Unbestreitbare Wahrheit. Mike Tyson

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Unbestreitbare Wahrheit - Mike  Tyson

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bist der größte Boxer der Welt. Ich sage dir das nicht, weil ich versuche, dir etwas vorzugaukeln, was du nicht bist. Ich sage dir das, weil du es tatsächlich schaffen kannst, denn dafür bist du geboren.“

      Halpin zeigte uns eine Methode, bei der wir uns jederzeit selbst in Hypnose versetzen konnten. Als wir wieder in Catskill waren, legte ich mich in meinem Zimmer auf den Boden, und Cus setzte sich neben mich. Ich fing an, mich zu entspannen und mich in Hypnose zu versetzen, und Cus redete. Manchmal sagte er dabei nur allgemeine Dinge, zum Beispiel, dass ich der beste Boxer der Welt sei und so; aber manchmal sagte er auch ganz spezielle Dinge.

      „Deine Führhand ist wie eine Waffe. Deine Schläge sind wild, voll böser Absichten. Du hast eine großartige Rechte, hast nicht wirklich daran geglaubt, aber jetzt glaubst du daran. Du bist eine von Gott gesandte Geißel. Die Welt wird deinen Namen für alle Zeit kennen.“

      Es war wirklich ein scheiß Gelaber, aber ich glaubte daran.

      Manchmal weckte Cus mich mitten in der Nacht und leierte mir seine Suggestionen vor. Manchmal brauchte er nicht einmal zu sprechen, ich empfing den ganzen Bullshit durch Telepathie.

      Die Hypnose war lediglich ein weiteres Hilfsmittel, mein Selbstvertrauen zu stärken. Die Hypnose wurde mir sehr wichtig, ich sah darin eine Geheimmethode, die mir helfen würde. Manch einer hielt das für verrückt, aber ich glaubte an alles, was Cus mir erzählte. Ich nahm seine Religion an. Cus war mein Gott. Und jetzt redete mir dieser alte weiße Mann ein, ich sei der Beste. Warum sollte ich der beste Boxer aller Zeiten werden?

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      Jetzt, da ich ein Gladiator war und ein Gott unter den Sterblichen, wirkte es etwas erniedrigend, dass ich auf die Highschool gehen musste. Dann, im Herbst 1981, bekam ich an der Catskill High Schwierigkeiten. Einer meiner Lehrer, ein unglaublich ignoranter Prolet, brach mit mir einen Streit vom Zaun und warf dann ein Buch nach mir. Ich stand auf und verprügelte ihn vor der ganzen Klasse. Daraufhin wurde ich von der Schule verwiesen. Cus packte mich, und wir gingen gemeinsam in die Schule und stellten den Lehrer in Anwesenheit des Rektors Mr. Stickler zur Rede. Cus erinnerte mit seiner flammenden Verteidigungsrede an den Bürgerrechtler Clarence Darrow.

      „Sie behaupten also, Sie hätten das Buch einfach fallen lassen und es habe Mike zufällig getroffen“, nahm Cus den Lehrer in die Mangel. „Aber wenn Sie, wie Sie behaupten, einfach das Buch fallen ließen, wie konnte es dann durch die Luft fliegen und Mike treffen? Es wäre einfach zu Boden gefallen und hätte niemanden verletzt.“

      Cus ging auf und ab, blieb des Öfteren kurz stehen und deutete theatralisch auf meinen Lehrer, als wäre er der Schuldige.

      Man einigte sich auf einen Kompromiss: Ich musste so lange nicht mehr zur Schule gehen, solange ich von einem Privatlehrer unterrichtet wurde. Cus traf es schwer, dass ich von der Schule abgehen musste. Er hatte nämlich bereits eine große Abschlussparty für mich geplant. Auf dem Heimweg von der Highschool warf ich Cus einen Blick zu. „Nun denn, ich geh jetzt in die Sporthalle.“

      Er erwiderte meinen Blick und sagte lediglich: „Viel Spaß!“

      Es näherte sich der Juni des Jahres 1982, und es wurde Zeit für mich, meinen Titel bei der Junior Olympiade zu verteidigen. Inzwischen war mir mein Ruf bestimmt vorausgeeilt. Die Eltern meldeten ihre Kinder vom Wettkampf ab, aus Angst, dass diese gegen mich kämpfen müssten. John Condon, einer der Veranstalter des Golden Gloves-Amateurboxturniers, hatte mich nicht antreten lassen. „Ich habe dich kämpfen sehen. Du bist zu aggressiv, ich kann dich nicht gegen diese Kids kämpfen lassen. Du würdest sie niedermachen.“

      Meine zweite Junior Olympiade fing gut an. Wir befanden uns wieder in Colorado, und bei meinen Vorrundenkämpfen hatte ich alle meine Gegner k.o. geschlagen. Es stand die Endrunde an, in der ich meinen Titel verteidigen wollte. Doch dann kam der Druck. Ich sah all die Kameras, und meine Unsicherheiten holten mich wieder ein. All diese Box-Offiziellen fanden große Worte für mich. Ich dachte, das sei wunderbar, aber es würde alles bald vorbei sein, denn ich war schmutzig, dreckig. Trotzdem wollte ich mich zu Brownsville bekennen. Cus hatte mir x-mal vorgeleiert, dass „die Leute in Brownsville meiner Mutter die Einkaufstaschen nach Hause tragen würden“, wenn ich auf ihn hörte.

      Ich konnte mit diesem riesigen Druck nicht umgehen. Vor der Endrunde nahm mich Cus zur Seite.

      „Mike, das ist die Wirklichkeit. Siehst du all die Menschen?“, und er deutete auf die Ringrichter, Reporter und Boxfunktionäre in der Halle. „Wenn du verlierst, mag man dich nicht mehr. Wenn du nicht sensationell bist, mag man dich auch nicht mehr. Ich war bei allen beliebt. Als ich 50 war, waren alle jungen, schönen Frauen hinter mir her. Jetzt bin ich ein alter Mann, und niemand ist mehr hinter mir her.“

      Zehn Minuten vor meinem Kampf brauchte ich nochmal frische Luft. Teddy begleitete mich.

      „Mike, entspann dich“, sagte er.

      Ich schaffte es nicht und bekam einen hysterischen Weinkrampf. Teddy legte den Arm um mich.

      „Es ist doch nur ein Boxkampf unter vielen. In der Sporthalle hast du doch schon bessere Jungs besiegt“, versuchte er, mich zu trösten.

      „Ich bin Mike Tyson …“, schluchzte ich, „ … alle mögen mich.“

      Ich brachte keinen zusammenhängenden Satz heraus. Ich wollte eigentlich sagen, dass mich niemand mehr mögen würde, wenn ich verlöre. Teddy tröstete mich und riet mir, ich solle mich nicht von meinen Gefühlen beherrschen lassen.

      Als ich in den Ring trat, wartete mein Gegner schon auf mich. Es war ein 1,90 Meter großer Weißer namens Kelton Brown. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen. Wir traten in die Mitte des Rings, um die Belehrung zu hören. Ich starrte ihn derart bösartig an, dass der Ringrichter mich zurückstieß und mir eine Warnung erteilte, noch bevor der Kampf begann. Der Gong ertönte, und ich griff ihn sofort an. Innerhalb einer Minute verpasste ich ihm einen solch meisterhaften Schlag, dass er das Handtuch warf. Ich hatte jetzt zum zweiten Mal den Titel bei der Junior Olympiade gewonnen.

      Nach meinem Sieg interviewte mich der Fernsehreporter direkt im Ring.

      „Mike, Sie sind sicherlich mit der bisherigen Entwicklung Ihrer Karriere sehr zufrieden?“

      „Nun, ja, das bin ich. Ich kämpfe hier gegen Kids und bin genauso alt, aber mehr auf Draht als sie. Ich bin disziplinierter. Ich habe gelernt, mental mit meinen Problemen umzugehen und nicht körperlich. Das ist ein Vorteil, den ich ihnen gegenüber habe.“

      „Was für ein Gefühl hatten Sie, nachdem Sie Brown besiegt hatten?“

      „Ich stieg in den Ring, um meinen Job zu erledigen. Ich kann nichts Negatives über meinen Gegner sagen. Er hat seine Sache gut gemacht. Er war nur leicht überfordert. Aber ihm gebührt Lob wegen seiner Anstrengungen“, sagte ich.

      Als ich nach Osten zurückfuhr, war mein Ziel Brownsville. Alle dort hatten im Fernsehen gesehen, wie ich Kelton Brown k.o. geschlagen hatte. Viele der Jungs, die mich einst schikaniert hatten, sprachen mich auf der Straße an.

      „Hi, Mike, brauchst du was? Lass es mich wissen, wenn ich etwas für dich tun kann“, erklärten sie mir.

      Einst hatten sie mich mit Fußtritten traktiert, jetzt krochen sie mir in den Arsch.

      Aber am meisten interessierte mich die Meinung meiner Mom. Ich wollte meine Begeisterung mit ihr teilen.

      „He,

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