Der ultimative Jimi Hendrix Guide. Gary J. Jucha
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Auch Hendrix starb im Alter von nur 27 Jahren. Er hatte einige gute Jahre und verschwand. Johnson und Hendrix sind „Mitglieder“ im berüchtigten „Club 27“. Die Musik von Robert Johnson war für Clapton von höchster Bedeutung, und schon vor dem 18. September [dem Todestag von Jimi Hendrix; Anm.] hatte er den „Cross Road Blues“ des Musikers aus dem Delta zwei Mal aufgenommen. Für einen Gitarristen, der die Meinung vertrat, Hendrix habe ihn bei jeder Gelegenheit in Grund und Boden gespielt (Clapton fühlte sich wie am Boden zerstört, als er Are You Experienced hörte, ein vollendetes Album, auf dem alles verwirklicht wurde, was eigentlich Creams Disraeli Gears hätte leisten sollen), wäre es die größte Herabwürdigung gewesen, falls sein Freund auch noch Johnson interpretiert hätte. Man kann nur spekulieren, welche Rolle dieser Druck bei Claptons Weg in die Drogenabhängigkeit im folgenden Jahr spielte.
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Jeder kennt sie – dieselbe alte Story
Rhythm and Blues rekonfiguriert
Hendrix’ Erbe wird aus den verschiedensten Gründen (positiver und negativer Natur) von Journalisten, Sensationssüchtigen und Konservativen unterschiedlich dargestellt. Der Musiker, das extravagante Sexsymbol, die Galionsfigur einer Drogengeneration, die das erntete, was sie säte – das sind all die verschiedenen Ausprägungen von Jimi Hendrix, die die Welt heute kennt. Jung und schön gestorben, ist er immer noch vermarktbar und klar erkennbar und kann zum Verkauf von Musikprodukten und Laptops genutzt werden. Da er aufgrund von Drogen so jung verstarb, eignet er sich aber auch als warnendes Beispiel.
Was dabei meist verlorengeht, sind die facettenreichen musikalischen Innovationen. Er verschob die Grenzen des Aufnahmestudios hinsichtlich des Einfangens von bislang unbekannten Klängen, seine Musik war ein Laboratorium, in dem Rock, Blues und Jazz kollidierten und somit den Grundstein für Heavy Metal sowie Fusion legten – nicht zu vergessen die Wurzeln des Rap. Darüber hinaus definierte er das Konzerterlebnis neu.
Was im Trott der Zeit verlorenging, in der sich stetig verändernden Erinnerung, ist die manifeste Kraft von Hendrix’ persönlichen, aber trotzdem universellen Texten und seine fast unheimliche Fähigkeit, die Zeilen anderer verständlich zu machen, speziell von Bob Dylan. Ein Großteil der Texte der späten Sechziger haben sich im Verlauf der Jahre nicht gut gehalten, aber die von Hendrix sind in Würde gealtert, da sie sich vier Kategorien zuordnen lassen, die immer noch relevant sind:
1. Rhythm and Blues
2. Science Fiction und Fantasy
3. Realismus
4. Klassische Elemente
Im Folgenden werden wir uns die Pfeiler von Hendrix’ Œuvre näher anschauen, beginnend mit dem Rhythm and Blues.
Als Chandler von Jimi Hendrix verlangte, eigenes Material zu komponieren, war es offensichtlich, dass dieser sich an dem orientierte, was er kannte: die Reimpaare tausender von Rhythm-and-Blues-Songs, die er als Begleitmusiker auf den Ochsentouren musikalisch untermalte oder zwischen 1963 und 1966 in verschiedenen Studios hörte. Vor dem Zwischenspiel mit Cream und der Idee, sich als Leader eines Trios zu verwirklichen, schwebte Hendrix eine neunköpfige Rhythm-and-Blues-Revue vor.
Der deutlichste Beleg für die musikalischen Lehrstunden des Musikers findet sich auf der ersten CD von West Coast Seattle Boy, einer von Sony Legacy veröffentlichten Anthologie aus vier CDs. Auf dieser CD sind Beispiele von Hendrix-Aufnahmen zu hören, die er als Session-Musiker für andere Rhythm-and-Blues-Sänger und diverse weitere Künstler machte. Dazu zählen die Isley Brothers, Don Covay, Little Richard und King Curtis. Das alles gleicht einer Art Soundtrack für Jackie Brown, an den Regisseur Quentin Tarantino niemals gedacht hätte. Diese Zeitkapsel im CD-Format vermittelt eine Vorstellung, von welchem Song „Foxy Lady“ (an dieser Stelle wähle ich wieder die allgemein gültige Schreibweise) inspiriert wurde („(My Girl) She’s A Fox“ von den Icemen) oder wie der Isley-Brothers-Track „Have You Ever Been Disappointed“ (auch ohne ein Fragezeichen, ähnlich dem Debüt) Hendrix dazu brachte, dem Zuhörer eine ähnliche Frage im Fall von Electric Ladyland zu stellen.
(Da ich die einzigartige CD nur einmal in diesem Buch erwähne und darauf eingehe, möchte ich betonen, dass während dieser Lebensphase der Grundstein für seinen Durchbruch auf der „6-Saitigen“ gelegt wurde. Der Fan wird schnell erkennen, wie Hendrix’ Session-Arbeit die eigenen Aufnahmen nur wenige Jahre später prägte. Ray Sharpes „Help Me“ lässt eine Rhythmus-Gitarre ähnlich der von der „Gloria“-Version der Experience erkennen, der Gitarren-Sound von Jimmy Normans „That Little Old Groove Maker“ deutet auf „Come On (Part 1)“ hin, und in Hendrix’ Spiel auf dem bereits genannten „Have You Ever Been Disappointed“ lässt sich klar die Melodie von „Drifting“ ausmachen.)
Jimi Hendrix hat den Rhythm and Blues neu definiert, und das werde ich in diesem Kapitel erforschen. Dank der Nutzung etablierter Song-Strukturen, der Ermutigung eines Managers, Gitarre zu spielen, so wie er es wollte, und eines Hauchs autobiografischer Erlebnisse in seinen Texten personalisierte und verwandelte er einen häufig genutzten und originären musikalischen Zweig, den man ursprünglich „Rassenmusik“ nannte, also Musik, die zu Beginn fast ausschließlich von Schwarzen gespielt wurde.
„Stone Free“
Als sich Chas Chandler mit „Hey Joe“ zufrieden zeigte („diesem Cowboy-Song“, wie ihn Jimi nannte), drehten sich seine Gedanken um die B-Seite der ersten Single der Jimi Hendrix Experience. Jimi wollte die Komposition eines anderen Musikers umsetzen und schlug Don Covays „Mercy, Mercy“ vor oder Howlin’ Wolfs „Killing Floor“ (den Titel, der Clapton einige Monate vorher „geplättet hatte“) oder sogar „Land Of 1.000 Dances“, eine Nummer, kurz zuvor von Wilson Picket populär gemacht. Die Experience kannte den Hit schon, da sie ihn bei den ersten Jams zum „Antesten“ gespielt hatte, bei denen Hendrix die neuen Mitmusiker auswählte.
Chandler wollte davon nichts hören. Da er keinen einzigen Cent Tantiemen an den vielen Coverversionen der Animals verdiente, aus denen die Gruppe die ultimativen Versionen herausgekitzelt hatten, wusste er, dass der eigentliche Verdienst für den Musiker (und seinen Manager) sich durch die Aufnahme von Eigenkompositionen ergeben würde. Chandler gab sich hinsichtlich der B-Seite unnachgiebig: Sie musste unbedingt ein Originalsong von Hendrix sein.
Und so schrieb der Musiker „Stone Free“ im Zimmer des von ihm bewohnten Hyde Park Towers Hotel. Nach Proben in Clubs in der ganzen Stadt und dem Aberbach Publishing House nahm man Jeff Becks Lieblingssong von Hendrix in den De Lane Lea Studios am 2. November 1966 auf und mischte ihn. Nur wenige Overdubs – Percussion, Hendrix’ zweite Stimme und eine zweite Gitarren-Spur – kamen dabei zur Geltung, da die Experience live im Studio spielte.
Mit seiner ersten Eigenkomposition versinnbildlichte Hendrix