Lernen S' Geschichte, Herr Reporter!. Ulrich Brunner

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Lernen S' Geschichte, Herr Reporter! - Ulrich Brunner страница 8

Автор:
Серия:
Издательство:
Lernen S' Geschichte, Herr Reporter! - Ulrich Brunner

Скачать книгу

AZ-Redakteur gut informiert, aber an die Vertraulichkeit der Sitzungen gebunden. Es war zutiefst frustrierend, dass man die Storys, die man selber nicht schreiben durfte, in anderen Zeitungen lesen musste. Ein Beispiel: Chefredakteur Manfred Scheuch, der auch Zutritt zu den Ministerratsvorbesprechungen hatte, kam an einem späten Nachmittag in die Redaktion und erzählte, dass Außenminister Rudolf Kirchschläger über die bevorstehende Anerkennung Nordvietnams durch Österreich berichtet hatte. Das war eine Sensation, da vorher nur Schweden Hanoi anerkannt hatte. Ich plädierte für Veröffentlichung, doch Scheuch fühlte sich an die Vertraulichkeit gebunden. Die Abendausgabe des Kurier, die wir uns täglich von einem Boten kommen ließen, hatte freilich als Aufmacher: »Österreich anerkennt Hanoi!« Wir brachten diese Topnachricht dann in die Spätausgabe. Das Gros der Auflage war allerdings schon ausgeliefert.

      Einmal wollte sich die Redaktion aus den Zwängen, die eine Parteizeitung unweigerlich hatte, befreien und glaubte, dies könnte durch ein Redaktionsstatut geschehen. Einige Redakteure gaben sich viel Mühe, ein derartiges Statut auszuarbeiten. Chefredakteur Scheuch ging damit in den Parteivorstand und kam mit der Nachricht in die Redaktion, das Statut sei genehmigt worden, allerdings mit dem Zusatz: »Die Richtung der Arbeiter-Zeitung wird durch den Parteivorstand festgelegt.« Mit diesem Satz war das Redaktionsstatut faktisch nichts wert. Die SPÖ war damals nicht bereit, der AZ die Freiheiten zu gewähren, die jene Zeitungen hatten, die von ÖVP-Vorfeldorganisationen finanziert wurden.

      Das finanzielle Defizit der Arbeiter-Zeitung wurde außer von der Bundespartei noch von Teilorganisationen der SPÖ, unter anderem den Landesorganisationen von Wien und Niederösterreich, abgedeckt. Auch die SPÖ-Fraktion des ÖGB leistete einen Beitrag. Die Finanziers waren meist unzufrieden mit der Berichterstattung. Die Berichte über Nationalratssitzungen waren damals in allen Zeitungen sehr umfangreich; da wurden oft Wortmeldungen von mehr als einem Dutzend Rednern zitiert. Natürlich wollten sich die SPÖ-Abgeordneten gedruckt sehen, gewissermaßen als Tätigkeitsnachweis für ihren Wahlkreis. Die Wortmeldungen der SPÖ-Abgeordneten wurden in der Arbeiter-Zeitung immer positiv dargestellt, die der Opposition als wenig überzeugend. Dringliche Anfragen der ÖVP waren in der Regel »Rohrkrepierer«. Nach einer redaktionsinternen Reformdiskussion wollten wir eine objektivere Wiedergabe der Debatten im Nationalrat anpacken, Fotos sollten nicht nur von SPÖ-Abgeordneten, sondern auch von den Hauptrednern der Opposition ins Blatt gerückt werden. Das geschah nur einmal. Nach einem Proteststurm im SPÖ-Klub kehrten wir wieder zum alten Modus zurück: Die SPÖ-Abgeordneten waren immer die mit den besseren Argumenten – und mit Fotos.

      Die Arbeit in der AZ wurde immer frustrierender. Ich sah dort keine journalistische Zukunft mehr und wechselte 1975 in den ORF. Schon bei einem meiner ersten Einsätze im ORF fühlte ich mich bestätigt: Bei einer Regierungsklausur wurde unter anderem eine kräftige Erhöhung der Mineralölsteuer beschlossen. Die AZ titelte folgerichtig »Benzin um 1 Schilling teurer«. Die Ausgabe wurde rechtzeitig zum Abendessen angeliefert. Kreisky bekam einen roten Kopf, als er die Schlagzeile sah. Er belehrte die anwesenden AZ-Redakteure, dass man das den Menschen ganz anders nahebringen müsste. Schließlich dienten die Mehreinnahmen einem verbesserten Umweltschutz. Am nächsten Tag erschien die AZ mit einer geänderten Schlagzeile: »Reines Wasser, reine Luft«. Im Kleingedruckten erfuhren die Leser dann, dass Benzin teurer wurde. Da wusste ich, dass ich nie wieder bei einer Parteizeitung arbeiten wollte.

Kreiskys Weg ins Kanzleramt

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgAAAQABAAD/2wBDAAgGBgcGBQgHBwcJCQgKDBQNDAsLDBkSEw8UHRofHh0a HBwgJC4nICIsIxwcKDcpLDAxNDQ0Hyc5PTgyPC4zNDL/2wBDAQkJCQwLDBgNDRgyIRwhMjIyMjIy MjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjL/wAARCA82CowDASIA AhEBAxEB/8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQA AAF9AQIDAAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3 ODk6Q0RFRkdISUpTVFVWV1hZWmNkZWZnaGlqc3R1dnd4eXqDhIWGh4iJipKTlJWWl5iZmqKjpKWm p6ipqrKztLW2t7i5usLDxMXGx8jJytLT1NXW19jZ2uHi4+Tl5ufo6erx8vP09fb3+Pn6/8QAHwEA AwEBAQEBAQEBAQAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtREAAgECBAQDBAcFBAQAAQJ3AAECAxEEBSEx BhJBUQdhcRMiMoEIFEKRobHBCSMzUvAVYnLRChYkNOEl8RcYGRomJygpKjU2Nzg5OkNERUZHSElK U1RVVldYWVpjZGVmZ2hpanN0dXZ3eHl6goOEhYaHiImKkpOUlZaXmJmaoqOkpaanqKmqsrO0tba3 uLm6wsPExcbHyMnK0tPU1dbX2Nna4uPk5ebn6Onq8vP09fb3+Pn6/9oADAMBAAIRAxEAPwD1sUd6 B0FLWZYU32pTR0oEFJSjiigBOaUdKMUYxQMKMd6DR0oAOtFHSjvQAAkUHrRRjnNAg7cdaOnJ60UZ oAOtL2pKKADBPOaOnSijpQMPrSfhQelL2oEHY0DkUUdKBiYxS4opCTQIX2oFJ2pelAxe1JnFFGe1 AC5zSEZoPFJ9KAFwKOaMUmeaBC0nelooAMdqBR1NFABnnFG2jPNJ70DDFOxSUtAhMUUcig0AFJ1P NKORRQMTvS4o4zRxigQHilxR2pKACijFFAB244oxQBig0AGKBR2oFAARR2o4ooAXJNJmgdaWgBM0 UDmk70ALmg0YpKAF9qAeMUdKKADtRjNFLmgBBjPFL

Скачать книгу