Unbestreitbare Wahrheit. Mike Tyson

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Unbestreitbare Wahrheit - Mike  Tyson

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wie Tyson gesehen. Er wird alles übertreffen, er wird in das Pantheon der großen Boxer eingehen, neben John L. Sullivan, Joe Louis, Benny Leonard und Joe Gans und den anderen. Tyson ist umwerfend.“

      Ich redete über mich in der dritten Person, obwohl ich ganz allein war.

      Als ich aus dem Zug stieg, war ich völlig euphorisch. Ich nahm mir ein Taxi zu Cus’ Haus. Die Welt würde einen Boxer erleben, wie es ihn noch nie gegeben hatte. Ich war im Begriff, über mich selbst hinauszuwachsen. Bei allem Respekt und ohne arrogant sein zu wollen: Ich war mir dessen bewusst, künftig der prominenteste Boxer zu sein. Mich konnte nichts aufhalten, und ich würde eines Tages so sicher Champion werden, wie der Freitag auf den Donnerstag folgt. In den folgenden sechs Jahren verlor ich keinen einzigen Kampf.

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      Nach den zwei Niederlagen gegen Tillmann war ich nicht gerade der gefragteste Kandidat der Boxszene. Cus’ Plänen zufolge hätte ich bei der Olympiade die Goldmedaille erringen und meine Karriere mit einem lukrativen TV-Vertrag starten sollen. Aber es hatte nicht geklappt. Kein professioneller Promoter war zu der Zeit an mir interessiert. Eigentlich glaubte damals niemand mehr an Cus’ Peak-a-boo-Stil. Und viele meinten, ich sei zu klein.

      Dieses Gerede kam wohl auch Cus zu Ohren. Als ich eines Abends den Müll nach draußen trug, machte Cus gerade die Küche sauber.

      „Mann, ich wünschte, du hättest einen Körper wie Mike Weaver oder Ken Norton“, sagte er aus heiterem Himmel. „Dann wärst du nämlich richtig einschüchternd. Du hättest eine Aura, die nichts Gutes verheißt. Die haben zwar nicht das Temperament, dafür aber die Statur eines einschüchternden Mannes. So könntest du die anderen Boxer vor Schreck erstarren lassen.“

      Ich war sprachlos und bin heute noch betroffen, wenn ich diese Geschichte erzähle. Ich war tief gekränkt, wollte es Cus aber nicht zeigen. Sonst hätte er gesagt: „Was, du weinst? Was bist du für ein Baby? Wie willst du einen großen Kampf schaffen, wenn dir die emotionale Härte fehlt?“

      Immer wenn ich Gefühle zeigte, tat er sie verächtlich ab. Also hielt ich meine Tränen zurück.

      „Keine Sorge, Cus“, versuchte ich ihn großspurig zu beschwichtigen. „Du wirst sehen. Eines Tages erzittert die ganze Welt vor mir. Wenn sie meinen Namen hören, schwitzen sie Blut.“

      An diesem Tag wurde ich zu Iron Mike. Ich wurde es zu 100 Prozent.

      Obwohl ich fast jeden Kampf auf berauschende Weise gewann, identifizierte ich mich immer noch nicht ganz mit der Rolle des Wilden, in der Cus mich sehen wollte. Aber als er mir gesagt hatte, dass ich zu klein sei, wurde ich zu einem Brutalo. Ich fantasierte sogar, jemanden im Ring totzuschlagen, und so alle einzuschüchtern. Weil Cus einen asozialen Champion wollte, orientierte ich mich an den bösen Jungs, die ich aus Filmen kannte, an Jack Palance oder Richard Widmark. Ich schlüpfte in die Rolle des überheblichen Soziopathen.

      Aber zunächst bekam ich einen Cadillac. Cus konnte meine Spesen nicht bezahlen, als ich meine Karriere aufbaute, und überredete deshalb seinen Freund Jimmy Jacobs und dessen Partner Bill Cayton dazu, Geld vorzustrecken. Jimmy war ein toller Kerl. Er war der Babe Ruth des Handballs. Auf seinen Reisen mit Handballern um die Welt hatte er Filme über außergewöhnliche Kämpfe gesammelt. Am Ende lernte er Bill Cayton kennen, der ebenfalls ein Sammler war. Beide gründeten die Big Fight Inc. und mischten den Markt für Filmmaterial zu Kämpfen auf. Cayton machte später ein Vermögen, indem er Videokassetten an den US-Fernsehsender ESPN verkaufte. Cus hatte in seiner Zeit in New York mit Jimmy zehn Jahre zusammengelebt. Sie waren enge Freunde. Er hatte sogar einen Geheimplan ausgeheckt, Jimmy zum Boxer auszubilden, ob Amateur oder Profi. Dann sollte er Archie Moore den Titel als Weltmeister im Halbschwergewicht abnehmen. Jacobs trainierte sechs Monate lang intensiv mit Cus. Aber der Kampf kam nie zustande, weil Archie sich aufs Altenteil zurückzog.

      Für Jimmys Partner Bill Cayton konnte sich Cus allerdings nie erwärmen. Er war für seinen Geschmack zu sehr in sein Geld verliebt. Ich mochte ihn auch nicht. Während Jimmy ein großartiger offener Typ war, trat Cayton als aufgeblasener kalter Fisch auf. Jim und Bill managten schon seit vielen Jahren Boxer und hatten Wilfredo Benitez und Edwin Rosario im Stall gehabt. Also stellte ihnen Cus in Aussicht, dass sie auch mich managen könnten, als ich Profi wurde.

      Cus sah Jimmy und Bill wohl als zwei Investoren an, die sich aus meiner Entwicklung heraushalten und ihm die volle Kontrolle über meine Karriere überlassen würden.

      Bislang hatten die beiden über 200.000 Dollar in mich investiert. Als ich von der Olympiade zurückkam, sagte Jimmy Cus, er wolle mir einen neuen Wagen kaufen. Vielleicht machten sie sich sogar Sorgen, ich könnte Cus sitzenlassen, mich anderweitig orientieren und sie damit ausbooten. Das hätte ich natürlich nie getan.

      Cus ärgerte sich wahnsinnig und meinte, ich hätte keinen Wagen verdient. Schließlich hatte ich keine Goldmedaille geholt. Trotzdem fuhr er mit mir zu einem Autohändler in der Nähe. Er versuchte mir einen Oldsmobile Cutlass aufzuschwatzen, weil er ziemlich billig war.

      „Nee, ich will einen Cadillac, Cus“, sagte ich.

      „Mike, ich sage dir …“

      „Wenn ich keinen Cadillac kriege, will ich gar keinen Wagen“, konterte ich standhaft.

      Ich bekam meinen Wagen. Wir fuhren zurück und parkten ihn in der Scheune. Ich hatte weder einen Führerschein, noch konnte ich fahren. Aber wenn Cus mich nervte, schnappte ich mir die Autoschlüssel, rannte zur Scheune, stieg in den Wagen und hörte Musik.

      Im September 1984 unterschrieb ich mit Bill Cayton und mit Jimmy Jacobs je einen Vertrag. Cayton besaß eine Werbeagentur und nahm mich für sieben Jahre als mein persönlicher Manager im Bereich Werbung und Produktpräsentation unter Vertrag.

      Statt der sonst üblichen 10 oder 15 Prozent nahm er 33,3 Prozent Kommission. Ich unterschrieb einfach, ohne die Konditionen zu kennen. Einige Wochen später unterzeichnete ich den Vertrag mit Jimmy, der mein Manager wurde: ein üblicher Vierjahresvertrag mit Zweidritteln für mich und einem Drittel für ihn. Dann kamen beide allerdings überein, die Einnahmen aus den Verträgen miteinander zu teilen. Allerdings unterzeichnete auch Cus meinen Management-Vertrag. Unter seiner Unterschrift stand: „Cus D’Amato, Berater Michael Tysons. Alle Entscheidungen zu Michael Tyson bedürfen seiner endgültigen Zustimmung.“ Jetzt hatte ich ganz offiziell ein Management. Ich wusste, dass Cayton und Jimmy im Umgang mit Medien besonders gewieft waren und diesen ganzen Scheiß organisieren konnten. Und da Cus alle Boxentscheidungen traf und meine Gegner handverlas, konnte ich meine Profikarriere starten.

      Bis ich nach einer Woche Training einfach für vier Tage abtauchte. Als mich Tom Patti schließlich aufspürte, saß ich in meinem Caddy.

      „Wo warst du, Mike“, fragte Tom.

      „Ich brauch diesen Scheiß nicht“, machte ich meinem Ärger Luft. „Der Vater meiner Freundin Angie ist Abteilungsleiter bei J.J. Newberry’s, diesem Kaufhaus. Er kann mir einen Job verschaffen, bei dem ich 100.000 Dollar verdiene. Und ich habe einen Caddy. Ich verschwinde.“

      In Wahrheit machte mich einfach der Gedanke nervös, in Profikämpfen anzutreten.

      „Bloß weil du mit seiner Tochter ausgehst, Mike“, sagte er, „wirst du keine 100 Riesen im Jahr machen.“

      „Ich kann vieles“, sagte ich.

      „Mann, du hast nicht viele Möglichkeiten. Geh in die Boxhalle zurück, gewinn deinen Kampf und mach weiter.“

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