Es war einmal ein kleines Mädchen .... Brooke Shields

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Es war einmal ein kleines Mädchen ... - Brooke Shields

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sie spüren, wie es im Wind wehte. Sie genoss es, schwanger zu sein, und sie litt kaum einmal unter morgendlicher Übelkeit.

      Meine Eltern zogen in ein Apartment in der East Fiftieth Street. Ich habe nur zwei Fotos von meiner schwangeren Mutter. Auf einem liegt Dad auf der Couch und Mom steht mit einem Glas in der Hand am Fenster. Das war wahrscheinlich das einzige Foto von meiner Mutter mit Glas, in dem sich kein Alkohol befand. Mom lebte während ihrer Schwangerschaft extrem gesund und trank nur sehr wenig, wenn überhaupt. Auf diesem einen Schnappschuss fällt das Licht von hinten auf sie und sie trägt ein weites, gelbes Kleid, das an ein hawaiianisches Muumuu erinnert. Sie lächelt.

      Diese Zeit scheint für meine Eltern relativ ereignislos verlaufen zu sein. Mom bereitete sich auf das Baby vor und Dad ging seiner Arbeit in New York City nach. Ich besitze Fotos von unterschiedlichen Dinner-Theater-Abenden, auf denen mein Vater meine schwangere Mom mit liebevollem Blick ansieht. Sie waren ein so schönes und zufrieden wirkendes Paar.

      Am 31. Mai 1965 waren meine Eltern gerade gemeinsam mit meiner Patentante Lila sowie ihrer Verabredung auf dem Weg, sich das Indy-500-Autorennen auf einem Großbildschirm außerhalb der City anzuschauen. Das Quartett hielt bei einem Diner, um vor dem Start des Rennens noch einen Happen zu essen. Mom stand auf, um die Damentoilette aufzusuchen, als plötzlich ihre Fruchtblase platzte. Ich war zwei Monate zu früh dran und meine Mutter wurde von Panik erfasst. Die einzige Person im Restaurant, die Ruhe bewahrte, war anscheinend die Kellnerin, die sofort anfing, die Sauerei auf dem Boden mit ihrem Putzlappen aufzuwischen. Mom erwähnte später, wie locker diese Frau gewesen und wie ungerührt sie geblieben sei angesichts dessen, was soeben vorgefallen war. Als mein Dad Mom schließlich auf die Entbindungsstation des Cornell Medical Centers brachte, lag sie bereits in den Wehen. Jeder war höchst alarmiert, weil ich viel zu früh kam. Mom sagte, dass man ihr Medikamente gegeben habe und sie sich von diesem Moment an an nichts mehr erinnern konnte. Sie erwachte, als mein Vater sich über sie beugte und sagte: „Wir haben ein perfekt geformtes kleines Mädchen.“

      Mom erinnerte sich daran, dass sie dachte, Dad wäre ein verdammter Glückspilz, da er immer bekam, was er wollte – er hatte auf ein Mädchen gehofft und Mom für einen Jungen gebetet. Ich wusste nicht, warum meine Mutter einen Jungen einem Mädchen vorgezogen hätte. Ich konnte nur spekulieren, ob es vielleicht etwas Psychologisches war und mit dem Verlust ihres Vater oder ihrer nicht unbedingt perfekten Beziehung zu ihrer Mutter zu tun gehabt hatte, aber aus irgendeinem Grund hatte sie sich einen Jungen gewünscht. Mom hatte sich bereits den Namen John ausgesucht und war sich absolut sicher, dass ich ein Junge werden würde. Jedoch sollte es noch Tage dauern, bis Mom schließlich ihr perfekt geformtes kleines Mädchen zu Gesicht bekommen sollte, weil man mich in einen Brutkasten auf der Kinderstation gelegt hatte, um mich im Auge zu behalten. Es vergingen die Tage und Mom hatte mich nicht ein Mal sehen dürfen. Ihr kam das langsam verdächtig vor. Warum enthielt man ihr ihre Tochter vor? Sie fing an, spätabendliche paranoide Schübe zu bekommen, und vermutete, dass alles nur eine Lüge wäre und es gar kein Baby gäbe. Mom fürchtete, dass das Baby gestorben wäre und ihr niemand die Wahrheit sagen würde. Ich würde erst viel später erfahren, warum meine Mom eine solche Angst davor hatte, dass ich sterben könnte. Die Ärzte versicherten ihr, dass sie Mutter einer gesunden, zwei Kilogramm und 238 Gramm schweren Tochter sei, die sicher in ihrem Brutkasten untergebracht sei, und forderten sie auf, sich zu entspannen.

      Mom versuchte in der darauf folgenden Nacht verzweifelt, etwas Schlaf zu finden, und behauptete, dass sie eine quietschende Tür wachhalte. Sie ließ eine Krankenschwester kommen und bat sie, die Tür ölen zu lassen, damit sie schlafen könne. Die diensthabende Schwester sah meine Mutter direkt an und erklärte leicht genervt, dass die „quietschende Tür“ in Wahrheit ihr Neugeborenes wäre, das sich in der Kinderstation nebenan befände, und sie nichts tun könne, um es zum Aufhören zu bewegen.

      Nachdem die Schwester wieder gegangen war, wartete Mom still und humpelte schließlich mit anwachsender Verzweiflung heimlich aus ihrem Zimmer. Sie war nicht überzeugt, dass die Geschichten über ihr Baby der Wahrheit entsprachen, und so schlich sie sich zunehmend hysterisch davon, um die Wahrheit herauszufinden. Dazu war sie fest entschlossen. Mom betrat vorsichtig die Kinderstation und fing an, wie wild auf den Krippen nach dem Namen ihrer Tochter zu suchen. Ihre Angst und ihre Verwirrung wurde noch durch den Umstand verstärkt, dass die Herstellerfirma der Brutkästen und Krippen Shields and Company lautete. Zuerst hatte sie noch gedacht, dass sie gar kein Baby hätte, und nun stand auf jeder einzelnen Krippe der Nachname ihres Babys. Das muss schon sehr surreal gewesen sein.

      Mom blickte an das hintere Ende der Kinderstation und sah dort zwei Krippen stehen, die ein wenig abseits der anderen standen – eine war zum Glasfenster und die andere zur Wand gerichtet. Es waren ungewöhnlich viele Babys zu dieser Zeit zur Welt gekommen und der Platz war knapp. Damals wurden Babys, die zur Adoption freigegeben wurden, in Kinderbettchen gelegt und dann von der Glasscheibe weggedreht, damit ihre leiblichen Mütter sie nicht sehen konnten und die Angelegenheit nicht ganz so schmerzhaft für sie wäre. Nun war es aber so, dass ich eines der beiden Babys war, die an dieser Rückwand standen. Meine Mutter stand da und betrachtete diese beiden Krippen – eine zur Glasscheibe gedreht, die andere zur Wand. Sie wusste nicht, welches Baby ihres war, und fürchtete, dass jemand ihr Baby zur Adoption freigegeben hätte. Es brachte sie um den Verstand. Mom begann zu schreien und eilte los, um die Namen auf den beiden Krippen herauszufinden.

      Eine Krankenschwester eilte zu ihr, um sie zu beruhigen, und erkundigte sich, was sie denn bräuchte.

      „Ich will mein Baby sehen!“, schrie sie immer wieder. „Ich will mein Baby sehen!“

      „Beruhigen Sie sich, Miss!“

      „Ich werde mich nicht beruhigen, bis ich mein Baby gesehen habe! Ihr habt mich alle angelogen von wegen quietschender Türen und perfekter Babys und ich glaube nichts von alledem!“

      „Okay, schon gut! Bitte entspannen Sie sich. Hier ist Ihr kleines Mädchen.“

      Die Schwester griff in die Krippe, die nicht zur Wand gedreht war, und hob mich auf. Ich starrte meine Mutter an. Meine Mutter musste erst einmal schlucken, da ich total mit Kindspech bedeckt war. Ich nehme an, dass schon länger keiner mehr nach mir gesehen hatte und ich mich in der Zwischenzeit mit diesem schwärzlich-grünen A-a, das Neugeborene ausscheiden, beschmutzt hatte. Dies war tatsächlich ein Zeichen dafür, dass ich gesund war, doch die Krankenschwester ließ mich in dem Moment, als sie bemerkte, dass sie ein glitschiges, strampelndes, grün-schwarzes kleines Ungeheuer in Händen hielt, fast fallen.

      „Das ist die quietschende Tür, Mrs. Shields. Ich werde sie waschen und dann können Sie sie halten.“ Von diesem Moment an hätte mich Mom am liebsten nie wieder aus den Augen gelassen.

      Sie entließen uns aus dem Krankenhaus, sobald ich etwas Gewicht zugelegt hatte. Einem Kind die Brust zu geben, war 1965 wohl nicht sehr populär. Ich denke, Mutter zog es gar nie in Erwägung. Ich bekam Enfamil und wurde nachhause geschickt.

      Mom behauptete, dass meine Augen seit der Geburt geschlossen gewesen wären. Sie brachte mich nachhause und wartete darauf, dass sie sich öffnen würden. Irgendwann begann sie, sich Sorgen zu machen, da sie einfach nicht aufgingen. Nun, Mom brachte mich also zurück zum Arzt, der zu ihr sagte: „Oh, Sie wollen, dass die Augen offen sind?“

      Als Mom nickte, schnalzte er so fest er konnte mit seinem großen Mittelfinger und Daumen gegen meine Fußsohlen. Meine Augen sprangen sofort auf, ich stieß einen Schrei aus und begann zu weinen.

      „Gern geschehen!“

      Wie gemein! Ich war ja zwei Monate zu früh zur Welt gekommen. Vielleicht war ich einfach noch nicht so weit, die große, weite Welt zu sehen. Steht ihr mal zwei Monate, bevor es Zeit zum Aufstehen ist, aus eurem gemütlichen Bett auf!

      Mein Vater wollte mich nach seiner Mutter nennen,

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