Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane. Pete Hackett
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Читать онлайн книгу Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane - Pete Hackett страница 53
Ganz langsam verging die Zeit. Die grauen Nebelschleier des Morgens vertrieben die Nacht. Ein starker Nebeldunst beengte die Sicht immer mehr, dass die Hütten vor ihnen unsichtbar wurden.
„Das ist die Chance“, sagte Dan in das Schweigen hinein, das sich zwischen ihnen ausgebreitet hatte. „Ich will wissen, was bei den Hütten los ist. Ihr könnt mich nicht mehr zurückhalten. Ich denke, dass Jim Jugens mit seiner Mannschaft jetzt weit genug fort ist, um keine Schussdetonationen mehr zu hören. Sollten sie aber immer noch in der Nähe sein, so ist das auch nicht mehr zu ändern. Palmer muss von den Wächtern befreit werden.“
„Warum nur ließ man sie zurück?“
„Doch nur um ganz sicher zu sein, dass Palmer den gut getarnten Rückweg nicht findet“, beantwortete Dan Lees Frage. „Dieser Jim Jugens will auch den Zufall aus seinen Berechnungen ausschließen.“
„Wenn das so ist, Dan, dann hätte er seine Fähigkeiten in den Dienst einer besseren Sache stellen sollen. Bisher hatte er großen Erfolg. Er und sein Vater haben sich Land und Stadt untertan gemacht. Seine Gier nach Macht aber ist geblieben und hat erschreckende Formen angenommen. — Nun gut, fangen wir an! Ich bleibe und bewache den Pfad zur Teufelsinsel. Soweit ich die Lage überblicken kann, ist der Zugang gut zu verteidigen, gleich wie viele es versuchen wollen. Getrennt
vorgehen und vereint schlagen, lautet die Parole. Also, Cheerio ihr beiden, los denn!“
Lee und Dan nickten Paul zu. Lee wandte sich nach links und Dan nach rechts. Paul blieb bei den Pferden zurück und würde den Zugang zur Insel blockieren, eine Aufgabe, die nicht leicht war. Paul tat, als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt, den schwersten Teil zu übernehmen.
Bald schon sah Dan nichts mehr von seinen beiden Partnern. Lautlos wie ein Indianer setzte er die Fußspitzen nach innen, um das Buschwerk zu teilen. Er erreichte den Wassergraben, als die aufsteigenden Morgennebel vom Wind in Wallung gebracht wurden. Er glitt in den Graben hinein und benutzte ihn eine Zeitlang als Deckung. Dort, wo der Graben ihn ganz nahe an die erste Hütte brachte, lag er eine Zeitlang still und beobachtete. Der Morgen brach sich mit seinem Licht jetzt endgültig Bahn. Es versprach ein strahlend schöner Tag zu werden.
Als er gerade im Begriff war weiterzuschleichen, gewahrte er den Schatten an der Hütte, der sich nur langsam bewegte und sich im nächsten Moment als die Silhouette eines Mannes entpuppte, der aufmerksam dorthin blickte, wo sich ungefähr Paul befinden musste.
Das Herz schlug ihm schneller, denn jetzt wusste er, dass man sie bemerkt hatte. Er nahm sich zusammen und wartete, bis seine Erregung abflaute. Wenig später fand er eine Erdrinne, die erfreulicherweise vom Laubwerk frei war, so dass er nun schneller vorwärts kam. Dann aber, als er sich erneut orientieren wollte und vorsichtig den Kopf hob, blieb ihm fast das Herz stehen. Keine zehn Schritte von ihm entfernt lauerte Stuart Jugens, der Mann, der ihm den Vater genommen hatte, der ihn um die Ranch gebracht hatte und ihn als Mörder abgestempelt hatte. Die Jahre hatten ihn älter gemacht. Einst hatte sein Gesicht ein scharfes Profil gehabt, jetzt war es verschwommen. Graues Haar und ein bitterer Zug um den Mund waren deutlich für Dan auszumachen.
„Bist du wirklich sicher, dass jemand die Teufelsinsel entdeckte, dass es nicht Jim war, der zurückkam und sich aus irgendeinem Grunde nicht sehen lässt?“
„Zweimal haben die Pferde gewiehert“, antwortete Jugens einem Manne, „zweimal in nicht allzu großen Zeitabständen.“
Er brach ab und sprang auf, als risse ihn eine unsichtbare Faust im Nacken aus seiner Lauerstellung auf die Beine. Dan, der sich gerade fragen wollte, warum Stuart Jugens von zweimaligem Pferdewiehern gesprochen hatte, erschrak heftig, als er keine fünf Schritte entfernt zwei Gestalten wahrnahm, die sich aus ihrem Versteck lösten und sich mit vorgehaltenen Waffen Stuart Jugens zeigten. Sie boten ihm den Rücken, doch als er nach dem ersten Schreck genauer hinsah, stockte ihm fast das Blut in den Adern.
„Red“, hörte Dan Stuart Jugens sagen, als er Red Jugens und den Revolvermann Hannigan erkannte. „Nicht schießen!“, warnte er heiser seinen Begleiter, mit dem er kurz vorher noch gesprochen hatte, als dieser den Versuch machen wollte, trotz der vorgehaltenen Colts sein Eisen zu ziehen. „Er ist mein Ältester, mein Sohn Red.“
Stuart Jugens’ Partner schien Red nicht zu kennen und sagte rau:
„Nun gut, es ist deine Sache, wie du mit deinen Söhnen auskommst. Red hat sich einen schlechten Ort für ein Wiedersehen ausgesucht, denke ich.“
„Gewiss, einen höllischen Ort“, erwiderte Jugens rau. „Was in drei Teufels Namen führt dich hierher ins Land, und wo ist Larry?“
„Das hast du behalten, dass Larry und ich wie Pech und Schwefel zusammengehören?“, gab Red seinem Vater höhnisch zur Antwort. „Du hast uns doch abgeschrieben, mich und Larry. Es kam dir damals gut zustatten, dass wir Klein-Jims Haut ritzten und du uns zum Teufel jagen konntest. Inzwischen hat sich viel getan. Jim hat eine Haut bekommen, bei der es auf eine Scharte mehr oder weniger nicht mehr ankommt, und wir erinnerten uns daran, dass wir noch einen Vater und einen Bruder haben, und suchten unseren guten Joe Hannigan auf, der kein guter Freund von dir ist, denn zwischen euch ist noch eine alte Rechnung auf. Darauf möchte ich aber nicht eingehen. Hannigan half dir dabei, die Drei-Stäbe-Ranch in deinen Besitz zu bringen. Er bekam nicht, was du ihm dafür versprochen hast. Er musste zusehen, dass er sich über Nacht in Sicherheit brachte. Damals war er noch nicht der berüchtigte Bandit, vor dessen Rückkehr du genau soviel Angst haben musstest wie vor meiner und Larrys. By Gosh, wie klein du in Wirklichkeit bist, und dabei zittert vor dir und Jim das Land und die Stadt.“
Red Jugens lachte rau. Er trat bis auf drei Schritte an seinen Vater heran und starrte ihn böse und feindselig an, wie ein Mann wohl nur seinen Todfeind anblickt.
In der Tat, das Auftauchen der beiden Männer hatte dem Alten so zugesetzt, dass er steif wie ein Brett dastand. Jetzt versuchte er sich zu entspannen, und man konnte deutlich dabei sehen, wie ihm die Beine bebten und er sich kaum auf den Füßen halten konnte.
„Was wollt ihr also und warum bleibt Larry versteckt?“
„Larry ist in der Stadt zurückgeblieben“, sagte Red grinsend. „Er schießt die schnellste Kugel und soll Jim auf den Fersen bleiben. Larry braucht nicht einmal zu fürchten, dass Jim ihn als seinen Bruder erkennt. Larrys Gesicht ist so schlimm gezeichnet, dass nicht einmal du ihn erkennen würdest. Und was wir wollen, willst du wissen? Dir fällt es wohl sehr schwer, das zu erraten? Wir sind von deinem Blut, wir wollen einfach nur unser Recht, sonst nichts.“
Der Alte trat einen Schritt zurück und streckte die Hände abwehrend aus.
„Ihr habt kein Recht, weder du noch Larry, auch nicht Hannigan. Wenn wir uns an einen Tisch setzen und gemeinsam zum Zuge kommen sollten, nun, dann bin ich bereit, euch eine gewisse Abstandsumme zu zahlen. Doch dann geht eure Wege und lasst euch nie wieder hier blicken.“
„Red, er ist noch schurkischer als ich dachte“, mischte sich jetzt Hannigan ein. Er spuckte verächtlich aus und wandte sich dann an Stuart Jugens’ Begleiter, der wieder seinen Colt lüften wollte: „Tu es nicht, Freund, nicht für den da! Es gab eine Zeit, da fühlte ich wie du und hätte mich für ihn in Stücke schießen lassen. Warum eigentlich, das begreife ich nach dem Vergangenen immer weniger. Ich muss damals ein Brett vor