Die Geschichte von KISS. Gene Simmons
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Anzeige in einer Lokalzeitung mit der Ankündigung des ersten KISS-Gigs im Coventry, Queens Mit freundlicher Genehmigung von Brad Estra
Ace, Paul, Gene, und Peter posieren auf der Treppe zu ihrem Loft in der 23rd Street, New York City KISS Catalog Ltd.
Frühes Promofoto von KISS, geschossen auf der Treppe zu ihrem Loft in der 23rd Street, New York City Ken Sharp Collection
6: Queens Boulevard
Große Erwartungen wichen nach dem allerersten Gig der Band schwerer Enttäuschung. Egal, wen man fragt: Der erste Abend im Coventry war kein Erfolg, sondern brachte eine Ernüchterung, die alle daran erinnerte, dass der Weg zum Gipfel steinig sein würde.
PAUL STANLEY: Bei unserem ersten Auftritt war praktisch niemand da.
PETER CRISS: Es war völlig leer [lacht]. Ein Albtraum. Wir rissen uns für sechs Leute den Arsch auf.
LYDIA CRISS: Ich weiß noch, dass es eine sehr kalte Winternacht war. Die einzigen Leute, die auftauchten, waren ich, Genes Freundin, eine Freundin von ihr und die Road-Crew – Eddie Solan, Joey Criscuola und Bobby McAdams – sowie die Leute, die im Coventry arbeiteten.
PAUL STANLEY: Ob nun vier oder vierzigtausend da waren, ist egal. Unser Weg war bereits vorbestimmt. Für mich zählte nur, dass wir die größte Band weit und breit werden würden. Nichts konnte sich uns in den Weg stellen oder uns von unserem Ziel abbringen. Für mich waren Rückschläge nur Erlebnisse, auf die ich irgendwann nostalgisch und staunend zurückblicken würde. Ich war überzeugt, dass ich auf dem Weg zur Weltherrschaft war.
GENE SIMMONS: Wir spielten am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag für eine Gage von 30 Dollar.
LEW LINET: Das Coventry war eine Latrine. Diese Gigs waren Mist. Niemand mochte sie, niemand klatschte.
PAUL SUB: Keiner hatte eine Ahnung, wer sie waren.
LYDIA CRISS: Obwohl niemand da war, ließen sie sich nicht entmutigen. Sie waren froh, spielen zu dürfen, und waren mit ganzem Herzen bei der Sache. Die Band bekam 30 Dollar an diesem Abend, aber die flossen direkt in die Taschen der Roadies.
RICK RIVETS: Paul Sub, der Besitzer des Clubs, war kein Geizhals, aber er bezahlte die Musiker nicht im Voraus. Alle Bands bekamen die Hälfte der Eintrittsgelder. Aber er gab ihnen einen Haufen Getränke-Bons, und da hatte niemand was dagegen [lacht].
GENE SIMMONS: Die Show, für sich genommen, war richtig roher, richtig guter Rock ’n’ Roll ohne Firlefanz. An diesem Abend im Coventry trug ich samtene Schlaghosen, ein Paar High Heels, die ich mit Nieten besetzt hatte, und ein weißes Matrosen-Shirt. Es war ein Überbleibsel vom Vorspielen von Wicked Lester für den Boss von Metromedia Records.
BOBBY MCADAMS: Ace war schon vor den Auftritten ziemlich angeheitert. Aber man muss ihm zugute halten, dass er auch noch gut spielte, wenn er sturzbesoffen war.
PETER CRISS: Wir legten das Make-up auf, gingen auf die Bühne und spielten. Wir gaben Gas für einen leeren Club. Das respektierte ich an den Jungs. Von Anfang an. Wir hielten uns an das, was wir eingeprobt hatten, egal, was vor der Bühne abging. Als wir dann im Daisy auftraten, war es zwar auch nur eine Bar, aber wir gingen an die Sache heran, als ob es der [Madison Square] Garden gewesen wäre. Und ich erinnere mich, dass Gene, als wir dann wirklich im Garden auftraten, sagte: „Du kleiner Mistkerl, jetzt spielen wir tatsächlich hier!“
PAUL STANLEY: 1972 gingen die Leute in den Garden, um Elvis zu sehen. Ich dachte mir: „Eines Tages fahren die Leute zum Garden, um mich zu sehen.“ Fünf Jahre später waren wir dort dann Headliner. Es war vielleicht ein blindes, idiotisches Selbstvertrauen, aber das bringt einen weit, wenn zusätzlich noch ein bisschen Talent im Spiel ist. Wenn man total entschlossen ist, etwas zu erreichen, lässt man sich nicht von seinen Zielen abbringen.
GENE SIMMONS: Wir lasen Sachen über Frank Sinatra und seine Bobby-Soxers und darüber, wie Elvis’ Manager, Colonel Tom Parker, die Aufregung um seinen Schützling, die alle für natürlich hielten, quasi selbst kreierte. Die Show fand nicht nur auf der Bühne statt, sie bezog auch das Publikum mit ein. Wir mussten unseren eigenen Vibe selber schaffen, weil wir damals noch Nobodys waren. Wir luden unsere Freundinnen und unsere Kumpels zu unseren Konzerten ein. Somit hatten wir Leute, die für uns aufstanden und tanzten. Wenn du gerade so reinkamst, dachtest du dir: „Oh, was geht denn hier vor sich? Sie haben schon Fans?“
PETER CRISS: Wir spielten noch ziemlich oft im Coventry. Ich fuhr eines Abends mit den Jungs in meinem Wagen vor, und die Leute standen in einer Schlange den Block runter. Uns fiel nur ein: „Heilige Scheiße, das ist cool!“ Wir mussten durch die Menge durch, und alle klopften uns auf die Schultern. Wir schafften es in den Keller und sagten nur: „Fuck!“ Es war echt cool.
JOEY CRISCUOLA: Nach der ersten Show verbreiteten sich die News über diese wilde Band, und im Verlauf der nächsten paar Konzerte im Coventry konnten sie sich eine kleine Anhängerschaft erspielen.
PAUL SUB: Von da an zogen KISS so zwischen 100 und 150 Leute an.
EDDIE SOLAN: Die Leute saßen mit offenen Mündern da [lacht]. Sie spielten auch oft im Daisy, und die Leute saßen da und dachten sich: „Wer zum Teufel sind diese Typen?“ Aber es sprach sich in dieser kleinen Stadt rasch herum, wer sie waren, und am nächsten Abend war der Laden gerammelt voll.
GENE SIMMONS: Wir weigerten uns, aktuelle Hits zu covern. Wir hatten Eier. Wir sagten, wir würden weder „Hang On, Sloopy“ noch „Midnight Hour“ spielen. Wir hatten unsere eigenen Songs dabei. Das war ziemlich riskant. Wir spielten beim ersten Gig im Coventry zwei verschiedene Sets, aber nur unsere Sachen. Wir hatten schon einige Songs in unserem Arsenal, die wir bis heute spielen: „She“, „Watchin’ You“, „Deuce“, „Strutter“ und „Black Diamond“. Diese Songs landeten schließlich auf den ersten paar Alben. Eine erwähnenswerte Ausnahme: „Life in the Woods“ war ein absoluter Fehlschlag. Paul hatte ihn zu verantworten.
EDDIE SOLAN: „Life in the Woods“ unterschied sich von den anderen Rocksongs, die sie im Programm hatten.
PAUL STANLEY: Es war mehr wie ein Riff, die Lyrics kamen erst später. Sie waren eher bizarr – einfach irgendetwas, damit wir etwas zum Singen hatten.
EDDIE SOLAN: [Rezitiert die Lyrics] „Life in the woods would be easy, living with the birds and the trees …“ Es war ein seltsamer Song [lacht].
GENE SIMMONS: Wir haben ihn nie aufgenommen. [Rezitiert die Lyrics] „… Keeping in tune with the city, singing along with the breeze.“ Dieser Text war bizarr, aber der Riff war außergewöhnlich. Es erinnerte mich an einen Song der Band Detroit, in der Mitch Ryder spielte.
PAUL STANLEY: Ich klaute mir von „Dreams“, einem Song des Buddy Miles Express, einen kleinen Gitarrenpart und versuchte auch, die Atmosphäre seines Textes rüberzubringen. „Life in the Woods“ war ein Song, den wir während unserer Club-Zeit spielten; er diente als Füllmaterial. Wir hatten eine beschränkte Zahl an Songs, mussten aber so und so viele Sets pro Abend spielen. Er war Flickwerk, er sollte das Konzert ein wenig länger machen. Wir wollten ihn nie