Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane. Pete Hackett
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Ein Faustschlag von Jim Jugens ließ Palmer verstummen. Die dunklen Augen des jungen Jugens’ blickten drohend in die Runde.
„Er weiß mehr, als für ihn gut ist, Gents“, sagte er. „Los denn, reiten wir, Ann ist im Hotel gut untergebracht. Unsere Leute bewachen sie scharf. Sollte diesem Flemming tatsächlich einfallen, hier aufzukreuzen, so wird er nicht mehr lange leben.“
„Vielleicht doch“, stöhnte Kan Palmer. „Ihre beiden Brüder hätten ihm mit Hannigan zusammen eine Falle stellen können, doch sie verzichteten darauf, sie wollten, dass er hier her kommt. Mit seinem Auftauchen ist noch mehr Verwirrung zu erwarten, Jim Jugens. Wollte Gott, dass er gegen eure schuftige Bande zu Felde zieht. Das wird er bestimmt tun, wenn es um Ann geht, wenn Sie ihm Ann entreißen wollen.“
„Das wünschen Sie, ausgerechnet Sie, Palmer?“
„Ich hege keinen Hass mehr gegen Dan Flemming. Ich musste diese Stadt erst kennenlernen, um mich selbst einen Narren zu nennen. Ann ging mir verloren, nun, ich selbst habe dazu beigetragen. Ich hätte wissen sollen, dass es so kommt. Jugend gehört zu Jugend. Im ersten Zorn hätte ich den Mann, den sie erwählt hat, aus der Welt geschafft, doch jetzt bin ich froh, dass es so kam.“
Wieder schlug Jim zu, und das Stöhnen des alten Mannes wurde lauter. Mit schmal gezogenen Augenbrauen beobachtete Jim Jugens den schwer gezeichneten Mann und nickte dann seinen Männern zu. Man nahm den Gefangenen in die Mitte; dann ritt der Trupp an.
Die drei Männer in ihrem Versteck, die zwar alles gesehen, aber nichts gehört hatten, schauten sich betroffen an, als der Trupp nicht in Richtung der Stadt weiter ritt.
„Folgen wir ihnen“, sagte Dan aus einem inneren Impuls heraus. „Kan Palmer ist in Not.“
„Ohne Zweifel ist er das, Dan, doch ausgerechnet du willst ihm helfen?“
„Sollte ich aufjubeln? Nein, ich könnte es nicht! Jeder macht einmal Fehler. Es war nicht meine Schuld, dass Ann sich in mich verliebte. Kan Palmer war mir immer ein guter Kamerad, und es sieht jetzt nicht gut für ihn aus.“
„Hut vor dir ab!“, sagte Paul, und zu Lee gewandt fuhr er fort: „Hast du etwas anderes von unserem Schützling erwartet?“
11.
Brauchte man noch mehr über Jim Jugens zu wissen? Der Drang nach Macht war ein so lebendiger, unheimlicher Faktor seines Wesens, dass es für ihn weder Hindernisse noch Skrupel gab. Das ganze Land zitterte vor ihm. Er beherrschte die Umgebung und auch die Stadt. Zuträger brachten ihm alle gewünschten Informationen, und wer sich gegen ihn und seinen Vater stellte, war seines Lebens nicht sicher.
In genügend weitem Abstand folgten Paul und Lee Millard und Dan Flemming dem Trupp durch die Nacht in das Buschland, das von vielen Flüssen durchzogen war. An manchen Stellen waren die Strauchgruppen so dicht, dass man den Eindruck hatte, vor einer Wand zu stehen. Nur vereinzelt gab es freie Prärieflächen, und dort war das Gras fast mannshoch.
Um Mitternacht folgten die drei der Fährte durch einen kleinen Bach, an dessen rechter Seite die
Dornbüsche so dicht waren, dass es für Pferd und Reiter kein Durchkommen gab. Modergeruch breitete sich um sie herum aus, und Mückenschwärme belästigten Pferde und Reiter. Je weiter sie ritten, um so deutlicher wurde es, dass sie sich einem großen See näherten, der sehr morastig sein musste. Der Boden unter den Pferdehufen wurde immer weicher.
„Dan, kennst du diese Gegend einigermaßen?“, fragte Lee besorgt und gab das Zeichen zum Halten. „Wir scheinen in eine Sumpf und Moorgegend zu kommen, in eine von jenen trügerischen Landschaften, in der die schönsten Azaleen blühen. Ich habe mir sagen lassen, dass hierher einst die Sklaven flüchteten, wenn sie ihren Besitzern ausrissen. In diesen Mooren ist so mancher verzweifelte von Bluthunden gehetzte Mensch verschwunden. Himmel und Hölle, nur einer, der sich hier bei Nacht und Nebel genau auskennt, sollte sich hier weiterbewegen.“
„Bisher habe ich diesen Jim Jugens als einen Gegner betrachtet, jetzt aber weiß ich, dass er ein Teufel ist“, sagte Dan nachdenklich. „Es würde mich nicht wundern, wenn er dem Gefangenen die
Augen verbunden hätte und ihn zur Teufelsinsel brächte.“
„Zur Teufelsinsel, Dan?“, schnappte Paul. „Das klingt aber wenig erfreulich.“
„Es ist ein schrecklicher Ort, Paul“, erwiderte Dan dem Partner. „Vor zehn Jahren lebte dort ein entwichener Sklave und holte jahrelang Leidensgefährten aus den Mooren. Er brachte sie dann zu seinem Zufluchtsort. Mein Vater entdeckte eines Tages durch Zufall diese Sklavengruppe. Ich erinnere mich noch genau, wie erschüttert er war, als er auf die Ausgestoßenen traf. Es waren Frauen und auch Kinder darunter, die um ihrer Freiheit willen ein hartes und unmenschliches Leben auf sich nahmen. Er traf auf ausgemergelte Gestalten, menschliche Gerippe, die lieber in der selbstgewählten jämmerlichen Freiheit leben wollten, als ein Sklavendasein zu führen. Nur der Himmel weiß, warum diese dunkelhäutigen Menschen das Unmöglichste wagten und, von Bluthunden gehetzt, lieber in die Moore flüchteten, als sich bestrafen ließen. Mein Vater nahm Verbindung zum Norden auf. Er errichtete Zwischenstationen, von denen aus Verbindungsleute die armen Teufel nach den Nordstaaten durchschleusten. Jahrelang half Dad den Sklaven, die auf seltsam geheimnisvollen Wegen erfuhren, dass mitten im Moor auf der Teufelsinsel Hilfe für sie durch einen weißen Mann gebracht wurde. Dad verschwendete für seine Hilfeleistungen viel Zeit, und die Ranch wurde dadurch etwas vernachlässigt. Er ließ sich in seinem Tun nicht stören und nahm es in Kauf, dass die Ranch wenig abwarf. Des öfteren sagte er zu mir, dass wir genug hätten zum Leben und den armen Teufeln ruhig helfen könnten. Kein Wunder also, dass er sich wenig um geschäftliche Dinge kümmerte und es versäumte, das Land, auf das er die Ranch gebaut hatte, ins Grundbuch eintragen zu lassen. Er sagte zu mir, dass vor Gott alle Menschen gleich seien und dass niemand das Recht habe, sich Menschen einer anderen Rasse zu kaufen und sie als Sklaven zu halten.“
„Der Tod deines Vaters vernichtete die Hoffnungen vieler Menschen, Dan?“
„Ja, Lee“, erwiderte Dan nachdenklich. „Irgendwie musste es durchgesickert sein, was er für die Verlorenen tat. Niemand war da, der ihn auf das Gesetz aufmerksam machte, das die Eintragung ins Grundbuch verlangte. Stuart Jugens hatte seine Hände im Spiel. Der einstige Partner hatte sich als Gegner entpuppt und ihn um alles gebracht. Stuart Jugens suchte in der Zeit, da man mich zum Tode verurteilte, die Teufelsinsel und musste sie auch gefunden haben.“
„Du hast deinen Vater zu der Insel begleitet?“
„Ja“, beantwortete Dan die Frage von Paul Millard. „Ich war der Vertraute meines Vaters. Sein Tod schlug mir eine Wunde, die nie wieder heilen wird.“
Dan Flemming schwieg. Paul atmete schwer, dann sagte er zu Lee:
„Bruder, Dans Vater hatte uns manches voraus. Eins ist sicher, wenn wir uns mit ihm vergleichen und uns selbst betrachten, sind wir richtige Barbaren gegen ihn. Wir können unserem Dan nicht den Vater ersetzen. Eins aber können wir, ihm helfen.“
„Reiten wir weiter“, sagte Lee, der nicht auf Pauls Worte einging. „Vertrauen wir uns Dan an, und wenn uns auch nicht geheuer bei diesem Ritt ist.“
Der See wurde kurz darauf sichtbar, und hart am Ufer ging der Ritt weiter, bis wieder die