Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane. Pete Hackett

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Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane - Pete Hackett

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Trotz seiner Jugend sah es schon ziemlich verlebt aus. Dunkle Ringe unter den Augen erzählten von langen, anstrengenden Nächten. Die Haut war dick mit einer Puderschicht verklebt. Das Zeug hatte Lola wahrscheinlich von einem der fahrenden Händler erstanden. Es stank verdächtig nach einer Mischung von Maismehl und ranzigem Fett.

      Chaco trank sein Bier in kleinen Schlucken. Er wartete auf einen Mann. Doch dieser Mann kam nicht. Er wartete fast zwei Stunden. Er musste wohl oder übel ein zweites Bier bestellen. Wenig genug für die lange Zeit.

      „Bist du inwendig nicht schon ganz vertrocknet?“, fragte Lola besorgt.

      Chaco überhörte die Frage. Er antwortete mit einer Gegenfrage: „Wo bleibt denn heute dein Stammkunde?“

      „Willst du was von Jerome?“

      „Hätte vielleicht ein Geschäft vorzuschlagen.“

      „Tatsächlich? Spuck es aus! Wenn ich Jerome sehe, werde ich es ihm sagen.“

      „Du siehst ihn oft?“

      „Eigentlich jeden Abend.“

      „Hier im Saloon?“

      „Wo sonst? Du glaubst doch nicht ...?“

      Chaco machte eine beschwichtigende Handbewegung.

      „Was ginge es mich an? Kommt er heute später?“

      „Kann sein. Was ist das für ein Geschäft?“

      „Eigentlich ist es nur ein guter Rat.“

      „Einer, der was kostet?“

      „Nur ein offenes Ohr und ein bisschen Verstand.“

      „Das müsste möglich sein.“ Lola schmunzelte. Ihr Blick verschleierte sich. Es musste doch möglich sein, diesen Burschen aus der Reserve zu locken. Schließlich hatte sie was zu bieten. Sie beugte sich weit über den Tresen. Diese Haltung verfehlte bei Jerome nie ihre Wirkung. Das Halbblut schenkte ihr kaum einen flüchtigen Blick und feuchtete sich dann wieder die Lippen mit dem warmgewordenen Bier an.

      Lola seufzte enttäuscht. Schade! Der Junge sah fantastisch aus. Darüber, dass er ein Halbblut war, konnte man ja hinwegsehen. Es gab schlimmere Gebrechen.

      „Du willst es mir also nicht verraten?“

      „Nein, Mädchen, ich möchte dich wirklich nicht beunruhigen.“

      Er ließ den Rest des Biers stehen und ebenso Lola Winters, die ihren Mund erst wieder zubrachte, als die Schwingtüren hinter Chaco längst wieder zur Ruhe gekommen waren.

      Chaco setzte sich auf seinen Morgan-Hengst, den er vor dem Saloon festgemacht hatte, und ritt die Main Street hinunter. Ihm gingen viele Gedanken durch den Kopf. Beunruhigende Gedanken.

      Er war es nicht gewöhnt, so lange stillzuhalten. Seine Art war es, zuzupacken, wenn es zuzupacken galt. Doch dieser Fall hier lag anders. Er durfte nicht den wilden Mann spielen. Er musste Rücksichten nehmen. Wenn er dieSache falsch anfasste, konnte er mehr zerstören, als er rettete.

      Er ritt noch kurz bei Doc Bishop vorbei und erkundigte sich nach Doans Befinden.

      „Und da kommst du mitten in der Nacht?“, wunderte sich der Alte.

      „Als geschlagener Marshalskandidat habe ich mich bei Tageslicht nicht zu Ihnen getraut“, flachste Chaco.

      „Doan war heute ganz kurz bei Bewusstsein“, berichtete Henry Bishop. „Aber ich hatte nicht mal die Möglichkeit, ihm eine Frage zu stellen. Er war gleich wieder weg.“

      „Was hätten Sie ihn fragen wollen? Denken Sie etwa, dass er den Schützen in der Dunkelheit erkannt hat? Da konnte uns Morton schon nicht weiterhelfen. Wir wissen nur, dass es sich um wahrscheinlich sechs Mann gehandelt hat.“

      „Glaubst du, dass Collin Brat was damit zu tun hat?“

      Chaco zuckte mit den Schultern. „Wenn ja, dann hat er zumindest heute eine Probe seiner Schauspielkunst gegeben.“

      „Aber irgendwo müssen wir doch anfangen“, stieß der Doc verzweifelt hervor. „Wenn wir wenigstens einen Namen mit Sicherheit wüssten. Einen einzigen Beweis. Ich wollte den Halunken schon zum Reden bringen, und wenn ich ihn bei vollem Bewusstsein operieren müsste.“

      „Doc, ich hatte keine Ahnung, welch finstere Sehnsüchte in ihrer Brust schlummern.“

      „Meine größte Sehnsucht ist, dass in dieser Stadt endlich wieder Ruhe einkehrt. Und dies wird erst der Fall sein, wenn einer die Schattenbande zur Strecke gebracht hat.“

      „Na, dafür gibt es ja jetzt einen Marshal.“

      Chaco verabschiedete sich und ritt zum Haus der Kimballs. Doch er suchte seine Kammer noch nicht auf. Er wollte es wissen. Diese Nacht musste ihm die Antwort auf die Frage bringen, die ihm auf der Seele brannte.

      Er suchte sich einen Platz in der Nähe der Ställe. Sein Körper tauchte im Schatten unter. Er bewegte sich nicht. Nur seine Gedanken zeigten noch Leben. Er musste über zwei Stunden warten, dann hörte er einen Reiter. Er hatte es anscheinend nicht eilig, denn er kam nur im Schritt daher. Oder wollte er nur möglichst wenig Lärm machen?

      Chaco sah aus seinem Versteck, wie der Reiter vom Pferd sprang und es das letzte Stück am Zügel führte. Er wartete, bis er wieder aus dem Stall herauskam, dann schritt er ein.

      „Hallo, Chalk! Es ist nicht gut, diese Nacht unterwegs gewesen zu sein.“

      Der Junge fuhr zusammen. Offensichtlich hatte er nicht damit gerechnet, dass zu Hause noch jemand wach war.

      „Ich ... ich konnte nicht schlafen“, stotterte er verwirrt. „Mir geht so viel im Kopf herum. Alles ist so schrecklich. Die Sache mit Doan meine ich. Und jetzt auch noch Lamont. Glaubst du, dass Andie Morton ihn getötet hat?“

      „Um Morton mache ich mir weniger Sorgen“, entgegnete das Halbblut.

      Chalk Kimball sah ihn misstrauisch an.

      „Du hast also einen anderen im Verdacht?“

      „Ja.“

      „Einen von den Shadows?“

      „Ja.“

      „Das sollte mich nicht wundern. Die Burschen werden immer frecher.“ '

      „Frech ist wohl nicht der richtige Ausdruck, Chalk. Diese Männer gehören zur übelsten Sorte von Banditen. Sie bringen eiskalt unschuldige Menschen um. Sie bereichern sich, wo es nur geht. Und sie sind zu feige, ihr Gesicht zu zeigen. Es gibt wohl keinen Grund, stolz darauf zu sein, zu einer solchen Bande zu gehören.“

      „Ich gehe jetzt schlafen, Chaco.“

      „Du wirst dem Marshal morgen sagen müssen, wo du diese Nacht gewesen bist.“

      Die Augen des Jungen begannen zu flackern.

      „Ich?

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