Die Geschichte von KISS. Gene Simmons
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JIMI LALUMIA (AUTOR, WORDS & MUSIC): Das Coventry war ein echter Nexus für Rock ’n’ Roll, weil einfach kein Haken an der Sache war. Das Max’s Kansas City stand mit der Warhol-Entourage und der ganzen Glitter/Glam-Rockszene rund um die Dolls und Wayne County in Verbindung. Das Mercer Arts Center in Downtown Manhattan war nicht direkt auf Rock ’n’ Roll hin orientiert, es war ein Kulturzentrum, das sich für Rock ’n’ Roll zur Verfügung stellte, nachdem alle ihre vorangegangen Versuche fehlgeschlagen waren. Das Coventry hingegen nahm jeder als diesen erdigen Rock-Club wahr. Es bot den passenden Rahmen für Rock ’n’ Roll – die perfekte Location für das erste KISS-Konzert.
GENE SIMMONS: Der Club lag in einem trostlosen Industriegebiet. In der Höhe von zwei Stockwerken oberhalb des Gebäudes verlief eine U-Bahnlinie, und als wir spielten, rauschte ein Zug vorbei. Der war ganz schön laut. Die Besitzer waren Kerle, die „ungefähr so redeten“ [imitiert „harte Jungs“].
JOEY CRISCUOLA: Das Coventry hatte schon bessere Zeiten erlebt. Es hat ziemlich gestunken.
SHAYNE HARRIS (SCHLAGZEUGER, LUGER): Das Coventry befand sich in einer irisch und deutsch geprägten Umgebung, drum herum waren lauter Restaurants und Cafés. Die U-Bahn führte direkt daran vorbei – den ganzen Queens Boulevard entlang. Man konnte von dort direkt zum Time Square fahren.
MARK POLOTT (KONZERTBESUCHER, COVENTRY): Die Fassade schmückte ein unauffälliges Schild mit alten englischen Buchstaben. Du hast dein Auto unter der Hochbahntrasse geparkt und bist in den Club spaziert.
ANDY DOBACK (KONZERTBESUCHER, COVENTRY): Üblicherweise kostete der Eintritt zwei oder drei Dollar. Man musste mindestens zwei Getränke konsumieren. Ein Bier kostete einen Dollar. Es gab eine große Jukebox, gefüllt mit allen aktuellen Hits und der Single einer lokalen Band, den Harlots of 42nd Street.
PAUL SUB: Wenn du reinkamst, war die Bar auf der rechten Seite. Ein ganz normaler Gastro-Bereich mit Tischen und Stühlen sowie einer großen Tanzfläche. Im Keller gab es eine Garderobe, in der sich die Bands umzogen.
KEITH WEST (THE BRATS): Es kam zu vielen sexuellen Ausschweifungen im Keller des Coventry. In der Garderobe hingen wir alle ab – die Girls, die Drogen, alles fand da unten statt. All diese heißen Schnecken wurden zwischen den Bands herumgereicht. Du liefst einem Kerl über den Weg, der mit einem Mädchen da war, und sagtest zu ihm: „Hey, mit der hab’ ich schon gevögelt.“ Und die anderen in der Band dachten sich dasselbe [lacht].
RICK RIVETS (THE BRATS): Es war ein viel größerer Club als das CBGB’s oder Max’s, und es hatte eine tolle Akustik. Die Bühne war nicht sehr hoch und die Decke echt niedrig. Wenn man seine Gitarre in die Höhe hob, berührte man mühelos die Decke.
EDDIE SOLAN: Der Club hatte Bühnen auf zwei entgegengesetzten Enden des Raums. So konnte eine Band aufbauen, während die andere gerade spielte. Wenn die eine Band dann ihr Set beendet hatte, konnte die andere sofort loslegen. KISS waren sehr laut, aber nicht ohrenbetäubend. Wir versuchten immer, so laut wie eben nötig zu sein. Über die Anlage hörte man hauptsächlich Gesang und Schlagzeug. Wir versuchten, das Ganze mit den Amps auszupegeln, also war es nicht besonders lärmig. Andere Bands waren dagegen reinster Krach, sodass man ihre Songs gar nicht mehr als solche wahrnehmen konnte. Wir hatten eine kleine Crew, außer mir nur Joey Criscuola – Peters Bruder – und Bobby McAdams. Aber jeder half mit. Paul fuhr den Truck eines Brotlieferanten, der vollgepackt war mit der Ausrüstung der Band [lacht]. Er war randvoll bis unter das Dach.
PETER „MOOSE“ ORECKINTO (ROADIE, PYROTECHNIKER, SOUND-MIXER): Das Coventry war ein typischer, heruntergekommener Laden im Stile des CBGB’s. Es gab keine Anlage, und es hatte einen Besitzer, dem alles egal war – alles, was ihn interessierte, war, seinen verwässerten Alkohol unter die Leute zu bringen.
BILL AUCOIN (MANAGER VON KISS): Es war so etwas wie das finsterste Verlies unter den Rock-Clubs. Es war echt völlig abgefuckt, aber man hatte seine Freiheiten, konnte so laut spielen, wie man wollte.
BINKY PHILIPS: Das Coventry war eine wahre Müllhalde. Das CBGB’s war auch eine, aber mit sehr viel Charakter. Sobald du dort hineingestolpert bist, wusstest du, dass es echt einzigartig war. Es war so daneben, dass es schon wieder passte. Das Coventry hingegen bestand aus zwei Räumen, die schwarz angemalt waren. Es bestand kein Zweifel, dass den Leuten, die den Club betrieben, der Rock ’n’ Roll scheißegal war. Ebenso offensichtlich war, dass die Mafia hier mit von der Partie war. Ob du deine eigenen Songs oder Covers zum Besten gabst, interessierte keine Sau. Die Booking-Politik war so lasch, du bekamst so viele Scheißbands serviert. Es war klar, dass es dort niemanden auch nur einen Furz interessierte. Der Club diente nur zur Geldwäsche.
MARK POLOTT: Der Vibe im Coventry rockte. Es fühlte sich wie Manhattan an. Viele Leute dort waren in denselben Cliquen, die man auch im Max’s Kansas City traf. Es kamen auch viele hübsche Girls, die wiederum die ganzen Rocker anzogen. Es war die Location in Queens, wo man hinging, um zu sehen und um gesehen zu werden. Damals kannte jeder jeden. Die Dolls schafften den Durchbruch und eröffneten den Bands, die nach ihnen kamen, viele Möglichkeiten.
KEITH WEST: Als KISS anfingen, gab es eine kleine Glitter-Szene in New York und ungefähr zehn Bands, die populär waren – die Dolls, die Brats, Eric Emerson & The Magic Tramps, Teenage Lust, Harlots of 42nd Street, Ruby & The Rednecks, die Planets, Luger und Street Punk. Jede Band der New Yorker Glitter-Szene hatte ihre eigenen Gimmicks. KISS trugen diese Kabuki-Schminke, Jayne County war transsexuell, die Dolls liefen herum wie Transvestiten und die Brats standen auf Bands wie die Faces. Alle fuhren auf Glam- und Glitterpop wie The Sweet, David Bowie, T. Rex, Mott the Hoople oder die Raspberries ab. Aber es war Bowie, der die Szene anführte.
HAROLD C. BLACK: Es gab definitiv eine musikalische Rivalität zwischen den lokalen New Yorker Bands. Sie rivalisierten auch wegen diverser Frauen – wer riss sich wen auf und wer war bei wem der Erste?!
MARK POLOTT: KISS hoben sich von den anderen Bands ab. Sie hatten ein gewisses Charisma. In vielerlei Hinsicht gehörten sie gar nicht zur Szene. Sie kultivierten ihren eigenen mysteriösen Vibe. So viele Typen in Bands, die ich kannte, kamen aus Queens. Da waren Paul und Gene von KISS, da gab es die Ramones, Johnny Thunders von den Dolls, Ricky Byrd, der bei Joan Jett & the Blackhearts spielte, die Brats, Murder Inc., Rags und Street Punk.
Angetrieben von ihrem Hunger nach dem großen Erfolg waren die Mitglieder von KISS fest entschlossen, alles zu tun, um ihre Band von Anfang an zu promoten.
PETER CRISS: Ich stand früh auf, um in Brooklyn diese Flyer für unsere Konzerte aufzuhängen. Ace machte dasselbe in der Bronx. Gene hatte einen Bürojob. Er schrieb eine Kurzbeschreibung der Band und konnte für uns Sachen drucken. Wir alle hatten unsere Ressourcen. Es war großartig.
PAUL STANLEY: Abends hängten wir Flyer und Plakate auf, die unsere Gigs bewarben, was insofern interessant ist, als das später zur Norm für Bands wurde.
GENE SIMMONS: Paul kümmerte sich um das Artwork unserer Konzert-Anzeigen, die in der Village Voice abgedruckt wurden.
PAUL STANLEY: Auf einem unserer frühen Flyer war ein nacktes Mädchen abgebildet. Ich wusste, wenn irgendetwas die Aufmerksamkeit auf sich zieht, dann ein nacktes Mädchen. Sex hat sich immer schon gut verkauft, egal ob es um Rock ’n’ Roll oder um Zahnpasta ging. Die Chancen stehen einfach besser für dich, wenn du ein Bild von einem Nackedei in petto hast [lacht]. Ich zeichnete pubertierende Nymphen. Es war lustig, weil die Village Voice – dieses progressive Blatt – mich dazu zwang, dem nackten Girl einen Badeanzug zu verpassen. Und beim zweiten Mal wurde es nachbearbeitet. Es gab ein Plakat, das ich für eine Show im Hotel Diplomat – zusammen mit Street Punk und Luger – machte, und ich