Die Geschichte von KISS. Gene Simmons

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Die Geschichte von KISS - Gene  Simmons

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SIMMONS: Ich war immer das Arschloch, das sich den Hörer griff, um Leute zu nerven, damit wir bekamen, was wir wollten. Auf dem Weg in die City fuhr ich an diesem Club in Queens vorbei. Ich rief den Club an, ließ den Manager kommen und tat dann das, was ich mein ganzes Leben lang gemacht habe: verkaufen. Ich sagte zu ihm: „Wir sind die Band Wicked Lester, und Sie sollten uns buchen, weil wir großartig sind.“ Er buchte uns für drei Tage unter der Woche, wenn sich niemand dorthin verirren würde. Das Geld, das wir einnahmen, deckte gerade mal unsere Kosten für den Truck. Wir hießen damals noch nicht KISS. Am ersten Abend dort änderten wir ihn in KISS. Ace zückte einen Marker und schrieb den Namen auf das Plakat. Wir kamen auf den Namen KISS, als wir eines Tages im Auto saßen.

      PAUL STANLEY: Ich fuhr mit Gene und Peter in meinem Plymouth Fury auf dem Long Island Expressway aus der Stadt. Während der Fahrt redeten wir uns über einen Bandnamen die Köpfe heiß.

      GENE SIMMONS: Ich schlug „Crimson Harpoon“ und „Fuck“ vor. „Fuck“ hielt ich für genial. Der Name der ersten Platte könnte dann You sein und die zweite könnte It heißen. Die Leute im Publikum würden dann „Fuck, fuck, fuck!“ schreien. Es ist der ultimative Bandname.

      PAUL STANLEY: Mir fiel KISS ein. Wenn etwas passt, dann weiß man es. Ich konnte nur den Atem anhalten und zu mir sagen: „Ich hoffe, die Jungs sind so schlau und stellen ihre Egos hintan, denn das ist der passende Name.“

      GENE SIMMONS: Sobald ich den Namen hörte, sagte ich: „Das ist es.“ Es machte sofort „klick“ bei mir.

      PAUL STANLEY: Es war eine immense Erleichterung für mich, als alle zustimmten, nachdem ich KISS vorgeschlagen hatte.

      GENE SIMMONS: Wir diskutierten darüber. Der Name konnte für einen Todeskuss stehen. Es ist auch romantisch und sexy und irgendwie britisch.

      PAUL STANLEY: Ich kam auf KISS, weil es wie ein Name klingt, der jedem vertraut ist. Und er ist so universell. Egal wo, jeder kennt das Wort. Sogar damals dachten wir schon international. KISS strahlte von Anfang an eine Magie aus, die wunderbar und stark war. Es gab ultimative Momente in unserer Karriere, und das war definitiv einer davon. Darüber lässt sich nicht streiten. Und nicht nur, weil es mein Vorschlag war, sondern weil der Name einfach passte.

      Nachdem man sich auf einen Namen geeinigt hatte, ging es darum, ein einprägsames Logo zu kreieren, welches das Wesen der Gruppe optisch transportieren sollte.

      ACE FREHLEY: Ich war schon immer ein Zeichner. Als ich 16 war, sagte mein Vertrauenslehrer zu mir: „Du gehörst nicht in diese Schule. Du solltest eine Kunstschule besuchen, wo dein Talent gefördert wird.“ Meine Stärke sind Logos. Ich entwarf das KISS-Logo in circa drei Minuten. Meine besten Arbeiten sind auch meine schnellsten. Ich zeichnete das KISS-Logo mit einem Filzstift, und Paul verfeinerte es dann mit Tusche. Er hatte immer schon die ruhigeren Hände.

      PAUL STANLEY: Ace hatte die Grundidee für das Logo. Ich hielt es für eine tolle Idee, aber für noch nicht ganz ausgereift. Sie in das zu verwandeln, was es schließlich wurde, war mein Beitrag. Ich bastelte mithilfe eines Lineals am Kaffeetisch meiner Eltern daran. Ich verwandelte es in eine Art Auto-Emblem und verfeinerte es für ein Plakat, das einen Auftritt im Hotel Diplomat ankündigte. Wenn man sich die beiden ‚S‘ ansieht, dann fällt auf, dass sie nicht identisch und nicht komplett parallel sind, weil ich sie praktisch freihändig zeichnete. Als wir unseren ersten Plattendeal in der Tasche hatten, rief uns die Grafikabteilung des Labels an und fragte, ob wir wollten, dass sie das korrigieren. Aber es hatte uns bis dahin auch so gute Dienste geleistet. Deswegen behielten wir es bei. Und das ist bis heute unser Logo.

      Im Laufe des ersten Jahres durchlief das Make-up der Band eine stete Entwicklung. Paul, Gene, Ace und Peter experimentierten mit ihrem Look und verfeinerten ihn von Gig zu Gig.

      GENE SIMMONS: Wir hatten eine Fotosession für Wicked Lester. Ein Freund von Ace schoss ein Foto im Treppenhaus unseres Lofts. Auf diesen frühen Fotos trugen wir noch keine KISS-Schminke. Wir sahen aus wie abgehalfterte Drag-Queens, machten einen auf New York Dolls. Wir mussten uns erst noch auf das Make-up einlassen, obwohl wir eine primitivere Version schon als Trio ausprobiert hatten. Auf dem Foto sieht es aus, als ob ich silberne Haare hätte, aber das war nur ein grauer Farbspray. Wir wussten noch nicht, wer wir waren, aber musikalisch waren wir gut drauf. Auf dem Foto sehen wir wie eine New Yorker Glitter-Band aus. Jeder zog dieses androgyne, schmollmündige Ding, dieses „Sieh mich an, ich bin weder schwul noch hetero“, durch. Als wir dann unseren ersten Auftritt im Coventry hatten, beschlossen wir, uns in KISS umzubenennen. Wir bliesen dieses Foto zu einem ein Meter hohen Plakat auf, und das hing dann in einem Fenster des Clubs.

      PETER CRISS: Wir sahen wie vier Typen in Drag-Klamotten aus. Gene sieht aus wie eine Transe, Paul erinnert an eine Hure, und Ace sieht aus wie Shirley MacLaine [lacht]. Wir zogen ihn ständig damit auf.

      BOBBY MCADAMS: Zu dieser Zeit trugen Alice Cooper, David Bowie und die Dolls Make-up, aber es war mehr so ein transiges Make-up. Und in ihren Anfangstagen trugen auch KISS so eine Transen-Schminke – tonnenweise roten Lippenstift und Rouge.

      PAUL SUB: Die New York Dolls waren eine Drag-Band, die sich schminkte. Als KISS schließlich mit Schminke im Gesicht und Kostümen aufkreuzten, war es für mich nicht sehr überraschend. Aber ihr Look war gänzlich anders als der der Dolls.

      GENE SIMMONS: Ich hatte eine unausgegorene Version meines Make-ups für die Show im Coventry aufgelegt. Ich schmierte mir die weiße Farbe ins Gesicht, band meine Haare hoch, trug aber noch keinen schwarzen Lippenstift auf. Das war mein erster Entwurf. Ace hatte diese kleinen explodierenden Gesichtszeichnungen, aber noch keine weiße Grundierung. Paul verzichtete gänzlich auf Schminke, und Peter trug nur Rouge und roten Lippenstift. Ab unserem zweiten Gig trugen wir so eine Art Prototyp des KISS-Make-ups und entwickelten ein Gespür dafür, wer wir sein würden.

      ACE FREHLEY: Am ersten Abend im Coventry malte ich mir mit silberner Farbe das Gesicht an. Vor unserem zweiten Gig dachte ich mir: „Das ist langweilig, ich muss mir was Fantasievolleres einfallen lassen.“ Und dann malte ich mir Sterne um meine Augen herum.

      PAUL STANLEY: Das Make-up war praktisch immer dasselbe, aber was ich um meine Augen herum zeichnete, veränderte sich fortlaufend.

      ACE FREHLEY: Die Leute wissen gar nicht, dass ich Pauls Make-up entworfen habe.

      PAUL STANLEY: Ace fiel der Stern ein, und es passte zu mir, weil ich schon als Kind immer gerne Sterne gezeichnet hatte.

      GENE SIMMONS: Als wir anfingen, Make-up aufzutragen, trug Paul zwei Sterne – einen um jedes Auge herum. Ich dachte mir, dass es dem viel zu ähnlich war, was Ace im Gesicht trug. Als wir dann zum ersten Mal im Daisy auftraten, ließ Paul einen Stern weg. Ich fragte ihn: „Wo ist der andere Stern hin?“ Und er antwortete: „Ich bin zu faul. Ich will keinen weiteren Stern.“ Mein Schmink-Design war eine Mischung aus Batman und Phantom der Oper. Ich war inspiriert von einem bestimmten Bild von Lon Chaney Sr. als Phantom, das ich im Magazin Famous Monsters of Filmland gesehen hatte, in dem der Schatten richtig hart auf ihn fiel und ihm etwas von einer Fledermaus verlieh. Während der ersten Show im Coventry fielen mir die Haare ins Gesicht und blieben an meiner Schminke haften. Deshalb band ich sie mir nach oben, damit ich freie Sicht behielt. Alle dachten, das wäre eine Anspielung auf Kabuki. Stimmt aber nicht.

      PETER CRISS: Wir gingen in uns und wurden dann eben zu diesen Charakteren. Wir wussten, dass Gene schon immer auf Monster abfuhr. Paul war ein echter Rockstar, Ace war definitiv von einem anderen Planeten, und ich war halt eine Katze. Ich bin ein emotionaler Typ, eine unabhängige Person und ein Einzelgänger – in der einen Minute bin ich liebevoll und schmiege mich an dich, in der nächsten kratze ich dir die Augen aus. Wenn Katzen etwas von dir wollen, kommen sie zu dir, damit du sie streichelst. Wenn sie ihre Ruhe haben wollen,

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