Was bildet ihr uns ein?. Группа авторов
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Das wollen wir ändern. Dieses Buch ist aus der Idee entstanden, eine Debatte in Deutschland über unser Bildungssystem anzustoßen. Denn alle jungen Autoren dieses Buches sind sich einig: Es muss sich etwas verändern!
Vielen ist nicht bekannt, dass es in unserer Bildungslandschaft Hürden gibt. Oft herrscht das Bild vor, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied sein könnte, allein weil die Bildung in Deutschland kostenlos ist. Dass dies leider nicht so einfach ist, werden die einzelnen Kapitel zeigen.
Dieses Buch gibt analysierende und auch persönliche Einblicke in die Bildungsläufe einer Generation. Alle Autoren sind zwischen 19 und Anfang 30 und zeigen Hürden auf, die sie selbst erlebt haben oder die sie besonders problematisch finden. So wechseln sich analysierende Kapitel mit kurzen Selbstporträts ab. Diese sollen die zentrale Frage des Buches widerspiegeln: Was macht das Bildungssystem mit den Menschen, die darin lernen?
So ist das Buch wie ein Hürdenlauf aufgebaut und daher beginnen wir mit der frühkindlichen Bildung und zeigen, welchen Problemen sich schon Kinder stellen müssen. Für viele werden bereits die Wahl des Kindergartens oder die Einschulung zum Fehlstart. Häufig spielt hier der sogenannte sozioökonomische Hintergrund eines Kindes eine große Rolle, also aus welchen sozialen und finanziellen Verhältnissen es kommt.
Im darauffolgenden Abschnitt geht es vor allem um die Selektion nach der Grundschule und was dies für Jungen und Mädchen bedeutet. Seit der PISA-Studie ist klar, dass der Bildungserfolg eines Kindes maßgeblich von der Bildung der Eltern abhängt. Die Lauf bahnen sind vorgezeichnet und es ist schwer aus diesen auszubrechen, wie wir zeigen werden. Das Dramatische hierbei ist, dass diese Ungerechtigkeit bekannt ist und dennoch stark an der Dreigliedrigkeit, also an der Trennung in Hauptschule, Realschule und Gymnasium festgehalten wird. Wir sollen aus der Vergangenheit lernen, um die Zukunft besser zu gestalten, wird schon im Geschichtsunterricht gelehrt. Für das Bildungssystem gilt dies aber offenbar nicht. Denn hier klammert sich die Politik und die Gesellschaft an die veralteten Strukturen, die ihren Ursprung im Kaiserreich haben. Entscheidend für die Organisation der Schule war das Jahr 1787. In dem Jahr wurde das sogenannte Oberschulkollegium gegründet, durch das die Schulen in Preußen zum ersten Mal zentral verwaltet wurden.4 Der erste Leiter dieser Behörde beschrieb in einem Plan seine Vorstellung, wie das preußische Schulwesen organisiert werden sollte. Für ihn war klar, „daß der Bauer anders als der künftige […] Bürger, und dieser wiederum anders als der künftige Gelehrte […] unterrichtet werden muß. Folglich ergeben sich drei Abteilungen aller Schulen des Staates; nämlich: 1) Bauer- 2) Bürger- und 3) Gelehrte Schulen.“ 5
Dieses Denken versteckt sich auch in der heutigen Dreigliedrigkeit unseres Schulsystems und erschwert dadurch den Bildungsaufstieg eines Kindes ungemein. Inzwischen hat sich diese Dreigliedrigkeit ausgeweitet. So gibt es beispielsweise noch Förderschulen und Gesamtschulen, weswegen wir im Buch immer von einer Mehrgliedrigkeit sprechen werden.
Der Aufstieg durch Bildung wird dann im folgenden Abschnitt thematisiert, in dem sich die Jugendlichen schon mitten im Hürdenmarathon befinden. Welche Pläne haben Jugendliche nach der Schule? Welche Hürden gibt es, eine gute Ausbildung zu finden? Und wie funktioniert es eigentlich, ohne Abitur zu studieren? Für dieses Buch haben wir Interviews mit Schülern geführt, die kurz vor ihrem Schulabschluss stehen und die wir nach ihren Zukunftsvisionen und Plänen gefragt haben. Durch diese Studie wird deutlich, wie stark die Schüler selbst die für sie vorgezeichneten Laufbahnen verinnerlicht haben und ihnen oft andere Optionen gar nicht bekannt sind.
Um die Hürdenelite, also um Probleme wehrend und nach dem Studium, geht es im darauffolgenden Abschnitt. Hier werden weitere Hürden, wie der Übergang vom Bachelor zum Master oder die Möglichkeit als Fachhochschulabsolvent zu promovieren, beleuchtet. Ein besonderes Augenmerk wird auf das Thema Depression gelegt, da in den vergangenen Jahren verstärkt auch Studierende betroffen sind.
Die nächste Abschnittsüberschrift Staffellauf statt Hürdenlauf spiegelt die Vision wider, die wir für das Bildungssystem haben. Es soll also ein Lauf sein, in dem Jugendliche keine Hürden überwinden, sondern gemeinsam mit Eltern, Lehrern und anderen Begleitern ihren Weg gestalten. Visionen finden sich immer in den einzelnen Kapiteln wieder, wobei es auch Kapitel gibt, die hauptsächlich Vorschläge diskutieren.
Abschließend werden die derzeitigen Debatten um Bildung ausführlich analysiert und es wird dargelegt, welchen Herausforderungen man sich stellen muss, wenn man solch eine Debatte gestalten will.
Dieses Buch soll darauf hinweisen, wie problematisch unser derzeitiges Bildungssystem ist und dass es keiner kleinen Reförmchen bedarf, sondern einer grundlegenden Veränderung – einer Revolution. Wir sind eine Gesellschaft, die sich als Wissensgesellschaft definiert. Bildung hat also einen hohen Stellenwert und ermöglicht darüber hinaus den sozialen Aufstieg. Um so entscheidender ist es, dass jetzt endlich entsprechende Schritte folgen, die Hürden abzuschaffen.
Wir hoffen, Sie hierdurch anzuregen, das derzeitige System zu überdenken, in Frage zu stellen und darüber zu diskutieren.
Kommt Zeit, kommt Kind – warum sich frühkindliche Bildung wandelt
Maria B. Jung und Daniela Militzer
Wie konnte aus unserer Generation und all jenen vor uns nur etwas werden?
Sprachkurse, Kunstkurse, Tanzkurse, musikalische Frühförderung, Kinderturnen, Schwimmkurse, Yoga, psychisches und physisches Training, Kinderuni: Ein so reichhaltiges Angebot gab es für uns nicht. Heute stehen Eltern jedoch vor einer nahezu unüberschaubaren Menge unterschiedlichster Förderprogramme für ihre Sprösslinge. Und allesamt nehmen für sich in Anspruch, den Kindern lebensrelevante Kompetenzen zu vermitteln. Die Veranstalter richten sich gezielt an Kinder von null bis sechs Jahren. Ist das übertrieben?
Für viele Eltern offenbar nicht, denn sonst gebe es diese Fülle an Angeboten nicht. Denn wie heißt es so schön: Wo es keine Nachfrage gibt, da ist kein Markt. Kinder sollen heutzutage schnellstmöglich all das Lernen, was für ein Leben in unserer Gesellschaft erforderlich ist. Hierzu gehört offenbar, dass sie möglichst früh mehrere Sprachen sprechen und gleichzeitig mathematische, musikalische sowie sportliche Fähigkeiten entwickeln. Normales, gesundes Entfalten wird vorausgesetzt. Doch was genau braucht eigentlich ein Kind für seine Entwicklung?
Die Welt der Ratgeber
Geht man in eine Buchhandlung, um sich ein Buch zur Kindererziehung zu besorgen, ist man schnell überfordert mit der Fülle an Ratgebern, Erfahrungsberichten und Fachbüchern: Kinderjahre, Das kompetente Kind, Kindersprechstunde, Was dein Kind dir sagen will, Schwierige Kinder glücklicher machen. Allein die Titel machen die unterschiedlichen Herangehensweisen der Pädagogen, Psychologen, Ärzte und weiterer Fachleute deutlich, und es wird schnell klar: Eltern können eigentlich nur alles falsch machen.
Dennoch, bei der Frage, was das Wichtigste für ein Kind ist, sind sich die meisten Autoren einig. Als erstes müssen die elementarsten Bedürfnisse wie Hunger und Pflege befriedigt werden.6 Hierbei muss es Verlässlichkeit und Sicherheit durch die Eltern und andere Betreuungspersonen erfahren. Denn liebevolle Beziehungen dienen dem Kind als sichere Basis, um seine Umwelt zu erkunden. So versichert es sich beispielsweise, ob seine Mutter