Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane. Pete Hackett

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Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane - Pete Hackett

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      „Weißt du, Chalk, eine Dummheit hat wohl jeder schon mal gemacht. Aber irgendwo muss eine Grenze sein. Alles lässt sich wieder geradebiegen. Nur einen Mord kann man nicht rückgängig machen.“

      „Warum erzählst du mir das, Chaco? Das weiß ich doch selbst.“

      „Natürlich weißt du das. Aber manchmal kommt man in eine Situation, da findet man ohne fremde Hilfe nur schwer wieder heraus, verstehst du?“

      „Nein.“

      „Ich meine, jeder hat seine Vorbilder. So eine Bande unerschrockener Burschen, die ein bisschen für Wind sorgen, das ist schon eine tolle Sache. Da möchte man gerne mitmachen. Das ist nicht so langweilig, wie immer nur den Stall ausmisten und auf die Weide reiten, Zäune reparieren und Mehl aus dem Lager holen.“

      „Kann schon sein.“

      „Aber wenn man dann dabei ist, merkt man oft, dass die Burschen gar nicht so toll sind. Ihre Späße sind gar kein Spaß. Und aus den unerschrockenen Kumpels sind ungesetzliche Kerle geworden, von denen man sich gerne wieder trennen würde. Aber das ist nicht so einfach. Wenn man erst mal mit drinsteckt, hat man seinen eigenen Willen verloren. Man muss tun, was der Boss verlangt, auch wenn sich alles in einem dagegen auflehnt.“

      „Worauf willst du hinaus?“

      „Ich möchte dich um etwas bitten. Falls du einen Freund hast, der in Schwierigkeiten ist - du weißt schon, welche Art Schwierigkeiten ich meine - dann solltest du ihm sagen, dass jeder Tag ihn unausweichlicher in den Abgrund zerrt, falls er nicht den Weg zurückfindet.“

      „Ich habe keinen solchen Freund.“

      „Zu diesem Schritt gehört natürlich Mut. Erheblich mehr Mut, als mit einer Bande von Killern mitzurennen. Vielleicht hat dieser Junge Freunde, von denen er nichts ahnt und die ihm helfen wollen. Vielleicht hat er Eltern, denen er mehr Sorgen macht, als er glaubt.“

      „Ich bin müde, Chaco. Ich glaube, ich gehe ins Bett.“

      „Hoffentlich kannst du gut schlafen. Hoffentlich kann auch Doan gut schlafen. Es ist allerdings zu befürchten, dass er diese Nacht stirbt.“

      „Das ... das tut mir leid“, stieß der Junge hervor und stürzte an dem Halbblut vorbei aus dem Stall.

      10

      „Was ist denn hier los?“ Der Mann, der gerade den Saloon betreten wollte, wurde von der Menge fast überschwemmt.

      „Jerome und Andie schießen sich“, erklärte einer der Cowboys.

      „Wegen Elaine?“, fragte Collin Brat.

      Die Männer lachten.

      „Bei der Kleinen bin ich ihm bestimmt nicht im Weg. Die ist ja noch grün. Da hat er mit ihrem Alten wesentlich mehr Schwierigkeiten“, sagte Jerome Bibbs mit verhaltenem Zorn.

      „Also, was ist es dann? Er hat dir doch nicht etwa deinen Whisky weggetrunken? Das wäre allerdings ein tolles Stück.“

      „Er hat eine unverschämte Behauptung aufgestellt, und dafür blase ich ihm eine Kugel in die Figur.“

      „Dazu wirst du keine Gelegenheit haben“, versicherte Andie Morton grimmig.

      „Also, bis jetzt verstehe ich noch kein Wort. Ich finde, dass in Gibsonville schon gerade genug geschossen wird. Besonders in letzter Zeit. Wir sollten uns nicht noch gegenseitig abknallen, sondern unseren Zorn lieber für die Schattenbande aufheben.“

      „Genau das habe ich getan“, sagte Andie Morton.

      „Wieso?“

      „Er behauptet, dass ich zu den Banditen gehöre“, meldete sich Jerome Bibbs und machte Anstalten, dem Kleineren an die Kehle zu springen.

      Collin Brat schwieg einen Moment verdutzt. Dann platzte es aus ihm heraus.

      „Jerome ein Shadow? Jungs, einen besseren Witz habe ich seit Monaten nicht mehr gehört. Es ist doch ein Witz, oder?“

      „Es war mir noch nie so ernst“, erklärte Andie Morton eisig.

      „He, Jerome, hast du Andie von deinem Whisky kosten lassen?“ Collin Brat wandte sich an den Langen. „Ich habe bei ihm doch noch nie Anzeichen geistiger Verwirrung festgestellt.“ Dann sah er Andie Morton lächelnd an. „Bildest du dir wirklich ein, der Boss der Schattenbande würde ein solches Whiskyfass in seiner Mannschaft aufnehmen? Der schießt doch eher auf seine eigenen Leute.“

      „Das werde ich dem Kerl schon zeigen, ob ich zu schießen verstehe“, maulte Jerome Bibbs.

      „Du hältst deine große Klappe, Jerome, und du, Andie, entschuldigst dich bei ihm und zahlst ihm einen Drink. Dann ist die Sache aus der Welt. Okay?“ Er sah die beiden Streithähne scharf an.

      Jerome Bibbs schien unsicher, wie er reagieren sollte, doch Andie Morton nahm ihm dieses Problem ab.

      „Entschuldigen?“, sagte er wütend. „Ich denke ja nicht daran. Der Kerl ist ein Killer, das steht fest. Aber nicht mehr lange. Dann liegt er im Dreck auf der Nase.“

      Collin Brat packte ihn sanft an der Brust.

      „Du kannst was auf die Nase kriegen“, bot er freundlich an, „und zwar von mir. Hier wird keiner erschossen. Das gilt auch für dich, Jerome.“ Er hielt plötzlich einen Revolver in der Hand. Das Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden. „Wenn du eine Beschuldigung vorbringen willst, Andie, dann warte bis morgen. Da haben wir wieder einen Marshal. Für heute ist Schluss der Vorstellung.“

      Die Männer bewunderten diesen couragierten Mann, dem es gelungen war, die Streithähne zu trennen, ohne dass ein Tropfen Blut geflossen war. So einer wäre für das Amt des Marshals recht. Der ließ sich nicht die Butter vom Brot nehmen. Vielleicht nicht mal von den Shadows.

      11

      Collin Brat und Jerome Bibbs trafen sich nach einer Stunde wieder. Diesmal aber nicht im Saloon, sondern hinter einem Schuppen am Rande der Stadt.

      „Was sollte der Blödsinn, Boss?“, fragte Jerome ungehalten. „Warum hast du dich eingemischt? Ich hätte ihm ein paar Kugeln zwischen die Rippen gejagt, dass er sich nicht mehr hätte kratzen brauchen.“

      „Oder aber du hättest seine Kugeln eingefangen! Was habe ich denn davon, wenn du auf der Schnauze liegst? Nichts! So ein Kampf von Mann gegen Mann ist zu gefährlich.“

      „Ich schieße allemal besser als der Knirps.“

      „Mag sein. Vielleicht, aber auch nicht. Du warst alles andere als nüchtern. Auf jeden Fall hättest du den Verdacht gegen dich auf diese Weise nicht entkräften können.“

      „Das konntest du durch dein Eingreifen auch nicht, Boss. Jetzt wird man im Gegenteil vermuten, dass wir beide unter einer Decke stecken. Das heißt, du hast unserer Sache nur geschadet.“

      Collin Brats Finger zuckten. Nur

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