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Magie oder Hexerei) und ›myalmen‹ (verwandt mit dem Haussa-Wort ›maye‹ –
Zauberer). Obeah ist die Praxis, sich die Macht der ›duppies‹, Geister der Toten, zunutze zu machen, um Menschen zu helfen oder ihnen zu schaden und um Ereignisse zu beeinflussen. Ein Myalman besitzt jedoch die Fähigkeit, das von den Duppies angezettelte Böse zu vereiteln oder zu neutralisieren. Unter der Kolonialherrschaft pflegten sich jamaikanische Sklaven in großer Zahl mit Obeahmen und Myalmen (sowie Frauen mit diesen Kräften) zu verbünden, um Zauber zu beschwören, durch die sie ihre Sklavenhalter zu besiegen hofften.
Die Zauberer wirkten auch als militärische Strategen, die hinter den Kulissen die Fäden zogen, und sie riefen den Sklaven zu den Waffen bei größeren Revolten wie zum Beispiel denen in der Kirchengemeinde St. Mary in den Jahren 1760, 1765 und 1766, bei denen Tausende von Aufständischen unerbittlich gegen die Briten kämpften. Bezeichnenderweise waren dies die ersten Sklavenaufstände, die eher darauf zielten, eine revolutionäre Zukunft zu gründen, als eine afrikanische Vergangenheit wiederherzustellen.
Überall in der Dritten Welt wurde Bob Marley als ein moderner Myalmen angesehen, der den Willen und die Macht besaß – buchstäblich wie im übertragenen Sinne –, das Böse zu vertreiben. Er war, wie er selbst von sich behauptete, ein ›duppy conqueror‹ (Überwinder der Duppies). Er nahm einen Song mit dem Titel ›Duppy Conqueror‹ in den späten sechziger Jahren auf, kurz nachdem er von der Polizei in Kingston nach einer Verhaftung wegen Besitzes von Ganja wieder freigelassen worden war. In diesem Song umschreibt er den traditionellen jamaikanischen Straßenspruch, der benutzt wird, wenn man einem Schinder (›bully‹) Trotz bietet: ›If yuh bullbucker, me duppy conqueror‹.
Das Volk der Akan, von dem die meisten schwarzen und braunen Jamaikaner abstammen, glaubte, der Mensch habe drei Seelen: die Lebensseele, bei der Geburt direkt von dem Höchsten Wesen verliehen; die Persönlichkeitsseele, die sein Schicksal bestimmt, und die Schutz-/Schattenseele, die sein Gewissen behütet und in Form eines Duppy zurückbleibt, wenn sein Körper unter der Erde gebracht und seine Lebensseele zu Gott zurückgekehrt ist. Es gibt sowohl wohlgesinnte wie böswillige Duppies, aber alle sind gefürchtet wegen ihrer unvorhersagbaren Willkür und deswegen, weil sie durch die Macht des Obeah zu unheilvollen Aufträgen ausgesandt werden können.
Wenn ein Mensch drei Tage tot ist, soll angeblich eine Rauchsäule aus seiner Grabstätte aufsteigen. Dieser Rauch verwandelt sich darauf in seinen Duppy, welcher ähnlich wie die Spinne Anancy in der Lage ist, eine Vielzahl von Gestalten anzunehmen, die von Menschen wie von Tieren. Der Duppy kann fast alle erdenkliche Art von Unheil stiften. Da er viele Fähigkeiten der Lebenden besitzt, kann er sprechen, lachen, pfeifen, singen, rauchen, kochen und sogar ein Pferd oder einen Esel reiten, wobei sein Kopf jedoch nach rückwärts gerichtet ist und er den Schwanz des Tieres als Zügel benutzt. Um einen Duppy sehen zu können, muss man etwas von der Flüssigkeit nehmen, die einem Hund aus den Augen rinnt, sie sich ins eigene Auge tröpfeln und dann über die linke Schulter blicken. Nicht nur ist ein Duppy zu allem ungehörigen Verhalten fähig, sondern er kann auch, wenn er von einem Obeahman auf eine Person ›angesetzt‹ ist, diese schlagen, sie von einer tödlichen Krankheit befallen lassen oder – was am allerschlimmsten ist – sie ihres Schattens berauben.
Es ist die Aufgabe des Rastaman, einen derart ›abscheulichen Aberglauben‹ zu vertreiben und ihn zu ersetzen durch die Offenbarung des Jah Rastafari, Seiner Kaiserlichen Majestät Haile Selassie, und die Menschen zu ermutigen, Ganja-›spliffs‹ (handgerollte Joints von Zigarrenformat) zu rauchen und die von ›herb‹ (Kraut, Marihuana) gefüllten ›chillums‹ (Wasserpfeifen), damit dies ihnen laut Marley ›behilflich sei bei ihrer Meditation über die Wahrheit‹.
Die Musik der Wailers benutzte die Sprache, die Überlieferungen und das Idiom der einfachen Landbevölkerung Jamaikas, um die Ziele von Rastafari auf Erden zu erklären – hauptsächlich das des Aufstiegs zur ›iration‹, der höchsten Form von Creation (Schöpfung), eine Ebene der Existenz, auf der kein falsches Dogma mehr herrschen kann, das Böse nicht mehr wirksam wird und es weder Duppies noch Obeahmen oder gar Screwface gibt, wie die ländliche Bevölkerung Jamaikas gemeinhin den Teufel nennt. Der Rastaman, der absolute schwarze Paria, sagt, dass der bittere Weg des mit Gewalt verpflanzten schwarzen Mannes durch die Zeit – seine Gefangenschaft, sein Erwachen mit Hilfe der angemessenen religiösen Lehren und schließlich sein Kampf um die Rückkehr nach Afrika – ein Spiegel des spirituellen Ablaufs ist, in dem alle Menschen leiden und nach Erlösung streben. Diese Reise ist ein Ebenbild der mystischen Wanderung der Lebensseele auf die Erde und zurück zu Jah.
Das Problem besteht darin, dass der Dialog zwischen dem Rastaman und seinen potentiellen Brüdern ständig durch den Aberglauben beeinflusst ist, da diese meinen, er sei verwandt mit dem ›black heart mon‹ (Mann mit dem schwarzen Herzen), dem ›Bösen Mann‹, vor dem Mütter auf Jamaika noch immer ihre Kinder warnen.
Manche Menschen auf Jamaika sind froh, dass Bob Marley seinen Lohn empfangen hat und seine Schützerseele lebendig ist auf Erden, um als Instrument des Guten zu dienen. Andere meinen, sein Dahinscheiden sei ein Zeichen für das Nahen von Harmageddon, der Zeit, da die besten unter den Menschen fortgeführt werden von der Erde und die Finsternis sich niedersenkt zum Tag des Jüngsten Gerichts, wenn Jah den Teufel und seine Vasallen verdammen wird.
In einer solchen Situation treffen viele schwache Menschen die falsche Entscheidung und folgen dem Weg der Verdammnis. Manche Leute vom Lande sagen, dass die Obeahmen zuhauf zurückgekehrt sind auf die Friedhöfe Jamaikas, wo sie Terpentin und Pfeffer ausschütten vor den Grabsteinen, um die Duppies verstorbener Verwandter herbeizulocken, damit die Geister ihnen zu Hilfe kommen bei ihren geheimen Taten von Unheil und Rache.
Aber der Rastaman lacht und tut solche Reden ab als das Gewinsel des ›bloodclot‹ (Heide, eine Schmähung, die von der Menstruation hergeleitet ist und von dem Tuch [cloth], mit dem sich die Sklaven nach schlimmen Auspeitschungen das Blut abwischen) und verweist auf die Worte von Bob Marleys ›Redemption Song‹:
Old pirates yes them rob I
Sold I to the merchant ships
Minutes after they took I from the Bottomless Pit
By the hand of the Almighty
We forward in this generation, triumphantly
All I ever had is songs of freedom …
Won’t you help me sing these songs of freedom
Cause all I ever had redemption songs …
Emancipate yourselves from mental slavery
None but ourselves can free our minds
Have no fear for atomic energy
Cause none of them can stop the time
How long shall they kill our prophets
While we stand aside and look
Yes some say it’s just a part of it
We’ve got to fulfill the book.
Die Piraten damals ja sie raubten mich
Und verkauften mich auf die Handelsschiffe
Kaum dass sie mich aus der Hölle geholt hatten
An der Hand des Allmächtigen
Schreiten wir fort