Unbestreitbare Wahrheit. Mike Tyson

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Unbestreitbare Wahrheit - Mike Tyson страница 21

Unbestreitbare Wahrheit - Mike  Tyson

Скачать книгу

kämpfte gegen einen hochgewachsenen Puerto Ricaner mit Afro-Look. Er war 18, vier Jahre älter als ich. Zwei Runden lang traktierten wir uns gegenseitig mit harten Schlägen, aber in der dritten traf ich ihn voll, und er fiel gegen das untere Seil. Ich ließ noch einen Schlag folgen, der ihm buchstäblich das Mundstück herausriss, das in die Zuschauermenge geschleudert wurde. Ich hatte ihn k.o. geschlagen und war außer mir vor Begeisterung. Der Ring – das war mein Leben. Ich wusste nicht, wie ich den Sieg feiern sollte. Also trat ich auf ihn, stellte mich auf den flach am Boden liegenden Scheißkerl und riss die Arme hoch.

      „Geh sofort von ihm runter, was fällt dir ein, dich auf den Mann zu stellen“, schnauzte mich der Ringrichter an. Cus war in Catskill und erwartete meinen Anruf, damit ich ihm vom Ausgang berichtete. Teddy rief ihn an und berichtete ihm, was geschehen war. Cus war so begeistert, dass er sich am nächsten Morgen von seinem Freund Don, der uns zur Halle gefahren hatte, ein weiteres Mal alles berichten ließ.

      Jede Woche kehrte ich dorthin zurück. Man ging in die Umkleidekabine, wo sich einige Kids versammelt hatten, und man erklärte ihnen, wie schwer man war und wie viele Boxkämpfe man bereits ausgetragen hatte. Gewöhnlich flunkerte ich, machte mich älter als 14. Es gab nicht gerade viele 14-jährige Boxer, also kämpfte ich immer gegen ältere Jungs.

      Diese Smokers bedeuteten mir sehr viel, viel mehr als den anderen Kids. Ich war nämlich in der Hölle geboren und jedes Mal, wenn ich einen Kampf gewann, bedeutete dies einen Schritt weg von dieser Hölle. Die anderen Boxer waren nicht so hinterhältig wie ich, und hätte ich nicht diese Smokers gehabt, wäre ich vermutlich in der Gosse zugrunde gegangen.

      Sogar Teddy trat bei diesen Kämpfen in Aktion. Eines Abends waren wir in Nelsons Halle und irgendein Kerl schubste Teddy. Teddy verpasste ihm einen Fausthieb ins Gesicht, und Nelson mischte sich ein. Er nahm eine der Trophäen, die seine Halle schmückten, echter Marmor mit einem Boxer aus Zinn auf dem Sockel, und fing an, dem Kerl auf den Schädel zu schlagen. Wären die Bullen aufgekreuzt, hätten sie ihm einen Mordversuch unterstellt. Wo auch immer Teddy auftauchte, lag Streit in der Luft. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass er mich verteidigte oder andere Kerle neidisch waren, weil er den besten Boxer hatte, aber er war nie so klug, auch nur einmal nachzugeben.

      Eines Tages fuhren wir nach Ohio, aber Teddy geriet auch dort sogleich wieder in Streit mit anderen Trainern.

      Wir fingen an, bei Smokers im gesamten Nordosten anzutreten. Bevor wir losfuhren, nahm mich Cus beiseite.

      „Ein paar Freunde von mir werden sich den Kampf ansehen. Ich werde am Telefon sitzen und warten. Ich rechne damit, dass sie wie ein Rohrspatz über deinen Kampf schimpfen werden, wenn sie anrufen“, sagte er. Das vergaß ich nie. „Wie ein Rohrspatz schimpfen.“ Das spornte mich so an, dass ich während der sechsstündigen Fahrt wie aufgezogen war. Ich konnte keine Sekunde stillsitzen. Ich konnte es nicht abwarten, in den Ring zu steigen und die Scheißkerle zu vermöbeln. Einer meiner Gegner kam mit seiner Frau und seinem Baby zum Kampf, und ich zwang ihn eiskalt zu Boden.

      Cus kam zu meinem fünften Kampf in einem Smoker in Scranton. Ich trat gegen einen Typen namens Billy O’Rourke im Scranton Catholic Youth Center an. Billy war 17, und ich behauptete, genau so alt zu sein, denn es war ein offizieller Pro-Card-Kampf für Amateure. Vor dem Kampf ging Cus zu O’Rourke.

      „Mein Mann ist ein Killer“, sagte Cus. „Ich will nicht, dass du was abbekommst.“

      Das war bis dahin mein härtester Kampf. In der ersten Runde hatte ich die Oberhand und hielt ihn in Schach, aber dieser irre weiße Psycho kam immer wieder hoch. Nicht nur, dass er ein ums andere Mal wieder aufstand, er legte immer noch einen zu. Je härter ich ihn in die Knie zwang, desto unnachgiebiger stand er wieder auf und verpasste mir seine Haken. In der ersten Runde hatte ich ihn durch meine Schläge in Schach gehalten, aber in der zweiten herrschte der totale Kriegszustand. Wir kämpften jetzt in der dritten Runde, und Teddy wollte nicht riskieren, dass der Kampf in die falsche Richtung lief.

      „Hör zu, du erzählst ständig, dass du ein großer Boxer werden willst, wie all die tollen Boxer, und dass du es unbedingt schaffen willst. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt. Geh da rein und beweg deinen Kopf, schlag zu.“ Ich stand auf, stieg in den Ring und zwang in der dritten Runde O’Rourke dreimal zu Boden. Er war blutüberströmt. Am Ende des Kampfes drängte er mich gegen die Seile. Aber ich befreite mich wieder und versetzte ihm einen K.o.-Schlag. Die Zuschauer rasten. Es war der Kampf des Abends.

      Cus freute sich über meinen Auftritt, aber meinte auch: „Noch eine Runde, und er hätte dich besiegt.“

      Im Mai und Juni 1981 strebte ich meine erste Meisterschaft an – die Junior Olympiade. Bisher hatte ich etwa zehn Kämpfe ausgetragen. Zuerst musste man ein lokales Turnier gewinnen, dann ein regionales, und schließlich trat man in Colorado um den nationalen Titel an.

      Ich gewann alle meine Vorentscheidungskämpfe, also flog ich mit Teddy nach Colorado. Cus nahm den Zug, weil er unter Flugangst litt. Als ich in die Umkleidekabine trat, erinnerte ich mich, wie meine Boxhelden sich verhalten hatten. Die anderen Kids gingen auf mich zu, streckten die Hand aus, um meine zu schütteln. Aber ich lächelte nur spöttisch und wandte ihnen den Rücken zu. Ich spielte eine Rolle. Jemand sagte etwas, und ich starrte ihn nur an. Cus sagte immer, man müsse seinen Gegner manipulieren, indem man Chaos und Verwirrung stifte, selbst aber eiskalt bleibe. Ich beschwor solche chaotischen Situationen herauf, dass ein paar der anderen Boxer mich nur ansahen und danach ihren Kampf verloren, damit sie später nicht gegen mich antreten mussten. Ich gewann alle meine Kämpfe durch K.o.-Schläge in der ersten Runde. Die Goldmedaille bekam ich, nachdem ich Joe Cortez in acht Sekunden besiegt hatte, ein Rekord, der, wie ich glaube, bis heute einmalig ist. Ich war auf dem richtigen Weg.

      Nachdem ich diese Goldmedaille gewonnen hatte, wurde ich zum Lokalhelden. Cus gefiel die Aufmerksamkeit, die ich erregte. Er liebte das Rampenlicht. Aber ich musste immer wieder daran denken, wie irre das alles war. Ich war gerade einmal 15, und die Hälfte meiner Freunde in Brownsville war tot, ausgelöscht. In Catskill hatte ich nicht viele Freunde. Ich hatte auch kein Interesse an der Schule. Cus und ich hatten unsere Pläne, was wir im Leben erreichen wollten, und so wirkte die Schule auf mich wie eine Ablenkung von diesem Ziel. Es war mir egal, was man mir beibrachte, trotzdem hatte ich das Bedürfnis zu lernen. Cus unterstützte mich dabei, und ich las einige Bücher aus seiner Bibliothek, darunter welche von Oscar Wilde, Charles Darwin, Machiavelli, Tolstoi, Dumas und Adam Smith. Ich las auch ein Buch über Alexander den Großen. Geschichte mochte ich ganz besonders, da sie so viel über das Wesen des Menschen verriet. Und ich lernte auch viel darüber, was diese Männer tief in ihrem Inneren bewegte.

      In der Schule hatte ich eigentlich keine größeren Schwierigkeiten, abgesehen davon, dass ich mal ein paar Schüler vermöbelt habe und dafür suspendiert wurde. Einige Schüler machten sich wohl über mich lustig, aber niemand legte sich mit mir an. Cus hatte Mr. Bordick, meinem Rektor an der Junior Highschool, erklärt, dass ich etwas Besonderes sei und mir deshalb Zugeständnisse gemacht werden müssten. Mr. Bordick war ein sehr netter Mann. Wenn es ein Problem gab, ging Cus zu ihm, redete mit seinen typisch italienischen Gesten auf ihn ein, und ich konnte wieder zur Schule gehen. Um 17 Uhr kam ich aus der Schule und ging erst mal für zwei Stunden in die Sporthalle. Abends las ich Bücher übers Boxen, sah mir Filme an oder unterhielt mich mit Cus. An den Wochenenden stand ich morgens um fünf Uhr auf, joggte ein paar Meilen, frühstückte, legte mich nochmal schlafen und stand gegen Mittag wieder in der Sporthalle. Während der Woche absolvierte ich mein Jogging auf dem Weg zur Schule und auf dem Rückweg.

      Ab und zu sorgte mein Mentor, der Kontrollfreak Cus, für Extra-Laufeinheiten. Einmal war ich auf einem Schulball, der um 22 Uhr enden sollte. Ich informierte Cus, dass ich um 23 Uhr zu Hause sei. Nach dem Ball war es noch richtig gemütlich, also rief ich Cus an und erklärte ihm, ich würde vermutlich etwas später heimkommen, weil ich auf ein Taxi warten müsse.

      „Nein,

Скачать книгу