Die Geschichte des Untergangs der RMS Titanic. Группа авторов

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Die Geschichte des Untergangs der RMS Titanic - Группа авторов Mensch, Maschine, Abenteuer

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Ausnahme einiger, die ihre Männer nicht alleine lassen wollten. Manchmal riss man sie los und schubste sie in die Boote, aber meistens ließ man ihnen ihren Willen, denn niemand bestand wirklich darauf, dass sie gehen müssen.

      Wenn man über die Bordwand hinabschaute, sah man, dass einige Boote bereits im Wasser waren und langsam in der Dunkelheit verschwanden. Direkt neben mir hörte ich das Quietschen der neuen Seile in den Flaschenzügen und sah, wie man Boote die 30 Meter bis zum Wasser hinab ließ. Ein Offizier in Uniform kam herunter und rief, ›Wenn Sie unten sind, rudern Sie zu den anderen Booten und warten auf weitere Anweisungen.‹

      DIE DISZIPLIN WAR GUT

      ›Aye, Aye, Sir!‹, kam die Antwort, aber ich glaube nicht, dass eines der Boote dem Befehl gehorchen konnte. Denn als sie erst auf dem Wasser waren und mit dem Rudern begannen, sah man, wie schnell die Rettungsboote inzwischen besetzt wurden. Ein Anzeichen höchster Gefahr – weit mehr ersichtlich als für an Bord verbliebenen – und in dem Chaos konnte man nichts mehr tun, als möglichst schnell vom sinkenden Schiff wegzurudern und sein Leben zu retten. Ohne Zweifel hatte man angst, dass der Sog des riesigen absinkenden Dampfers für die hauptsächlich mit Frauen besetzten Boote zu einer großen Gefahr werden könnte.

      Aber an Bord gab es die ganze Zeit über kein Anzeichen von Chaos, keinen Sturm auf die Rettungsboote, auch keine Szenen mit hysterisch kreischenden Frauen – so wie man es immer in solchen Momenten erwartete. Jeder schien nur ganz langsam zu begreifen, in was für einer Gefahr er sich befand.

      Auch als uns klar wurde, dass wir unweigerlich im Wasser landen würden, mit nichts als unseren Rettungswesten am Leib, um uns über Wasser zu halten bis wir von einem Rettungsboot aufgenommen werden konnten, war es unglaublich, wie ruhig jeder blieb, wahnsinnig kontrolliert!

      Eins nach dem anderen wurden die Boote mit Frauen und Kindern besetzt, zu Wasser gelassen und in die Nacht weggerudert. Auf einmal machte das Gerücht die Runde, ›Die Männer werden auf der Steuerbordseite in die Boote gelassen!‹ Ich befand mich backbord und die meisten von uns gingen hinüber, um nachzuschauen, ob das auch stimmte. Ich aber bleib wo ich war und hörte auf einmal: ›Keine Frauen mehr da?‹ Ich blickte über die Bordwand und sah Boot Nummer 13, das auf Höhe von Deck B schwang, nur halbvoll mit Frauen besetzt. Wieder kam der Ruf, ›Sind keine Frauen mehr da?‹ Ich sah keine mehr und dann schaute einer der Besatzung zu mir herauf und fragte mich, ›Sind da noch Frauen auf ihrem Deck, Sir?‹

      ›Nein‹, antwortete ich.

      ›Dann springen sie wohl besser!‹

      Ich sprang und landete im Boot, gerade als man ›runter mit dem Boot!‹ rief. Schon auf dem Weg nach unten, schubste man eiligst noch zwei Ladies durch die Menge auf Deck B und ließ sie zu uns herab, und auch ein zehn Monate altes Baby reichte man uns. Die Bootsbesatzung rief den Männer an den Winden zu, dass sie uns in der Waage halten sollten: ›Bug! Heck! Alle beide!‹, bis wir etwa zehn Meter über dem Wasser schwebten. Und hier kam der einzige Moment, in dem wir während der ganzen Rettungsaktion wirklich Angst hatten.

      NEUE GEFAHR

      Direkt unter unserem Boot lag der Auslass der Dampfkondensatoren; ein dicker Wasserstrahl schoss knapp oberhalb der Wasserlinie aus dem Schiffsrumpf. Wir mussten versuchen, unser Boot weit genug davon weg zu wassern, damit wir nicht absoffen. Es gab keinen Offizier im Boot, kein geschultes Crewmitglied, das wusste, was zu tun sei. Jemand muss den Sicherungsstift finden, der die Seile festhält, und daran ziehen!‹, rief einer der Männer an den Winden über uns. Niemand wusste, wo diese Stifte waren. Wir suchten überall, an den Seiten und auf dem Boden, fanden aber nichts. Und es war schwierig, sich unter so vielen Menschen zu bewegen – es waren ja rund sechzig oder siebzig Personen im Boot! Also ging es weiter in die Tiefe und wir wurden fast überflutet, während wir immer noch an den Seilen hingen. Der Wasserstrahl drückte uns vom Rumpf der Titanic weg und die Meereswellen schubsten uns gleich wieder zurück. Das Ergebnis dieses Hin und Hers war, dass wir parallel zum Schiffsrumpf direkt unter Beiboot Nummer 14 gerieten, das inzwischen voll beladen nach unten gelassen wurde. Es drohte, auf uns zu landen und uns unter Wasser zu drücken.

      ZU LAUT

      ›Hört auf, Nummer 14 runter zulassen!‹, riefen wir und die Besatzung von Nummer 14, höchstens sechs, sieben Meter über uns, rief das gleiche! Aber der Abstand zu den Winden weit oben und das Kreischen der Flaschenzüge muss alles übertönt haben, denn Nummer 14 kam immer weiter runter. Fünf Meter, vier Meter, drei … ein Heizer und ich packten den über uns hängenden Rumpf – gleich würde er unsere Köpfe berühren. Aber kurz zuvor sprang ein anderer Heizer auf und zückte sein Messer.

      ›Eins,‹ hörte ich ihn rufen, ›zwei,‹ und sein Messer zerschnitt die Halteleinen. Der Kühlwasserstrahl schob uns direkt weg, während Nummer 14 genau dort ins Wasser fiel, wo wir gerade noch waren. Die Boote berührten sich sogar noch.

      Jetzt konnten wir schnell vom sinkenden Schiff wegrudern. Die Crew unseres Bootes schien hauptsächlich aus Küchenpersonal mit ihren weißen Jacken zu bestehen; zwei Köche an den Riemen, ein Heizer am Ruder.

      Der kommandierende Heizer sagte uns, er führe seit sechsundzwanzig Jahren zur See und er hätte noch nie eine so ruhige Nacht auf dem Atlantik erlebt. Als wir von der Titanic wegruderten schauten wir von Zeit zu Zeit zu ihr zurück. Niemand von uns wird je wieder eine so ergreifende Szene beobachten können.

      AUCH IM TODESKAMPF NOCH BEEINDRUCKEND

      Aus der Ferne wirkte sie unglaublich gestreckt: Der große Rumpf setzte sich schwarz gegen die Sterne ab, jedes Bullauge, jedes Salonfenster war hell erleuchtet. Unmöglich zu denken, mit diesem Leviathan stimme etwas nicht, hätte er nicht so schräg im Wasser gelegen. Das Wasser erreichte nun schon die unterste Reihe Bullaugen. Etwa gegen 2:00 Uhr – soweit ich mich recht erinnere - bemerkten wir, dass sie nun immer schneller sank, Bug und Brücke lagen bereits komplett unter Wasser. Es schien nur noch ein Frage von Minuten zu sein. Und so war es auch.

      Es hob langsam das Heck, den Bug fast senkrecht nach unten. In diesem Augenblick erloschen alle Lichter, die während der ganzen Zeit, seit wir sie verlassen hatten, nicht einmal geflackert hatten. Dann kamen sie ganz kurz wieder und schließlich war alles weg.

      Zu unserem Entsetzen mussten wir sehen, wie sie in dieser aufrechten Position, den Bug zuunterst, einen Augenblick verharrte – vielleicht fünf Minuten. Zirka 50 Meter ragte sie wie ein Schatten senkrecht aus dem Wasser. Dann tauchte sie ab.

      TODESSCHREIE

      Und dann, um allem die Krone aufzusetzen, erreichte unsere Ohren das schrecklichste Geräusch, das jemals ein Mensch vernommen hat: Die Schreie Hunderter unserer Mit-Passagiere, die im Eiswasser strampelten. Hilferufe, auf die wir – und das war uns klar – nicht reagieren konnten. Wir überlegten zwar, zurückzukehren um wenigstens einige von ihnen zu retten, aber das hätte bedeutet, vielleicht unser Boot zum Kentern zu bringen und das Leben aller zu riskieren.

      DIE CARPATHIA TAUCHT AUF

      Unsere Retter kamen nach ein paar Stunden. Als sie beidrehten, sahen wir die Lichter der Kabinen in der Dunkelheit und wussten, dass es sich um einen großen Dampfer handeln musste. Sie verharrte und wir musste zu ihr hin rudern. Dann erst brach der Tag an – ein ruhiger, klarer, wunderschöner Sonnenaufgang mit rosa Wölkchen über dem Horizont und einem Mond, der fast das Wasser berührte.

      Die Mannschaft, die Passagiere und Offiziere, sie alle gaben uns ihre Kabinen, Kleider und jeden möglichen Komfort … Ihnen gebührt alle Ehre.«

      ANMERKUNG

      Die Lizenz des English Board of Trade bescheinigte der Titanic ein

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