Handbuch Führung. Quint Studer
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Da Arbeitsumgebungen höchst komplex sind und mit Informationen überflutet werden, gehört es zu einer guten Führungskraft, diese Flut zu managen. Führungskräfte müssen in der Lage sein, all diese Informationen zu verstehen und so zu verwalten, dass sie auf jeden abgestimmt sind und dennoch alle auf derselben Linie sind, dass Teams nicht abgeschottet werden und sich niemand überfordert fühlt.
Sicher ist das nicht leicht. Bedenken Sie zum Beispiel, dass immer mehr Leute aus der Ferne arbeiten. Selbst diejenigen, die ins Büro gehen, verbringen die meiste Zeit hinter ihrem Schreibtisch und eingeloggt am Computer, so dass es immer weniger Möglichkeiten für zufällige Treffen oder persönliche Gespräche zwischen Kollegen gibt.
Man braucht nur einen erheblich bewussteren Ansatz, damit alle in Verbindung und auf der gleichen Wellenlänge bleiben. Möglicherweise gibt es Dinge, die andere wissen müssen, bei denen Sie aber nicht daran denken, sie einzuweihen, oder anders herum, oder Lichtblicke, die hervorgehoben werden sollten, aber leicht übersehen werden könnten.
In einer zunehmend teamorientierten und gemeinschaftlichen Welt müssen Führungskräfte bereit und in der Lage sein, enorme Informationsmengen zu senden, zu empfangen und weiterzugeben. Während eine Person in der Vergangenheit vielleicht einem oder zwei Teams angehörte, wird heutzutage häufig erwartet, dass sie an vielen verschiedenen Projekten beteiligt ist und mühelos dazwischen hin‐ und herwechselt. Das heißt, dass wir gute Kommunikationsgewohnheiten haben müssen. Wir können nicht im wahrsten Sinne des Wortes an zwei Orten zugleich sein (zumindest nicht, bis wir uns klonen können), aber gute Kommunikation kann uns helfen, mit mehr als einem Ort auf einmal verbunden zu sein.
Schließlich müssen Führungskräfte in der Lage sein, starke Beziehungen aufzubauen. Sie bilden die Grundlage für alles andere. Führungskräfte müssen in einer Weise kommunizieren, die Beziehungen pflegt und stärkt. Großartige Kommunikation von Führungskräften lässt Menschen ihr Bestes geben, hilft ihnen, sich zu verbessern und zu wachsen, und gibt ihnen ein Gefühl der Sinnhaftigkeit. Wenn Sie all diese Dinge tun können, werden Sie automatisch gesunde, für beide Seiten förderliche Beziehungen schaffen.
Wie sieht nun nach dem oben Gesagten großartige Kommunikation in Aktion aus? Es folgen einige Tipps für gutes Kommunizieren – und damit der Rest Ihres Teams es ebenfalls tut:
Sie müssen Ihren Worten Taten folgen lassen. Das Fundament für einen großartigen Kommunikator ist sein guter Ruf. Es geht nicht nur darum, die technischen Aspekte der Kommunikation zu beherrschen; es geht darum, großartige Arbeit zu leisten. Es geht um Glaubwürdigkeit. Wenn Sie zuverlässig, ehrlich und authentisch sind, werden die Menschen Ihnen vertrauen und für das, was Sie zu sagen haben, empfänglich sein. Das ist mehr als die halbe Miete.
Üben Sie, ein guter Zuhörer zu sein. Das ist ein grundlegender Teil eines großartigen Kommunikators. Lernen Sie, aktiv zuzuhören. Widmen Sie dem Sprecher Ihre volle Aufmerksamkeit. Statt Ihre Reaktion zu kalkulieren, während der andere spricht, versuchen Sie, Ihren Fokus darauf zu richten, zu verstehen, was er sagt. Es kann hilfreich sein, gelegentlich eine Frage zu stellen oder einen Kommentar abzugeben, um zu zeigen, dass Sie den Ausführungen folgen. Zu guter Letzt fassen Sie zusammen, was Sie gehört haben, um zu bestätigen, dass das, von dem Sie denken, dass es gesagt wurde, tatsächlich das ist, was gemeint war.
Machen Sie Kommunikation zu einem regelmäßigen Bestandteil Ihres Jobs. Kommunizieren Sie nicht nur, wenn Sie denken, dass es »Neuigkeiten« gibt. Die Menschen müssen zu jeder Zeit wissen, was in einem Unternehmen vor sich geht. Auch wenn Sie davon ausgehen, dass sie bestimmte Dinge wissen, könnte es durchaus sein, dass es nicht so ist. Es kann verlockend sein, nur gute Nachrichten zu überbringen. Dennoch sind Sichtbarkeit und Kommunikation noch viel wichtiger, wenn die Dinge schlecht laufen. Die Menschen stellen sich sonst das Schlimmste vor und das kann zu Verunsicherung führen.
Überbringen Sie Ihre Botschaften den Mitarbeitern und anderen leitenden Führungskräften selbst. Die Menschen möchten direkt von ihren Vorgesetzten informiert werden, insbesondere bei heiklen Themen. Es ist wichtig, den Mitarbeitern von Angesicht zu Angesicht zu sagen, was Sie denken, und nicht abzulenken oder sich darauf zu verlassen, dass höhere Tiere die schlechten Nachrichten überbringen werden. Gleichermaßen möchte Ihr Vorgesetzter von Ihnen direkt informiert werden und er wird Sie dafür respektieren, dass Sie mit allen Anliegen sofort zu ihm kommen. Wenn Sie Ihre Botschaften selbst überbringen, sind Sie Ihren Mitarbeitern ein gutes Vorbild und sie werden sich eher ebenso verhalten. Das ist ein wesentlicher Bestandteil von Verantwortung.
Wählen Sie Ihre Methode klug. Wann müssen Sie eine E‐Mail schicken, wann anrufen und wann persönlich erscheinen? Ein persönliches Gespräch (echter persönlicher Kontakt, nicht wie bei Face Time auf dem Smartphone oder Computer) zählt viel. Wenn Sie sich nicht persönlich gegenüberstehen können, was sollte dann in einer E‐Mail stehen und welche Gespräche erfordern ein Telefonat? Heikle Themen sollten definitiv in einem persönlichen Gespräch oder zumindest am Telefon behandelt werden. Das gleiche gilt für Themen mit vielen verwirrenden Details, zu denen die Menschen Fragen stellen müssen (es ist einfach so viel effizienter, als ständig hin und her zu mailen).
Kommunikation ist mehr als nur die Worte, die Sie sagen; alles, was drum herum geschieht, gehört dazu. Es ist in Menschen fest verankert, auf Tonality und non‐verbale Zeichen zu reagieren. Machen Sie sich immer bewusst, was Sie anderen vermitteln. Achten Sie auf:
Ton. Die Art und Weise, wie Sie etwas sagen, ist wichtig. Klingt Ihre Stimme stark und selbstsicher oder ängstlich und zögerlich? Optimistisch oder besorgt?
Körpersprache. Denken Sie über Ihren Gesichtsausdruck und Ihre Haltung nach, aber auch darüber, wie Sie stehen (oder sitzen), ob Ihre Arme abwehrend verschränkt oder entspannt sind usw.
Timing. Wann Sie eine Nachricht überbringen, ist genauso wichtig wie die Nachricht selbst und hat einen großen Einfluss darauf, wie die Menschen darauf reagieren. Wenn Sie eine unangenehme E‐Mail senden oder eine unangenehme Nachricht überbringen müssen, denken Sie darüber nach, wann der beste Zeitpunkt ist.
Schauplatz. Sichtbar zu sein und von Angesicht zu Angesicht, soweit möglich, hilft, Glaubwürdigkeit aufzubauen, und ermöglicht Ihnen, eine persönlichere Beziehung herzustellen. Wo befinden Sie sich physisch? Versuchen Sie, jemanden im Flur mit einer langen, schleppenden Diskussion aufzuhalten? Führen Sie in der Öffentlichkeit ein privates Gespräch? Achten Sie darauf, wo Ihre Mitarbeiter Ihre Informationen am besten aufnehmen werden. Wenn niemand einen Blick aufs Schwarze Brett wirft, ist dies nicht der beste Ort für wichtige Ankündigungen.
Halten Sie Ihre Nachrichten klar und einfach. Versuchen Sie, alle Spuren von Unschärfe zu eliminieren. Machen Sie deutlich: Dies ist das Ziel, so lange werden wir für diese Aufgabe brauchen, das sind die Ressourcen, die Sie brauchen werden, so können Sie den Prozess optimieren. Menschen reagieren nun mal besser auf Einfachheit, und wenn Sie nicht absolut klar sind, werden Sie es später eben noch einmal erklären müssen (möglicherweise, nachdem sie es falsch gemacht haben).
Schneiden Sie Botschaften auf die Zuhörerschaft zu. Sagen Sie es nicht auf dieselbe Weise in der Chefetage, wie Sie es in der Maschinenabteilung sagen würden. Gute Kommunikation bedeutet, dieselbe Sprache sprechen zu können wie die Zuhörerschaft. (Dennoch gibt es keinen Grund, die Dinge für Top‐Manager, Verwaltungsratsmitglieder oder hochrangige Kunden »aufzuhübschen«.) Die meisten Menschen schätzen eine einfache und klare Sprache.
Seien Sie so transparent wie möglich.