Die sieben Todsünden. Corey Taylor

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Die sieben Todsünden - Corey Taylor

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für die er die Verantwortung trägt, den Arsch voll kriegen. Ich werde wütend. Versuch jetzt bloß nicht, mich auf Pete Rose anzuquatschen, den Baseballspieler und –manager, der durch einen Wettskandal sein Ansehen verlor. Ihr gottverfluchten Cincinnati Reds – Johnny Bench darf in die Baseball Hall of Fame einziehen, weil er Hände wie Schaufeln hat, aber wenn der alte Pete ein paar Wetten macht, wird er angeschissen! Versucht mir hier bloß nicht zu erzählen, die anderen Spieler wären Unschuldslämmer – die sind doch alle total korrupt.

      Wie in aller Welt und New Mexico lassen sich solche Ungerechtigkeiten erklären? Mal offen gesagt – da muss ich mich bepissen. Aber nur ein bisschen. Das ist aber längst getrocknet, wenn ich aus meiner kleinen Ecke in der Küche, in der ich schreiben darf, herausgekrochen bin, mir eine Kippe gedampft und meine Schlafklamotten angezogen habe. Wenn ich dann zu meiner Frau ins Bett steige, bin ich absolut pissefrei. Das, meine Freunde, kann man Zeitmanagement nennen! Es ist zugleich die Geschichte von Jesus. Wirklich. Wenn es darum geht, seine Kreuze oder Figuren zu putzen, denken die Leute nicht mehr an ihn, und darum stellen sie das alles in die Garage, wo es auch hingehört. Eine Garage ist einfach ein Stall für Pferde und Scheiß, oder um präziser zu sein, ihre Scheiße. Und solche Räume werden nur gemietet, wenn sie randvoll sind – mit Scheiße.

      In Bezug auf den Zorn ist es wichtig, seine Sicherungen zu kennen und sich darüber klar zu sein, wer sie mit seinen fiesen Pfoten rausdrehen kann. Ich hasse es zum Beispiel, in L.A. mit dem Auto unterwegs zu sein, weil ich Leute anfahre. Damit meine ich nicht die Insassen anderer Autos. Ich fahre mit meiner Karre Fußgänger an. Die Einwohner von Los Angeles trotten über die Straßen und um Ecken, als würden sie entweder nach Hausnummern suchen (schon wieder so ein Fall!) oder gerade einem waschechten Engel begegnen. Die Schuld hierfür hat das „Pedestrian Right of Way Law“, jenes Gesetz, das Fußgängern die „Vorfahrt“ lässt. Da in Kalifornien wie auch in Florida verhältnismäßig viele alten Menschen leben, wurde es in Kraft gesetzt, um sie zu schützen.

      Diese verdammten Idioten schlendern auf der Mitte einer Fahrbahn – betteln die wirklich darum, aus dem Genpool aussortiert zu werden? Und aus diesem Grund habe ich laut Statistik 47 Leute mit beinahe so vielen Autos angefahren. Aber keine Angst – niemand wird mich verhaften, denn als goldene Regel trage ich einen falschen Bart, wenn ich in irgendeiner Stadt unterwegs bin.

      Kalifornien wirkt auf mich manchmal wie eine riesengroße Persiflage. Scheinbar jeder besitzt einen lebenslangen Vertrag für geistige Verzögerung, und so ist es auch nicht meine Schuld, wenn sie nach einer Kollision mit einem Chevy humpelnd oder verstümmelt durch die Gegend watscheln. Ist doch klar, oder? Scheiß doch auf sie – eine so geschniegelte, handzahme und dumme Gruppe von Menschen hat doch ein paar Wunden verdient. Das stärkt den Charakter. Hoffentlich sind sie jetzt ein wenig klüger.

      Vielleicht sagst du dir jetzt: „Mag dieser Typ überhaupt irgendeinen Menschen?“ Das, mein mieser, kleiner Freund, ist die große Frage. Ich zweifele nicht daran, dass ich tief in mir drinnen tatsächlich meine galaktischen Brüder und Schwestern in ihren pinken Reisehöschen mag, die eine Runde auf dieser halbrunden Himmelscheibe abreißen, die wir unser Zuhause nennen. Aber meist kann ich gar keinen ab, dich eingeschlossen. Das ist aber nicht meine Schuld. Es ist deine! Ich habe alles versucht, um gut klar zu kommen. Du hast es vermasselt. Und das wiederum bringt mich zur Weißglut! Ist dir klar, was das bedeutet? Ganz einfach: Falls der Zorn eine Sünde sein soll, bin ich immer noch nicht schuldig, denn ihr Typen brachtet mich dazu, versehentlich zu sündigen. Ihr steht für die Sündenträger, die mit Gottlosigkeit wie mit Läusen um sich werfen. Nur wegen euch donnert der Blitz des Zorns vom Himmel herunter.

      Hey, ich hab doch nur Spaß gemacht. Ach ja, und vielen Dank, dass ihr das Buch gekauft habt.

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      Mal ganz nebenbei dachte ich mir, dass Zorn eine Reaktion ist. Das Gefühl lässt sich nicht als eine Tat kategorisieren, die praktiziert wird. Es entsteht als Nebenprodukt verschiedener Stimuli. Dadurch erscheint unsere Gedankenkette in einem völlig neuen Licht. Wer soll zum Teufel noch mal beschuldigt werden, wenn die anderen dieses Gefühl aus dir herauskitzeln. Für mich sollten die Leute, die dir den Zorn entlocken, auch die Last der „Sünde“ tragen, falls man überhaupt von einer Sünde sprechen kann. Jeden Tag bringen strohdoofe Menschen das Schlimmste in anderen hervor und kommen ohne Strafe davon. Das ist doch die volle Ladung Affenscheiße. Wenn du einen anderen Menschen bis zum Durchdrehen reizt, sollst du die Sünde angekreidet bekommen. Falls du jemanden zur Gier anstachelst, erhältst du den Platzverweis. Das ist doch einfach nur gesunder Menschenverstand. Wenn du einen Mordauftrag erteilst, können sie dich zusammen mit dem Mörder belangen. Und wo liegt nun der Unterschied?

      Der Grund, warum sich so viele Menschen vor dem Zorn fürchten, liegt in der damit assoziierten Gewalt. Die Gewalt löst Ängstlichkeit aus, und ängstliche Menschen ziehen eine Trennlinie und kapseln sich ab. Wie schon erwähnt – jeder wird wütend, doch nicht jeder reagiert gleich. Die Gewalt – und hiermit meine ich unterschiedlichste Nuancen – versetzt die anderen in eine Starre und bringt sie dazu, die wahren Gefühle zu verleugnen. Durch die Gewalt befürchten Menschen bei einem ungewöhnlichen Geräusch in der U-Bahn schon das Schlimmste. Durch drohende Gewalt überlegen sich die Leute – wie könnte es auch anders sein – mit wem sie es zu tun haben. Darum halten wir unsere Frustrationen zurück und verschwenden Zeit und Geld, um unsere Probleme teilnahmslosen Therapeuten zu erzählen. Manchmal wird durch die Stagnation, das Verdängen der Wut, eine Feuersbrunst überschäumender Vergeltung ausgelöst, die die Kirchen niederbrennt und unsere gemeinsame Sicherheit beschmutzt. Mir ist klar, dass ich gerade so boshaft wie der Schauspieler und Entertainer Nipsey Russell klinge, aber ich betrachte die Welt ohne Überheblichkeit und unvoreingenommen. Darum kann ich mit Sicherheit behaupten, dass unsere Reaktionen immer die Früchte unserer Kreationen verderben werden. Wenn du mit einer Situation in einer bestimmten Art und Weise umgehst, wirst du ein spezifisches Resultat erhalten.

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      Vor langer Zeit glaubte ich noch daran, dass die Menschen die richtigen Entscheidungen treffen. Unglücklicherweise riss mich die Realität immer wieder aus dieser naiven Ansicht. Mit 19 hatte ich einen Traumjob – in einem Plattenladen. Der gehörte zwar zu einer großen Kette, was mich aber nicht weiter störte. Im Grunde genommen war es das musikalische Äquivalent eines Jobs bei einer Fastfood-Kette wie Wendy’s, aber auch das konnte mich nicht erschüttern. Ich hatte die Chance, mir den ganzen Tag Musik anzuhören, und bekam einen wirklich netten Rabatt auf die CDs. Es war eine tolle Arbeit, obwohl ich mich nett und adrett kleiden musste. Das nervte natürlich, aber ich nahm es in Kauf, da ich zum ersten Mal, mit der Ausnahme des Musikmachens, etwas wirklich gut konnte. Es mag dämlich klingen, aber der Job gab mir das Gefühl, normal zu sein, und das „Normale“ fühlt sich in gewissen Zeiten einfach gut an.

      Doch es gab ein Problem. Ich hatte lange Haare. Nach heutigen Maßstäben klingt das völlig belanglos, aber noch vor 15 Jahren machten die eine große Sache daraus, speziell im Mittleren Westen. Die Haare waren weder gefärbt noch trug ich Dreadlocks oder eine abgefahrene Frisur, ich hatte einfach nur lange Haare. Und was kann daran so schlimm sein? Die Antwort auf die Frage lautete offensichtlich: „Das ist einfach sehr schlimm!“ In den Arbeitsvorschriften dieser Kette stand, dass die Haare eines männlichen Angestellten nicht den Hemdkragen berühren durften. Mir wäre das eigentlich egal gewesen, doch als ich eingestellt wurde, wies mich niemand darauf hin. Nach einigen Monaten kam der Besitzer zur Inspektion, um alles penibel zu kontrollieren. Ohne etwas zu ahnen, stellte ich mich vor. Er blickte mich kurz an, drehte sich zu seinem Assistenten um und meinte: „Der muss sich die Haare schneiden lassen, oder er kann gehen.“ Mein Vorgesetzter versuchte alles, um mich zu verteidigen, aber es war schon zu spät. Die setzten mich verflucht noch mal vor die Tür.

      Bist du bereit für den noch beschisseneren Teil?

      Am anderen Ende der Stadt, in einer anderen

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