Unbestreitbare Wahrheit. Mike Tyson

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Unbestreitbare Wahrheit - Mike  Tyson

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Mutter wohnte in einem feuchten, baufälligen, heruntergekommenen Mietshaus und starrte mich nur verständnislos an, als ich von mir sprach, als sei ich Gott.

      „Erinnerst du dich an Joe Louis? Es gibt immer noch einen Besseren, mein Sohn“, sagte sie.

      Ich starrte meine Mom verständnislos an.

      „Das wird mir nie passieren“, erwiderte ich eiskalt. „Ich bin besser als jeder andere.“

      Ich meinte es todernst, weil Cus mich einer Gehirnwäsche unterzogen hatte. Meine Mutter hatte mich noch nie so erlebt. Ich war immer mies und hinterhältig gewesen. Jetzt besaß ich Würde und Stolz. Früher roch ich nach Gras und Alkohol. Nun war mein Körper muskulös, und ich war bereit, die Welt zu erobern.

      „Ma, auf der ganzen Welt gibt es keinen Mann, der mich besiegen kann. Du wirst sehen, dein Junge wird Weltmeister werden“, prahlte ich.

      „Mein Sohn, du musst erst mal Demut lernen. Du bist nicht demütig.“ Sie schüttelte den Kopf.

      Ich zog die Zeitungsausschnitte aus meiner Tasche, auf denen zu sehen war, wie man mir die Goldmedaillen überreichte, und gab sie ihr.

      „Da, Mom, lies, was sie über mich schreiben.“

      „Ich werde es später lesen“, wehrte sie ab.

      Den Rest des Abends sagte sie kein Wort mehr und murmelte lediglich „hm, hm“. Sie sah mich besorgt an, als wollte sie sagen: „Was haben diese Weißen mit dir angestellt?“

      Dann kehrte ich nach Catskill zurück und kam mir vor wie auf dem Gipfel der Welt. Dort wurde ich behandelt wie ein verwöhntes Kind der oberen Mittelschicht. Ein paar Monate später berichtete mir Cus, dass meine Mutter krank sei. Ich erfuhr keine Details, aber meine Sozialarbeiterin hatte herausgefunden, dass bei meiner Mutter Krebs im Endstadium diagnostiziert worden war. Am selben Tag, als Cus mich informierte, rief mich auch meine Schwester an.

      „Besuch Mommy“, sagte sie, „es geht ihr gar nicht gut.“

      Ich hatte meine Mutter ein paar Wochen vor dem Anruf meiner Schwester gesehen. Sie hatte wohl einen leichten Schlaganfall erlitten und ein Augenlid hing schlaff herunter, aber ich wusste nicht, dass sie Krebs hatte. Ich war 16, und Krebs war mir lediglich als Tierkreiszeichen bekannt. Ich wusste, dass etwas nicht stimmte, kam aber nicht auf die Idee, dass es etwas mit dem Tod zu tun haben könnte.

      Aber als ich sie in der Klinik besuchte, bekam ich einen Schock. Meine Mutter lag wimmernd im Bett, hatte Krämpfe und war nicht mehr ganz bei sich. Sie bot einen jämmerlichen Anblick. Ihre Augen waren eingefallen, ihre Kopfhaut gespannt, und sie war sehr abgemagert. Ihre Bettdecke war heruntergerutscht und eine ihrer Brüste war unbedeckt. Ich küsste sie und deckte sie wieder zu. Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte, denn ich hatte noch nie einen Krebskranken erlebt. Aber ich hatte viele Filme gesehen, also erwartete ich so was zu hören wie: „Nun, ich liebe dich, aber ich muss jetzt gehen, Johnny.“ Ich hoffte, ich hätte die Chance, mit ihr zu reden und mich von ihr zu verabschieden. Aber sie war bewusstlos. Also zog ich mich zurück und besuchte sie nie wieder.

      Als ich an jenem Abend nach Hause kam, berichtete ich meiner Schwester, ich hätte Mommy gesehen und sie sehe gut aus. Ich wollte mich einfach nicht mit dem auseinandersetzen, was ich im Krankenhaus gesehen hatte, es war zu schmerzlich. Also machte ich bei einem Raubzug mit. Ich traf Barkim und ein paar andere Ganoven, die ich noch von früher kannte, und wir machten ein paar Brüche.

      Eines Nachts, bevor wir zu unserem Raubzug aufbrachen, zeigte ich Barkim ein Fotoalbum, das ich aus Catskill mitgebracht hatte, mit Fotos von Cus, Camille und mir mit den weißen Kids in der Schule.

      Barkim konnte nicht genug von diesen Fotos bekommen.

      „Mike, das verschlägt mir die Sprache. Piesacken sie dich dort, rufen sie dich Nigga?“

      „Nein, sie sind wie meine Familie. Cus würde dich umbringen, wenn du so über mich reden würdest“, erklärte ich ihm.

      Barkim schüttelte den Kopf.

      „Mike, was tust du denn hier?“, wollte er wissen. „Geh wieder zu deinen Weißen. Verdammt, Mann, sie lieben dich. Kannst du das denn nicht sehen, Nigga? Mann, ich wünschte mir, ich würde ein paar Weiße kennen, die mich so lieben. Kehr zurück. Hier ist kein Platz für dich.“

      Ich dachte über seine Worte nach. Jetzt war ich zum zweiten Mal Champion geworden, und ich brach immer noch in Häuser ein, weil man immer wieder zu seinen Wurzeln zurückkehrt. Jeden Abend betrank ich mich, rauchte Crystal, schnupfte Kokain und ging auf wilde Partys. Ich tat alles, um nicht an meine Mutter denken zu müssen.

      Meine Schwester redete ständig auf mich ein: „Du bist wegen Mom hergekommen. Lass dich nicht ablenken, du bist nicht zum Vergnügen hier.“

      Eines Abends holte Barkim seine Freundin ab, und wir schlenderten zu dritt durch Brownsville. Dabei trafen wir ein paar meiner alten Freunde, die Würfel spielten. Barkim war ebenfalls mit ihnen befreundet, aber er blieb nicht stehen, um mit ihnen zu reden, sondern ging einfach weiter. Aber ich begrüßte meine Freunde, und sie sagten: „Mike, wie geht’s?“, wirkten aber argwöhnisch. „Wir reden später mit dir“, meinten sie.

      Ich hatte ein ungutes Gefühl und spürte, dass hier etwas wirklich Übles gespielt wurde, es roch nach Tod oder sonstigem Bullshit.

      Später fand ich heraus, dass hier Machtkämpfe im Gange waren, und als ich wieder einen kühlen Kopf hatte, erkannte ich, dass sich alles um Barkim drehte. Er besaß all die Autos, Mädchen, Schmuck und die Waffen, weil er hier das Drogengeschäft beherrschte. Seit ich zu Cus gezogen war, hatte sich die ganze Straßenszene verändert. Drogen waren jetzt im Spiel, Menschen starben, und die Jungs, die ich noch von früher gekannt hatte, waren jetzt die großen Bosse. Jungs, mit denen wir früher rumgehangen hatten, brachten sich jetzt wegen Drogen und Geld gegenseitig um.

      Eines Tages kam meine Schwester heim. Als ich sie an der Tür hörte, öffnete ich. Sobald die Tür aufging, versetzte sie mir einen Fausthieb mitten ins Gesicht.

      „Warum hast du das getan?“

      „Warum hast du mir denn nicht gesagt, dass Mommy gestorben ist“, schluchzte sie.

      Ich wagte nicht zu sagen, dass ich nicht mehr in der Klinik war, denn sie hätte mich umgebracht. Es war zu schmerzhaft, weil Mom nur noch ein Schatten ihrer selbst gewesen war. Also sagte ich: „Nun, ich wollte dir nicht weh tun.“ Ich war zu schwach, um das zu verkraften. Meine Schwester war die Stärkste in der Familie. Sie konnte gut mit Tragödien umgehen. Ich schaffte es nicht einmal, mich von Moms Leichnam zu verabschieden. Mein Cousin Eric begleitete meine Schwester.

      Die Beerdigung meiner Mom war erbärmlich. Sie hatte etwas Geld gespart für ein Grab in Linden, New Jersey. Nur acht Personen nahmen an der Beerdigung teil – ich, mein Bruder und meine Schwester, mein Vater Jimmy, ihr Freund Eddie und drei Freundinnen meiner Mutter. Ich trug einen Anzug, den ich von gestohlenem Geld gekauft hatte. Wir konnten uns lediglich einen schmalen Pappkartonsarg leisten, für einen Grabstein hatten wir kein Geld. Vor ihrem Grab sagte ich: „Mom, ich verspreche dir, ein guter Mensch zu werden. Ich bin auf dem Weg, der beste Boxer aller Zeiten zu werden, und alle Welt wird meinen Namen kennen. Wenn man Tyson hört, dann denkt man nicht an Tyson Foods oder an die Schauspielerin Cicely Tyson, sondern an Mike Tyson.“ Das hatte mir Cus über unseren Familiennamen erzählt. Bis dahin hatten wir mit Ruhm nur insofern zu tun, dass wir denselben Nachnamen hatten wie Cicely. Meine Mutter mochte Cicely Tyson.

      Nach

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