Mein Leben mit Jim Morrison und den Doors. John Densmore

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Mein Leben mit Jim Morrison und den Doors - John Densmore Rockbiographien / Rock-Kultur Rock-Geschichte

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      „Nicht alle können so ’ne Show abziehen wie ich“, konterte ich.

      „Nun gut, er soll nochmal mit uns proben.“

      Er war so gut wie drin. Nun wusste ich, dass die Band sich zusammenfand.

      *

      Die Proben machten nun Spaß. Wie in einer offenen Demokratie hatten wir Respekt vor den Fertigkeiten des anderen. Wir alle spielten unsere Instrumente schon seit Jahren, Jim hatte gierig Unmengen von Büchern verschlungen und von jedem wurde erwartet, dass er seinen Beitrag zu aufkommenden neuen Ideen leistete.

      Es stellte sich schwieriger heraus, einen Bassisten zu finden als einen neuen Gitarristen. Das Problem war, nicht nur einen guten zu finden, sondern auch einen, der zu uns passte. Irgendwann kam mal ein Mädchen vorbei (wäre eine weitere Besonderheit gewesen) und wir spielten „Unhappy Girl“, „Break On Through“ und weitere eigene Stücke. Wir versuchten es mit Bluessachen – unsere Coverversion von „Back Door Man“ von John Hammond inspiriert und eine erst kurz vorher erarbeitete Fassung von Howlin’ Wolfs „Little Red Rooster“. Doch immer noch klangen wir zu traditionell. Mit einem zusätzlichen Bass klangen wir wie jede andere Rock’n’Roll Band. Fast wie die Rolling Stones. Obwohl wir die Stones mochten und endlos ihre neue Platte „Aftermath“ diskutierten, waren wir entschlossen, alles zu unternehmen, um anders als die anderen zu klingen.

      Mir machte es Spaß, nur mit zwei weiteren Instrumenten und Jims Stimme zu proben. Der Sound war so offen. Meine Hauptaufgabe war es, das Tempo zu halten, so dass keiner schneller oder langsamer wurde, aber es gab genug individuellen Freiraum, was insgesamt einen einzigartigen Gruppensound ergab. Mit meinem Jazz, Rays früherer klassischer Ausbildung und seinem Hang zum Blues, Robbys Folk und Flamenco und Jims Besessenheit von alten schwarzen Bluessängern formten wir langsam den Sound der Doors.

      Schließlich fand Ray einen Fender Rhodes Pianobass und wir hatten keinen Bassisten mehr nötig. Das Instrument vervollständigte den Sound. Weil Ray den Bass mit der Linken und die Orgel mit der Rechten spielte, musste er notgedrungen einfache Basslinien produzieren, während er sich voll auf die linke Hand für die Orgel konzentrierte. Der Rhodes klang ein wenig matschig, gab uns aber den Soundboden, den wir brauchten und machte uns noch mehr „anders“ als die anderen Gruppen.

      Das Fehlen eines Bassisten ließ mir Raum zum Füllen des Sounds und ich begann, perkussive Kommentare zu Jims Gesang abzugeben. Aus bestimmten Gründen schlug ich in voller Lautstärke bei besonders leisen Passagen – so wie der laute Wirbel bei „The End“ – ein oder zwei Schläge hinein, um die Spannung zu brechen. Ich wusste, dass diese Stille ziemlich schaurig war und ich wollte die Leute damit noch mehr erschrecken. „Wir haben nie bezweifelt, dass wir es schaffen werden“, erinnert sich Robby heute. „Von Anfang an hatten wir besseres Material als andere Gruppen und wir hatten auch den bestaussehendsten Sänger von allen. Was konnte da noch schiefgehen?“ Wir fühlten uns komplett.

      Was noch fehlte, war ein Name. Zu der Zeit gaben sich die meisten amerikanischen Gruppen lange, psychedelische Namen: The Strawberry Alarm Clock, Jefferson Airplane oder Velvet Underground.

      Es war zur Zeit der Orangenblüte im Sommer 1965, T-Shirt-Wetter, und ich saß auf dem Rücksitz von Rays gelbem VW-Käfer. Wir fuhren in südlicher Richtung auf dem San Diego Freeway. Jim saß auf dem Beifahrersitz, hatte Jeans und T-Shirt an und war barfuß. Offenbar trug er nie Schuhe. Er zündete sich einen Joint an.

      „Was haltet ihr von dem Namen ‚The Doors‘?“, fragte er und drehte sich zu mir, um den Joint herüberzureichen.

      „Hmm … der ist kurz und einfach“, antwortete ich und nahm ihm die Tüte ab. „Hast du keine Paranoia, hier im Auto zu rauchen?“

      Jim zuckte mit den Schultern. Ich nahm einen kurzen Zug und reichte ihn eilig zurück.

      „Würdet ihr bitte die Kippe unten lassen?“, fiel Ray ein. „Und lasst mich auch mal.“ Morrison hielt den Joint an Rays Lippen und er sog einmal tief daran. „Jim hat dieAnregung zu diesem Namen von dem Huxley-Buch ‚The Doors of Perception‘.“

      „The Doors“. Ich ließ mir das Wort durch den Kopf gehen. „Find’ ich gut. Ist irgendwie anders. Klingt kurios.“ Huxley habe ich schon mal gehört, dachte ich. Sollte mir besser mal das Buch besorgen.

      Morrison fuhr fort, dass Huxley diese Phrase von William Blake übernommen habe. „Wenn die Pforten der Wahrnehmung gereinigt wären, würde alles den Menschen so erscheinen, wie es ist -unendlich.“ Als ich dies hörte, war ich überzeugt, dass wir einen wahren Poeten in der Band hatten.

      The Doors. Ich mochte die Schlichtheit dieses Namens.

      „Was sollen wir eigentlich auf der Bühne tragen?“, fragte Jim mit unbewegter Miene. „Wie wär’s mit Anzügen?“

      „Ich weiß nicht so recht … mal sehen, wie’s sich entwickelt“, brummte ich und dachte, dass Jims Vorschlag mit der Garderobe das Blödste war, was er jemals gesagt hatte.

      Manchmal war Jim ganz schön naiv, dachte ich. Manchmal schlug es eben durch, dass er aus Jacksonville in Florida kam. Nicht unbedingt hip. Eher provinziell.

      *

      Was uns noch als Letztes im Weg stand, war die Einberufung zur Armee. Mir wurde schlecht bei dem Gedanken, das Töten lernen zu müssen. Genauso beängstigend war die Gefahr, dass die Gruppe auseinanderbrechen würde, falls auch nur einer von uns gezogen werden würde. Vietnam beherrschte inzwischen die Schlagzeilen. Einige unserer Freunde hatten bereits einen Einberufungsbescheid. Ich begriff nicht, dass durch den Einmarsch von Kommunisten in ein fernöstliches Land am anderen Ende der Welt unsere Regierung die nationale Sicherheit bedroht sah.

      Ray brauchte nicht mehr zu schwitzen, er hatte seinen Dienst schon abgeleistet. Seine Story zu diesem Thema hatte er ziemlich autobiografisch während seines Studiums zu einem Film mit dem Titel „Induction“ verarbeitet. Weil er wegen einer ehemaligen Freundin deprimiert war, hatte er sich freiwillig gemeldet (Er muss wohl ziemlich fertig gewesen sein. Was für ein Mädchen!). Doch Ray wollte nach einem Jahr wieder raus, nachdem er in Asien gelernt hatte, Marihuana und die sogenannten Thai-Sticks zu rauchen.

      Ray schluckte also ein kleines Aluminiumkügelchen, das auf dem Röntgenschirm wie ein Geschwür aussah. Dann gab er vor, homosexuell zu sein und man schickte ihn nach Hause.

      Im Sommer 1965 bekamen Jim, Robby und ich die Vorladung zur Musterung. Robbys eilfertige Eltern bestachen einen Psychiater, der ein Gutachten aufsetzte, dass Robby ungeeignet sei. Damit schickten sie ihn nach Tucson in Arizona zur Armeeverwaltung, die damals noch nicht gegen solche Ausflüchte von Kriegsgegnern immun war. Ich musste mich bei der Musterungsbehörde in Los Angeles vorstellen; Jim war eine Woche später vorgeladen.

      Die ärztliche Untersuchung dort zählt zu den Tiefpunkten meines Lebens. Die Schlagzeilen der Los Angeles Times berichteten von dem ersten Kriegsdienstverweigerer, der ins Gefängnis gesteckt wurde. Es handelte sich um den Freund eines Freundes, den ich mal getroffen hatte. Mit solchen Dingen im Kopf nahm ich Methedrin, das Robby vorsorglich besorgt hatte, konnte tagelang nicht schlafen und las Kenneth Patchens „Journal of Albion Moonlight“ zur Inspiration. Mit pazifistischen Sprüchen im Rücken und Bob Dylans Mundharmonika im Kopf, die „God on Our Side“ spielte, versuchte ich mir einzureden. dass ich die Standhaftigkeit eines Quäkers hätte. Doch als mich meine Eltern schließlich bei der Musterungsbehörde in der Innenstadt absetzten, war ich ein nervöses Wrack. Mit meinem blau-lila gestreiften Hemd und braunen Cordhosen, die wochenlang nicht gewaschen worden waren, öffnete ich die Schwingtür der großen und lauten Armeezentrale und stellte mich meinem

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