Partyinsel Ibiza. Helen Donlon

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Partyinsel Ibiza - Helen Donlon

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Interview selbst auftritt. Die Beschreibung, die er in dem 1960 erschienenen Fake über Ibiza verfasste, beschreibt das Gesellschaftsleben auf der Insel: „Es gab Beatniks, Kiffer, Künstler, Autoren, pausierende Schauspieler, Werbestrategen, die aus New York abgehauen waren, ein paar kanadische Ex-Betrüger, die Anteile an einer Asbestfabrik verkauft hatten, die es gar nicht gab, und die in Montreal den Mounties nur um Haaresbreite entkommen waren, langhaarige Ehefrauen mit väterlosen Kindern, deutsche Grundstücksspekulanten, ein paar reiche Leute und wesentlich mehr arme und sogar einen mutmaßlichen Nazi-Kriegsverbrecher, der mit seinem Stiernacken, den Knopfaugen und seiner freundlichen Art gegenüber Kindern tatsächlich jedem Klischee entsprach. Man sprach sich generell nur mit Vornamen an. Falls die mehrfach vorkamen, wurden Spitznamen vergeben wie Gesuchter John und Neger-John, Hübscher Pat und Haariger Pat, Dicker George und Dänen-George, Eduardos Karen und Carls Karen. Elmyr war natürlich einzigartig – Mann, was für’n Typ!“

      Wenige Jahre später initiierte Clifford Irving einen der größten Schwindel der Literaturgeschichte. Mittels einer Reihe gefälschter Briefe behauptete er, der geheimnisumwitterte Filmmagnat und Unternehmer Howard Hughes hätte ihm aufgetragen, seine Memoiren zu schreiben, und obwohl es sich lediglich um ein sorgfältig konstruiertes Lügengebäude handelte, gelang es ihm, das große amerikanische Verlagshaus McGraw Hill davon zu überzeugen und einen enorm großen Vorschuss einzustecken. Lasse Hallström verfilmte diese Betrugsgeschichte 2006 unter dem Titel Der große Bluff mit Richard Gere in der Rolle des Clifford Irving. In seiner Autobiografie The Hoax schrieb Irving: „Ibiza war mein Zuhause. Zum ersten Mal war ich 1953 dorthin gereist, um einen Sommer lang dort zu arbeiten, weil das Leben dort billig war und die Insel eine altehrwürdige Exotik und große Schönheit besaß.“

      Orson Welles faszinierten vor allem die schlagzeilenträchtigen Aspekte rund um die Betrüger de Hory und Irving. Für F wie Fälschung, das die Geschichte des Kunstfälschers, seines Biografen und dessen späteren Howard-Hughes-Bluff erzählte, verwendete er Material, das sein Kameramann Francois Reichenbach auf Ibiza gedreht hatte. Es war der letzte Film, den Welles vor seinem Tod fertig stellte. Als de Hory später Selbstmord beging, deutete Clifford Irving sogar an, dass möglicherweise selbst diese Tat nur vorgeschoben gewesen sei.

      In Welles’ Film war auch Nina van Pallandt zu sehen, die weibliche Hälfte des Gesangsduos Nina & Frederik. Obwohl sie mit ihrem Partner, dem Baron Frederik van Pallandt, verheiratet war und mit ihm auf Ibiza lebte, unterhielt Nina über lange Jahre eine Liebesbeziehung mit Clifford Irving, dessen Ehefrau, die Malerin Edith Sommers, ebenfalls auf der Insel ansässig war, was die Sache zusätzlich komplizierte. Nina und Frederik veranstalteten rauschende Partys und luden ganz Ibiza dazu ein. Sie gründeten zudem eine Wohltätigkeitsstiftung und sponserten die holländischen Designer The Fool alias Marijke Koger & Simon Posthuma, die mit diesem Geld nach London reisten und dort Kleidung für die Beatles und deren Apple-Boutique entwarfen. Auf Ibiza hatten Koger und Posthuma zuvor den britischen Fotografen Karl Ferris kennengelernt, der unter anderem das amerikanische Albumcover für Jimi Hendrix’ Are You Experienced? entwarf und dazu Hendrix und seine Band ganz psychedelisch mit Fischaugenobjektiv ablichtete.

      „Nina und Frederik hatten ein herrliches Haus, wo sich alle zum Feiern trafen“, berichtet Monica Gerlach, die oft bei diesen Partys zugegen war. „Wir kifften alle, und immer waren ein paar Leute mit Gitarren da. Echte Hippies waren das eigentlich nicht, zumindest nicht am Anfang, wir waren eher Lebenskünstler. An den Stränden wurden damals jede Menge Partys gefeiert, die über Tage gingen, aber den Ibicencos war das seltsamerweise ziemlich egal, weil wir ja Ausländer waren. Aber man sagte uns jungen Frauen, dass wir nicht oben ohne herumlaufen sollten. Es war die große Zeit der Bikinis! Die Deutschen fingen später mit dem Oben-ohne an. Diese Partys waren so unglaublich. Sie fanden entweder in Salines oder in Platja d’en Bossa statt. Im Grunde waren es eher Happenings, die sich wie von selbst ergaben. Man blieb, solange man wollte, oder man ging nachhause und kam später noch einmal wieder. Es ging einfach tagelang.“

      Eines Tages unternahm Clifford Irving mit Nina van Pallandt, die er kurz zuvor getroffen hatte, einen Ausflug zur berühmten Cova d’es Culleram, dem Schrein der Göttin Tanit, und an diesem Ort wurde ihm bewusst, dass er und die glamouröse Sängerin sich ineinander verliebt hatten. „Falls die Göttin jene mit einem Fluch belegte, die ihre Ruhe störten, dann waren wir ihre Opfer“, schrieb er später.

      „Tanit ist ein bisschen schwierig“, meint Gerlach dazu. „Von daher liegt wohl eine Art Fluch auf Ibiza. Es heißt, wenn man als Paar auf die Insel kommt und es einem gelingt, zusammenzubleiben und man glücklich und verliebt ist – dann kommt es von Herzen und es ist wahre Liebe. Aber wenn es nur oberflächlich ist, dann wird es nicht lange dauern, bis man sich trennt. Mir ist das zwei Mal passiert.“

      Irvings Scharade mit den New Yorker Verlegern lief währenddessen weiter. Der Fälscher baute darauf, dass der seit Jahren extrem zurückgezogen lebende Hughes sich auch jetzt nicht in der Öffentlichkeit zeigen würde, um den Betrug auffliegen zu lassen, und er ließ seine Frau Edith mit Perücke und falschem Pass in die Schweiz fliegen, um dort für die Überweisung des enorm hohen Vorschusses ein Konto einzurichten. Dennoch bestand ständig das Risiko, dass der Schwindel aufflog.

      Szene aus Clifford Irvings The Hoax: „Der Warteraum am Flughafen von Ibiza. Dick [Susskind, Irvings Partner bei der ganzen Aktion] betrachtet den abgewetzten Aktenkoffer, den er sich zwischen die Füße geklemmt hat. Er enthält unseren kostbarsten Besitz: ein tausend Seiten starkes Manuskript, das mindestens eine halbe Million Dollar wert ist. Er späht unter den Tisch und fragt: ‚Wo ist unser Korb?’ Verblüfft sehe ich mich um – wahrscheinlich habe ich ihn am Zeitungsstand stehen lassen. Mit einem Schreckensschrei springt Dick auf. Er rennt zur Tür hinaus und kehrt kurz darauf mit dem geflochtenen Einkaufskorb zurück, ganz leichenblass. Seine braunen Augen sprühen Funken. ‚Du bist ja wohl komplett verrückt! Du hast da drin mindestens Zehntausend in bar, und noch dazu das Scheckbuch von H.R. Hughes für ein Konto bei der Credit Suisse in Zürich!’ Tatsächlich trage ich alles bei mir, was uns verraten könnte. Schließlich könnte ja jemand ins Studio einbrechen, während wir unterwegs sind.“

      Aber irgendwann ließ Hughes die ganze Sache dann doch auffliegen, und Clifford, Edith und Dick kamen ins Gefängnis. Edith arbeitete anschließend weiterhin als Malerin auf Ibiza. Frederik van Pallandt ließ sich mit einem größeren Drogensyndikat ein und wurde unter mysteriösen Umständen auf den Philippinen erschossen. Elmyr de Hory wurde von der britischen Punk-Band The Stranglers in ihrem Song „No More Heroes“ verewigt. Der auf Ibiza lebende Historiker Martin Davies traf Clifford Irving einige Male: „Er war in seinen besten Zeiten ein ziemlich gut aussehender Mann, wenn auch aalglatt, und sehr groß! Sein Buch Fake gehört zu den besten, die je über die Insel geschrieben wurden. Nina van Pallandt bin ich auch ein paar Mal begegnet. Sie wirkte sehr distinguiert, ebenso wie Clifford, und man sah sofort, wieso sie sich verstanden. Sie war offenkundig sehr klug und intelligent.“

      Der Regisseur Barbet Schroeder, dessen Mutter an der Westküste in Punta Galera lebt, zeigte 1969 in seinem bahnbrechenden Kultfilm More eine Seite der Insel, die allmählich immer stärker in den Vordergrund trat: zunehmende Drogenabhängigkeit und eine alles andere als glamouröse Szene, in der sich viele unangenehme Charaktere tummelten. „Ich erinnere mich vor allem daran“, berichtet Mimsy Farmer, die in More mitwirkte, „dass Ibiza ein Zufluchtsort für Alt-Nazis war. Franco war noch an der Regierung.“ Pink Floyd, die den Soundtrack zum Film schufen, kannten die Insel bereits. Syd Barrett war 1967 in Begleitung von Rick Wright zur Erholung nach Formentera geschickt worden, und während er dort Sitar spielen lernte und den Text zu „Wined And Dined“ schrieb, reiste Roger Waters nach Ibiza. Aubrey Powell, der viele Cover für Pink Floyd entwarf, besuchte Formentera ein Jahr später mit David Gilmour und kehrte dann ein weiteres Mal mit Barrett zurück. Dabei landeten sie jedes Mal auf Ibiza und reisten dann mit der Fähre weiter auf die kleine Nachbarinsel, wo sich inzwischen eine ähnliche Gemeinschaft aus Künstlern, Autoren und kosmischen Astronauten niedergelassen hatte wie auf Ibiza selbst.

      „Es ist schon seltsam“, sagt der Musikproduzent Youth,

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