Der ultimative Jimi Hendrix Guide. Gary J. Jucha

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Der ultimative Jimi Hendrix Guide - Gary J. Jucha

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des Texts drückt aber auch eine bestimmte Härte aus. Das lyrische Ich wird mit einem Hund verglichen und klingt wie ein gehetztes Tier, das kurz davor ist, gefangen zu werden. Der Protagonist prahlt dann aber mit „Stone free, to ride the breeze!“ und davon, weiterzuziehen („Goin’ down the highway“), ähnlich dem „Highway Chile“, von dem er auf der B-Seite seiner dritten Single singt.

      Die im Text angesprochene Freiheit wird auch durch den Sound der Experience artikuliert, und darum stellte die Musik eine Art Offenbarung für den Fan dar, wenn er sich die Rückseite der „Hey Joe“-Single anhörte. Trotz des ungewohnten Umgangs mit dem für ihn neuen Instrument wirkt Reddings Bassspiel auf den frühen Aufnahmen kraftvoll. Er zieht zusammen mit Mitch Mitchells Kuhglocken-Spiel das Tempo an und drückt damit die Vorwärtsbewegung des Protagonisten im Song aus.

      „Can You See Me“

      Obwohl Chandler unter extremen Finanzproblemen litt, ließ er es nicht zu, dass davon die Aufnahmen in Mitleidenschaft gezogen wurden. Das kam den frühen Tontechnikern der Experience zugute. „Can You See Me“ wurde bei der „Stone Free“-Session als Demo eingespielt und dann erneut in den CBS- und Olympic-Studios weiterentwickelt. Amerikaner empfanden das Stück als eine obskure Aufnahme – und aufgrund der Inklusion auf Smash Hits, einer von Reprise im Juli 1969 veröffentlichten Greatest-Hits-Compilation, die zur Überbrückung bis zur Fertigstellung des vierten (und niemals veröffentlichten) Albums dienen sollte, möglicherweise sogar als B-Seite. Allerdings stammt der Track von der UK-Version des Debüts der Band.

      Im Text nimmt Hendrix die Rolle eines Mannes ein, der seine Freundin verlässt und eine Rückkehr ganz klar verneint – das wird niemals geschehen. Hinsichtlich der Struktur folgt der Musiker dem Rhythm-and-Blues-Standard-Muster, bekannt als AAB. (Jimi benutzte es regelmäßig in so grundsätzlich unterschiedlichen Songs wie „Red House“, „Lover Man“ und „In From The Storm“.) Das AAB-Muster besteht aus einer ersten Zeile (A), die durch minimale, jedoch signifikante Modifizierungen verändert (A) und dann durch eine Pointe (B) komplementiert wird.

      Die Pointen zum Beispiel bei „Red House“ sind cleverer gesetzt. Wahrscheinlich spielt Hendrix deswegen hier eine wiederkehrende Note auf der Gitarre – nämlich zur Ausschmückung der Pointe. Dabei wird aus dem Gitarren-Part der wichtigste und erinnerungswürdigste Teil des Stücks. Hendrix wendet sich an das Mädchen, will wissen, ob sie hören könne, dass er wegen der Trennung weine, fragt sie erneut und schließt dann mit folgendem Satz ab: „If you can hear me doing that/you can hear a freight train coming from a thousand miles.“ Bang!

      „Remember“

      Bei „Remember“ gibt es kein „Bang!“ oder einen anderen eindeutigen Beleg, um den Song als eine Nummer der Jimi Hendrix Experience zu identifizieren. Im Vergleich zu allen anderen von Hendrix geschriebenen und aufgenommenen Titeln weicht dieser am stärksten ab. Er klingt wie eine Soul-Nummer von Stax und sticht auf der UK-Version von Are You Experienced nur heraus, weil er zwischen ein Science-Fiction-Spektakulum („3rd Stone From The Sun“) und ein „psychedelisches“ Meisterwerk („Are You Experienced“) eingebettet ist.

      Das Stück ähnelt dem Soul-Rock eines Otis Redding und nicht den Klangexkursionen von Hendrix. Von einer Spottdrossel zu singen, die verstummt ist, seit seine Freundin ihn verlassen hat („since my baby left me“) ist mehr als ungewöhnlich. Es ist einer der wenigen Songs, in denen Hendrix die Frau anfleht, zu ihm zurückzukehren. Bedenkt man zudem die Rotkehlhüttensänger („bluebirds“!) und die Honigbienen („honey bees“) findet sich der Musiker in einer ausgesprochen ländlichen Idylle wieder.

      Zu den erinnerungswürdigsten Auftritten, die das Monterey Pop Festival kennzeichneten, zählt Otis Reddings Performance, der damit den Samstagabend beschloss. Bekannt für seine Coverversion der Rolling Stones („(I Can’t Get No) Satisfaction“) wie auch für das eigene „Sitting By The Dock Of The Bay“, sah sich der Musiker gezwungen, den Auftritt wegen einer zeitlichen Beschränkung auf nur fünf Songs zu reduzieren. Sie finden sich auf der zweiten Seite eines Albums, das das – wenn auch geschnittene – Konzert der Experience präsentierte.

      Historic Performances Recorded At The Monterey International Pop Festival kam am 26. August 1970 auf den Markt, ein Zeitpunkt, zu dem niemand Hendrix’ Tod im folgenden Monat hätte vorhersagen können. Otis Redding war da schon bei einem Flugzeugabsturz am 10. Dezember 1967 ums Leben gekommen.

      „Up From The Skies“

      Man würde nicht unbedingt einen erdigen Sound erwarten (Hendrix an der Wah-Wah-Gitarre und Mitch Mitchell beim Spiel mit Drum-Besen) bei einem aus der Perspektive von Außerirdischen erzählten Stück. Doch jeder Hörer von Axis: Bold As Love erkannte 1967, das sich Hendrix, verglichen mit dem Debüt, für eine radikal andere Farbpalette entschieden hatte. Der erste Song des Albums – das Intro „EXP“ ist eigentlich ein klanglich modulierter Sprachteil mit einem Feedback-Coda – hat eine entspannte, Jazz-angehauchte Grundstimmung, die nicht dem brachialen Sound-Orkan von „Foxy Lady“ oder dem maskulinen Riff von „Purple Haze“ gleicht, mit denen die UK- und USA-Version von Are You Experienced eröffnet werden.

      Zwar war Hendrix kein Hippie, aber der Text impliziert dennoch eine flehentliche Bitte (im New-Age-Kontext), die Welt zu retten. Der außerirdische Erzähler ist ein wiedergekehrter Besucher, der vor der Eiszeit auf der Erde lebte und sich nun bestürzt zeigt von dem, was er wiederfindet. Er beobachtet Menschen, die „in großen und kalten Gefängnissen leben“ („living in cages tall and cold“) und nimmt „den Geruch einer verbrannten Welt“ wahr („the smell of a world that’s burned“). Sheila Whitley schrieb 1990 in Popular Music, dass die im Song erwähnten „sich nach oben bewegenden Figuren Flug und Desorientierung“ ausdrückten.

      Hendrix sah „Up From The Skies“ als einen Versuch, die Augen der Menschen für einen neuen Umgang mit der Erde und einen anderen Lebensstil zu öffnen. „Die Gebäude werden nicht lange an ihrem Platz stehen“, meinte er in Rock: A World As Bold As Love, „und warum sollte man so leben?“

      Die nur selten aufgeführte Nummer wurde am 26. Februar 1968 als Single mit der B-Seite „One Rainy Wish“ veröffentlicht. Sie erreichte Platz 82 und hielt sich nur vier Wochen in den Charts. Als Misserfolg kategorisiert, verwundert es umso mehr, dass man so einen offensichtlichen Album-Track ursprünglich als Single ausgewählt hatte.

      „Wait Until Tomorrow“

      Schusswaffen blitzen regelmäßig im Werk von Jimi Hendrix auf. Bei „Hey Joe“ zieht der beschriebene Joe mit einer Waffe in seiner Hand durch die Straßen, was allgemein als lebendiges Bild empfunden wird. „Machine Gun“ beschreibt bildhaft Soldaten, die in einem Kampfgebiet auf Bauern schießen. In „Freedom“ zückt der Sänger seine Knarre, wohingegen „Wait Until Tomorrow“ einen seine Waffe tragenden Vater porträtiert, der einen ausreißenden Bräutigam niederstrecken will.

      Trotz des brutalen Endes gleicht „Wait Until Tomorrow“ einer Art Komödie – eine von Chandler bestätigte Interpretation, der meinte, „dass es als eine Art Scherz geschrieben wurde. Als (Hendrix) damit experimentierte, empfanden wir es als Witz, fast schon als einen komödienhaften Song“. Noel Redding parodiert die Kommentare der „liebestollen“ Dolly Mae und singt dabei mit Falsett-Stimme.

      „Have You Ever Been (To Electric Ladyland)“

      Zu den Gitarristen, deren Stil Hendrix absorbierte, gehört Curtis Mayfield, selbst ein höchst individueller Sänger und Gitarrist. Durch die große Eigenständigkeit und damit Wiedererkennbarkeit lässt sich sein Einfluss auf bestimmten Hendrix-Aufnahmen nicht von der Hand weisen.

      Mayfield wurde im selben Jahr wie Hendrix geboren, doch ihm gelang der Mainstream-Erfolg wesentlich früher, und zwar mit seiner Gruppe Impressions. Sie hatte 1958 mit „For Your Precious

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