Sinnliches Wissen. Minna Salami
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Die Idee, dass das Wissen ein aktiver, verkörperter Prozess ist, ist auch nicht einfach aus der Luft gegriffen. Sogar eine wachsende Anzahl an wissenschaftlichen Arbeiten stützt diese Hypothese. Wie in einem Artikel in der New York Times mit dem Titel »Tales of African-American History Found in DNA« berichtet, zeigen Untersuchungen der afroamerikanischen genetischen Geschichte, dass Erinnerungen in Genen weitergegeben werden können. Die DNA der heutigen Afroamerikaner:innen spiegelt die Geschichte des Lebens in einer Apartheidgesellschaft über Generationen wider. Wie The Conversation in einem Artikel mit dem Titel »Racism Impacts Your Health« berichtet, wirkt sich Rassismus auf schwarze Menschen nicht nur psychosozial, sondern auch körperlich aus. Wissenschaftler:innen fanden heraus, dass schwarze Menschen, die häufig Diskriminierung erleben, einen höheren systolischen Blutdruck haben als jene, die nur sehr wenig Diskriminierung wahrnehmen. Eine weitere Studie offenbarte, dass schwarze Frauen, die eine hohe Anzahl an erlebten Erfahrungen mit Rassismus machten, häufiger Brustkrebs bekamen, und dies traf insbesondere auf junge schwarze Frauen zu. Biolog:innen entdecken gerade, dass Genome eine größere Wirkung haben, als zuvor gedacht. Wir werden vom europatriarchalischen Wissen nicht nur politisch und gesellschaftlich entrechtet, wir sind davon auch körperlich gezeichnet.
Je mehr wir das Wissen als ein Ökosystem verstehen, das Intersein widerspiegelt und dann gedeiht, wenn unsere Beziehungen gedeihen – ob es sich nun um Beziehungen zu Fakten, zur Natur oder zu anderen Menschen handelt –, desto weiter dehnt sich unsere Welt aus. Je stärker wir uns mit dem Sinnlichen verbinden, desto besser können wir nötige politische, ökonomische, kulturelle und gesellschaftliche Veränderungen identifizieren.
Nie zuvor haben wir daran geglaubt, dass Wissen das Beste aus uns herausholen könnte. Wir sind nie besonders gut zueinander gewesen – und auch nicht zu uns selbst oder zu unserer Umwelt. Wenn wir diese Wahrheit begreifen, beginnt der wirkliche Wandel. Wir haben enorme wirtschaftliche, wissenschaftliche und technologische Fortschritte gemacht, doch ohne einen entsprechenden psychologischen und gesellschaftlichen Fortschritt haben uns jene Fortschritte lediglich an den Punkt gebracht, an dem wir uns heute befinden – auf dem Weg in ein ökologisches, politisches und soziales Desaster von bislang unvorstellbaren Ausmaßen.
Ein anderer Wissensansatz würde uns auf einen neuen Weg führen, der uns sowohl innerlich als auch äußerlich erleuchtet. Einen Weg, bei dem die Erkenntnis nicht nur geprägt ist von geschlossenen Hierarchien, Indizes und Messungen, sondern auch von den nichtlinearen und innerlichen Eigenschaften des Unermesslichen. Vielleicht klingt es unrealistisch, dass wir einen universellen Wissensansatz befördern werden, aber etwas, das realistisch klingt, hat noch nie die alten Strukturen verändert! In den Worten der Revolutionärin und Aktivistin Angela Davis: »Du musst handeln, als wäre es möglich, die Welt radikal zu verändern. Und du musst es jeden Tag tun.«
Letztendlich werden wir nicht gleichgestellt sein, solange wir keine Subjekte sind. Und wir können keine Subjekte werden, wenn wir weiterhin nur eurozentrische, maskulinistische Ansätze der Erkenntnis und des Wissens gelten lassen.
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