Bon - Der letzte Highway. Jesse Fink

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Bon - Der letzte Highway - Jesse Fink Musiker-Biographie

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ihren damaligen Rausch und die 40 Jahre, die inzwischen vergangen sind, verantwortlich macht.

      „Was auch immer passiert ist, es verlief nicht allzu gut.“

      Es ist dennoch ein ziemlich belastender Einblick, den Holly da gibt. Vor allem, wenn man sich daran erinnert, wie Angus einst in einem Interview gefragt wurde: „War Bon Scotts Tod eine Überraschung für euch, oder wart ihr euch seiner Trinkerei durchaus bewusst?“

      „Das war immer ein bisschen ein Rätsel, vor allem bei jemandem wie Bon“, antwortete er. „Ich kann dir nur sagen, was ich von ihm wusste. Wir als Band sahen eine ganze Menge und wie er so drauf war. Ich erinnere mich an ihn als echten Profi und gewissenhaften Typen im Studio. Er sah es als seine Kunst an. Wenn wir ein paar Tage frei hatten, ging er vielleicht aus und schlug ein wenig über die Stränge. Er verfügte über eine tolle Grundverfassung, stieg immer als Erster aus den Federn und sah fit und gesund aus. Er genoss das Leben in vollen Zügen.“

      In einem anderen Interview versank Angus noch tiefer in seiner Realitätsverweigerung: „Bon war kein Säufer.“ Sogar Bons eigene Mutter räumte ein: „Wir waren uns bewusst, dass er ein Alkoholproblem hatte, was mir große Sorgen bereitete.“

      Ein bisschen ein Rätsel. Bon war kein Säufer. Das sind bemerkenswert ignorante, fast schon unglaubliche Aussagen über jemanden, der langsam an seiner Trunksucht krepierte.

      „Bon war ein schwerer Trinker – sobald er erst einmal loslegte“, erzählt Holly. „Bon konnte das Trinken vereinzelt für kurze Phasen einstellen, aber er konnte es nicht dabei belassen. Vor allem verschlimmerte sich seine Krankheit im Laufe der Jahre.“

      Um ihn scharten sich Fans, Groupies, Schleimer und Ja-Sager, aber Holly betont, dass der winzige, aber nichtsdestotrotz einschüchternde Malcolm ihn zutiefst verunsicherte.

      „Ich glaube, Malcolm veranlasste Bon, sich wirklich mit sich selbst zu befassen, was ja keine schlechte Sache ist. Allerdings löste das starke Schuldgefühle bei ihm aus und er konnte sich gar nicht mehr davon befreien.“

      All das wirkt angesichts der Tatsache, dass Malcolm 1988 eine Auszeit von der Band nahm, um sich um seinen eigenen Alkoholismus zu kümmern, durchaus ironisch. Der Unterschied bestand jedoch darin, dass es sich um seine Band handelte. Er konnte es sich daher auch leisten. Bon hingegen nicht.

      „Ich habe gelesen, dass die Band sich nach Bons Tod mit dem Gedanken trug, das Handtuch zu werfen, was ich mir nicht vorstellen kann. Ich kann mich an keinerlei freundliche Zuneigung zwischen Bon und Malcolm erinnern. Egal, was auch gekommen wäre, AC/DC hätten weitergemacht. Sie hätten sich nicht wegen Bons Tod aufgelöst; denn ich glaube nicht, dass er ihnen so viel bedeutete. Das dachte ich mir zumindest. Ich habe ein paar der Songs auf Back In Black hinterfragt, weil ich absolut der Meinung bin, dass Bon sie geschrieben hat. Etwa ‚You Shook Me All Night Long‘. Allerdings bekam er dafür keinen Credit als Songwriter.“

      * * *

      Als wir von unserem Spaziergang zu ihr nach Hause zurückkehren, erkläre ich ihr, dass auch ich einen starken Verdacht bezüglich „You Shook Me All Night Long“ hege. Doug Thaler, AC/DCs amerikanischer Booking-Agent, der zusammen mit Doc McGhee Bon Jovi und Mötley Crüe managen sollte, hat mir für mein erstes Buch über die Band verraten: „Mir ist es egal, wenn mir jemand etwas anderes erzählt: Du kannst dein Leben darauf verwetten, dass Bon Scott den Text zu ‚You Shook Me All Night Long‘ schrieb. Überall finden sich Bons Texte.“

      Sie antwortet ohne zu zögern: „Ich hätte das Thema gegenüber Malcolm nach Bons Tod nie angeschnitten, wenn ich mir nicht sicher gewesen wäre, dass Bon diese Lyrics geschrieben hatte. Wie immer ist es durchaus möglich, dass er sie in Kooperation mit den Youngs verfasste, aber es waren dennoch seine Ideen. Über den Song habe ich noch eine Sache zu sagen: Es sollte eigentlich ‚chartreuse eyes‘ und nicht ‚sightless eyes‘ heißen.“

      Schließlich ging es dabei um ihre Augen. Wenn man darüber nachdenkt, ergibt die Zeile gar keinen Sinn. Griff die Band hier etwa ein, weil keiner von ihnen wusste, was „chartreuse“ – steht im Englischen für hellgrün – eigentlich bedeutete? Unter dem Küchenlicht fragt mich Holly, ob ihre Augen nicht hellgrün wären. Das sind sie. Nicht vielen Leuten ist das Wort „chartreuse“ geläufig. Es erscheint plausibel, dass die Youngs und Brian Johnson an Bons ursprünglichen Formulierungen herumdokterten – nicht nur bei „You Shook Me All Night Long“, sondern auch bei anderen Songs auf dem Album –, um allzu gewiefte Textstellen, die den Fans eventuell zu hoch gewesen wären, zu entfernen oder zu modifizieren. Allerdings beharrten sie stets darauf, die alleinigen Urheber dieses und der anderen Tracks auf Back In Black zu sein. Laut ihnen trug Bon abgesehen von ein paar Schlagzeug-Jams rund um kaum ausformulierte Ideen, aus denen später „Have A Drink On Me“ und „Let Me Put My Love Into You“ entstehen sollten, nichts zu den Songs auf dem Album bei.

      „Ich erinnere mich glasklar daran, wie Bon und ich hinter dem Newport Hotel in Miami in der Sonne saßen und er sich zu mir drehte. Die Sonne schien mir ins Gesicht und er verkündete plötzlich: ‚Deine Augen sind hellgrün – chartreuse!‘ Ich erinnere mich noch so lebhaft daran, weil ich keine Ahnung hatte, was das für eine Farbe war, und sofort annahm, dass das irgendetwas Schlechtes wäre – wie knallrosa oder sonst eine scheußliche Farbe. Er beschrieb meine Augenfarbe immer wieder mit diesem einen Wort. Ich trug etwa ein lindgrünes Shirt und er meinte, meine Augen würden gut dazu passen. Es ist schon witzig, dass ich mich so gut daran erinnern kann. Als ich heranwuchs, sagte meine Mutter, dass meine Augen olivgrün wären, also wer weiß? Für mich sind sie einfach grün.“

      Aber nicht für einen Poeten wie Bon.

      Silver Smith war sich nicht nur sicher, dass der Song von Bon stammte, sondern verblüffenderweise auch, dass er ihn noch vor seiner Ankunft in Nordamerika geschrieben hätte.

      „Ich bin mir ganz sicher, dass er ihn schon 1976 [in meiner Wohnung] in der Gloucester Road in London geschrieben hat. ‚She told me to come but I was already there‘ – das schrieb er in einem Brief an einen seiner versifften Freunde, kurze Zeit nachdem wir zusammengekommen waren. Er hatte immer seine Notizhefte dabei und schrieb Dinge nieder oder strich sie wieder durch. Er notierte sich auch schon damals das mit den „American thighs“, weil das der Markt war, den sie knacken wollten. Das entstand also schon vor langer Zeit.“

      9

      Kicked In The Teeth

      Bon soll sich mit Malcolm geprügelt haben? „Bon war ein herzensguter Typ“, erzählt mir Rick Springfield dazu. Ken Schaffer sagt so ziemlich dasselbe: „Der Bon, an den ich mich erinnere, war ein echt lieber Kerl.“ Malcolm war das komplette Gegenteil. Einer von AC/DCs ehemaligen Managern, der sich inoffiziell mit mir unterhielt, erinnert sich nicht gerne an ihn: „Ich hielt Malcolm immer für das komplette Gegenteil

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