Mein Leben mit Jim Morrison und den Doors. John Densmore
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Читать онлайн книгу Mein Leben mit Jim Morrison und den Doors - John Densmore страница 16
Dick Bock verabschiedete sich von den indischen Musikern in ihren farbenprächtigen Saris. Er fragte mich, ob er helfen könnte.
„Ich möchte nahe beim Klavier sein“, erwiderte ich schüchtern. Das hier war meine erste Aufnahmesession. Wer war ich, um dem Produzenten vorzuschreiben, wo ich platziert werden wollte?
Er zuckte mit den Achseln. „Kein Problem“, meinte er und zeigte auf eine Ecke in der Nähe des Konzertflügels. Ich war erleichtert. Auf diese Weise war ich nahe bei Ray. Wir beide bewunderten ungefähr die gleichen Jazzmusiker und er war derjenige in der Band, dem ich mich verbunden fühlte.
Beim Aufbauen meines Schlagzeugsets schaute ich mich in dem Raum um. Akustikdämmplatten mit Millionen kleiner Löcher absorbierten den Sound. Ich wusste lediglich, dass bei einer Aufnahme ein Echo unerwünscht war. Man konnte das später hinzumischen.
Ray und Dorothy kamen kurz darauf mit Jim herein, ihnen folgten Rick und Jim Manczarek. Wir nahmen binnen weniger Stunden in nur ein oder zwei Takes sechs Songs auf: „Moonlight Drive“, „End of the Night“, „Summer’s Almost Gone“, „Hello, I Love You“, „Go Insane“ und „My Eyes Have Seen You“.
Alles ging sehr schnell. Alles war live. Bock war ein unaufdringlicher Mensch, der früher West Coast-Jazz produziert hatte und da man Jazzmusikern keine Vorschriften macht, wie sie zu spielen haben, sagte er kaum etwas. Bevor wir es merkten, war die Session auch schon vorbei und wir waren wieder draußen.
Nun besaßen wir unser eigenes Acetat mit sechs Songs. Ray nahm es an sich und kletterte mit Dorothy und Jim in seinen gelben Käfer. Ray beugte sich zum Fenster hinaus und rief, dass er während der nächsten Tage die Platte einigen Plattenfirmen vorspielen würde. Jim, der zum ersten Mal seine Stimme von einem Tonband gehört hatte, strahlte vor Freude auf dem Rücksitz.
Die Reaktionen der Plattenfirmen waren amüsant. Ray erinnerte sich später: „Es war recht witzig – wir latschten quer durch Los Angeles mit diesen Demos herum, stellten uns bei den Firmen vor und sagten: ‚Hier sind sechs Songs drauf, wir haben aber noch viel mehr; hören Sie sich die Platte mal an.‘ Und alle, aber auch alle meinten: ‚Nein, so was kann man doch nicht spielen – furchtbar – ich hasse diesen Sound – nein, nein!‘ Besonders dieser Typ bei Liberty fällt mir ein. Er hörte sich die Songs an und sagte dann: ‚So ein Zeug kann man sich nicht anhören!‘ Er warf uns aus seinem Büro raus!“
Als ich diese Geschichten später hörte, war ich enttäuscht. Es überraschte mich allerdings auch ein wenig, dass Ray den Leuten sogar das bizarre „Go Insane“ vorgespielt hatte, nachdem man schon die harmloseren Songs abgelehnt hatte.
Once I had a little game
I liked to crawl back in my brain
I think you know
The game I mean
I mean the game
Called ‚Go Insane‘.
(Früher hatte ich mal ein Spiel
Ich kroch gerne zurück in mein Hirn
Ich glaube du kennst
Das Spiel, das ich meine
Ich meine das Spiel
Mit dem Namen ‚Verrücktwerden‘.)
Eine von Rays Anekdoten fand ich gut. Angeblich setzte Lou Adler, der Produzent der Mamas and Papas, die Plattennadel immer nur auf die ersten paar Noten der einzelnen Stücke und brummte: „Nichts drauf, nichts drauf, was von Nutzen ist!“
Unglaublich, dachte ich. Die verstehen einfach unsere Vision nicht. Sie kapieren es einfach nicht!
*
Nach all den Ablehnungen gingen wir halbherzig wieder an unsere Übungssessions. An einem Tag machte Jim eine Pause und verschwand für eine Stunde. Jim und Rick Manczarek ergriffen die Gelegenheit und nahmen Ray und mich beiseite, um uns mitzuteilen, dass sie mit der Band aufhören und wieder zur Schule gehen wollten.
Ich wusste, dass Rick und Jim Manczarek, genauso wie Ray, schon eine stattliche Anzahl Clubauftritte hinter sich hatten und ungern mit unprofessionellen Leuten wie Morrison zusammenarbeiteten. Außerdem ahnte ich, dass sie einen großen Fehler begingen.
Morrison kam in die Garage zurück, ein Bild purer Unschuld. Die anderen wechselten notgedrungenerweise das Thema und ich schlug vor, ein paar Songs zu spielen. Es war sinnlos. Wir spielten lustlos und ich wusste, dass Rays Brüder praktisch schon weg waren. Ray machte ein langes Gesicht und ich versuchte, ihn mit einigen gelegentlichen Blicken zu beruhigen, die ihm sagen sollten, dass es so vielleicht besser war. Ich hoffte, dass wir die beiden durch einen Gitarristen ersetzen könnten, der auch Solo spielt.
*
Eine romantische Seite meines Lebens existierte in jenen Tagen nicht. Ich hatte Heidi jetzt acht Monate lang nicht gesehen und besuchte sie in dem Haus ihrer Eltern in Beverly Hills. Nach meinem Interesse an der Meditation und der Gegenkultur erschien sie mir reichlich naiv. Augenscheinlich hielt sie nach einem Ehemann, zwei Kindern und einem Haus Ausschau. Ich verschwand sofort wieder nach Hause und legte einen meiner Lieblingssongs von Dylan auf.
Go away from my window
Leave at your own chosen speed
I’m not the one you want, babe
I’m not the one you need
You say you’re looking for someone
Who’s never weak but always strong
To protect you and defend you
Whether you are right or wrong
Someone to open each and every door…
But it ain’t me, babe
No, no, no, it ain’t me, babe
It ain’t me you’re lookin’ for, babe.
(Geh weg von meinem Fenster
Verschwinde so schnell du kannst
Ich bin nicht der, den du willst, Babe
Ich bin nicht der, den du brauchst
Du sagst, du schaust nach einem
Der nie Schwäche zeigt, nur immer stark ist
Und dich beschützt und verteidigt
Ob du nun recht hast oder nicht
Jemanden, der dir Tor und Tür öffnet…
Aber ich bin’s nicht, Babe
Nein, nein, nein, ich bin’s nicht, Babe
Ich bin’s nicht, nach dem du suchst.)
Heidi war nun Vergangenheit, Fantasien von geilen Groupies die Zukunft und meine Linke im Bett die Gegenwart. Ich verliebte mich mehrmals