Mein Leben mit Jim Morrison und den Doors. John Densmore

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Mein Leben mit Jim Morrison und den Doors - John Densmore Rockbiographien / Rock-Kultur Rock-Geschichte

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häusliche Routine der Eltern erschien mir hinsichtlich meiner Erlebnisse im Topanga Canyon ziemlich langweilig.

      Nichts wäre mir lieber gewesen als unter den Fittichen meiner Eltern hervorzukriechen und mir einen ähnlichen Platz zu suchen wie Ray ihn inzwischen gefunden hatte. Westwood ist so lahm! Das einzige, was ich dort machen konnte, war, um Mitternacht zum Mormonentempel zu schleichen und dort einen Meditationsspaziergang einzulegen. In Venice hätte ich mit Jim zusammensein können. Er war ein faszinierender Mensch und stellte alles in Frage. Zur Hölle: Rays viktorianisches Appartement mit zwei Zimmern kostete inklusiv Meeresblick nur 75 Dollar im Monat!

      Venice … Mann! Da treiben sich keine Surfer herum. Dort gibt es Künstler und Musiker. Beatnikstimmung! Toll!

      „Hör dir das mal an“, sagte Jim, als er mich ins Haus ließ. Sein Haar war noch nass von der Dusche und während er mich ins Zimmer begleitete, strich er affektiert mit seinen Händen hindurch. Die Löwenmähne fiel perfekt in Form.

      „Wie machst du es, dass deine Haare so fallen?“ fragte ich ihn, während er zum Plattenspieler eilte.

      „Wasch es und kämme es danach einfach nicht“, antwortete er und legte Rays John Lee Hooker-Platte auf. Er war auf dem besten Weg, bald wie ein Rockstar auszusehen. Einige Wochen lang hatte ich ihn nicht gesehen und währenddessen muss irgendeine Veränderung in ihm vorgegangen sein. Posierte er etwa schon?

      Der Blues füllte den Raum. Jim ging zum Fenster und öffnete es. Die Sonne ergoss sich ins Zimmer. Wir beide bewunderten den Blick über den Ozean.

      „Leg mal ‚Crawling King Snake‘ auf“, bat ich Jim. „Ich liebe den Groove bei ‚Crawling King Snake‘. Wenn wir unser zweites oder drittes Album aufnehmen, sollten wir meiner Meinung nach auch diesen Song bringen. Nach einem Haufen eigener Songs natürlich. Klar, dass wir vor allen Dingen zuerst einen Plattenvertrag haben müssen.“

      Meine Zukunftsvisionen machten mich ziemlich aufgeregt. Diese Leute – Ray, seine Freundin Dorothy, Jim und ihre Freunde von der Filmhochschule – waren unabhängige, kreative Studenten und ich wollte zu ihnen gehören. Wir hatten uns alle zusammen Louis Malles „Phantom India“ in der UCLA angeschaut und Ray und Jim redeten seitdem über die Neue Französische Welle in den Kinos.

      „Du solltest ‚400 Blows‘ sehen, John“, hatte Ray mir vorgeschlagen. Ich wusste, dass es ein Film eines französischen Regisseurs (Truffaut) war und der Titel machte mich an. Ich dachte, er bedeutet „400 Blow Jobs“.

      Als ich mir Rays Zimmer näher betrachtete, fühlte ich den Flair von College und Orient. Bücher, Zeitschriften über Film, Orientteppiche, indische Bettüberwürfe, erotische Fotos. Vollkommen neue Welten eröffneten sich mir hier in diesem Raum.

      Ich war zwanzig und alles war möglich.

      „Es wird geschehen“, erwiderte Jim mit lässiger Überzeugung. „Hör dir einfach mal diese Kehle hier an, Mann!“ Seine Stimme klang beinahe ehrfurchtsvoll. Wenn man an Jims Herkunft aus dem Süden denkt, machte es sogar Sinn. Er war besessen von den Stimmen schwarzer Bluessänger. Das rohe Gefühl von Pein, das sich in ihren Stimmen ausdrückte, schien in ihm widerzuhallen. Angespannt hörte er zu, wie weggetreten in einer eigenen Welt.

      Nach einigen weiteren Stücken wollte Jim zu Olivia’s zum Mittagessen gehen. Ich sprang auf. Bei dem Gedanken an deftiges Essen aus dem Süden wurde mein Mund wässrig. Kartoffelbrei mit Fleischsoße.

      „Gut, aber wir sollten nicht auch noch dort zu Abend essen“, neckte ich und rieb mir die Magengegend.

      „Ich weiß, ich weiß. Mehrmals hintereinander dort essen und du kriegst Dünnschiss. Aber es erinnert mich an das Essen in Florida!“

      „Und es ist billig!“ fügte ich hinzu.

      Um Jims Lippen kräuselte sich jenes langsame Lächeln, an dem man sich nie sattsehen konnte.

      *

      Olivia’s war ein kleines Soul Food-Restaurant an der Ecke des Ocean Park Boulevard und der Main Street. Ein Lokal am Straßenrand, das eigentlich nach Biloxi in Mississippi gehörte. Es war übervoll, wie immer. Dieses Restaurant, das Jim mit dem Song „Soul Kitchen“ unsterblich machte, wurde hauptsächlich von Studenten der UCLA­Filmhochschule besucht. Man fühlte sich wie in einem Amtrak-Speisewagen, der am Strand auf Grund gelaufen war.

      Ein junges Mädchen mit großen braunen Augen und langem schwarzen Haar schlenderte herein.

      „Hey Jim, das da ist diese Sängerin Linda Ronstadt, die in der Hart Street lebt.“

      „Yeah. Wie heißt denn ihre Gruppe?“

      „The Stone Poneys.“

      „Ich hasse Folkmusik, aber sie ist süß.“ Seine Augen fuhren wohlgefällig an ihr auf und ab.

      Das Essen kam und wir schlangen es hinunter. Dabei debattierten wir mit vollem Mund zwischen Bissen von unserem billigen Steak über die örtliche Musikszene. Meine Augen huschten im Raum umher, während Jim sprach. Es fiel schwer, bei all dem Gerede der Stammgäste und Studenten um uns herum ihm zuzuhören.

      Eine halbe Stunde später brüllte Olivia: „Schluss für heute mittag!“ Sie trug ihre übliche bedruckte Schürze über einem durchgehenden Kleid und hinkte mit ihrem rechten Bein leicht nach. Sie hatte eine warmherzige Ausstrahlung, aber die große schwarzhäutige Frau, deren Name ein Synonym für das Wort „Soul“ war, warf selbst Stammgäste bei Geschäftsschluss hinaus und verfrachtete alle, die noch zögerten, eigenhändig nach draußen. Der Verlust von ein paar Dollar mehr machte ihr nichts aus, wenn sie nur ihre Ruhepause bekam, obwohl sie es liebte, für ihre Gäste zu kochen.

      Ihr Restaurant existiert schon lange nicht mehr, aber die Legende lebt in Jims Worten weiter:

      Well, the clock says it’s time to close, now

      I know I have to go, now

      But I’d really like to stay here, all night

      Let me sleep all night in your soul kitchen

      Warm my mind near your gentle stove

      Turn me out and I wander, baby

      Stumblin’ in the neon grove

      (Nun, die Uhr sagt, es ist jetzt Zeit zu schließen

      Ich weiß, dass ich jetzt gehen muss

      Aber ich würde gern die ganze Nacht hierbleiben

      Lass mich die ganze Nacht in deiner Seelenküche schlafen

      Meinen Geist an deinem gütigen Herd erwärmen

      Wirf mich raus und ich irre umher, Baby

      Stolpere in den Neonwald.)

      „Lass uns heute abend ins Venice West Cafe gehen“, schlug Morrison vor, als wir aufstanden, um das Lokal zu verlassen. Er nahm einen letzten tiefen Schluck von seinem Carta Blanca und ich starrte aus dem Fenster auf einige vorbeigehende Mädchen.

      „Klar“, sagte ich, in Gedanken an die Mädchen da draußen vertieft, „da bin ich noch nie gewesen.“ Als kein Girl mehr zu sehen war, fuhr ich fort: „Werden dort noch immer Gedichte vorgetragen?“

      „Ich

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