Unbestreitbare Wahrheit. Mike Tyson

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Unbestreitbare Wahrheit - Mike  Tyson

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so nach dem Motto: Ha ha, schau dir den toten Nigga an, Kevin.

      Ich hatte jetzt acht von acht Kämpfen gewonnen, mit acht Knockouts. Jimmy und Cus nutzten alle ihre Kontakte bei der Presse, um mir Anerkennung zu verschaffen. Ich reiste nach New York und aß mit Jimmy und seinen Freunden von den Zeitungen zu Mittag. Wir hofierten die Presse regelrecht. Allmählich tauchte ich auch in den Klatschkolumnen auf, weil ich mich inzwischen in New Yorker Hotspots wie dem Restaurant Columbus an der Upper West Side herumtrieb. Ich freundete mich mit dem Fotografen Brian Hamill an, der mich mit seinem Bruder Pete, einem bekannten Schriftsteller, bei den ganzen Stars einführte. Pete hatte mich in die Bar abgeschleppt, in der wir dann mit Paulie Herman, einem der Inhaber, zusammensaßen. In New York war Paulie damals der gefragteste Mann. Mir kam es vor, als sei er berühmter als all seine prominenten Gäste. Jeder wollte in seiner Nähe sein, mit ihm am Tisch sitzen und ihn um einen Gefallen bitten. Irgendwie kam er mir wie ein Mafiaboss vor.

      Man war nie darauf gefasst, wen man im Columbus kennenlernte. Pete ließ mich manchmal bei Paulie zurück. Irgendwann saßen David Bowie, Mikhail Baryshnikov und Drew Barrymore, damals noch blutjung, mit uns am Tisch. „Das ist heftig“, dachte ich, „verlier jetzt bloß nicht die Nerven.“ Ein anderes Mal schneiten Robert de Niro und Joe Pesci herein und ließen sich nieder. Wir plauderten miteinander, als Paulie irgendwann sagte: „Hey Mike, wir gehen jetzt mal alle weg.“ Und peng, fünf Minuten später saß ich bei Liza Minelli zu Hause und schwatzte mit Raúl Juliá.

      Am Ende lernte ich all diese angesagten Typen der New Yorker Szene kennen. In diesem Kreis bekam ich mit, dass gerade zu der Zeit, als ich in die Szene kam, etwas ganz Besonderes untergegangen war, das man heute noch in der Musik von Elton John, Stevie Wonder oder Freddie Mercury spürt. Man wusste, dass sie in einer ganz besonderen Szene verkehrt hatten, die jetzt nicht mehr da.

      Die Bekanntschaft mit all diesen Superstars war für mich allerdings keine Bestätigung, dass ich es geschafft hatte. Die erhielt ich erst, als ich den Wrestler Bruno Sammartino kennenlernte. Als Junge war ich ein großer Wrestling-Fan gewesen und ganz begeistert von Sammartino, Gorilla Monsoon und Billy Graham. Eines Abends lernte ich jedenfalls auf einer Party Tom Cruise kennen, der damals am Anfang seiner Karriere stand. Und dort sah ich auch Bruno Sammartino. Stars faszinierten mich absolut. Ich starrte ihn einfach an. Jemand stellte uns einander vor. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wer ich war, aber ich zählte ihm sämtliche großen Kämpfe auf, die ich von ihm gesehen hatte, zum Beispiel die gegen Killer Kowalski, Nikolai Voltoff oder George „The Animal“ Steele. In meinem kranken, größenwahnsinnigen Hirn dachte ich: „Das ist ein Zeichen meiner Größe. Mein Held ist bei mir. Ich werde so groß wie er und erringe den Weltmeistertitel.“

      Cus war weniger begeistert, dass ich immer mehr Zeit in Manhattan verbrachte. Wenn ich in der Stadt war, pennte ich immer bei Steve Lott auf der Couch, Jimmy Jacobs rechter Hand. Steve war ein Model-Junkie und schleppte mich in den Nautilus Club oder andere Bars, in denen sich hübsche Mädchen herumtrieben. Ich war damals allerdings damit beschäftigt, wie ich zu meinem Gürtel kam, sodass ich noch nicht dauernd darauf aus war, Mädchen ins Bett zu kriegen. Ich versuchte, anständig zu sein, und hielt mich zurück. Meine Schwäche war damals das Essen. Steve war ein großartiger Koch. Wenn ich in die Nachtclubs ausschwärmte und zurückkam, wärmte er mir ein paar Reste chinesischer Snacks auf. Nach ein paar Tagen kehrte ich nach Catskill zurück – und Cus drehte schier durch.

      „Schau deinen Arsch an. Der wird immer fetter“, sagte er kopfschüttelnd.

      Mein nächster Kampf war mein erster richtiger Test. Am 9. Oktober trat ich in Atlantic City gegen Donnie Long an. Long hatte über die volle Distanz gegen James Broad, ein taffes Schwergewicht, und gegen John Tate durchgehalten, den ehemaligen WBA-Weltmeister im Schwergewicht. Mir war klar, dass es in der Boxszene einen guten Eindruck machen würde, wenn ich Long umgehend erledigte. Long ging zuversichtlich in den Kampf und sagte Al Bernstein von ESPN, er könne mich mit Treffern übertrumpfen. Die Nacht wurde für den „Master of Desaster“, den Herrn des Desasters, wie Long genannt wurde, allerdings tatsächlich zum Desaster, kaum dass der Gong ertönt war. Ich ging mit blitzschnellen wilden Schlägen auf ihn los und schlug ihn Sekunden nach Beginn mit einem linken Schwinger nieder. Kurz darauf brachte ich ihn mit einem rechten Aufwärtshaken zum Straucheln und gab ihm mit einer Kombination aus einem rechten Uppercut und einem linken Haken den Rest. Für den Sieg benötigte ich knapp eineinhalb Minuten.

      Nach dem Kampf interviewte mich Al Bernstein.

      „Ich hatte wirklich erwartet, dass Donnie Long für Sie ein ziemlich harter Gegner sein würde. War er aber nicht!“, sagte Al.

      „Na, wie ich Ihnen heute schon sagte: Wenn ich ihn in einer oder zwei Runden k.o. schlage, sehen Sie das immer noch so?“

      „Ich dachte, man müsse davon ausgehen, dass er es ist. War er aber offenbar nicht“, sagte Al.

      „Tja, jetzt war er kein …“, lachte ich.

      „Nein. Er war ein harter Gegner. Ich sage das nur deshalb, weil Sie ihn ja geschlagen haben.“

      Ich wusste als Einziger von Anfang an, dass es kein Schwindel war. Ein Haufen Leute haben sich den Kampf angeschaut. Jesse Ferguson kam, die Fraziers kamen. „Kommt alle her und holt euch euer Fett ab. Hier wartet Mike Tyson. Er wartet auf euch. Holt euch alle euer Fett ab.“

      Ich war damals fast überfokussiert und lebte nicht wirklich in der Realität. In einem Interview für Sports Illustrated sagte ich: „Am meisten stört mich, dass ich von Leuten umgeben bin, die dauernd Spaß haben, Partys feiern und so weiter. Das macht einen weich. Leute, die nur Spaß haben wollen, kriegen nichts hin.“ Ich bildete mir ein, stärker zu sein als Leute, die auf Partys gingen. Ich wollte zu dieser Promi-Welt im Columbus gehören, kämpfte aber zugleich gegen die Versuchung an, es richtig krachen zu lassen.

      Und ich hatte immer noch keinen Sex. Mein letztes Mal war mit dieser Praktikantin gewesen, die ich auf der Olympiade flachgelegt hatte. Nicht, dass mir die Lust fehlte, ich war nur im Umgang mit Frauen einfach zu ungeschickt. Ich wusste nicht, wie ich an sie herankam. „Hey, hallo, willst du mit mir vögeln?“ Ich wusste nicht, wie man das ausdrückte. Um diese Zeit sollte ich im Vorprogramm eines Hauptkampfes im Madison Square Garden antreten. Mein Ruf war mir vorausgeeilt: Mein Gegner erschien erst gar nicht. Also verschwand ich aus der Arena und ging in der 42th Street in einen Puff. Von dem Laden wusste ich seit meiner Kindheit, als ich mich auf dem Times Square herumgetrieben hatte. Im Vorraum setzte ich mich auf einen Stuhl. „Brauchst du Gesellschaft?“, sagte die eine, und wenn man sie abblitzen ließ, kam gleich die nächste. Ich war der jüngste Gast und wirkte wohl süß. Ich pickte mir eine hübsche Kubanerin heraus und ging mit ihr nach hinten.

      Freud wäre die Szenerie eine Feldstudie wert gewesen: Ich war darauf vorbereitet gewesen, alle Aggressionen zu bündeln und einen Gegner im Ring platt zu machen. Und weil der Kampf geplatzt war, reagierte ich mich mit Sex ab. Ich war total aufgeregt, und wir waren gerade zugange, als sie mich bat, aufzuhören, weil sie sich den Rücken verspannt hatte. Ich war noch nicht fertig und verlangte mein Geld zurück. Sie wechselte das Thema und bat mich, ihr mein Edwin-Rosario-T-Shirt zu geben. Sie war zu verletzt, um weiterzumachen, und sagte: „Lass uns reden.“ Also redeten wir eine Weile, und dann haute ich ab – mit T-Shirt.

      Cus erhöhte für mich das Tempo. 16 Tage nach dem Kampf gegen Long kämpfte ich gegen Robert Colay und holte zweimal zu einem linken Haken aus. Der erste ging daneben, der zweite schlug ihn k.o. In 37 Sekunden war alles vorbei. Eine Woche später stand ich in Latham, New York, gegen Sterling Benjamin im Ring. Ich schlug ihn mit einem kurzen linken Haken nieder. Nachdem er bis acht angezählt worden war, bedrängte ich ihn mit vernichtenden Körperhaken und Uppercuts, woraufhin er zu Boden taumelte. Der Ringrichter brach den Kampf ab. Das Provinzpublikum flippte aus. Ich wandte mich den Leuten zu, steckte die Handschuhe durch die oberen Seile, riss die Hände hoch und grüßte wie ein Gladiator.

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