Mein Leben mit Jim Morrison und den Doors. John Densmore
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Mein Leben mit Jim Morrison und den Doors - John Densmore страница 17
Doch in der Zwischenzeit war die Hoffnung, dass unsere Songs gut genug geraten, es schon wert, am Leben zu sein.
*
Ich lehnte mich im Esszimmer meiner Eltern zurück und wippte auf den hinteren Stuhlbeinen. Ich hatte das schon als Kind oft gemacht und mit dreizehn sogar mal einen Stuhl zerbrochen. Jetzt tat ich es wieder. Aber ich war nervös und das Balancieren beruhigte mich etwas. Es war eine Erlösung, dass das Spaghetti-Essen, das meine Mutter für die Band gekocht hatte, in Ruhe verlief. Ich war wegen Jim beunruhigt gewesen, aber er benahm sich wie ein Gentleman aus dem Süden und war in dieser familiären Situation ziemlich friedlich. Ich nahm an, dass sein Magen sich freute. Alle schienen Hunger auf Mutters Kochkunst zu haben, essen wie Zuhause in Chicago für Ray und wie in Florida für Jim.
Dorothy, Rays Freundin, war wie gewöhnlich die Stille in Person, während Ray unablässig auf meine Mutter einredete. Der ewige Optimist. Mein jüngerer Bruder Jim war vollauf damit beschäftigt, die Spaghetti auf seine Gabel zu rollen und in den Mund zu kriegen. Dad war anscheinend in seinen eigenen Gedanken versunken. Deswegen versuchte ich, das Eis zu brechen.
„Ich glaube, wenn wir erst eine Platte in der Hitparade haben und für ein Album und eine Single eine Goldene bekommen, dann haben wir es geschafft. Wenn man eine Million Singles verkauft, rollt das Geld von ganz alleine, aber die Plattenfirma kassiert einen großen Prozentsatz für’s Herstellen und für ihren Profit. Der Künstler kriegt vielleicht fünf Prozent, drum muss man ein Hitalbum zustande bringen, dann erst hat man’s geschafft.“
„Klingt logisch“, meinte Dad. „Habt ihr schon einen Namen?“
„Noch nicht.'.
„Noch mehr Spaghetti?“ warf Mom ein. „Es ist noch reichlich da.“
„Ich nehme noch welche“, antwortete Ray. Er schaute Dorothy an und sie gab ihm ihren Teller, den er ebenfalls Mom hinüberreichte.
Ein netter Abend. Alle gingen mit einem vollen Magen nach Hause, gesättigt für ein paar Tage.
Nach dem Ausscheiden von Rick und Jim Manczarek brachte ich Bill Wolf zum Üben mit. Er war ein guter Sologitarrist, aber Ray war der Ansicht, dass er nicht zur Gruppe passte, musikalisch oder optisch. Jim sagte nicht viel zu dem Thema, er überließ die musikalischen Entscheidungen Ray und mir.
Ray kannte keine anderen Gitarristen, also überließ er es mir, ein weiteres ehemaliges Mitglied der Psychedelic Rangers anzurufen. Robby Krieger kam vorbei. Ray hatte einige Vorbehalte wegen Robbys Schüchternheit, da er nicht wie ein typischer Rock’n’Roller tierisch laut spielte. Das Ungewöhnliche an Robbys Gitarrenstil bestand darin, dass er wie bei einer Folk- oder Flamencogitarre kein Plektrum benutzte, sondern mit seinen langen Fingernägeln die Saiten zupfte.
Robby besaß auch eine große Sachkenntnis von Akkordstrukturen, die, wie ich hoffte, bei unseren Songs sicherlich dienlich sein würde. Hinzu kam, dass er auf seiner Gitarre auch Bottleneck spielte, eine Technik, die er sich von alten Bluesplatten abgehört hatte. Ein Bluesgitarrist benutzte dabei einen abgebrochenen Flaschenhals, in dessen Öffnung er den kleinen Finger steckte. Dann stimmte er die Gitarre auf einen Akkord und glitt mit dem Flaschenhals über das Griffbrett, was ein verhaltenes, schauriges Jaulen hervorbrachte. Etwas ähnliches, allerdings nicht auf einer elektrischen Gitarre, hatte ich auf den alten Bluesplatten gehört, die ich mir auf Robbys Rat hin gekauft hatte.
Ich war wie weggeblasen. Ich war sicher, dass Robbys gleitender, flüssiger Sound Ray und Jim umhauen würde.
„Ich glaube, du hast sie überzeugt“, lachte ich, während wir zum Haus seiner Eltern in den Palisades zurückfuhren. „Ich war mir nicht sicher, aber als du dann Bottleneck zu ‚Moonlight Drive‘ gespielt hast … Mann, als Ray dich hörte, hat er gegafft, als wäre ihm Gott erschienen!“
Robby hörte auf, nervös mit dem Finger in seinem krausen Haar herumzufahren und rückte seine Brille zurecht. „Äh, ich meine, das war schon ganz gut. Aber erinnere dich an den Robert Johnson-Song, den ich dir mal vorgespielt hatte:
Squeeze my lemons till the juice runs down my
beeerrrrwwwwwwwuuuuuuu.
(Quetsch meine Zitronen bis der Saft mir herunterläuft –
beeerrrrwwwwwwwuuuuuuuu.)
„Es gibt aber nicht viele, die das auf ’ner elektrischen Gitarre spielen“, bemerkte ich.
„Mike Bloomfield spielt das öfter mit Butterfield zusammen.“ Er lächelte einen Moment, starrte aus dem Fenster, als wir uns dem Haus näherten. „Wie habt ihr diesen Übungsraum gekriegt?“
„Ein Kollege von Jim und Ray von der Filmschule hat das Haus gemietet. Hank ist sein Name. Er war einverstanden, dass wir dort nachmittags übten. Ist komisch, nicht wahr, so’n kleines, verstecktes Haus hinter all den Läden in Santa Monica?“
„Yeah, ich find’s gut. Aber Jim … war ziemlich drauf. Wie er seinen Freund anbrüllte, der mit einem Haufen Dope sich da an den Küchentisch pflanzte und Joints rollte … Felix, hieß er so? Mann, eine eigenartige Bande.“
„Ja, und wegen dem ganzen Lärm könnte man uns auch leicht einbuchten. Ich bin vor ’nem Monat mal mit Jim durch die Gegend gezogen und er fing mit einem sturzbesoffenen Typ im Venice West Café Krach an. Schließlich zog er den Burschen hier in Rays Haus, um ihm ein paar Platten vorzuspielen. Kaum waren wir da, knipste Jim das Licht an und aus, an und aus. Das machte den Besoffenen total verrückt. Wir spielten eine Chet Baker-Platte – die, auf der er singt – und dieser Mensch steht einfach auf und haut ab. Morrison war mit sich zufrieden. Er sagte, er wollte den Kerl nur testen.“
„Überrascht mich nicht“, merkte Robby gleichgültig an.
Ihn testen, dachte ich. War das hier eine Schule? Was sollen wir lernen? Furcht?
„Yeah, also, Acid werde ich mit ihm zusammen sicherlich nicht nehmen“, murmelte ich. „Ich sag’s dir. Ist er vielleicht zu verrückt?“
„Yeah … er könnte mal ein großer Star werden. Passen die beiden Dinge nicht manchmal ausgezeichnet zusammen?“
„Ha, Ich glaub, du hast recht!“
Ich fuhr in die Einfahrt. Robby zögerte beim Aussteigen.
„Also magst du die Band?“ wollte ich wissen.
„Ja, ich mache bei euch mit. Ich muss da noch was mit meiner anderen Band klarstellen, doch, ja!“ Er öffnete die Tür, schlug sie dann zu und lehnte sich zum Fenster hinein. „Wart’ mal, ich bin noch in einer anderen Band und du bist noch in zweien.“ „Also?“ Beim Rückwärtssetzen schrie ich aus dem Fenster: „Du verlässt deine Band und ich meine beiden.“
Spät am Abend rief ich dann Ray von meinen Eltern aus an. „Hallo, ich bin’s, John. Was hältst Du von Robby?“
„Ich fand die Bottleneck gut. Vielleicht kann er sie bei jedem Song spielen“, war seine Antwort. Ray hatte Feuer gefangen.
„Nun mal nicht übertreiben!“
„Aber