Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane. Pete Hackett
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Читать онлайн книгу Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane - Pete Hackett страница 54
„Wir drei würden dir und Jim nur hinderlich sein“, nahm Red wieder das Wort. „Wir sind die schwarzen Schafe, ihr aber habt es verstanden, den Anschein einer weißen Weste zu wahren, die vor dem Gesetz noch blütenweiß aussieht. Wir, Larry, Joe und ich hatten keinen so starken Hinterhalt, wir wurden verteufelt oft herum gejagt, so lange, dass uns schier der Atem ausging. Wir müssen uns so versorgen, dass wir in Mexiko ein feines Leben ohne große Anstrengung führen können.“
„Und Jim und ich sollen das bezahlen?“, schnappte Stuart Jugens. Seine Stimme klang schrill, und die Augen drohten ihm aus den Höhlen zu treten.
„Ja, Alter, du wirst bezahlen“, erwiderte Red, „oder soll es herauskommen, dass Joe damals die Ranch nicht auf seinen Namen eintragen ließ und auch nicht auf deinen, sondern wohl in einem lichten Moment etwas tat, was dir und Jim noch viel Ärger bereiten wird! Wir haben etwas in der Hand, wovon du bis heute nichts weißt und das nur zu deutlich zeigt, wie sehr du dich immer auf andere verlassen hast. Die Hauptstadt ist weit vom Schuss, sonst wären dir schon lange die Augen übergelaufen, Alter.“
„Ihr könnt mich nicht bluffen!“, schrie der Alte erregt, „ich lasse mich nicht hereinlegen, mit keinem Trick! In all den Jahren hatte ich keine Schwierigkeit, und ausgerechnet ihr wollt mir klar
machen, dass es jetzt welche geben wird? Ihr hättet euch etwas Besseres ausdenken sollen!“
„Red, er ist ziemlich überheblich geworden“, unterbrach ihn Joe Hannigan. „Vielleicht bist du sogar nicht mehr ganz richtig im Kopf, und nur darum hat dich Jim mit dem Gefangenen und einem Wächter hier auf der Insel zurückgelassen“, wandte er sich an Stuart Jugens. „Vielleicht seid ihr beide ihm im Wege, ist es nicht so? — Und du bist mit von der Partie“, wandte er sich an Stuart Jugens’ Begleiter, „weil du der Vertraute dieses Alten da bist, so ist es doch?“
„Hannigan, worauf willst du hinaus?“, schnappte der Gefragte, dessen stoppelbärtiges Gesicht im Morgenlicht merklich blasser geworden war.
„Mann, ist das so schwer herauszufinden?“, grinste Red ihn an. „Ich will es dir ganz genau sagen: Jim will die Macht nicht mehr teilen. Seine Freunde haben das rechtzeitig erkannt, und die meisten Männer der Mannschaft stehen hinter ihm. In unserer Familie ist etwas faul, musst du wissen, in allen Jugens brennt die Sucht nach Macht wie eine gierige Flamme. Weil das so ist, wollen wir nicht darauf pochen, dass wir Blutsverwandte sind, sondern uns als nüchterne Geschäftsleute begegnen. — Alter“, wandte er sich wieder seinem Vater zu, „wir verlangen, dass alles, was bisher zusammengerafft wurde, in fünf Teile geteilt wird. Für Joe, Larry und mich langt es, um das Land zu verlassen und irgendwo neu anzufangen. Dir und Jim bleibt die Stellung hier und damit die Möglichkeit, alles wieder zusammenzuraffen, was ihr an uns abtreten müsst.“
„Und so etwas wagst du mir anzubieten, mir, deinem Vater?“, keuchte der Alte mit böse funkelnden Augen. „Du wagst es, in einem solchen Ton mit uns zu verhandeln?“
„Rege dich lieber nicht auf und behalte die Nerven“, sagte Red kalt. „Dir bleibt gar nichts anderes übrig, denn Joe hat damals die Ranch auf den rechtmäßigen Besitzer eintragen lassen, auf den Namen Ben Flemming.“
Der Alte trat noch einen Schritt zurück. Ein Gurgeln kam ihm aus der Kehle, er vermochte kein Wort zu formen. In diesem Moment begriff er wohl, dass Red die Wahrheit gesagt haben mochte.
„Wenn das herauskommt, bist du und Jim erledigt“, sagte Joe Hannigan höhnisch. „Ich habe es sicherlich nicht diesem Flemming zuliebe getan, wahrhaftig nicht. Damals kam mir nur der Gedanke, dass es gut sein würde, etwas in der Hand zu haben, womit man dich jederzeit treffen kann, falls etwas schief zwischen uns gehen sollte. Wenn du ganz sicher gehen willst, mache die Reise zur Hauptstadt und schaue dir die Eintragung im Grundbuch an. Du wirst mir dann dankbar sein, dass ich von meinem Wissen bisher keinen Gebrauch machte. Jetzt ist es an der Zeit, dass es sich auszahlt!“
13.
Dan Flemmings Gesicht war wie versteinert. Der Himmel mochte wissen, was in ihm vorging, was er dachte und empfand, als er das hörte.
Keinen Augenblick lang vergaß er allerdings, in welch gefährlicher Lage er sich befand. Alles mutete ihn unwirklich an, die Landschaft und die Szene, in der Vater und Sohn sich gegenüber standen. Der vierte der Männer, Stuart Jugens’ Begleiter, schien die Gefahr begriffen zu haben, die von Red und Joe ausging. Sein Gesicht zuckte, und sein Blick ging von einem zum anderen. Sein Boss war in einer bösen Verfassung. Er sah ihn heftig schlucken und wie an einem unsichtbaren Knäuel in der Kehle würgen, sah seine Hände sich öffnen und sich dann zur Faust ballen, dass ihm die Fingerknöchel weiß unter der Haut hervorschimmerten.
Wenn es stimmt, was dieser Schuft sagt, dachte Stuart Jugens, den das Grauen zu überwältigen drohte, dann sind Jim und ich ruiniert, dann bin ich völlig in der Hand meiner ältesten Söhne und Joe Hannigans. By Gosh, ich lasse mich nicht ruinieren, nicht von Schuften, die das Gesetz jagt, deren Steckbrief überall an den Sheriffsoffices angeschlagen sind. Sie sind vogelfrei und glauben hier Jim und mir alles nehmen zu können, was wir uns in Jahren aufbauten. Teufel sind alle drei, deren schreckliche Taten zum Himmel stinken. Warum leben sie noch, warum hat kein Aufgebot sie gestellt, kein Kopfjäger sich die auf sie ausgesetzten Prämien verdient oder kein Rächer sie erwischt? Ich hasse sie alle drei!
Stuart Jugens’ Gedanken schienen sich verwirren zu wollen. Der Hass schlug wie eine Woge über ihm zusammen. Er brauchte einige Zeit, um seine kalte Ruhe wiederzugewinnen.
Es sind meine Söhne, wie Jim auch mein Sohn ist, ging es ihm durch den Sinn. Ist Jim besser als sie? Er hat mir den Beweis, dass er es ist, noch nicht erbringen können. Auch er ist hemmungslos und machthungrig, auch er kennt keine Hemmungen und keine Skrupel. Wer sagt mir, ob er mich mag? Wartet er vielleicht auf den Tag, an dem ich nicht mehr bin? Ist es doch kein Zufall, dass er mich mit dem Mann aus der Crew zurückließ, dessen Treue ich sicher bin? Auch Jim neigt dazu, die geltenden Barrieren niederzureißen und das Gesetz gegen uns herauszufordern. Großer Gott, habe ich deshalb die Treue gebrochen, Verrat am ehemaligen Partner, habe ich deshalb getötet, um mit eigenen Augen zu sehen, welche Früchte meine Taten tragen, wenn es mit mir zu Ende geht? Mir ist speiübel, eine innere Flamme brennt mich völlig aus.
„Ihr seid euch völlig sicher, dass ihr das bekommt, was ihr fordert?“, fragte er nach langem Schweigen Red und Hannigan.
„Ganz sicher!“, grinste Red ihn an. „Wir behalten dich jetzt in unserer Gesellschaft. Ob es dir nun passt oder nicht, du wirst es ertragen müssen.“
„Wenn nun Jim mich wirklich abhängen wollte, wenn er euch entdeckt hat und auf der Insel durchließ, um gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen? Er hat dann nur noch Larry vor sich. Wenn er nun den Moorpfad zurück zerstörte?“ Stuart Jugens lachte nach diesen Worten hysterisch auf. „In diesem Falle sind wir wirklich in einer feinen Gesellschaft, und nichts kann uns trennen. Vielleicht hat Jim die Gelegenheit benutzt?“
Er brach ab, denn er spürte einen tiefen, innerlichen Aufruhr in sich. Wenn seine Worte wahr waren, dann war Jim ein Teufel, doch er konnte diese Möglichkeit nicht ausschalten. Zum ersten mal betrachtete er seinen jüngsten Sohn in einem neuen, erschreckenden Licht. Seine Zähne knirschten zusammen, und sein Atem ging schwer, ein kalter Schauer wogte ihm über den Rücken. Der Mann, der sich über alle Gesetze hinweggesetzt hatte, der keinen Gott über sich anerkannt hatte, spürte, dass es etwas gab, dem der Mensch untergeordnet war, dass das Schicksal ein mächtiger Faktor war, mit dem er nicht gerechnet hatte. Er sah zu seinem ältesten Sohn hin und bemerkte