Höllen-Lärm. Ian Christe

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Höllen-Lärm - Ian Christe

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weiteren, noch unbenannten Gruppen waren die ersten zehn Jahre Heavy Metal noch immer gerade einmal der Anfang. Groß­britannien hatte den klassischen Heavy Metal hervorgebracht – aber in Europa, Asien und Amerika war die Zukunft noch zu haben.

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      Wendy O. Williams und Richie Stotts von den Plasmatics (John Michaels)

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      Die erste Single von Raven, 1980 erschienen

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      Paul Di’Anno von Iron Maiden (EMI Records)

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      Kerrang! Nr. 1: Die Geburt der Headbanger-Bibel

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      Motörhead/Girlschool-Single

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      Aardschok

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      Steve Harris, der Mastermind von Iron Maiden (Todd Nakamine)

      III: 1980: Die amerikanische Einöde wartet

      13. Oktober 1980: Back In Black von AC/DC erhält Platin in den USA

      Januar 1982: Ozzy Osbourne beißt einer Fledermaus, die ihm in Iowa auf die Bühne geworfen wird, den Kopf ab

      März 1982: Der Gitarrist Randy Rhoads kommt bei einem Flugzeugabsturz ums Leben

      14. Juni 1982: Metal Blade Records veröffentlichen Metal Massacre

      20. August 1982: Too Fast For Love von Mötley Crüe wird von Elektra wiederveröffentlicht und steigt auf Platz einhundertsiebenundfünfzig in die Billboard-Charts ein

      Während in den englischen Heavy-Metal-Schmieden eifrig weitergearbei­tet wurde, erwachte Amerika 1980 aus einem Disco-Traum. Nachdem sie die Sorgen der vorangegangenen zehn Jahre weggetanzt hatten, kannten nur sehr wenige amerikanische Rockfans Iron Maiden, Motörhead und Judas Priest – weniger bekannte Bands wie Diamond Head oder Angel Witch schon gar nicht. „Disco hat Leute, die auf Hardrock standen, fünf Jahre lang in die Ecke gedrängt“, meint Ron Quintana, ein DJ und Plattensammler aus San Francisco. „Man kam sich vor wie eine der Ratten, die um anderer Leute Füße herum­wuseln – man versuchte sich gegenseitig zu finden und sich von diesen neuen Metal-Bands zu erzählen, die plötzlich auftauchten.“

      Dabei hatten Heavy Metal und die Disco-Musik durchaus Gemeinsam­keiten: In beiden Bereichen gab es divenhafte Sänger, und beide boten ener­giegeladene Gemeinschaftserlebnisse. Aber für Kids, die zu jung waren, um das Tanzbein zu schwingen, war das Disco-Nachtleben wieder nur ein ausschwei­fender Luxus für die von sich selbst eingenommene „Ich“-Generation. Twisted Sister, eine in den New-Yorker Vorstädten beliebte Clubband, mobilisierten die Abweichler mit dem majestätischen „Rock And Roll Saviors“, dessen Text unver­blümt „Disco is dead! – Disco ist tot!“ verkündete.„Darauf konnte sich jugend­licher Hass konzentrieren“,meint der Sänger der Band,Dee Snider.„Disco war so dominant, dass es Rockbands schwer hatten, Arbeit zu finden. Disco war ungeheuer ausgeufert. Rückblickend war es eine Frage des Lebensstils. Die Musik war nicht nur ein Sound, den wir nicht mochten – sie stand für einen bestimmten Teil der Bevölkerung. Die Disco-Kids waren eine Gruppe und die Heavy-Metal-Kids eine andere.“

      Vielerorts in Amerika wollte man dem Disco-Taumel ein hässliches Ende bereiten. Die Plasmatics, eine apokalyptische Punkrock-Freakshow, die in der zwielichtigen Gegend um den New-Yorker Times Square entstand, waren absto­ßend, dreist und bereit, den Niedergang des einundzwanzigsten Jahrhunderts einzuleiten. Sie liebten einen Sound, der wie eine Barrikade aus Stacheldraht klang. Sängerin Wendy O. Williams, die sich auf der Bühne in Rasierschaum und strategisch angebrachte schwarze Klebebandstreifen kleidete, zersägte Gitarren mit der Kettensäge und bearbeitete Schrottautos mit dem Vorschlag­hammer. Sie wirkten, als seien sie einem völlig überzeichneten Comic ent­sprungen, und feierten sensationslüstern die Zerstörung amerikanischer Iko­nen. „Wir produzierten Chaos und Durcheinander“, meint Gitarrist Richie Stotts. „Manchmal war es gefährlich, aber uns hat es Spaß gemacht. Ein paar Leute haben sich auf uns gestürzt, aber die haben es nicht kapiert. Die haben uns danach beurteilt, was sie sich unter einer Band vorstellten. Wir haben ja nicht mal behauptet, dass wir überhaupt eine Band sind!“

      Als die Wahl Ronald Reagans 1980 die lockeren Siebzigerjahre mit einem nachhallenden konservativen Donnerschlag beendete, war der Einfluss des Punk auf Amerikas Mainstream bereits verpufft. Wie beim Zusammenbruch des Londoner Punk war auch die Szene in Los Angeles, die X und die Germs aus der Taufe gehoben hatten, durch Drogen und Zerstörung ausgebrannt, und die Musikindustrie formte aus ihrer Gefährlichkeit und Schärfe wenig später die discobeeinflusste New Wave. Als der Anblick des Germs-Sängers Darby Crash, der sich in dem Dokumentarfilm The Decline of Western Civilization die Haut aufritzt, die großen Kinokomplexe der vorstädtischen Einkaufszentren erreichte, blieb seine antiautoritäre Haltung im Gedächtnis, nicht aber der scharfkantige Sound. Seines Protestpotenzials entkleidet, wurde Punk kom­merzialisiert und in Form seichter Kost von Wall of Voodoo, Oingo Boingo oder The Knack als Soundtrack für Teeniefilme wieder aufgekocht. Wie der Außenseiter Slash in der Highschool-Fernsehsitcom Square Pegs richtig stellte: „Ich bin kein Punk, ich bin New Wave – das ist ’ne ganz andere Frisur.“ Lachen vom Band.

      Aus dem Glitzer des Disco und den Ruinen des Punk erhob sich die Metal­Revolution.„In Hollywood gab es auf dem Parkplatz von Capitol Records regel­mäßig einen Flohmarkt“, sagt Brian Slagel, der Gründer von Metal Blade Records. „Da gab es nur Musik, und es wurde von seltenen Platten bis zu alten Singles alles gehandelt, darunter auch jede Menge Bootlegs. Ich habe da immer eingekauft, und als ich mich erst mal mit Leuten angefreundet hatte, die in Plat­tenläden arbeiteten und die auch wussten, dass ich auf Metal wie Kiss und AC/DC stand, sagten die: ‚Hey, du, hier ist ’ne Cassette von einer Band, die du dir mal anhören solltest. Die sind auch cool.‘“

      Andernorts bildeten Heavy-Metal-Fans Cliquen innerhalb der Hardrock­szene. Die „Ratten, die um anderer Leute Füße herumwuselten“, schickten ein­ander über Kleinanzeigen in Sammlerzeitschriften wie Goldmine und Record Trader Signale oder erkannten einander bei den wichtigen Rockveranstaltun­gen. „Wir sahen den Sänger von Exodus, Paul Baloff, immer bei den Konzer­ten von Yesterday and Today [den späteren Y&T]“, erinnert sich Ron Quintana an die Szene in San Francisco.„Die waren damals das Härteste,was bei uns lief. Bei den coolen Shows traf man immer wieder die gleichen Leute, und Baloff war einer davon. Y&T führten eine Menge Leute aus der Bay Area an den Hard­rock heran; das war echt gut.“

      Während sich die Metalfans wie Bienenschwärme zusammenfanden, lie­ferten selbst aufgenommene Cassetten sozusagen den Blütenstaub, mit dem sie ihre genetischen Codes zur Vergrößerung des Bienenstocks übertrugen. „Ab 1979 stand ich auf die ganze NWOBHM-Szene“, sagt Brian Slagel. „Ich habe Livecassetten und Demotapes mit Leuten auf der ganzen Welt getauscht. Der britische Heavy Metal begann mich zu interessieren, weil ein paar meiner euro­päischen Freunde sagten: ‚Hey, hier gibt’s eine Band,

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