Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane. Pete Hackett

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Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane - Pete Hackett

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meines Sohnes. Kommt nur, um uns zu holen! Red und ich werden unsere Haut so teuer wie möglich verkaufen. Versucht es, damit wir einen Spaß haben, bevor wir auf dieser verteufelten Insel zugrunde gehen. Will Jim ganz sicher gehen, will er eine schnelle Entscheidung? Die Hölle selbst soll ihn verschlingen!“ Die Stimme des Alten überschlug sich. Die ganze Enttäuschung eines Mannes, der vor einem Trümmerhaufen stand, war aus seinen Worten herauszuhören.

      „Jugens, bevor wir sagen, wen du gegen dich hast, schicke Kan Palmer heraus.“

      14.

      Einige Minuten verstrichen. Das Schweigen auf der Insel vertiefte sich. Dan Flemming und Lee Millard sahen sich bedrückt an, und gerade als Lee etwas sagen wollte, meldete sich Stuart Jugens.

      „Ich weiß jetzt, warum Palmer in Freiheit soll. Seine junge Frau hat es sich gewünscht und Jim will ihr damit einen Gefallen erweisen. Vor einer Frau fällt Jim in den Staub. Er hat aber die Rechnung ohne uns gemacht! Kan Palmer bleibt wo er ist, wir wollen auf seine Gesellschaft nicht verzichten. Zu dritt hat man mehr Abwechslung, mehr Unterhaltung, und wenn wir schon vor die Hunde gehen sollen, dann zusammen! Jim soll sich das aus dem Kopf schlagen!“

      Sein bissiges Lachen erscholl mit dem seines Sohnes Red zusammen. Man spürte förmlich das Teuflische von Vater und Sohn, die Palmer die Freiheit nicht gönnten.

      „Und wenn es nicht Jim ist, der dich und deinen Ältesten in der Klemme hat, wirst du dann Palmer laufen lassen?“

      „Nein, es kommt alles auf dasselbe heraus! Es ist gleichgültig, wer uns festnagelte und jetzt zu Ende zu kommen versucht, oder aber, zieht ab!“, schrie der alte Jugens. „Doch vergesst dann eines nicht, meinen Söhnen Jim und Larry zu sagen, dass ich sie verfluche!“

      „Das, Freund, werde ich nicht tun, denn gerade du, Stuart, hättest versöhnlicher sein sollen. Niemand entkommt seinem Schicksal, auch du nicht! Einer wird in diesem Reigen die letzte Kerbe in seinen Colt schnitzen, und das wirst nicht du sein und auch keiner deiner Söhne. Denke nach, dann wirst du erkennen, dass etwas Wahnsinniges in deinem Verhalten liegt. Du hast alle Maßstäbe verloren, Stuart, du und auch deine Söhne! Der Machthunger hat euch alle zusammen irgendwie verrückt gemacht!“

      „Halte deine Predigten wo du willst, nicht hier!“, schrie der Raubrancher wütend.

      „In der Tat, das wäre angebracht, aber ich will dir noch sagen, dass du einen Götzen anbetest und dass der Götze dich nun erledigt, denn du selbst hast es herausgefordert. Dan Flemming ist bei mir, vielleicht sagt dir der Name etwas.“

      Es trat jetzt eine seltsame Stille ein. Danach geschah etwas Merkwürdiges. Es waren nicht die Jugens, die sich meldeten, es war Kan Palmer.

      „Versucht es nicht!“, rief er mit lauter Stimme aus der Hütte. „Versuche es nicht, Dan! Warum willst du mir helfen, Junge, einem Mann, der dir nachstellte und dich umgebracht hätte? Lass mich hier! Ich habe eingesehen, dass ich das Spiel verloren habe und kein Recht mehr besitze, Ann zu mir zurückzuholen. Wir waren zu sehr verschieden. Ich musste erst das Bittere erleben, um über mich selbst nachzudenken und mit mir selbst ins reine zu kommen. Jetzt begreife ich, wie ein Mann wie Frank Rüdiger und auch die Treibherdencowboys es fertigbrachten, sich auf ihre Seite zu stellen. Sie alle hatten begriffen, was ich nicht wahrhaben wollte, dass nämlich eine erzwungene Ehe ohne Liebe in Wirklichkeit gar keine Ehe ist, sondern eine Fessel, die zur Qual wird. Ann hatte recht, als sie mich verließ, sie hat es aber nicht verdient, dass sie einem Schuft in die Hände fällt, und darum versuche mich nicht zu befreien! Rette Ann, alles andere ist nebensächlich!“

      „So sprichst du, Kan Palmer?“

      „Ja, und Gott soll mein Zeuge sein, dass ich es ernst meine!“

      Plötzlich ertönte ein unheimlicher Schrei aus der Hütte, ein lauter Schrei, der voller Not war. Es konnte einem kalt über den Rücken laufen. Plötzlich brach der Schrei ab.

      Lee schrie heiser:

      „Kan, heh, Kan! Was ist los?“

      Stuart Jugens’ Stimme meldete sich: „Verschwindet ihr zwei, verschwindet! Ihr habt gehört, was unser Gefangener zu sagen hatte, das muss euch doch genügen.“

      „Stuart, was habt ihr Palmer angetan?“, fragte Lee aus seiner Deckung heraus. Als Antwort dröhnte das doppelstimmige Gelächter von Vater und Sohn zu den beiden Männern herüber. Es klang so teuflisch und hinterhältig, dass der Zorn sie fast überwältigte.

      Bevor Lee es verhindern konnte, hatte Dan sich bereits davongeschlichen und tauchte wenig später aus dem knietiefen Gras am Corral auf. Seine Gesichtsfarbe schien Lee bleich wie Leinen zu sein. Einen Moment lang verhielt er und sah zu seiner Überraschung, dass sich die kleine Hintertür zur Hütte leicht bewegte. Die Pferde im Corral, ein rehbrauner Wallach und ein Apfelschimmel, wurden unruhig. Die beiden Pferde hatten die Köpfe gehoben und spielten mit den Ohren. Sie nahmen eine Witterung auf. Ihre Nüstern blähten sich, und der Apfelschimmel scharrte ungeduldig mit der Vorderhand den Boden. Für Dan waren das alles Zeichen, die er wohl zu deuten wusste. Einer der Männer hatte das Haus verlassen. Die Schurken hatten herausgefunden, dass es wohl nur zwei Menschen waren, die sie bedrohten, und das machte sie sicherer. Nur so konnte es sein, dass sie einen Ausbruch wagten. Ungewiss war aber, ob sie beide es waren oder ob nur einer das Haus verlassen hatte. Auf alle Fälle konnten sie nicht weit sein.

      Dan hob seinen Kopf vorsichtig aus der Deckung und zuckte zurück, als er einen Schuss krachen hörte. Sofort fielen weitere Schüsse, doch keiner war auf Dan gezielt. Alles spielte sich aber in unmittelbarer Nähe ab. Jetzt wusste Dan, dass einer der Jugens-Männer in der Hütte geblieben war und sie durch seine Schüsse abzulenken versuchte. Der andere sollte dem Gegner wohl um so sicherer in den Rücken fallen können. Wenn Red es war, der ins Freie geschlüpft war, wenn er nun versuchte, zu den Pferden zu kommen, die er und Hannigan irgendwo abgestellt hatten und Verstärkung zu holen versuchte? Es war größte Vorsicht am Platze.

      Red hatte einen triftigen Grund, einen Durchbruch zu versuchen und seinen Bruder Larry zu erreichen, denn Larry bewachte wohl die dreißigtausend Dollar, die man beim Einbruch in die Bank der Siedlung erbeutet hatte.

      Dan bewegte sich nun schneller vorwärts... ein wenig zu schnell, denn es war zu spät sich herumzuwerfen, durch eine rasche Drehung dem gezielten Hieb auszuweichen. Was Dan eigentlich nur sah, das war ein dunkler Schatten, der auf ihn niederfiel. Von seinem Kopf bis zu seinen Zehenspitzen hin breitete sich eine heiße Flamme aus, die alles in ihm zu zerreißen drohte. Er fiel vornüber, und tiefe Ohnmacht senkte sich über ihn.

      Der Tod hob sich bereits schwarz und drohend über Dan ab. Er stand über ihm in der Gestalt von Red Jugens, der zum zweiten, vernichtenden Schlag ausholte. Skrupellos wollte er den Gegner aus der Welt schaffen.

      Als die Waffe niedersauste, krachte ein Schuss. Sie wurde ihm aus der Hand geschleudert. Jugens aber war damit nicht geschlagen, er besaß zwei Eisen. Er griff mit der Linken zum zweiten Holster. Doch jetzt krachte abermals ein Schuss, und diese Kugel traf ihn mitten in der Brust. Seine Augen weiteten sich und starrten auf Lee, diesen großen blonden Mann, der auf ihn zuschnellte und die rauchende Waffenmündung auf ihn gerichtet hielt. Red Jugens versuchte sich durch einen Schrei Luft zu machen, doch die Stimme versagte ihm. Er versuchte eine abwehrende Bewegung zu machen, kippte aber im nächsten Moment vorwärts und fiel über sein ohnmächtiges Opfer, von dem ihn Lee einen Augenblick später herunterwälzte. Noch einmal hob Red Jugens den Kopf. Seine weit aufgerissenen Augen bekamen einen leeren Ausdruck. Sein Mund öffnete und schloss sich wieder, dann fiel er zurück und blieb still liegen. Als Lee sich über ihn beugte,

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