Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane. Pete Hackett

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Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane - Pete Hackett

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dann huschte er auf den Hintereingang der Hütte zu.

      Dan erwachte plötzlich aus seiner Ohnmacht. Er spürte eine große Hitze im Gesicht und nahm das Tageslicht nur schwach wahr. In seinen Ohren rauschte und dröhnte es, als sei ganz in der Nähe ein Wasserfall. In seinem Hinterkopf bohrten unerträgliche Schmerzen. Wie im Schüttelfrost schlugen ihm die Zähne zusammen. Er schloss die Augen wieder und bewegte sich nicht. Die kleinste Regung ließ erneut heftigen Schmerz durch seinen Körper jagen. Nach einer Weile versuchte er die Augen zu öffnen, aber es gelang ihm nicht. Die Schmerzen nahmen überhand und rissen ihn abermals in eine tiefe Ohnmacht hinein.

      Als Dan erneut aus seiner Ohnmacht erwachte, spürte er, dass sein Gesicht ganz kalt und nass sein musste. Wie aus weiter Ferne hörte er Schüsse krachen, doch es schien ihm so unwirklich. Eine Benommenheit lastete über ihm. Sie ließ es nicht zu, dass er einen klaren Gedanken fassen konnte. Er hörte wie im Unterbewusstsein, dass ein Mensch schrie, danach hörte er ein Pferd wiehern. Er fror und hatte Angst davor, die Augen zu öffnen, Angst davor, durch den Schlag auf den Kopf erblindet zu sein.

      Die Angst würgte in seiner Kehle. Er nahm seinen ganzen Willen zusammen und versuchte die Augen zu öffnen, was ihm schließlich auch gelang. Sein Blick fiel auf den toten Red Jugens, dessen gebrochene Augen ihn in schrecklicher Weise anblickten. Im ersten Moment hielt Dan seinen Gegner für lebend, und die Angst, getötet zu werden, die Angst, dass sein hilfloser Zustand ihm den Tod bringen würde, war sehr quälend. Ungewollt kam ein Stöhnen über seine Lippen. Nein, er wollte nicht sterben, zum ersten mal fühlte er in grauenhafter Deutlichkeit die Angst vor dem Sterben, wie alles in ihm nach dem Überleben drängte. Es war ihm, als ob der kalte Atem des Todes ihn berührte. Als in ihm allerdings die Erkenntnis aufdämmerte, dass sein Gegner tot war, dass es keine Gefahr mehr vor diesem Gegner gab, da erst kam es wie eine Erleichterung über ihn. Jetzt erst fürchtete er sich nicht mehr vor dem Toten, im Gegenteil! „Lieber du als ich“, flüsterten seine Lippen. Wer wollte es ihm verargen, dass er seinem bedrängten Herzen Luft machte. Er fiel zurück und lag eine Weile ganz leer und ausgebrannt da, so als wäre er nicht mehr er selbst, als wäre er zweiteilig und seine Seele irgendwo von seinem Körper getrennt. „Jubiliere nicht“, sagte er leise vor sich hin, „auch auf dir liegt der Schatten des Todes. Wenn du liegen bleibst, bist du tot, ganz sicher bist du dann tot. Ich will nicht“, sagte er mit lauter Stimme, die ihm heiser und fremd in die Ohren drang. „Ich will nicht sterben, nicht jetzt, nicht so schnell! Ich muss etwas dagegen tun, ich muss dagegen ankämpfen, ich muss mich erheben, ich darf hier nicht liegen bleiben, ich darf mich nicht aufgeben!“

      Es gelang ihm mühsam sich aufzuhocken. Der Boden schwankte und schien sich um ihn zu drehen. Er fiel um, rappelte sich aber gleich wieder hoch. Diesmal konnte er sich auch wirklich voll aufrichten. Dann stand er breitbeinig da, bleich und mit vorgeneigten Schultern, als trüge er schwere Zentnerlasten. Er hörte Stimmen, aber sie waren so weit weg, dass er sie nicht verstehen konnte. Er hatte alle Kraft verbraucht und konnte den Kopf nicht in die Richtung drehen, aus der die Stimmen kamen. Jemand berührte ihn an der Schulter, aber Dan reagierte kaum. Er war wie erlöst, als der andere ihn unterhakte und als er Pauls Stimme erkannte.

      „Nur Mut, reiß dich zusammen! Kan Palmer will dich noch sehen, bevor er stirbt. Hörst du mich überhaupt?“

      „Ja, ich kann dich verstehen“, sagte Dan dumpf.

      „Lee ist bei Kan Palmer. Lee ist leicht angekratzt. Stuart Jugens hat ihm schwer zu schaffen gemacht, und Palmer hat die für Lee bestimmte Kugel mit seinem eigenen Körper aufgefangen. Er wollte es so, er wollte sterben, er wollte nicht weiterleben. Er warf sich in die Schussbahn und wurde getroffen. Lee konnte so Stuart Jugens überrumpeln. Hörst du überhaupt zu, Dan?“

      „Ja“, erwiderte Dan. „Doch unter meinen Füßen schwankt der Boden. Was ist eigentlich los?“

      „Du hast Glück gehabt, dass dein harter Schädel nicht in Trümmer ging“, sagte Paul zu ihm. „Dein Gegner hat wohl in den ersten Schlag so viel Wucht gelegt, dass ein gewöhnlicher Sterblicher sich auf die lange Reise begeben hätte, du aber hast außer einer Platzwunde und einer Schwellung nichts abbekommen. Jetzt komm über den Schreck hinweg und beiße die Zähne zusammen. Wir wollen von der Teufelsinsel fort, bevor Larry, besorgt durch das lange Ausbleiben von Hannigan und Red, hier aufkreuzt, um nach den dreißigtausend Dollar zu sehen, denn die waren gut verpackt in den Satteltaschen von Red und Hannigans Pferden. Wir haben also keine Zeit zu verlieren, die Falle könnte sonst hinter uns zuschlagen.“

      „Ihr habt das geraubte Geld gefunden?“

      „Es war nicht einmal schwer“, sagte Paul und beobachtete seinen jungen Freund von der Seite. „Es ist ein schönes Sümmchen, genug, um einige Jahre sorglos und in Frieden leben zu können.“

      „Ich werde es nicht zulassen“, unterbrach ihn Dan. „Das Geld gehört euch nicht, es wird der Bank zurückerstattet. Ich werde nicht dulden, dass....“

      „Jetzt gefällst du mir schon besser“, sagte Paul ruhig. „Jetzt scheinst du deine Gedanken zusammen zu haben. Es wurde auch höchste Zeit. Die Pferde sind rittbereit. Auf einem der vier Ersatzpferde, die wir nun haben, wird uns Stuart Jugens begleiten.“

      „Und Palmer?“

      „Er hat nur noch Minuten zu leben. Er will dich sehen, du kannst ihm diesen Wunsch nicht verweigern, Dan, er hat nur noch diesen einen Wunsch.“

      15.

      Paul Millard drängte Dan zur Eile. Man musste damit rechnen, dass Stuart Jugens mit seinem Sohn Jim etwas verabredet hatte und nach einer gewissen Zeit zurück sein wollte. Wenn er nun nicht eintraf, würde Jim Verdacht schöpfen und diesen Verdacht bestätigt bekommen, wenn sein Bruder Larry ihn aufgesucht hatte. Jede Minute war kostbar. Es ging um das eigene Leben, und so konnte man sich nicht die Zeit nehmen, die Toten zu beerdigen. Man würde sie liegenlassen müssen bis Jims Crewmitglieder sie entdeckten und ihnen ein christliches Grab geben würden.

      Kan Palmer war bei vollem Bewusstsein. Er schien nicht sterben zu können, bevor sein letzter Wunsch erfüllt war, mit Dan zu sprechen.

      „Endlich“, sagte der alte Mann, dessen Gesichtshaut grauweiß geworden und mit kaltem Schweiß bedeckt war, bei Dans Eintritt in die Hütte. „Es ist gut, dich zu sehen. Du lebst und wirst alles tun, dass Ann nichts geschieht?“

      „Gewiss.“

      Dan hockte sich neben dem Sterbenden nieder. Er schluckte, denn die Kehle schien ihm zu eng geworden zu sein. Er nahm die Hand, die ihm der Alte entgegenstreckte und hielt sie fest umklammert.

      „Wir hätten Freunde sein können“, sagte Palmer nachdenklich. „Du und Ann, ihr seid nicht schuld, ich allein war es. Reite zu ihr, sie liebt dich und erwartet das gleiche von dir. Vor meinem Stamm brauchst du dich nicht zu fürchten, ich habe mein Amt als Stammesältester niedergelegt.“ Dan musste sich tiefer beugen, um den Sterbenden zu verstehen. Seine Partner Lee und Paul, die bei Stuart Jugens im Hintergrund standen, verhielten sich still. „Das Sterben fällt mir nun gar nicht schwer“, sagte Palmer nach einer Pause. Er musste schwer nach Luft ringen. „Sage Ann, dass ich ihr verzeihe und dass ich euch alles Gute für das weitere Leben wünsche.“

      Die Stimme von Kan Palmer verlöschte.

      „So long, Kan Palmer“, hörte Dan Pauls heiser klingende Stimme. „Er braucht keine Kerbe mehr zu schnitzen, er hat es hinter sich. Er hat nun den Frieden, den wir alle auf dieser Welt erhoffen. So long auf der letzten großen Fahrt, Kan Palmer!“

      Paul nahm mit einer langsamen Bewegung den Stetson ab, Lee und

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