Bob Marley - Catch a Fire. Timothy White

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Bob Marley - Catch a Fire - Timothy White страница 12

Bob Marley - Catch a Fire - Timothy  White Rockgeschichte

Скачать книгу

Lieder der Freiheit …

      Wollt ihr mir nicht beistehen und diese Lieder der Freiheit singen

      Denn alles was ich je besaß sind Lieder der Erlösung

      Befreit euch aus der geistigen Versklavung

      Niemand als wir selbst kann unseren Geist befreien

      Habt keine Furcht vor atomarer Energie

      Denn nichts kann den Lauf der Zeit aufhalten

      Wie lange noch sollen sie unsere Propheten töten dürfen

      Während wir dabeistehen und zusehen

      Ja manche sagen es gehört dazu

      Wir haben nur das zu erfüllen was geschrieben steht im Buch.

      Im April 1981 wurde Bob Marley in Anerkennung seiner Verdienste um die Kultur der Nation der Verdienstorden verliehen, eine der höchsten Auszeichnungen. Einen Monat später war er tot, gestorben an Krebs des Gehirns, der Leber und der Lunge, und sein Leichnam war in einem Bronzesarg in der National Heroes Arena von Kingston aufgebahrt. Sein hageres, wächsernes Gesicht ist glattrasiert, seine Dreadlocks, die ihm während der Strahlenbehandlung ausgefallen waren, hat man zu einer Perücke vernäht und ihm wieder aufgesetzt. Eine Hand hält eine Bibel, aufgeschlagen beim 23. Psalm, die andere liegt auf seiner ramponierten hellen Gibson-E-Gitarre.

      Als Marley genau ein Jahr zuvor nach Afrika gereist war, um bei jenem Konzert in Simbabwe aufzutreten, hatte er festgestellt, dass mehrere Coverversionen seiner letzten Single ›Survival‹ von Nigeria bis zum Senegal sehr gut verkauft wurden. Die bekanntesten Sänger und Musiker des Kontinents hatten sie aus Respekt, Bewunderung und mit Gespür für das Geschäft aufgenommen. Zu Tausenden überschütteten ihn die Fans mit ihrer Verehrung, und ihr Lächeln schien zu beweisen, dass er jene wahre Gemeinschaft mit Afrika erreicht hatte, nach der sich alle Rastas sehnen.

      Ein ähnliches, wenn auch traurigeres Schauspiel bot sich bei der öffentlichen Totenwache in der National Arena. Zehntausende von Trauernden – Afrikaner, Amerikaner, Europäer, Westinder – defilierten an der Bahre vorüber, die von Soldaten in weißen Uniformen mit M16-Gewehren bewacht wurde, während diverse Tribute-Singles, die von den einheimischen Stars herausgebracht worden waren, in den Straßen dröhnten.

      Bei einem Staatsbegräbnis unter der Leitung Seiner Eminenz Abouna Yeshaq wurden Passagen aus der Heiligen Schrift von Jamaikas Generalgouverneur Florizel Glasspole und vom Führer der Oppositionspartei, Michael Manley, verlesen. Der Ehrenwerte Edward Seaga hielt die Gedenkrede auf den Ehrenwerten Robert Nesta Marley, O.M.

      Die Wailers spielten einige von Marley Kompositionen, begleitet von den I-Threes, dem weiblichen Gesangstrio, zu dem auch seine Frau Rita Marley gehört. Die Melody Makers, eine Gruppe, die aus vier von Bobs und Ritas gemeinsamen Kindern besteht (während Marley legal zehn Kinder von verschiedenen Frauen anerkannt hatte, schätzen einige Verwandte, dass er Vater von zweiundzwanzig gewesen ist), trat zu seinen Ehren auf, und seine Mutter Cedella sang einen der letzten Songs, die er geschrieben hatte: ›Coming In from the Cold‹.

      Der Sarg wurde auf einen Lastwagen geladen und langsam die fünfundsiebzig Meilen zu seinem Geburtsort auf einem Berg in der Kirchengemeinde St. Ann (Jamaika ist in vierzehn solcher ›parishes‹, Kirchengemeinden, aufgeteilt) gefahren, wo Rastas aus dem Berggestein am Hang eine Gruft gehauen hatten.

      Für einen Mann wie Bob Marley waren das Leben und Jah ein und dasselbe. Marley sah Jah als das Geschenk des Lebens, d.h., er glaubte, dass er, Bob Marley, auf bestimmte Weise unsterblich sei und dass er einzigartig sei. Er glaubte, die Einzigartigkeit jedes Mannes und jeder Frau sei das Geschenk Jahs. Das Bemühen, daraus etwas zu machen, ist unsere Hingabe an Jah, und er glaubte, dass dieses Bemühen eines Tages zur Wahrheit führen werde.

      Die Geschichte lehrt, dass manchmal bestimmte Gestalten aus stagnierenden, hoffnungslosen und/oder sich auflösenden Kulturen erwachsen und alte Symbole und Überzeugungen neu interpretieren und mit einer neuen Bedeutung versehen. Die Entscheidung eines Individuums, eine solche Rolle zu spielen, mag völlig unbewusst vonstattengegangen sein, aber sie mag auch mit dem Bewusstsein geschehen, dass man mit der Gabe/Last der Prophezeiung ausgestattet ist. Auf diese Bewusstwerdung kann dann von seitens einer solchen Person die öffentliche Erklärung folgen, sie sei nichts als ein Instrument einer neuen Quelle der Weisheit, einer neuen Richtung und einer neuen Ordnung.

      Für die Jamaikaner und schließlich auch für einen großen Teil der Dritten Welt war Bob Marley eine solche Messias-Gestalt. Er behauptete, ihm seien im Schlaf Geister als Botschafter erschienen und hätten ihm aufgetragen, als Seher zu dienen. Er habe Angst verspürt vor der Verantwortung, sagte er, aber er habe sich dennoch entschlossen, sie zu übernehmen. »By and by«, erklärte er, »Jah show every mon him hand, and Jah has shown I mine.« »Im Laufe der Zeit zeigt Jah jedem Menschen, was seine Aufgabe ist, und Jah hat mir die meine gezeigt.«

      Ein Mann, der aussah wie ein magerer Löwe, sich bewegte wie eine Spinne und lebte wie ein Geist – Bob Marley starb, als er versuchte, die Duppies in ihm selbst unter Kontrolle zu bringen. Dies ist eine aufregende und beunruhigende Geschichte über das dünne Eis von Informationen und Tatsachen, den schrecklichen Ansturm von Wahrheit und die Ebbe und Flut der Magie.

38388.jpg

      Am 23. Juli 1892 wurde in Ejarsa Gora ein Kind geboren und gesäugt in der fruchtbaren Gegend der Provinz Harage, ungefähr achtzehn Meilen entfernt von der Stadt Harar. An jenem Tag hielt ein Edelmann mit strenger Miene Wacht vor einem runden Haus aus getrockneter Erde und Asche und einem kegelförmigen Strohdach und horchte auf die ersten krähenden Rufe des Kindes nach Atem und Leben. Er trug eine Toga aus schwarzem Bombasin, und ein schmuckes Schwert in silberner Scheide blitzte an seiner Seite. Um die Taille war ein Patronengurt geschlungen, und eine Pistole mit elfenbeinernem Griff steckte darin. Auf seinem Kopf trug er seinen steifen schwarzen Filzhut aus Italien.

       Ein Gewehrträger stand hinter ihm und hielt das kostbare Gewehr in seiner Hülle aus scharlachroter Baumwolle hoch über dem wirbelnden Staub. Entfernt von dem Paar, aufgefächert zu einem weiten Halbkreis auf dem sanft abfallenden Hügel, stand ein großes Kontingent Soldaten in Paradeuniform, und ein jeder hielt einen geladenen Karabiner. Und jenseits dieser Männer waren Gruppen von Bauern, die sich niedergeworfen hatten zum Gebet. Die heißen Böen aus der Wüste trugen ihre inbrünstigen ›semas‹ (Gebete) hinein in die kühlen Winkel des Hauses.

      Dort drinnen waren Ärzte und Dienerinnen unter den wachsamen Blicken der Priester, die lange ›malwamiyas‹ (Gebetsstöcke) umklammert hielten, bekümmert um die Mutter. Mit gebeugtem Kopf und abgewandten Blick erfüllten die Dienerinnen schnell und schweigend, was ihnen aufgetragen wurde, aber sie waren außergewöhnlich sorgsam dabei, denn sie wussten, dass ihr eigenes Leben davon abhing, ob sie ihrer Herrin in dieser bedeutsamen Stunde auf beste Weise zu Diensten standen. Die Mutter lag in den letzten Wehen, und in ihrem Bemühen, sich nicht der Panik zu überlassen, hätten die Diener beinahe die ersten Wimmertöne des Babys überhört, als es den Schoß der Mutter verließ und sein winziger Körper leicht dampfte.

       Die furchtbare Spannung löste sich im schrillen Kreischen des braungelben männlichen Säuglings, und alle konzentrierten sich darauf, das Kind vorzubereiten für den Vater. Tränen der Erleichterung standen in den Augen der Dienerinnen, als sie den Säugling wuschen, ihn salbten mit feinem Öl und seine dünnen Lippen mit der geweihten geschmolzenen Butter bestrichen, und in ihren Ohren hallte der Lärm von Salutschüssen aus Hunderten von Gewehren, die aus allen Tälern und von allen Höhen die Geburt von Tafari Makkonen, dem Sohn des Gouverneurs Ras Makkonen von Harar unter Kaiser Menelik II. und seiner

Скачать книгу