Dave Gahan. Trevor Baker

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Dave Gahan - Trevor Baker

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So traten Dave und Martin etwa in der Samstagmorgensendung Tiswas auf und versuchten, die üblichen Fragen zu beantworten („Warum verwendet ihr Synthesizer?“, „Warum heißt ihr Depeche Mode?“, „Wie spricht man Depeche Mode aus?“), während sich direkt hinter ihnen ein paar aufsässige Jugendliche laut lachend unterhielten. Erst gegen Ende schienen sie den Musikern etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken, als sie die Anweisung erhielten, die beiden Stars mit Papierschnipseln zu bewerfen und Dave eine Sahnetorte ins Gesicht zu pfeffern.

      Etwa zur selben Zeit hatten Depeche Mode in der britischen Fernsehinstitution der Achtziger, Jim’ll Fix It, einen Auftritt, der sogar noch peinlicher war. Das Erfolgsgeheimnis der beliebten Sendung war, dass Kinder dem Moderator Jim Saville, einem ausgemachten Exzentriker, einen Brief schrieben und ihn baten, etwas für sie „zu deichseln“, sprich: ihnen einen lang gehegten Wunsch zu erfüllen. Der Traum eines Mädchens war es, einmal zusammen mit Depeche Mode aufzutreten. Pflichtschuldig erklärten sie sich dazu bereit und ließen sie ein bisschen Keyboards spielen, dann bekam sie von Alan eine Trophäe überreicht, das begehrte Jim’ll Fix It-Abzeichen.

      Damals unterschied man streng zwischen „ Popmusik“, die von vielen Fernseh- und Radio-Programmmachern als simple Unterhaltung für Kinder eingestuft wurde, und „Rockmusik“, die für Teenager gedacht war. Jemand über 30, der sich noch für einen der beiden Stile interessierte, wurde für ein bisschen seltsam gehalten. Depeche Mode hatten zwar kein Problem damit, dass Kinder ihre Platten kauften, doch es dämmerte ihnen langsam, dass Teenager und Erwachsene auf Grund ihres Images aus der Zielgruppe herausfallen könnten.

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      Als Depeche Mode ins Studio gingen, um ihr zweites Album A Broken Frame einzuspielen, mag ihnen schmerzlich bewusst gewesen sein, welch himmelweiter Unterschied zwischen den brillanten Chartstürmer-Singles von Yazoo und den eher geistlosen Songs bestand, die sie ohne Vince komponiert hatten. Wenigstens hatten sie eine Entschuldigung. Martin Gore war gezwungen gewesen, innerhalb weniger Wochen ein komplettes Album zu schreiben.

      „Wir strampelten uns ab, ohne zu wissen, wohin die Reise eigentlich gehen sollte“, sagte Martin 2001. „Es war das erste Mal, dass ich mich als Songwriter versuchte, und heraus kam ein regelrechter Mischmasch. Ein paar Nummern waren alt, mit das Erste, was ich überhaupt jemals geschrieben hatte, andere wiederum fielen mir spontan während der Aufnahmen ein.“

      Sie nahmen erneut im Blackwing Studio auf, doch dieses Mal machte die Arbeit weitaus weniger Spaß. „Das ist schon ein seltsamer Ort“, sagte Dave damals. „Draußen im Garten steht eine Statue von Jesus am Kreuz, die jemand mit Blut angemalt hat. Wir haben eine Menge Fotos dort gemacht, aber keines davon ist etwas geworden. Das ist schon recht seltsam.“

      Sie lebten alle noch in Basildon, also nahmen sie jeden Morgen den Zug zur London Bridge und abends dann den letzten Zug zurück. Inzwischen waren ihre Gesichter allerdings in sämtlichen Musikzeitschriften erschienen, und sie waren häufig im Fernsehen gewesen, also wurden sie oft erkannt, was nicht immer vorteilhaft war. Viele Fahrgäste waren so genannte „Essex-Typen“, die seit Feierabendbeginn in London getrunken hatten. „Wir gerieten ständig in Schlägereien“, sagte Martin. „Manchmal, weil man uns erkannte, aber meistens war es die ganz normale Gewalt, die in Essex an der Tagesordnung ist.“

      Dave beklagte sich später, die Leute hätten sie hängen gelassen. Bei ihrem zweiten Album habe es im Studio an Begeisterung gemangelt. Sie wussten, dass sie nicht mehr als Teenie-Pop-Idole betrachtet werden wollten, wussten aber nicht, wodurch sie Vince’ Sound ersetzen sollten. Sie hatten die vage Vorstellung, dass sie ein bisschen „düsterer“ als bisher sein wollten, und doch waren Songs wie „See You“ beinahe klebrigsüß. Martins Aufgabe wurde dadurch erschwert, dass er immer noch in Vince’ Schatten stand. Er gibt zu, dass er anfangs (vielleicht unweigerlich) noch stark von dem Stil ihres ehemaligen Bandkollegen beeinflusst war. Sie wussten, dass es riskant war, sich allzu weit von dem Stil zu entfernen, mit dem sie bekannt geworden waren – denn dann bestand die Gefahr, dass sich niemand mehr für die Band interessierte.

      Depeche Mode wollten beweisen, dass sie ohne Vince als Trio bestehen konnten. Bis jetzt war es noch nicht zur kreativen Zusammenarbeit mit Alan Wilder gekommen. Sie wollten unbedingt ernster, erwachsener klingen, doch dieser Versuch war nicht ausnahmslos von Erfolg gekrönt. Tatsächlich waren die Songs nicht „tiefgründiger“, sondern sogar noch ein wenig prätentiöser als die auf Speak And Spell.

      Die vielleicht größte Schwäche des Albums ist, dass Martin noch keine Songs schrieb, die für Daves Stimme optimal geeignet waren. Die meisten waren sanfte, langsame Angelegenheiten, die er auch leicht selbst hätte singen können. Bei vielen der besseren Nummern – etwa „Monument“, „My Secret Garden“ oder „Satellite“ – klingt Dave uncharakteristisch zurückhaltend. Das gesamte Album ist sehr minimalistisch und zweidimensional. Wenn es mit dem schnelleren, opulenteren „Photographs Of You“ kurzzeitig aus diesem Muster ausbricht, klingt es abermals so, als würde jemand versuchen, einen Fünfzigerjahre-Pop-Song auf Spielzeuginstrumenten zu interpretieren.

      Später sollte man sich daher mehr an die Covergestaltung des Albums denn an die Musik erinnern. Trotz ihrer Meinung über das Artwork von Speak And Spell betrauten sie erneut Brian Griffith damit, das Titelfoto zu schießen. „Es war wundervoll von ihnen, dass sie mir die Stange hielten“, sagt Brian. „Denn das nächste wurde eines der berühmtesten Albumcover aller Zeiten.“ Das Cover von A Broken Frame fand später als Titelbild einer Sonderausgabe der Zeitschrift Life über die Farbfotografie des 20. Jahrhunderts Verwendung. Nach dem Fiasko mit dem Schwan auf Speak And Spell wollte die Band diesmal bei der Gestaltung mitreden. „Wir hatten deswegen mit Daniel und der Band eine Besprechung nach der anderen“, sagt Brian. „Schließlich kamen wir auf die Idee, dass wir einen Bauern in einem Kornfeld nehmen sollten.“

      Trotz langwieriger Vorarbeit entstand das Coverfoto eher spontan, ganz nach Manier des Mute-Labels. Brians Stylist Jacqui Frye wurde am Freitag damit beauftragt, für den Fototermin am Montag ein Bauernkostüm herzustellen. Als sie an dem Kornfeld in der Nähe von Saffron Walden im Norden von Essex ankamen, bat sie ein ungeduldiger Landwirt, sie mögen sich bitte beeilen, weil er mähen wolle. An jenem Tag regnete es die meiste Zeit über, doch als die Wolken aufbrachen, schoss Brian ein perfektes Bild von dräuenden Wolken und leuchtendem Getreide.

      „Ich hatte großes Glück, dass die Wolken so wunderbar aufbrachen und ich diese Magie einfangen konnte“, sagt Brian. „Als ich das Polaroid sah, flippte ich aus. Ich konnte es kaum glauben. Wir luden Daniel Miller in mein Studio ein, damit er sehen konnte, wie es geworden war. Wir saßen zusammen in einer Ecke und warteten gespannt auf seine Reaktion: ‚Mach schon, Daniel, sieh mal in den Leuchtkasten und schau’s dir an.‘“

      Technisch gesehen war es ein großartiges Bild. In seiner Überhöhung der Arbeit hatte es beinahe sozialrealistische Züge (mit dem Cover ihres nächsten Albums sollten sie noch einen weiteren Schritt in diese Richtung tun). Für den Augenblick hatte A Broken Frame seine Aufgabe erfüllt. Es war zwar bei Weitem kein Klassiker, doch hatte das Album gezeigt, dass Depeche Mode als kreative Kraft noch lange nicht am Ende waren. „Ich halte das zweite Album nicht gerade für ein Meisterwerk“, gestand Martin Jahre später. „Wir kamen schlicht und einfach gerade so damit durch.“

      „Wir alle finden, dass A Broken Frame rückblickend betrachtet unser schwächstes Album ist“, sagte Dave 1990. „Es ist ziemlich zusammengestückelt. Zu dieser Zeit bekamen wir das Etikett, eine sehr düstere Band zu sein. Wir lernten damals noch. Das Album war ganz naiv. Es war Martins Erstlingswerk als Songwriter. Ehrlich gesagt, wurde er damit ins kalte Wasser geworfen.“

      Es gelang ihnen damals, das Album halbherzig zu bewerben, indem sie behaupteten, es zeige einen Reifeprozess. Dave: „Der Kram auf dem letzten Album war Euro-Macho-Tanzmusik, tanzbare Synthesizermusik, doch in unserem neuen Album steckt viel mehr, es ist viel

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