfarbstoff verändernden Gifte und der Phosphor hierin eine Ausnahme zu machen.

      Die Anpassung der Gewebe vollzieht sich, wie ich schon hervorhob, meistens in größerem Umfange nur für ein gewisses äußeres Verhältnis oder für einen bestimmten Stoff, während sie für einen selbst ähnlich wirkenden fehlen kann. Modifikationen dieses Erfahrungssatzes kommen vor. Einreibung von Krotonöl in die Haut des Kaninchenohres ruft für einige Wochen eine Art von Immunität hervor, die sich darin äußert, dass nach vollständigem Ablauf der Entzündung die betreffende Stelle auf eine erneute Einwirkung desselben Reizes nicht mehr in der gleichen Weise, sondern erheblich schwächer reagiert. Es ließ sich ferner nachweisen, dass auch eine Vorbehandlung mit anderen entzündungserregenden Stoffen die Haut gegen das Krotonöl widerstandsfähiger macht und dass umgekehrt eine vorausgegangene Krotonölentzündung einen gewissen Schutz sogar gegen andere Entzündungserreger ge[28]währt. Die Reizgewöhnung, die auch ohne sichtbare entzündliche Veränderung zu erzielen ist, kann mehrere Wochen anhalten, dann aber nicht gleichzeitig gegenüber allen gewebsreizenden Einflüssen schwinden, sondern am längsten gegenüber demjenigen Reizstoff bestehen bleiben, an den die Haut systematisch gewöhnt worden war. Analoges fand man im Experiment an Menschen. Behandelte man Psoriasiskranke mit dem Reizstoff Chrysarobin in ganz allmählich steigender Konzentration, so wurden die betreffenden Hautstellen nicht nur gegen Chrysarobin weniger empfindlich, sondern auch gegen andere Reize, wie z. B. gegen Kantharidenpflaster und Krotonöl. Hierbei zeigte sich, dass die Toleranz gegen diese letzteren Stoffe bei einer Kranken schon wieder, verschwunden war, während die gegen Chrysarobin noch wochenlang anhielt.

      Experiment und praktische Erfahrung liefern in allen diesen Beziehungen die gleichen Ergebnisse. Hundert- und tausendfach lehren sie, wie seitens des Menschen an die verschiedenartigsten Einflüsse Anpassung durch Gewöhnung stattfinden kann und zwar soweit einzelne Organe, z. B. das Gehirn oder der Gesamtorganismus in Frage kommen, so dass auch wohl ein dafür geeigneter Mensch als Präservativ gegen Schlangengift oder Cholera – wie dies einmal in Ostasien beobachtet wurde – sogar die strychninhaltigen Samen von Strychnos Ignatii oder Strychnos nux vomica ohne Steigerung der

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