Der ultimative Jimi Hendrix Guide. Gary J. Jucha

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Der ultimative Jimi Hendrix Guide - Gary J. Jucha

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Gitarrenspiel, da er das Instrument nach den schwarzen Tasten eines Klaviers stimmte.

      Während der ersten Hälfte der Sechzigerjahre kreuzten sich die Wege der beiden Musiker auf der sogenannten Ochsentour. Einmal „lieh“ sich Hendrix Mayfields Verstärker ohne dessen Einwilligung aus, den er aufgrund der übermäßigen Lautstärke beschädigte, was dazu führte, dass man ihn noch während der laufenden Tournee rauswarf. Somit wirkt es ironisch, dass Mayfields Einfluss bei den sanfteren Hendrix-Songs liegt, zu hören beim Titeltrack von Electric Ladyland und dem wunderschönen „Little Wing“.

      Mayfield verließ dann die Impressions, um sich einer Solokarriere zu widmen. Wie bei vielen Künstlern um das Jahr 1970 herum lässt sich in seiner Musik ein neues Bewusstsein für soziale Belange erkennen. Zu dem Zeitpunkt hörte Mayfield die Musik von Hendrix und war wahrscheinlich mit dem Repertoire der Band of Gypsys vertraut, das eher auf einen Konfrontationskurs abzielte, im Vergleich zu den Stücken der Experience.

      In Bezug auf Hendrix erklärte Mayfield Chuck Philips von der Los Angeles Times 1989: „Jimis musikalischer Ansatz transzendierte Rassenschranken. Seine Vorstellungskraft kommunizierte mit den Menschen auf einer grundlegenderen Ebene. Bedenkt man die psychedelischen Elemente, entsprach er beinahe einem Wissenschaftler, der die Effekte studierte.“

      Hier zeigt sich das perfekte Verständnis von „Have You Ever Been (To Electric Ladyland)“, denn wie auch schon in „Up From The Skies“ vom vorhergehenden Album findet im ersten Song von Electric Ladyland das Fliegen Erwähnung: Hendrix deutet auf einen magischen Teppich hin, von dem er will, dass der Hörer ihn „mit Klängen und Bewegungen fliegt“ („with sound and motions“). Dann regt er die Erkenntnisfähigkeit des Zuhörers an: Er soll sehen, dass „Gut und Böse nebeneinanderliegen, während elektrische Liebe den Himmel durchdringt“ („good and evil lay side by side while electric love penetrates the sky“).

      „Who Knows“

      Das „Frage und Antwort“-Spiel ist ein musikalisches Muster, so alt wie die Berge und das Meer. Es lassen sich dementsprechende Beispiele in den bei der Feldarbeit gesungenen Sklaven-Songs nachweisen und auch bei Seemannsliedern. Das Muster findet sich allgemein in afroamerikanischen Musikstilen wie Gospel, Blues und Rhythm and Blues und kommt auch in dem gut ein Dutzend Originalkompositionen vor, die von Hendrix’ schwarzem Trio, der Band of Gypsys, stammen.

      Die „Frage und Antwort“-Passagen von Hendrix und Drummer Buddy Miles bei dieser Aufnahme vom Album Band Of Gypsys verschleiern die Tatsache, dass der Track im negativen Aspekt der Beziehung zwischen dem Gitarren-Genie und Devon Wilson wurzelt. Fast alle Stücke aus den Jahren 1969 und 1970 mit dem Thema Partnerschaft drehen sich um das unglückliche Verhältnis, aus dem er sich bis zu seinem Tod zu lösen versuchte. Bei „Who Knows“ ist der Musiker aus „Stone Free“ von den Tourneen zurückgekehrt und muss herausfinden, dass seine Freundin nicht mehr auf ihn wartet. Die Rollen haben sich ins Gegenteil verkehrt, und nun schläft sie sich durch fremde Betten, und der Protagonist muss „Ketten [ertragen], die um seinen Kopf herum angebracht sind“ („chains attached to [his] head“).

      Die Live-Aufnahme von der ersten Show im Fillmore East am Neujahrstag 1970 lässt sich laut Charles Shaar Murray als „brandneuer Funk [beschreiben], [dem sich Hendrix] niemals in einer anderen Formation näherte“. Beinahe 20 Jahre später wurde der Song geschickt von Digital Underground als zweiter Track von Sex Packets gesampelt („The Way We Swing“), wodurch viele Hip-Hopper die Musik von Jimi Hendrix kennenlernten.

      „(Here He Comes) Lover Man“

      Es gibt keinen von Hendrix komponierten Song, der ihm mehr Ärger bereitete. „Lover Man“, inspiriert von B.B. Kings „Rock Me Baby“, wurde von der Experience beim Monterey International Pop Festival aufgeführt. Dem voraus ging jedoch schon ein erster Versuch, das Stück aufzunehmen, und zwar am 4. April 1967 in den Olympic Studios. Trotz der energiereichen Fassung, die man einfing, wurde der schlussendliche Take aber nicht bei Are You Experienced berücksichtigt.

      Allerdings tauchte die Nummer im Laufe der Karriere der Experience auf unzähligen Set-Listen auf. Tatsächlich wurde das Stück nach Hendrix’ Durchbruch von jeder Besetzung aufgeführt. Laut der bedeutenden Hendrix-Aufnahme-Bibel From the Benjamin Franklin Studios von Gary Geldeart und Steve Rodham waren 2008 ganze 48 Versionen des Stücks verfügbar, das zu Hendrix’ Lebzeiten unveröffentlicht blieb.

      Bezüglich des Textes findet sich das bereits angesprochene AAB-Gesangsmuster, wobei die Ausdrucksebene eher schlicht bleibt. Verwirrend ist das Konzept, dass der Erzähler „dein Liebhaber“ ist („your lover man“) und gleichzeitig versucht, den Kopf von diesem Kissen zu heben („head from this pillow“), oder um seine Laufschuhe bittet. Jedoch entschädigt die Gitarrenarbeit in vollen Umfang, welche offensichtlich aber nie den hohen Standard von Hendrix’ Veröffentlichungspolitik erfüllte.

      5

      Verlockungen und Gelüste

      Freundinnen und Groupies

      Jimi Hendrix mochte die Damenwelt – „elektrische Ladys“ und andere! Obwohl er Frauen in seinen Songs meist idealisierte, lässt sich sein realer Umgang als leichtfertig und unbekümmert beschreiben. Er war dafür bekannt, auf einer Tournee die am fertigsten aussehende oder verrückteste Frau auszuwählen, wonach er mit ihr schlief und sie dann aus dem Zimmer warf. In Biografien über ihn werden gelegentlich Listen veröffentlicht, die hinsichtlich des Umfangs einem Medikamenten-Beipackzettel gleichen. Während seiner Teenagerjahren in Seattle, einer Zeit, in der er introvertiert und arm war und sich nur für die Gitarre interessierte, zählten Carmen Goody und Betty Jean Morgan zu seinen Freundinnen. In Nashville gab es eine gewisse Joyce Lucas, eine Kosmetikerin und Inhaberin des Joyce’s House of Glamour, sowie die Barfrau Verdell Barlow. In New York City fanden sich das Harlem-Groupie Lithofayne „Fayne“ Pridgeon und Carol Shiroky. Seine Londoner Beziehung mit Kathy Etchingham verlief meist monogam, abgesehen von der Zeit, in der er auf Tour war. (Dann ließen es beide hoch hergehen.)

      Hendrix drückte häufig seine Abneigung gegen die Ehe in Interviews aus und in Songs wie „51st Anniversary“ mit seinen Beschreibungen der negativen Seite des „Bundes fürs Leben“, nicht zu vergessen ­„Castles Made Of Sand“, wo sich ein verheiratetes Paar auf offener Straße streitet und der Mann klagt: „Was geschah nur mit der innigen Liebe zwischen uns?“ („What happened to the sweet love you and me had?“) Die Heirat stellte eine Kette dar, an die sich Hendrix klugerweise nicht fesseln wollte. Auch schien ihn das Ehegelübde anderer nicht sonderlich zu kümmern, da man weiß, dass er mit zahlreichen Frauen bzw. Freundinnen von Musikern schlief, darunter die von Eric Burdon und Dallas Taylor, der auf Crosby, Stills, Nash und Youngs Déjà Vu trommelte und zu ihrer Tourneeband gehörte.

      Nach seiner Rückkehr in die USA führte er ernsthafte Beziehungen mit Devon Wilson und dem Playboy-Häschen Carmen Borrero. Kurz vor seinem Tod waren schon zwei Vaterschaftsklagen bei Gericht eingereicht worden, die als begründet anerkannt wurden. Hendrix hatte einen Sohn mit einer schwedischen Frau namens Eva Sundquist und davor (sogar noch vor seiner Karriere) eine Tochter mit der New Yorker Prostituierten Diana Carpenter, einer Freundin von ihm.

      All diese Frauen ließen sich von Hendrix’ gutmütigem Charakter und seiner sanften und leisen Stimme verführen. Nachdem aus ihm ein umherreisender Musiker geworden war, wurden die Vertreterinnen des holden Geschlechts von seinem Gitarrenspiel und der reiferen Sexualität angezogen. Angeblich drückte ihm einen Reihe von Frauen in Nashville den Spitznamen „Buttons“ („Knöpfe“) auf, da sie immer die wenigen Kleidungsstücke flicken mussten, die er besaß. Die Frauen, denen er zwischen 1963 und 1966 begegnete, mussten oftmals seine Gitarre aus dem Leih- und Pfandhaus auslösen.

      Mit Blick auf all die „Mädels“, mit denen er flirtete, Partys feierte

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